"Der Markt für Cloud IaaS hat sich um zwei führende Anbieter herum konsolidiert", schreibt Gartner in einem 47-seitigen Report. "Die Zukunft anderer Service Provider ist zunehmend unsicher." Zum dritten Mal in Folge positionieren die Analysten Amazon Web Services (AWS) vor Microsoft als "Leader" im oberen rechten Bereich des Quadranten. Die x-Achse des Magic Quadrant bemisst in der Gartner-Diktion das Kriterium "Completeness of Vision", die y-Achse "Ability to Execute".
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Als drittplatzierter Anbieter findet sich Google im unteren rechten Quadranten der "Visionäre". Alle anderen der insgesamt zehn aufgeführten Provider landen dagegen im unteren linken Quadranten und sind nach Einschätzung Gartners lediglich Nischen-Player. Zu dieser Gruppe gehören nach Rackspace, CenturyLink und Virtustream auch VMware und IBM / Softlayer. Noch etwas weiter unten im Quadranten stehen NTT Communications und Fujitsu. Als Herausforderer ("Challenger") im linken oberen Quadranten mag Gartner keinen Anbieter einstufen.
Gartner berücksichtigt im "Magic Quadrant for Cloud Infrastructure as a Service" lediglich das Segment IaaS und bezieht dies auf Public- ebenso wie aufPrivate-Cloud-Angebote. Für andere Bereiche des Cloud-Markts publiziert das Marktforschungs- und Beratungshaus jeweils eigene Analysen.
Die Positionierung der beiden IaaS-Marktführer hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert, allerdings tauchen mehrere Provider in diesem Jahr gar nicht mehr auf, darunter CSS, Dimension Data, Interoute, Joyent und Verizon. Schon im vergangenen Jahr sprach Gartner bezüglich SaaS von einem Markt "in Aufruhr".
Amazon Web Services als "reifer Anbieter"
Die Rechenkapazität des Marktführers Amazon Web Services übersteige die kombinierte Kapazität aller anderen Anbieter bei weitem, schreiben die Analysten. AWS sei heute ein "reifer Anbieter", der trotzdem agil geblieben sei und als Innovationsführer die besten Voraussetzungen mitbringe, eine sehr große Zahl an Benutzern und Ressourcen zu managen. Wer die diversen Angebote optimal nutzen wolle, benötige allerdings Fachwissen und möglicherweise sogar einschlägige Beratungsleistungen, schränken die Analysten ihr Lob ein.
Microsoft Azure für viele Unternehmen "gut genug"
Microsoft Azure ging ursprünglich als PaaS-Angebot an den Start (Platform-as-a-Service). Erst im April 2013 entstand daraus auch ein IaaS-Portfolio. Die kombinierten PaaS- und IaaS-Angebote erschienen heute wie aus einem Guss, schreibt Gartner. Microsoft verfolge die Strategie, seine Cloud-bezogenen Features und Services eng mit den eigenen On-Premise-Produkten zu verzahnen. Auch wenn das Azure-Portfolio weder den gleichen Funktionsumfang noch die Reife von AWS besitze, sei es für viele Organisation inzwischen doch "gut genug". Allerdings seien längst nicht alle Funktionen sorgfältig implementiert und einfach zu nutzen. Einigen Microsoft-Partnern fehlten zudem Fachwissen und Erfahrungen mit Azure.
Google punktet bei Analytics und Big Data
Der Drittplatzierte Google stieg erst im Dezember 2013 in den SaaS-Markt ein und ist damit der jüngste Player unter den Top 3. Gartner lobt die technischen Innovationen, die das Google-Portfolio vor allem in den Bereichen Big Data, Analytics oder Machine Learning vom Wettbewerb abhebe. Im Cloud-Angebot des Suchmaschinenkonzerns fehlten aber einige Kernfunktionen wie ein ausgereiftes User Management. Im Umgang mit Enterprise- und mittelgroßen Kunden befinde sich Google noch einer frühen Phase, urteilen die Gartner-Experten.
IBM Softlayer mit Lücken im IaaS-Portfolio
Das SaaS-Angebot von IBM besteht aus Diensten der im Juli 2013 übernommenen Firma Softlayer. Sechs Monate später stellte IBM das eigene SmartCloud Enterprise-Angebot für IaaS ein. Im Gartner-Ranking findet sich IBM im Quadranten der Nischenanbieter noch hinter CenturyLink, Rackspace und Virtustream. Zwar verfüge Softlayer über langjährige Erfahrungen als "Dedicated Hosting Provider", so der Gartner-Report. IBM selbst könne zudem auf eine starke Marke und weltweite Kundenbeziehungen bauen. Doch das Feature-Set von Softlayer habe sich seit der Übernahme nicht wesentlich verbessert.
Zudem habe IBM zwischenzeitlich einen strategischen Schwenk vollzogen und bevorzuge nun eine Mischung aus PaaS und IaaS in Gestalt seines "Bluemix"-Portfolios. Softlayer jedenfalls fehlten viele IaaS-Merkmale die gerade mittelgroße und Enterprise-Kunden nachfragten. Erst kürzlich hatte IBMs Cloud-CTO Jim Comfort erklärt, wie sich der Konzern von den Rivalen im Cloud-Geschäft unterscheiden will. Ein ausgeprägter Branchenfokus soll dabei eine zentrale Rolle spielen.