Fall wirft Fragen auf

Google entdeckt Kinderpornografie in E-Mail-Account

05.08.2014
Ein Tipp von Google half Strafverfolgungsbehörden in den USA, einen Verdächtigen festzunehmen, der mutmaßlich Kinderpornografie besaß. Doch der Fall wirft Fragen zur Privatsphäre von Google-Nutzern auf.

Der Internetriese Google hat den Behörden in den USA einen entscheidenden Tipp zur Festnahme eines mutmaßlichen Besitzers von Kinderpornografie gegeben. Der Mann nutzte ein E-Mail-Konto beim Google-Dienst GMail. Darin habe Google drei explizite Fotos gefunden, berichtete der Fernsehsender KHOU in Houston im US-Staat Texas. Über eine zentrale Stelle zur Meldung von Kindesmissbrauch seien lokale Behörden alarmiert wurden, die einen Durchsuchungsbefehl erwirkten. Sie fanden den Angaben zufolge weitere kinderpornografische Bilder auf einem Tablet-Computer und dem Handy des Mannes. Der Verdächtige sei festgenommen worden, berichtete der Fernsehsender.

In den USA sind Unternehmen verpflichtet, entdeckte Kinderpornografie an ein nationales Zentrum zu melden. Dieses leitet die Hinweise an Behörden weiter.

Der Fall wirft für Google-Nutzer die Frage auf, wie der Konzern die E-Mails seiner Nutzer durchforstet. Bisher war lediglich bekannt, dass Google im Internet hochgeladene Bilder mit bekannten Fotos von Kinderpornografie abgleicht. Dafür bildet der Konzern eine Art digitalen Fingerabdruck, genannt Hash, für jedes bekannte Bild. Diese Hash-Werte werden mit neuen Fotos verglichen. Wird ein Bild wiedererkannt, wird es aus der Google-Suche entfernt. Damit soll die Verbreitung der Bilder eingedämmt werden.

"Wir entfernen Bilder vom sexuellen Missbrauch von Kindern aktiv von unseren Diensten und melden Missbrauch an die Behörden", schrieb Googles Verwaltungsratschef Eric Schmidt im November 2013. Damals ging es nur um die Suche, doch das Wort "Dienste" scheint alle Google-Angebote zu umfassen.

Geheime Google Features, die kaum einer kennt. -
Google Sky, Flights, Lego und Co.
Google als Suchmaschine kennen viele. Doch nur wenige wissen, dass Google etwa einen virtuellen Legobaukasten, eine Art Trivial Pursuit oder eine Online-Version des Atari-Klassikers Breakout offeriert. Wir stellen einige der verblüffenden Features und Tools vor.
Atari Breakout
Die us-amerikanische Bildersuche von Google überrascht bei der Sucheingabe "Atari Breakout" mit einer Online-Version des Videospiele-Klassikers.
Virtuelles Lego
Unter der Website "buildwithchrome.com" stellt Google einen virtuellen Legobaukasten bereit. Neben dem einfachen Bauen, ...
Virtuelles Lego
... kann der Baumeister auf einer virtuellen Landkarte Sehenswürdigkeiten errichten und mit anderen teilen.
Google Sky
Sie wollen in ferne Galaxien aufbrechen? Kein Problem, mit Google Sky können Sie die Reise sofort antreten. Den Weltraum bildet Google mit Hilfe von NASA-Aufnahmen nach-
Google Flights
Sie such nach günstigen Flügen? Dann geben Sie doch einfach Ihre Flugstrecke in die Google Suche ein. Google vergleicht dann automatisch für Sie die Preise.
Google Flights
Zudem ist Google Flights deutlich informativer als die Preisvergleichsseiten. So wird auf einer Karte auch gleich der Flugpreis zu anderen Destinationen in der Nähe des Zieles angezeigt.
Google Flights
Praktisch ist auch, dass der Flugsuchende gleich über die erwartete Preisentwicklung informiert wird. Wer hier flexibel ist kann eventuell deutlich sparen.
Google Fonts
Die Standardschriften auf Web-Seiten langweilen Sie? Dann könnte Sie Google-Fonts interessieren. Der Suchmaschinen-Gigant stellt hier 647 Fonts-Familien inklusive Code-Schnipsel zum Einbinden in die eigenen Website bereit.
DDoS-Angriffe visualisieren
Google Digital Attack Map zeigt nicht nur wieviele DDoS-Angriffe gefahren wurden, sondern auch wo die Angreifer herkamen.
Google Art Project
Einen virtuellen Rundgang durch einige der bedeutestenden Sammlungen weltweit eröffnet Google Art Project. Knapp über 70.000 Ojekte kann der Besucher entdecken und betrachten.
Google Art Project
Die Exponate werden in der Regel in hoher Auflösung dargestellt. Informationen zu den Werken und den Künstlern werden am Bildrand eingeblendet.
Google Ngram
Knapp 5,2 Millionen Bücher, die zwischen 1500 und 2008 gedruckt wurden, können mit dem Ngram Viewer nach Wortfolgen durchsucht werden.

