SaaS im Autohandel

Geringe Kenntnisse, große Vorbehalte

14.10.2009 von Sabine Prehl
Im automobilen Einzelhandel können viele Betriebe mit dem Begriff Software as a Service (noch) nichts anfangen.

Software as a Service (SaaS) setzt sich derzeit in vielen Bereichen als kostensparende und effiziente IT-Lösung durch - auch in kleineren und mittelgroßen Unternehmen. Allerdings gilt das längst nicht für alle Branchen: So ist SaaS im automobilen Einzelhandel für die Betriebe mehrheitlich (noch) ein unbeschriebenes Blatt. Dies zeigt eine Umfrage, die die Berater von Deloitte gemeinsam mit der TU München unter 280 Anwendern des automobilen Einzelhandels in Deutschland betrieben hat.

Dealer-Management-Systeme gelten als wichtig

Grundsätzlich denk Autohandel verstärkt über Einsparungen und Effizienzsteigerungen nach. Nicht nur für große - auch für kleinere und mittelgroße Betriebe, deren IT-Aufwendungen gemessen am Umsatz bis um die Hälfte höher sind als in Großunternehmen, ist SaaS eine interessante Option. Mehr als 90 Prozent der Befragten halten leistungsfähige Dealer-Management-Systeme für ein zentrales Erfolgskriterium. 80 Prozent versuchen, sich durch spezifische IT-Lösungen vom Wettbewerb zu differenzieren. Dabei kommt es für 85 Prozent der Befragten in Linie auf die garantierte IT-Verfügbarkeit an, 70 Prozent legen großen Wert auf generellen Datenschutz. Auch die Integrations- und Anpassungsmöglichkeiten der Dealer-Management-Systeme stehen auf der Prioritätenliste weit oben.

Unkenntnis und Skepsis gegenüber SaaS

Nach Ansicht der Deloitte-Berater kann SaaS fast all diesen Anforderungen genügen. Trotzdem scheint die Branche die Vorteile des Mietmodells noch nicht realisiert zu haben. Zwar plant gut die Hälfte der Umfrageteilnehmer, in nächster Zeit ein Dealer-Management-System einzuführen. Doch nur knapp 40 Prozent der Autohändler sind mehr oder weniger gut über die Einsatzmöglichkeiten von SaaS informiert. Und mehr als ein Drittel hat generell Vorbehalte gegenüber dem Thema. Nur sieben Prozent der Befragten setzen bislang eine SaaS- oder ASP-Lösung (Application-Service-Provider) für ihre Anwendungen ein. Mehr als drei Viertel der Betriebe betreiben ihre IT ausschließlich inhouse.

Niedrige Investitions- und Betriebskosten

Dabei bietet das Mietmodell auch für den Autohandel handfeste Vorteile, betonen die Experten: "Bei SaaS mietet der Anwender den Internet-basierten Zugriff auf vorgefertigte und betriebsbereite IT-Anwendungen. Das bedeutet: Er zahlt für den Funktionalitätsumfang und spart im Gegenzug Kosten für Softwarelizenzen und Hardware", argumentiert Martin Hölz, Partner Global Automotive bei Deloitte. Damit reduziere SaaS den Aufwand und die Komplexität des IT-Sourcings erheblich - "zumal es der Kunde anders als bei klassischen On-Premise-Lösungen mit nur einem einzigen Anbieter zu tun hat." Investitions-, Implementierungs- und Anpassungskosten sind bei SaaS niedriger als bei On-Premise-Lösungen. Und da die Leistungen aus dem operativen Kapitalfluss finanziert werden, entstehen keine Kapitalkosten. Weitere Argumente sind eine schnellere Verfügbarkeit neuer Funktionen, ein besserer Kundenservice und nicht zuletzt ein kürzerer ROI (Return on Investment), da deutlich weniger Kapital investiert werden muss.

Unterstützung für CRM und Berichtswesen

Neben den Sparpotenzialen und der hohen Effektivität zeichnet sich SaaS zudem durch eine vielseitige Verwendbarkeit aus. So weisen die Dealer-Management-Systemen den Befragten zufolge einige Schwachstellen auf - vor allem hinsichtlich CRM (Customer-Relationship-Management), Marketing und Berichtswesen. SaaS-Lösungen haben nicht zuletzt aufgrund der hohen Flexibilität gute Voraussetzungen, die Leistungen in den genannten Bereichen zu steigern, meinen die Experten. "Wenn sich mehr als ein Drittel der Betriebe beim Wechsel zu einem Dealer-Management-System gegen eine SaaS-Lösung entscheiden, deutet dies auf Informationsdefizite und - damit zusammenhängend - auf Vorbehalte hin", resümiert Hölz. Offensichtlich empfänden viele Anwender die Risiken - etwa die Abhängigkeit von externen Anbietern und die "gefühlt geringere" Flexibilität - als zu groß. "Hier ist noch einiges an Aufklärungsarbeit seitens der SaaS-Lösungsanbieter zu leisten."