Berlin

IFA zeigt Elektronik-Zukunft zwischen Smartwatch und Ultra-HD

06.09.2013
Die IFA drückt bei Innovationen aufs Tempo. Vor allem Hersteller von Fernsehgeräten, die zuletzt unter sinkenden Umsätzen litten, wollen die Verbraucher mit neuer Technik überzeugen. Kunden achten aber auf den Preis - was der deutsche Hersteller Loewe zu spüren bekam.

Die Elektronikmesse IFA gibt von diesem Freitag an einen Einblick in die digitale Zukunft: Die Branche bringt Fernseher mit noch schärferen Bildschirmen auf den Markt, der Smartphone-Riese Samsung präsentierte in Berlin seine erste Computer-Uhr. Den Innovationsdruck bekommt auch der deutsche Traditionshersteller Loewe zu spüren. Er will mit einer Strategiewende sein Überleben sichern.

Impressionen von der IFA 2013 -
Toshiba Satellite NB10
Toshiba Eclipe - 8 Zoll Tablet mit Windows 8.1
Samsung 3D-TV
Samsung UHD TV
Samsung UHD TV
Samsung OLED-TV
Der Stand von Lenovo
Impressionen von der IFA 2013
Impressionen von der IFA 2013
Impressionen von der IFA 2013
Impressionen von der IFA 2013
Impressionen von der IFA 2013

Die Fernsehgeräte-Hersteller leiden unter Überkapazitäten und Preisverfall. In Europa gab es im ersten Halbjahr einen deutlich stärkeren Umsatzeinbruch, als die Branche nach dem guten Jahr 2012 erwartet hatte. "In der nun eingetretenen Höhe bedeutet er eine sehr ernste Herausforderung", sagte Hans-Joachim Kamp, der Aufsichtsratsvorsitzende des IFA-Veranstalters Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, bei der Eröffnung der Messe am Donnerstagabend laut Redemanuskript.

Samsung hatte zuvor seinen ersten Flachbildfernseher mit Ultra-HD-Auflösung auf einem OLED-Display präsentiert. Ultra-HD-Fernseher, die eine noch höhere Bildschirmauflösung bieten als HD-Geräte, sind eines der großen Themen der diesjährigen Messe. Die Produktion von organischen LED-Panels (OLED) gilt noch immer als aufwendig und teuer im Vergleich zu LCD- oder LED-Displays. Die Technik ermöglicht aber hauchdünne Geräte mit deutlich brillanteren Farben.

Bereits am Vorabend hatte Samsung die Computer-Uhr Galaxy Gear vorgestellt. Sie zeigt zum Beispiel an, ob E-Mails oder neue Nachrichten eingegangen sind und erinnert an Termine. Der Nutzer kann mit der Uhr auch Anrufe machen oder annehmen. Der südkoreanische Konzern preschte damit vor: Schon länger wird spekuliert, dass auch Erzrivale Apple ebenfalls an einer Computeruhr arbeitet.

Intel zeigt in Berlin erste Geräte mit dem Chip "Bay Trail", der dem Halbleiter-Primus den Weg in die mobile Welt der Tablets und Smartphones ebnen soll. Diese Generation von Prozessoren soll neue Gerätetypen ermöglichen. Insgesamt will Intel auf der IFA 110 dünne Ultrabooks und Hybride aus Tablet und Notebook von verschiedenen Herstellern zeigen. Das Unternehmen dominiert das Geschäft mit PC-Prozessoren - konnte sich aber bisher nicht auf mobilen Geräten durchsetzen, wo sehr sparsame Chips gefragt sind.

Loewe kam mit deutlich schlechteren Karten nach Berlin als in den vergangenen Jahren. Das traditionsreiche Unternehmen aus Kronach steht seit dem 17. Juli unter gerichtlichem Gläubigerschutz. Der Schutzschirm kann laut Gesetz maximal drei Monate aufrechterhalten werden. In dieser Zeit muss Loewe frisches Kapital auftreiben - sonst droht die Insolvenz. Loewe sei derzeit in Gesprächen mit mehr als zehn Investoren, sagte Konzernchef Matthias Harsch. Die Finanzierung durch die Banken sei noch bis Ende März gesichert.