Dass auch E-Mail-Postfächer bei GMail nach kinderpornografischen Bildern durchsucht werden, war bisher wenig bekannt. "Leider müssen sich alle Internetunternehmen mit dem Problem des sexuellen Missbrauchs von Kindern auseinandersetzen. Deshalb entfernt Google entsprechende Bilder aktiv aus seinen Diensten wie der Suche oder Gmail", begründete Google am Dienstag gegenüber "Mashable".

Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Udo Vetter hält das für nicht stichhaltig. Auch in den USA sei ein Provider nicht dazu verpflichtet, "proaktiv" Polizeiarbeit zu leisten. "Google spielt hier den Hilfssheriff", sagte Vetter zu "Deutschlandradio Kultur". In Deutschland wäre ein solches Vorgehen auf jeden Fall illegal, betonte der Anwalt.

Google scannt die Inhalte in GMail aber nicht nur auf kriminelle Inhalte. So werden Mails auf Schlagworte analysiert, um Nutzern eines kostenlosen Accounts passende Werbung anzuzeigen. Außerdem filtert Google Spam-Nachrichten und löscht Mails mit Viren und anderen Schadprogrammen im Anhang.

Die Geschichte von Google -
Der Investor
Mit einer Investition von 100.000 Dollar durch den Sun-Gründer Bechtolsheim beginnt die Geschichte von Google - der Investor verdient dadurch knapp zwei Milliarden.
Backrub
Die in Standford entwickelt Suchmaschine Back Rub ist Vorläufer von Googles Suche. Die Hand im Logo ist übrigens die von Larry Page - der das Foto mit einem Kopierer erstellte.
Hypermodern
Die heutigen Data Center sind weit moderner. Hier wurde eine finnische Papierfabrik an der Ostsee zum Rechenzentrum umgebaut, zur Kühlung kommt Meerwasser zum Einsatz.
Endloses Betastadium
Die erste Version der Google-Website bezeichnet Google noch als "Beta", was auch für viele weitere Projekte wie Google Mail übernommen wird. Die Suchmaschine ist aber bereits früh ein ausgereiftes Angebot.
Die Väter des Erfolgs
Serge Brin und Larry Page lernen sich in Standford kennen, sie gründen 1998 Google. Seit 4. April 2011 ist Page CEO von Google, ein Posten den er ab 2001 an Eric Schmidt abgegeben hatte.
Zwei weitere wichtige Köpfe: David Cheriton...
Der Stanford-Dozent David Cheriton vermittelt den beiden Firmengründern den Kon-takt zu Bechtolsheim und andern Investoren. Auch er ist durch die Investition in Google heute Milliardär.
... und Eric Schmidt
Der Infomatiker und Manager Eric Schmidt kommt 2001 zu Google. Nach Stationen bei Sun als CTO und Novell als CEO übernimmt er den Posten des CEO bei Google. Am vierten April 2011 wechselt er in den Verwaltungsrat von Google.
Ab an die Börse
Der Börsengang am 19. August 2004 ist für Google ein großer Erfolg. Ende 2013 er-reicht sie erstmals einen Stand von 1000 Dollar, was einem Firmenwert von 327 Milli-arden entspricht.
Es geht nur in eine Richtung...
Seit der Gründung von Google sind Umsatz und Gewinn kontinuierlich gestiegen. Auf-fällig sind die Umsatzsteigerungen der beiden letzten Jahre, obwohl hier durch den Kauf von Motorola hohe Verlusten entstanden.
Alle wollen zu Google
Bei der Frage nach dem beliebtesten Arbeitgeber ist Google auch in Deutschland im-mer auf einem der ersten Plätze. Grund dafür ist ein Ruf als innovativer Markführer, der sich gut um seine Mitarbeiter kümmert.
Männerdomäne
Die Anzahl der Frauen bei Google ist eher gering, 70 Prozent der knapp 48.000 Ange-stellten (und 83 Prozent der Entwickler) sind männlich. Auch Minderheiten sind nur schwach vertreten, was von Google als Problem angesehen wird.
