Enterprise Mobility Management

IBM kauft Fiberlink

14.11.2013 von Manfred Bremmer
Die Konsolidierung im Bereich Mobile Device Management (MDM) – zumindest in der ersten Reihe davon – geht weiter: Um seine Lücken im Mobility-Portfolio zu schließen, hat IBM den US-amerikanischen MDM-Anbieter Fiberlink, besser bekannt durch sein Cloud-Produkt „MaaS360“, für einen nicht genannten Betrag übernommen.

Wer sich in Big Blue's Bauchladen ein wenig auskennt, weiß, dass der IT-Riese im Zuge der Übernahme von Big Fix vor drei Jahren auch eine einheitliche Verwaltungslösung für Desktops und mobile Geräte erhalten hat. Beim IBM Endpoint Manager handelt es sich allerdings dabei um eine rein stationäre Lösung, es fehlen außerdem unter anderem noch Features für das mittlerweile wichtig gewordene Mobile Applikation Management (MAM), also etwa Container für E-Mails und Content. Nicht zuletzt aus diesen Gründen wurde die Lösung im letzten Gartner-Report zu MDM nur noch als Visionär (Quadrant rechts unten) geführt. Mit Fiberlink, beziehungsweise der Lösung MaaS360, die von Gartner als einer der Marktführer gewertet wurde, erhält IBM jetzt zahlreiche der vermissten Funktionen, insbesondere MAM und MCM sowie die vermisste Cloud-Fähigkeit.

Gartners Magic Quadrant MDM 2013 -
Gartners Magic Quadrant
18 Lösungen für Mobile Device Management (MDM) hat Gartner in seine diesjährige Magic Quadrant-Studie aufgenommen. Unsere Bilderstrecke zeigt, wo die Analysten die Anbieter einstufen und wie sie ihre Stärken und Schwächen eingeschätzen.
Marktführer: Citrix
<b>Stärken: </b>Gartner streicht das starke und breite Angebot in allen wichtigen MDM-Gebieten und die integrierten Produkt-Lösungen heraus. Zudem sei Citrix einer der wenigen Anbieter, die sichere Container für Smartphones, Tablets, Macs und PCs anbieten. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Cloud kommt zuerst, On-Premise hinkt hinterher. Kleine und mittlere Firmen stehen nicht im Fokus, der Support für von Mitarbeitern mitgebrachte Consumer-IT ist ausbaufähig. Zudem gibt es XenMobile nur als alleinstehende MDM-Lösung oder als Teil einer ganzen Suite unter anderem im Paket mit MAM. Eine Zusammenstellung nach Wahl ist nicht möglich.
Marktführer: SAP
<b>Stärken: </b>Die Walldorfer Stärken sind vielfältig. Sie reichen laut Gartner von der langfristigen Mobility-Roadmap über die umfassende app-neutrale mobile Container-Strategie bis hin zum umfangreichen Netzwerk an Partnern weltweit. Afaria ist zudem über lange Zeit gereift. Synergien durch Integration mit SAP BusinessObjects oder SAP Hana erscheinen vielversprechend. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Das Kernproblem ist, dass Afaria bisher vorwiegend als ein Element eines SAP-Systems zu haben ist. Gartner erwartet, dass SAP das Tool künftig stärker als Stand-Alone-Lösung vermarkten wird - auf Cloud-Basis und mit niedrigen Per-Device-Tarifen, um Zugangsschranken abzubauen.
Visionär: Symantec
<b>Stärken: </b>Gartner konzediert ein breites integriertes MDM-Angebot, das alle kritischen Komponenten von MDM unterstützt. Hinzu kommen ein großes App-Angebot und integrierte Security-Features wie mobiler Schutz vor Datenverlust sowie Identity & Access Management. Weil Symantec im Consumer-Markt gut aufgestellt ist, ist der Anbieter laut Gartner ein besonders geeigneter Partner für BYOD-Initiativen. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>In der breiten Angebotspalette gibt es nach Gartner-Einschätzung Überschneidungen, die manchmal verwirrend sind. Die Preise liegen über dem Durchschnitt. Im MDM-Segment hat Symantec seine Expertise noch nicht so umfassend nachweisen können wie für PCs und Laptops.
Nischenspieler: Sophos
<b>Stärken: </b>Sophos kommt bekanntlich von der klassischen Endpoint-Security-Seite. Gartner betont, dass sich mit ähnlichem Hintergrund nur insgesamt fünf Anbieter im Magic Quadrant positionieren konnten. Auch als MDM-Neuling genieße man da einen Vertrauensvorschuss bei den Kunden. Bereits entwickelt hat Sophos eine ganzheitliche File Sharing Utility mit transparenter Verschlüsselung von Dokumenten auf PCs und mobilen Endgeräten. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Im Vergleich zur Konkurrenz fehlt es an MAM-Funktionen. Im Bereich Zertifikate unterstützt Sophos bisher nur die Microsoft Certificate Services.
Nischenspieler: Trend Micro
<b>Stärken: </b>Das administrative User Interface ist herausragend und extrem übersichtlich aufbereitet. Berichte und Analysen sind pro User erhältlich. Der Enterprise App Store biete eine gemeinsame Sicht inklusive Status-Berichten über iOS und Android-Apps. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Laut Gartner bietet Trend Micro keine Container-Lösungen an. Es hapert an der Kooperation mit externen Zertifizierungsstellen. Überdies werde Datensicherheit als reine Data Loss Prevention-Baustelle begriffen. Deshalb muss man sich eigens für SafeSync anmelden, um File Sharing zu nutzen. Zudem fehlen laut Gartner geeignete Suchfilter zum Beispiel für kritische Emails.

Wie der Hersteller bekannt gab, wird MaaS360 nach der bis Jahresende anvisierten Übernahme Teil von IBMs Software-as-a-Service-Portfolio mit mehr als 100 Cloud-Diensten und auf der SoftLayer-Infrastruktur bereitgestellt. IBM Endpoint Manager bleibt dem Vernehmen nach aber weiter im Programm, um Kunden wahlweise ein Cloud- oder On-Premise-basierende Verwaltung aller Endpunkte - von Notebooks, Desktops und Servern bis hin zu mobilen Geräten - zu ermöglichen.

Aus Sicht von Marktbeobachtern erhöht die jüngste Akquisition den Druck auf andere große Player im Bereich Enterprise Software, etwa HP, CA, BMC oder Oracle, ebenfalls aktiv zu werden. Obwohl es Schätzungen zufolge mehr als hundert Anbieter im MDM-Markt gibt, ist die Auswahl im oberen Segment gering - die einzigen unabhängigen Anbieter im Leader's Quadrant (wenn man diesen als Maßstab heranzieht) sind Airwatch, Good Technology und MobileIron. Auch wenn die Summe für die Fiberlink-Übernahme nicht genannt wurde, dürfte der Marktpreis dieser Player nach dem Deal weiter gestiegen sein.