Neue Produkte auf der IFA 2013 -
Messe-Premieren
Viele Hersteller nutzen die IFA, um ihre Produktneuheiten zu präsentieren. Wir haben einige Highlights für Sie zusammengestellt.
Festnetztelefon auf Android-Basis
Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Smartphone. Hinter dem Gigaset E930 steckt ein Festnetztelefon mit Android-Bedienoberfläche. Damit können die Benutzer auf den Google Play Store mit seinen rund 600 000 Apps zugreifen, wobei das Gerät bereits mit einigen Apps ausgestattet sein. Laut Hersteller handelt es sich um ein "Full-Touch-Telefon, welches die heimische Vernetzung auch im Festnetz-Bereich vorantreiben soll".
UHD-fähiges Notebook
Im Zusammenhang mit der Intel-Präsentation steht unter anderem das Toshiba-Notebook Satellite P50-A11-L. Es verfügt über einen Haswell Quadcore Prozessor vom Typ i7-4700MQ, einen acht Gigabyte großen Arbeitsspeicher, eine ein Terabyte große HDD-Festplatte und eine Nvidia GeForce GT 745M Grafikkarte.
Erste 2-in-1-Geräte laufen wesentlich länger
Intel startet mit der vierten Generation der Intel Core Prozessorfamilie für Ultrabooks und 2-in-1-Geräte durch. Auf Basis seiner neuen Technik erwartet der Prozessoren-Hersteller über 50 verschiedene Gerätemodelle, die nun in der Kombination von Tablet und Ultrabook in unterschiedlichen Preissegmenten auf den Markt kommen. Die ersten Ultrabooks, 2-in-1-Geräte und tragbare All-in-One-Systeme sind bereits in der Quadcore-Version erhältlich.
Handy-Klassiker auf der Höhe der Zeit
"Kommen, sehen, staunen": Mit ähnlichen, aber etwas gesetzteren Worten wie der IFA-Messeveranstalter wirbt die Firma IVS für Ihren Messeauftritt. Das hat viel mit der Zielgruppe für ihre einfachen und vor allem seniorengerechten Mobiltelefone zu tun. Der Anbieter verspricht mit dem Modell Doro Liberto 810 ein "modernes Smartphone, das sich Ihrem Nutzungsverhalten anpasst und auf bequeme Weise durch Cloud-Funktionen verwalten und sichern lässt".
Günstiger TV-Tuner für Tablet & Co.
Die Humax-Tochter iCube bietet mit dem neuen DVB-T-Adapter Tivizen Pico 2 einen TV-Tuner für mobile Geräte von Apple an. Der Fernsehempfänger lässt sich direkt mit dem Lightning Connector des iPhone 5, des neuen iPad 4 oder des iPad mini und iPod touch der 5. Generation verbinden. Pfiffig ist nicht nur, dass hierfür keine Internetverbindung nötig ist und das mit der integrierten "charge while watch"-Funktion gleichermaßen der TV-Tuner wie auch das Apple-Gerät geladen werden.
64-Gigabyte-Temporekord für Speicherkarte
Flashspeicher-Marktführer SanDisk stellt mit seiner Extreme microSDXC UHC-I die derzeit schnellste Karte vor, die am Markt erhältlich ist. Sie bringt es auf eine Lesegeschwindigkeit von bis zu 80 Megabyte pro Sekunde und auf ein Schreibtempo von bis zu 50 MB/s. Laut Hersteller können mit dem Produkt die Leistungspotenziale aktueller 4G-Smartphones, Tablets und Action-Kameras voll abgerufen.
Preisbombe eines 3D-Druckers
Das Versandhaus Pearl zündet nach eigenen Angaben eine Preisbombe und bringt den "ersten erschwinglichen 3D-Drucker" auf den Markt. Der FreeSculpt 3D-Drucker EX1 sei der erste 3D-Drucker für unter 800 Euro, der schon komplett montiert und auch kalibriert sei, erklärt der Anbieter aus Baden. Der Verkaufspreis des Basismodells ist auf der Pearl-Website derzeit um 1.000 Euro auf 799 Euro reduziert worden.
Aufklappbares Ultrabook für die Tasche
Kein Geheimnis ist hingegen das Acer Aspire P3: Das 1,39 Kilogramm leichte und 19,75 Millimeter flache Gerät soll in jede Tasche passen und die Leistungsfähigkeit eines Ultrabooks mit der Mobilität eines Tablets kombinieren. Je nach Variante arbeiten in dem Gerät Intel Core i3- oder -i5-Prozessoren, 60 oder 120 Gigabyte große SSD-Festplatten und das Betriebssystem Microsoft Windows 8.

Nach der IFA will Loewe einen Fernseher mit einer Bildschirmdiagonalen von 32 Zoll für rund 800 Euro auf den Markt bringen. Das ist günstiger als die bisherigen Loewe-Preise, aber teurer als zahlreiche Konkurrenz-Angebote. Das Unternehmen wolle in jedem Marktbereich die teureren Premium-Modelle anbieten, betonte Harsch. "Loewe hat immer Premium gemacht und wird es auch weiter machen."

Vodafone nutzte die IFA, um neue Investitionen anzukündigen. Der Telekomkonzern will dafür auch die Milliardenerlöse aus dem Verkauf seiner Anteile am US-Mobilfunker Verizon Wireless verwenden. Die Briten gaben das Programm "Spring" (Frühling) bekannt, mit dem die bereits geplanten Investitionsausgaben in den kommenden drei Jahren um sieben Milliarden Euro aufgestockt werden. "Diese Mittel wird die Gruppe zu guten Teilen auch den Vodafone-Gesellschaften in der EU und Vodafone Deutschland zur Verfügung stellen", sagte der Geschäftsführer von Vodafone Deutschland, Jens Schulte-Bockum. Der große Rivale Deutsche Telekom kündigte in dieser Woche Investitionen von über elf Milliarden Euro in seine Netze bis Ende 2015 an.

Bis Mittwoch werden auf der IFA mehr als 240.000 Besucher erwartet. Die Zahl der Aussteller stieg in diesem Jahr leicht auf knapp 1500. Kamp kündigte an, das Kongress- und Vortragsprogramm der IFA auszubauen. Nach dem Vorbild der Agrarmesse Grüne Woche solle die Elektronikbranche hier auf Politiker aus aller Welt treffen.

Ein mögliches Thema nannte der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD): "Die NSA-Debatte macht uns Risiken der modernen Medienwelt bewusst." Angesichts des Ausspähskandals um den US-Geheimdienst NSA brachte Wowereit neue Datenschutzvorschriften ins Gespräch. Konkrete Vorschläge machte er aber nicht. (dpa/tc)