HP World: Stramm auf Intel-Kurs

26.08.2004 von Kriemhilde Klippstätter
Hewlett-Packard hat nach den enttäuschenden Quartalszahlen und der daraufhin erfolgten Ablösung von drei Topmanagern die Hausmesse "HP World 2004" dazu genutzt, seine Hardwarestrategie nochmals zu verdeutlichen: Es bleibt beim Fokus auf Intel-Prozessoren.

Die jüngsten Quartalszahlen brachten Umsatzeinbußen zwischen 23 und 32 Prozent bei Alpha- und Nonstop-Servern sowie den Speichersystemen. Zwar argumentierten die verantwortlichen Manager, dass die Einführung eines SAP-Systems für Auftragsbearbeitung und Supply Chain nicht wie geplant im Juli zustande kam und zu Umsatzeinbußen in Höhe von 400 Millionen Dollar führte.

Bill Moran, Analyst von D. H. Brown, machte allerdings auch hausgemachte strategische Probleme für den Rückgang verantwortlich: Der Umsatzeinbruch bei Alpha-Systemen sei nicht verwunderlich, da HP 2006 ohnehin die Produktion einstellen werde. Im Bereich der ursprünglich von Tandem entwickelten ausfallsicheren Nonstop-Server warteten die Anwender immer noch auf den kompletten Umstieg von Mips- auf Itanium-Prozessoren.

Tatsächlich hat HP auf der Hausmesse in Chicago mit "Alpha EV7z" den unwiderruflich letzten 64-Bit-Chip aus dem Erbe von Digital Equipment präsentiert (siehe Kasten "Bye-bye Alpha"). Der Prozessor ist mit 1,3 Gigahertz getaktet und soll den Servern "GS1280", die bis zu 64 CPUs enthalten können, mehr Power verleihen. Dazu wird allerdings das Betriebssystem "Open VMS v7.3.2 benötigt. Außerdem wurde ein EV7-Chip mit 1,15 Gigahertz vorgestellt, der in den kleineren "ES47"- und "ES80"-Systemen zum Einsatz kommen soll. HP will noch zwei Jahre lang Alpha-Maschinen anbieten und garantiert den Support dafür bis 2011. Bis dahin, hofft der Hersteller, haben alle Kunden den Umstieg auf andere Architekturen vollzogen - ein Mantra, das das HP-Topmanagement seit der Übernahme von Compaq betet.

Hewlett-Packard hat außer den Alpha-Chips mit der hauseigenen PA-Risc-Architektur noch eine zweite Risc-Plattform im Angebot, die Zug um Zug auf Intels "Itanium" umgestellt werden soll. Ann Livermore, Executive Vice President Technology Group, gab sich auf der Konferenz zufrieden mit den bisher erreichten Umsätzen: "Der Absatz von Itanium-Systemen erfüllte unsere Erwartungen im vergangenen Quartal, ebenso die acht Prozent Wachstum des ganzen Unix-Geschäfts." Deshalb legt die Managerin auch weiterhin den Schwerpunkt auf Konfigurationen aus Itanium mit dem hauseigenen Unix-Derivat "HP-UX", Linux und Windows sowie x86-CPUs unter Linux und Windows. Eine Portierung von HP-UX auf die 64-Bit-Erweiterung der x86-Architektur sei aber nicht geplant.

Dafür sollen die Itanium-Systeme - sowohl die unter HP-UX als auch die unter Linux und Windows - jetzt leistungsfähiger werden. Im Oktober will die Company eine neue Version des Unix-Betriebssystems auf den Markt bringen, das sowohl auf den "HP-9000"-Systemen mit PA-Risc-Chips läuft als auch auf den "Integrity"-Maschinen, die mit Itanium 2 bestückt sind. Die neue Version "HP-UX 11i, Version 2", soll den Umstieg von HP 9000 auf die Intel-Linie vereinfachen. Bislang wurde ein Umstieg durch zwei nicht identische Unix-Versionen erschwert. Auf Kundenwunsch wurden, früher als geplant, mehrere Funktionen wie Hochverfügbarkeit, Cluster-Management und Virtualisierungsfähigkeiten eingebaut. Zudem kann erstmals eine Kopie des Betriebssystems bis zu 128 Prozessoren sowohl in PA-Risc- als auch in Itanium-Servern bedienen.

In puncto Virtualisierung soll das "Virtual Server Environment" (VSE) mit neuen Funktionen erweitert werden. Das Ziel ist die VSE-Variante "Multi-Operating-System" (Multi-OS), die es Anwendern von HP-UX und Linux einfacher machen soll, virtuelle Maschinen zu erzeugen und zu verwalten, deren Applikationen dann auf einem Integrity-Server zu konsolidieren sind.