Arbeitsleben

Glück kann man trainieren

08.08.2014 von Ferdinand Knauß
Fernsehunterhalter Eckart von Hirschhausen hat ein Trainingsprogramm für Glück entwickelt. Ein Test unter Versicherungsmitarbeitern scheint dessen Wirksamkeit zu bestätigen.

Glück hat bekanntlich verschiedene Bedeutungsschichten: Vom Empfinden eines kurzen Glücksgefühls bei einem unverhofft eintretenden Zufall bis zu anhaltender Glückseligkeit und Lebensglück. Eckart von Hirschhausen ist überzeugt, dass man Glücklichsein trainieren kann. Und er glaubt auch zu wissen wie das ganz konkret geht: Mit einem von ihm auf sieben Wochen angelegten Programm von wöchentlich bis zu drei Glücksübungen, die jeweils 10 bis 15 Minuten dauern.

Fernsehunterhalter Eckart von Hirschhausen ist davon überzeugt, dass man Glück trainieren kann.
Foto: Frank Eidel

Tobias Esch, Professor für Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg und derzeit zu einem einjährigen Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School, hat das Programm an 101 Mitarbeitern einer Versicherung getestet, wie die Zeitschrift Wirtschaftspsychologie-Aktuell berichtet. Ergebnis: Die Trainierten waren nach dem Training glücklicher, zufriedener und weniger gestresst als Teilnehmer einer Kontrollgruppe. Der haken bei der Sache ist nur: Das festgestellte Glück beruht nur auf den Aussagen der Teilnehmer. Bei körperlichen Stressmarkern zeigten sich kaum Effekte. Außerdem: Angefangen hatten 147 Teilnehmer, von denen 46 aber nicht durchhielten.

Glück per E-Mail

Wie sah das Hirschhausensche Glückstraining aus? In den sieben Wochen sollten die Teilnehmer jede Woche Glücksübungen durchführen, über die sie per E-Mail informiert wurden. Die Themen und Übungen:

Woche 1 - Grundlagen:

Woche 2 - Gemeinschaft:

Woche 3 - Glück:

Woche 4 – Wohlbefinden:

Woche 5 - Stärken:

Woche 6 und 7

Woche 6 - Glück:

Woche 7 - Resümee:

An der Studie von Esch nahmen 147 Mitarbeiter eines Versicherungsunternehmens teil. 101 von Ihnen hielten bis zum abschließenden Test nach dem Training durch. Ein Teil von Ihnen hat als Kontrollgruppe zu Vergleichszwecken das Training zunächst nicht mitgemacht, es später dann aber nachgeholt.

Mit Online-Fragebögen erfragte Esch vor dem Training, direkt nach dem Training und noch einmal vier Wochen später: 1) wie glücklich sich die Teilnehmer fühlten, 2) wie zufrieden sie waren, 3) wie sie ihre Lebensqualität einschätzten, 4) ob sie Stress wahrnahmen, 5) wie achtsam sie lebten, 6) ob sie bei ihrer täglichen Arbeit aufblühten, 7) wie erholt sie waren, 8) ob sich ihre Aufmerksamkeit grundlegend geändert hatte und 9) ob sich Stressmarker im Speichel (Kortisol und Alpha-Amylase) änderten.

Wirksam für die Seele, nicht für den Körper

Die psychische Wirksamkeit des Glückstrainings zeigte sich direkt nach dem Training und auch noch vier Wochen später. Die Trainierten zeigten sich in ihren Antworten glücklicher, zufriedener, weniger gestresst, erholter, achtsamer und aufgeblühter als zuvor. Bei der Kontrollgruppe blieben diese statistisch bedeutsamen Wirkungen aus.

Aber: In den Speichelproben schlug sich der Effekt kaum nieder. Nur direkt nach dem Ende des Glücks-Trainings zeigten sich etwas geringere Stressmarker-Werte kurz nach dem Aufwachen zwischen Trainings- und Kontrollgruppe. Auch grundlegende Aufmerksamkeitsfunktionen, die mit Stress in Verbindung gebracht werden, wie Reaktionszeiten oder willentliche Kontrolle, änderten sich durch das Training nicht.

Was genau hat zu diesen psychischen Trainingseffekten geführt? Esch und seine Kollegen können darüber, wie sie selbst zugeben, nur spekulieren, da das Hirschhausensche Trainingsprogramm ein Sammelsurium aus körperlichen, lebenspraktischen und mentalen Übungen ist. Die Autoren vermuten aber, dass die Übungen des "achtsamen Wahrnehmens" den Teilnehmern helfen, Abstand von der Arbeit zu nehmen und diese dadurch zumindest den Eindruck von weniger Stress haben.

Entscheidend für die Verbesserung des Glücksgefühls, der Zufriedenheit, der empfundenen Lebensqualität sei vermutlich, dass die Teilnehmer ihren gesamten Alltag mit all den kleinen Dingen des Lebens mehr zu schätzen lernten.

(Quelle: Wirtschaftswoche)