Vor Jahren trat die Administration in Brüssel noch bescheiden auf, wenn es um die Verteilung von Fördergeldern ging. Forschungsvorhaben finanzierte die EU nur, wenn die einzelnen Staaten dazu nicht selbst in der Lage waren. Dieses so genannte Subsidiaritätsprinzip wird zunehmend aufgelöst. Immer mehr Milliarden Euro fließen zunächst nach Brüssel und werden dann wieder verteilt. Spitzenforschung und innovative Entwicklungsprojekte sind heute kaum noch ohne internationale Partner zu betreiben. Sobald mehrere EU-Staaten involviert sind, kommt das Geld aus Brüssel.
50 Milliarden Euro für die Forschung
Selbst für Brüsseler Spitzenbeamten ist es kein Kinderspiel, die Übersicht über die Förderprogramme zu wahren. Die verschiedenen Direktorate haben ihre eigenen Töpfe und kennen nicht immer die der anderen. In der angewandten Forschung gibt es aber seit ein paar Jahren einen Leuchtturmprojekt: Auf der Web-Site Cordis gibt es Informationen "Siebten Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung" (7.RP). In dieser Initiative sind eigentlich getrennte Bereiche der angewandten Forschung zu einem Gesamtprogramm zusammengefasst. Die EU schüttet innerhalb von sieben Jahren nahezu 50 Milliarden Euro aus. Damit fördert sie etwa die Forschungsvorhaben selbst sowie den Informationsaustausch von Wissenschaftlern, die Forschungsinfrastruktur und Demonstrationsprojekte. Ein wichtiger Baustein in diesem Vorhaben ist die Entwicklung von IT-Lösungen.
Die EU fördert nur internationale Projekte
Der Großteil der Gelder fließt in Kooperationsprojekte: Sie integrieren mindestens drei, in der Regel aber fünf bis zehn Partner aus mindestens drei EU- oder Beitrittsländern. Zum Teil gibt es auch Vorhaben mit 20 Beteiligten. Partner aus Drittländern außerhalb der EU sind zugelassen und bekommen oft auch Zuschüsse. In einem solchen Projekt arbeiten Hersteller von Software und Hardware zusammen und werden möglicherweise von Arbeitswissenschaftlern, Linguistikern, Medienunternehmen und Mobilfunkbetreiber unterstützt, um beispielsweise einen neuen Standard im e-Learning zu entwickeln. Denkbar ist auch, dass namhafte Automobilhersteller mit einer Technischen Hochschule und Mobilfunkbetreibern die Online-Anbindung der elektronischen Autosysteme erarbeiten.
Der Vorteil dieser Projekte ist die enge Abstimmung von Entwicklung und Anwendung. Damit ist gewährleistet, dass marktreife Produkte entstehen. Die EU stellt je Vorhaben Summen bereit, die zum Teil im mehrstelligen Millionenbereich liegen. Die Konditionen sind nicht schlecht: In der Regel decken die Zuschüsse die direkten zusätzlichen Ausgaben.
Und wann gibt es das Geld?
Als kurzfristige Liquiditätsspritze eignen sich die Brüsseler Finanzhilfen aber kaum, denn das Bewerbungsverfahren ist lang. Am 31. Juli 2009 wurden die neuen Förderthemen veröffentlicht. Nun haben die Interessenten bis zum 3. November 2009 Zeit, Partner in anderen Ländern zu finden. Hier finden Sie nähere Details zum ICT-Programm. Die Themen sind in vier Gruppen unterteilt:
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Pervasive and Trusted Network and Service Infrastructures;
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Components, Systems, Engineering;
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Digital Libraries and Content;
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Future and emerging Technologies proactive.
Nach Einreichen des Antrags verstreichen üblicherweise sechs Monate, bis die Finanzierung vertraglich steht und die Arbeit beginnen kann. Vorteilhaft ist, dass die EU den Zuschuss im Voraus zahlt.
Finanzierungsmodelle für den Mittelstand
Ergänzend zur Wirtschaftsförderung gibt es verschiedene Finanzierungsmodelle für den Mittelstand. Hierzu sind auf COMPUTERWOCHE Online bereits folgende Beiträge erschienen:
"Günstige Online-Kredite statt Hausbank"
"Mikrokredite fördern das Gewerbe"
"Factoring macht offene Forderungen zu Bargeld"
"Heuschrecken beteiligen sich mit Fremdkapital"
Reichhaltige Förderung für IT
Neben dem siebten Rahmenprogramm gibt es weitere Fördermöglichkeiten für IT- und TK-Unternehmen. Am wichtigsten ist das Programm "Wettbewerb und Innovation, Informations- und Kommunikationstechnologie (CIP ICT)". Anträge können zwar erst wieder 2010 eingereicht werden, doch sollten Firmen die Zeit für eine solide Planung nutzen, und um Partner zu finden. Das Programm schüttet etwa 100 Millionen Euro für die Entwicklung von innovativen Anwendungen aus. Das Themenspektrum umfasst unter anderem Gesundheitslösungen, digitale Bibliotheken, öffentliche Verwaltung, Energieeffizienz, das multilinguale Web, die Internet-Entwicklung sowie Sicherheit einschließlich RFID.
Neben den genannten Programmen zur Forschungsförderung im IT-Sektor gibt es Subventionen in speziellen Anwendungsbereichen wie Weltraum, Verkehr, Energie, Umwelt und Sicherheit. In allen Segmenten gibt es Bedarf an IT-Lösungen. Es lohnt sich, bei der EU nach speziellen Förderprogrammen zu informieren. Jede EU-Administration ist dazu verpflichtet, Anfrage selbst zu beantworten oder an eine kompetente Stelle weiterzuleiten. Eine erste Suche können Sie auf der Web-Seite der EU-Kommission starten.
Förderprogramme für den Mittelstand
Mit diesem Artikel endet die Serie "Förderprogramme für den Mittelstand" von COMPUTERWOCHE Online. Folgende Artikel sind bereits erschienen:
- So kommen Mittelständler an Subventionen;