IBM plagt sich mit der Vermarktung von Workplace

09.11.2006
Bereits zum fünften Mal hat der Hersteller die künftige Client-Technik seiner Groupware umbenannt. Sie soll nun als "Lotus Expeditor" weiterleben.
Auch für das Produkt "Workplace for Business Strategy Execution" steht wohl demnächst ein Namenswechsel an.

Bei der Namensgebung der künftigen Client-Architektur ihrer Groupware hat IBM offenbar kein glückliches Händchen. Vor gut 18 Monaten hatte das Unternehmen angekündigt, über 100 Millionen Dollar in die Entwicklung und Verbreitung eines auf einer neuen Client-Architektur basierenden Frontends stecken zu wollen. Diese parallel zu Lotus-Notes entwickelte Java-Technik nannte sich zunächst "Nextgen" und wurde schon bald in "Workplace Managed Client" (WMC) umbenannt, wobei nun der Portalcharakter stärker in den Vordergrund trat. Mit der Erweiterung zusätzlicher Management-Komponenten kam der Terminus "Workplace Client Technology" im Umlauf, der zu Jahresbeginn zu "Websphere Everyplace Deployment" (WED) mutierte und anders als sein Vorgänger nicht mehr den Java-Applikations-Server "Websphere" von IBM voraussetzt (siehe auch "Zukunft für IBM Workplace beleibt unklar"). Mit dem Lotus Expeditor hat nun auch WED ausgedient.

Lotus Expeditor basiert auf der Eclipse-Rich-Client-Architecture und soll die Entwicklung und einfache Verwaltung von Composite Applications und Rich-Client-Anwendungen ermöglichen. Sowohl die aktuelle Version 7.5 von "Lotus Sametime" als auch die für 2007 erwartete nächste Version von Lotus Notes, Codename "Hanover", verwenden die Client-Technik. Auffällig ist, dass IBM den Markennamen Workplace, der schon zuvor immer näher an Notes/Domino herangerückt worden war, nun offenbar fallen lässt (siehe auch "Notes erhält Technik von Workplace"). Dies zeigt sich auch im übrigen Portfolio: So wandelt sich das Produkt "Workplace Designer" zum "Lotus Component Designer", aus "Workplace Forms" wird "Lotus Forms" und die "Workplace Collaboration Services" (WCS) werden wohl in einem kommenden Release des "Websphere Portal" aufgehen.

Heiko Voigt, Geschäftsführer der SIT GmbH aus Herrenberg und Leiter des Arbeitskreises "Collaboration: Domino, Portal & Workplace" der Deutschen Notes User Group (DNUG), warnt indes davor, in den ständigen Namenswechsel zu viel hineinzuinterpretieren. Die Rückkehr zur Client-Kernmarke "Lotus" sei eine Aufwertung der Produktlinie. Auch sieht die DNUG keinen strategischen Kurswechsel bei IBM. Die Rich-Client-Strategie und Vereinigung bislang unterschiedlicher Produktlinien zu einem "SOA-Client"-Portfolio (SOA= Service-orientierte Architektur) mache Sinn und sei notwendig. Sie bereinige bislang eher schwammige Begrifflichkeiten im SOA-Architekur-Entwurf der IBM. Leitbild bleibe das Konzept der "Composite Applications", das Web-, Rich-Client- und Portal-Komponenten kontextbezogen zu virtuellen "Anwendungen" gruppieren hilft und so Unternehmen einen Mehrwert schafft.

Nach ersten Erfahrungen mit dem Lotus Expeditor als Plattform für Sametime 7.5 sei man "sehr optimistisch" bei der DNUG, sagte Voigt. Viele Anwender und Partner hätten sich über dessen Zuverlässigkeit, Funktionalität und Ausführungsgeschwindigkeit zufrieden geäußert. Vom kommenden Hanover-Client erwarte man, dass er die in ihn gesetzen Hoffnungen einer leistungsfähigen, hochintegrativen und innovativen Anwendungsplattform erfüllen wird. Nicht nur Unternehmen wünschten sich eine produktivere und innovativere Groupware-Technik, sondern auch Lösungsanbieter erhoffen sich vom Lotus Expeditor neue Impulse für die Anwendungsentwicklung. Zudem könnten auch Anwender, die sich bislang kaum für Lotus Notes oder Sametime interessieren oder nur punktuelle Lösungen auf Basis einer plattformneutralen Anwendungsplattform benötigen, künftig mehr Lösungen entwickeln. (as)