Wettbewerber Facebook
Facebook ist zwar keine Suchmaschine, die Plattform von Mark Zuckerberg hat aber eine Nutzerzahl von 1,23 Milliarden und ist als Anbieter von Werbeplatz eine echte Bedrohung für Google - sinkt doch der Stückpreis für Werbung und ist das Mobilge-schäft noch im Aufbau.
Kreativer Freiraum
Google macht immer wieder mit coolen Büro-Fotos auf sich aufmerksam, hier etwa mit einem als Iglu gestalteten Besprechungsraum.
Venedig-Feeling
Wahlweise kann eine Besprechung in einer Gondel abgehalten werden.
Die alles beherrschende Suchmaschine
Google ist als Suchmaschine Marktführer, Konkurrenten wie Bing, Yahoo und DuckDuckGo haben da wenig Chancen. Vor allem bei der Suche nach deutschen Seiten ist ihnen Google klar überlegen.
Spielchen für Zwischendurch
Die Suchmaschine bietet viele versteckte Funktionen wie „zerg rush“: Gibt man den Befehl in der Suchleiste ein, zerschießen kleine Buchstabe alle Suchtreffer auf der Website.
Immer ausgefeiltere Angebote
Eine Neuerung bei der Google-Suche ist der so genannte Knowledge Graph - sucht man beispielsweise Informationen zu einem Film, sind diese im rechten Seitenbereich zu sehen. Dabei greift Google auf fremde und eigene Quellen zurück.
Google Plus
Google Plus ist eine direkte Antwort auf Facebook, Google soll etwa tausend Angestellte auf dieses Projekt angesetzt haben.
Google Maps
Seit 2005 gibt es den Dienst Google Maps, der immer mehr Funktionen erhält. Beein-druckend sind die hoch aufgelösten Satellitenfotos, das Schwesterprodukt Google E-arth ist mittlerweile in Google Maps integriert. Interessant für Android-Nutzer: In einigen Städten werden auf Android-Geräten bereits Daten öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt.
Das eigene Tablet
Googles Tablet Nexus 7 ist eines der erfolgreichsten Android-Tablet. Vor allem in Deutschland ist Android sehr erfolgreich und erreicht bei Smartphones bereits einen Marktanteil von über 75 Prozent.
Der ewige Kampf ums Straßenbild
Nur dank einer ganzen Flotte an Kamera-Fahrzeugen konnte Google Streetview anbieten. Das Angebot stieß aber unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes bald auf Kritik. In Österreich ist Streetview seit kurzem sogar verboten.
Google Glass
Wenig Begeisterung bei Datenschützern löst Google neues Produkt Google Glass aus. Die in den so genannten Google-X-Labs entwickelte Brille kann Informationen im Sichtfeld des Benutzers einblenden, die integrierte Kamera wird aber zum Hauptthema und sorgt für einige Verbote - unter anderem in britischen Kinos.
Die Zukunft: Ab auf die Straße
Selbstfahrende Autos sind schon länger ein Thema für Google, im Mai 2014 präsentiert das Unternehmen einen ersten Prototyp. Dank Laser-Scanner und vieler Sensoren soll es äußerst sicher sein. Laut Brin sei es schließlich Verschwendung, wenn Autos ungenutzt herumstünden. Selbstfahrende Autos könnten einfach neue Passagiere aufnehmen.

Auch Microsoft stand wegen der Durchsuchung von E-Mail-Konten in der Kritik. Das Unternehmen hatte das Postfach eines Bloggers durchforstet, um herauszufinden, woher der Mann interne Informationen über Microsoft erhalten hatte. Es hagelte Kritik. Microsoft kündigte daraufhin an, in solchen Fällen künftig die Behörden einzuschalten und nicht auf eigene Faust in Mail-Konten von Nutzern zu stöbern. (dpa/tc)