Hugendubel und Weltbild Plus suchen IT-Synergien

22.08.2006
Die beiden Buchhandelshäuser wollen Warenwirtschaft, Data Warehouse und Mail-Systeme vereinheitlichen.

Erklärtermaßen auf Synergieeffekte im IT-Sektor ausgerichtet ist ein neues Firmenbündnis im deutschen Buchhandel: Unter dem Dach der nicht operativ tätigen Finanzholding DBH Buch Handels GmbH & Co. KG wollen die Münchner Hugendubel GmbH & Co. KG und die Augsburger Weltbild GmbH ihr Filialgeschäft zusammenführen - sofern das Kartellamt keine Einwände erhebt. Mit den erhofften Einsparungen planen sie, den Ausbau ihres Niederlassungsnetzes zu finanzieren.

Die Partner sollen ihre geschäftliche Eigenständigkeit behalten, aber von gemeinsamen Ressourcen profitieren, so Nina und Maximilian Hugendubel, Geschäftsführer der Buchhandlung Hugendubel. Die Münchner gelten innerhalb des Bündnisses als federführend, wenn es um IT-Angelegenheiten geht. Hinsichtlich der Größe des Filialnetzes werden sie jedoch bei weitem von der Weltbild-Kette übertroffen. Während Hugendubel bislang nur 33 Filialen an 18 Standorten sein eigen nennt, betreibt Weltbild Plus rund 300 Ladengeschäfte. Ergänzt werden sie durch die 53 Läden der assoziierten Wohlthat'sche Buchhandlung GmbH, Berlin. Und dazu kommen demnächst wohl 19 beziehungsweise 24 Filialen der mittelständischen Buchhandlungen Buch Habel GmbH & Co. KG, Darmstadt, und Weiland GmbH & Co. KG, Lübeck, an denen sich die DBH beteiligen will. Der Gesamtumsatz des Konglomerats betrüge dann 672 Millionen Euro im Jahr.

Hugendubel hat schon vor vier Jahren seine IT-Aktivitäten an die Paragon Data GmbH, Friedrichsdorf, ausgelagert. Wie deren Geschäftsführer, Udo Würtz, erläutert, wird der IT-Dienstleister seine Services künftig auch für die Gemeinschaftsunternehmen von Hugendubel und Weltbild erbringen. Außen vor bleibe lediglich der traditionelle Versandhandel des christlich geprägten Weltbild-Verlags.

De facto hat Paragon bereits vor mehr als einem Jahr begonnen, die Systeme für die Hugendubel- und Weltbild-Filialen zu vereinheitlichen. So wurden die Hugendubel-Artikelstämme auf das bei Weltbild genutzte Warenwirtschaftssystem der Bookhit GmbH umgestellt. Künftig sollen die Gemeinschaftsunternehmen der beiden Buchhandelshäuser von dem auf Business-Objects- und Oracle-Software basierenden Data Warehouse profitieren, das Paragon für Hugendubel entwickelt hat (siehe auch: "Zahlen regieren die Welt der Bücher"). Zentral für alle angeschlossenen Gesellschaften werden die Friedrichsdorfer auch die Mail-Systeme betreiben.

In puncto IT hinkt der Buchhandel laut Würtz immer ein paar Jahre hinter der Industrie her. So habe sich die Branche erst kürzlich auf die Verwendung des Dokumentenstandards XML (Extended Markup Language) geeinigt. Damit sei es endlich möglich, Katalogdaten direkt in die Datenbank zu parsen, anstatt über ein zeitraubendes Entladeprogramm von der CD zu holen. Darüber hinaus warte die ISBN-Nummerierung derzeit noch auf ihre Ablösung durch eine eindeutige, 13-stellige EAN-Kennzeichnung.

Die Homogenisierung des elektronischen Artikelbestands gehört zu den ersten Aufgaben, die sich Paragon im Rahmen der erweiterten Firmenpartnerschaft gestellt hat. Proprietäre Artikelstämme und eine individuelle Auswertung der Verkäufe verbrauchen Ressourcen, die dann beispielsweise für den Filialausbau fehlen. Zudem verhindern sie, dass sich die angeschlossenen Subsysteme einheitlich steuern lassen.

Zudem wird Paragon künftig auch die Systeme der angeschlossenen Buchhandlungen in seinen beiden Rechenzentren hosten. Inwieweit die einzelnen Unternehmen noch eine eigene "Turnschuh-DV" für den First-Level-Support unterhalten werden, vermag Würtz derzeit nicht abzuschätzen. Eine Prognose über die via IT-Zentralisierung möglichen Einsparungen will der Paragon-Geschäftsführer auch noch nicht abgeben. Es handle sich dabei ohnehin um einen "längerfristigen Aspekt". (qua)