Konsens, Kompromiss oder Krieg?

Herausforderung und Tipps für Community Clouds

08.10.2014 von Jörg Mecke
Community Clouds sind reizvoll, denn sie verbinden die Vorteile von Public und Private Clouds. Dennoch bringen sie nicht nur technische Herausforderungen mit sich, sondern auch viel Abstimmungsbedarf.
Die Kunst für einen Cloud-Betreiber ist es, sowohl Public als auch Private Cloud unter einen Hut beziehungsweise in ein einheitliches System zu bringen.
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Alle reden immer nur über private oder öffentliche Ressourcen oder gar hybride Szenarien. Community Clouds sind irgendwie in der Mitte: Sie verbinden die Mehrmandantenumgebung einer Public Cloud mit der Exklusivität einer Private Cloud. Denn in den Nutzerkreis werden nur ausgewählte Teilnehmer zugelassen. Typische Beispiele sind hier Konzern-IT-Abteilungen oder Zweckverbände: Sie sind alle Trusted Cloud Service Provider. Egal, ob sich 10, 100 oder 1.000 rechtlich selbständige Unternehmen zusammentun, die "Economics of Scale" ziehen immer: Größere Umgebungen lassen sich effizienter betreiben, Einkaufsvorteile nutzen und die Skalierung ist einfach abzubilden.

Für den Betreiber ist es eine gute Möglichkeit, sich mit Mehrwerten gegenüber den Public-Cloud-Anbietern durchzusetzen. Somit werden Community-Clouds in Deutschland geplant, die mit Branchenwissen oder speziellen regionalen Services Rechenleistung zentralisieren und Kompetenzen bündeln sollen (wie Energy Clouds oder Logistic Clouds).

Das ist alles gut und richtig, dafür gibt es auch technisch ausgereifte Lösungen verschiedener Hersteller, mit deren Konfiguration und Administration der Betreiber vertraut gemacht werden muss.

Gewisse Standards sind unabdingbar

Spannender ist die Frage, was eigentlich angeboten werden soll, wenn doch beabsichtigt ist, alles einfacher, schneller und vielleicht auch kostengünstiger laufen zu lassen. Denn viele unterschiedliche Service-Kataloge für die "Mitglieder" der Community Cloud oder gar eine Cloud pro Mandant macht alle Konsolidierungsgedanken zunichte. Es geht also wie so häufig bei Cloud-Projekten um die Standardisierung. Das kann ein langer oder gar unmöglicher Weg sein. Neben den Kosten der Standardisierung durch den Lizenzbedarf gibt es noch die Benutzer und die Administratoren, die trotz der Veränderung des Betriebsmodells auf Cloud Computing am liebsten nichts ändern möchten und in ihrer Komfortzone verharren.

Doch die Situation ist alternativlos: Ohne Standardisierung keine wirtschaftlich sinnvolle und nachhaltige Cloud.

Der Community-Cloud-Betreiber hat es mit der Abstimmung der IT-Verantwortlichen der jeweiligen Mandanten zu tun - mit eigenen Erfahrungen und Meinungen.

Nachdem man sich auf eine Version von Infrastruktur-Komponenten wie Exchange oder SharePoint geeinigt hat, kommen die scheinbar trivialen, aber sehr emotionalen Themen wie Bildbetrachter oder PDF-Erzeuger dran. Welches Tool wird allen Ansprüchen gerecht? Man wünscht sich den Konsens in dem alle Beteiligten gewinnen. Häufig genug reicht es aber nur zum Kompromiss (keiner gewinnt und die Wahl fällt auf das kleinste Übel). Wenn die Diskussion jedoch verfahrener wird, kann die Auseinandersetzung so stark sein, dass etwas aus dem Service-Katalog gestrichen wird. Dabei behält jeder sein Gesicht und dennoch verliert auch jeder. Keine Optimierungspotentiale und keine Flexibilitätssteigerung kommen mehr zustande.

Eine Community Cloud geht in der Regel viel weiter, als nur eine einfache IaaS-Umgebung wie bei Amazon. Die Community stellt Plattformen und Applikationen als Service bereit, denn nur so kann sie eine Attraktivität erhalten und ist nicht beliebig austauschbar. Wenn nun aber die eine Applikation aus der Cloud kommt, eine andere aus einer anderen Cloud und die dritte im alten Umfeld verbleibt, wird die Interoperabilität und auch die Bedienbarkeit dauerhaft geschwächt. Davon hat auch niemand etwas.

Jörg Mecke: "Einen Konsens zwischen allen Beteiligten zu erreichen, ist anstrengend."
Foto: Fritz & Macziol

Aus den Erfahrungen vieler Projekte gibt es die folgenden Empfehlungen:

So kann das Vorhaben erfolgreich enden, eine standardisierte, flexible und kostenoptimierte Umgebung zwischen Gleichgesinnten zu etablieren, bei der alle gewinnen. Und das Vertrauen ist viel höher als in eine Public Cloud, weil man die Mitnutzer kennt und alle an einem Strang ziehen. (bw)