Leitfaden für den Notfall

iPad geklaut – was tun?

09.04.2013 von Christiane Stagge
Ein unachtsamer Moment in der U-Bahn oder Bibliothek – und schon ist das iPad weg. Mit ein paar Handgriffen können Sie Ihre Daten im Vorfeld sichern und im Notfall sogar retten.
Gelegenheit macht Diebe: Die Gefahr des iPad-Picking ist auch hierzulande nicht zu unterschätzen.

Als Michael P. die Tür zu seiner Wohnung aufschließt, verschlägt es ihm den Atem: Schuhe, Kleidung, Geschirr liegen am Boden verstreut, der Parkettboden im Wohnzimmer ist übersät mit Glassplittern, an der Terrassentür klafft ein riesiges Loch. Einbrecher hatten sich an Michaels Haus zu schaffen gemacht, als er und seine Frau über das Wochenende die Schwiegereltern besuchten. Die Schadenssumme: 20.000 Euro. Zu den gestohlenen Gegenständen zählen außer Schmuck, Hi-Fi-Anlage, Laptop und Datenträger auch das iPad – auf dem private Fotos, Filme, Dokumente und E-Mails gespeichert sind.

Der Verlust von Michael P.s iPad ist jedoch nicht typisch: Laut Polizeilicher Kriminalstatistik machten Wohnungseinbrüche im Jahr 2011 gerade einmal 7,8 Prozent der Gesamtverbrechen aus. Diebstähle nahmen hingegen mit 40 Prozent einen sehr großen Anteil ein. In 45,6 Prozent der Fälle handelt es sich bei den geklauten Gegenständen um Schmuck, Kleidung und Elektrogeräte.

Neuer US-Trend: iPad-Picking

In den USA macht gerade ein ganz gefährlicher Trend die Runde: „iPad-Picking“. Betroffen sind dabei vor allem Starbucks-Filialen in Großstädten. Die Diebe ziehen den Gästen, die dort ihren Kaffee trinken und das kostenlose WLAN nutzen, ihre iPads förmlich unter den Händen weg – und zwar so schnell, dass Gegenwehr zwecklos ist. Die Banden sind gut organisiert. In den meisten Fällen flüchteten die Diebe sofort in ein Auto, das mit laufendem Motor vor dem Eingang wartete.

Auch wenn iPad-Picking in Deutschland nicht die Regel ist, sind auch hier die Gefahren nicht zu unterschätzen: Ein unachtsamer Moment in der U-Bahn oder ein kurzer Gang in der Bibliothek vom Lesesaal zum Bücherregal können ausreichen – und schon ist das iPad weg. Dabei muss es nicht mal Diebstahl sein: Auch wenn man das iPad aus Versehen im ICE liegen lässt, kann es mitunter lange dauern, bis man das Tablet wieder in den Händen hält.

Umso wichtiger ist es, sich im Vorfeld mit dem iPad gut auszukennen und zu wissen, wie man seine Daten sichert. Schließlich wollen Sie ja nicht, dass Unbefugte Ihre E-Mails lesen, Apps in Ihrem Namen kaufen oder sich durch Präsentationen blättern, die eigentlich fürs nächste Meeting geplant waren.

Apple selbst hält sich beim Thema Diebstahl sehr bedeckt. Der Apple-Support rät, sich an die nächste Polizeidienststelle zu wenden, falls das iPad geklaut werde. Die Nachverfolgung der Geräte seitens Apple sei nicht vorgesehen. Die Polizei nimmt eine Ortung – wenn überhaupt – nur dann vor, falls Leib und Leben in Gefahr sind. Jeder Nutzer ist also selber gefragt, das iPad im Vorfeld ausreichend abzusichern.

Wichtig: Code-Sperre einrichten

Schon wenn Sie Ihr neues iPad zum ersten Mal einrichten, sollten Sie unter „Einstellungen“ / „Allgemein“ die Code-Sperre aktivieren. Der einfache Code besteht aus einer vierstelligen Zahl und ist mit Brute-Force-Methoden knackbar, besser richten Sie daher einen alphanumerischen Code ein. Erst nach dessen Eingabe im Sperrbildschirm haben Sie wieder vollen Zugriff auf E-Mails, Internet und Apps. Nach zehn fehlgeschlagenen Anmeldeversuchen werden auf Wunsch sämtliche Daten auf dem iPad automatisch gelöscht.


In den Einstellungen muss unter dem Punkt „iCloud“ der Reiter „Mein iPad suchen“ aktiviert sein, um Ihr iPad orten zu können. Voraussetzung ist jedoch, dass das verloren gegangene iPad mit dem Internet verbunden ist. Hat das iPad keine Internet-Verbindung, wird es als „offline“ angezeigt. Die Funktion „Mein iPad suchen“ gibt es schon ab iOS 5. Das bedeutet, dass Sie sogar das Ur-iPad orten können.

Die Funktion „Mein iPad suchen“ bedeutet nicht, dass Sie bei erfolgreicher Ortung dem Dieb hinterherlaufen sollen, um ihn eigenmächtig zur Herausgabe des Tablets zu zwingen. Vielmehr haben Sie nun die Möglichkeit, das iPad zu sperren beziehungsweise sämtliche Inhalte und Einstellungen darauf komplett zu löschen. Das geht nur, wenn das iPad eine Internetverbindung hat. Ist das iPad offline, werden sämtliche Daten erst gelöscht, sobald es sich wieder mit dem Netz verbindet.

Jedes iPad hat zudem eine individuelle Seriennummer. Im Falle eines Diebstahls empfiehlt es sich, diese parat zu haben, um bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Die Seriennummer ist auf der Geräterückseite eingraviert und den Karton gedruckt. Sie können die Nummer aber auch auf Apples Website unter „MeinSupportprofil“ abrufen. Dazu müssen Sie sich mit Ihrer Apple ID anmelden und bekommen alle gekauften Geräte angezeigt.

Jedes iPad hat eine eigene Seriennummer. Diese können Sie auch online abrufen.

Daten retten

Leider lassen sich über iCloud keine Videos synchronisieren


Ist Ihr iPad gestohlen worden, können Sie die Daten nur retten, wenn Sie vorher regelmäßige Backups durchgeführt haben. Für die externe Speicherung von Daten eignen sich entweder Dropbox, iTunes oder iCloud. iCloud ist besonders praktisch, wenn Sie iWork-Dateien von Keynote, Pages oder Numbers auf dem iPad gespeichert haben, da Sie bei der Synchronisation mit iCloud sofort Zugriff von der Webseite www.icloud.com darauf haben. Allerdings synchronisiert iCloud nur Musik, Fotos, Apps, Bücher, eigene gedrehte Videos und Dokumente. Filme, die Sie über iTunes gekauft haben, bleiben außen vor.
Auf Nummer sicher gehen Sie also, wenn Sie das Backup über iTunes durchführen. Allerdings sollten Sie dann auch immer bei einer Apple-ID bleiben und das Backup mit ein und dem selben Rechner durchführen.

Wenn Sie Videos über das iPad kaufen, sollten Sie diese unbedingt mit iTunes synchronisieren


Das Problem: Haben Sie Filme ausschließlich über das iPad gekauft, sind diese bei Verlust des Tablets unwiderruflich verloren, wenn Sie die Videos nicht zuvor gesichert haben. Dazu müssen Sie bei der nächsten Synchronisation mit iTunes den Haken bei „Musik und Videos manuell verwalten“ setzen. Anschließend können Sie Ihre Videos, die Sie sich auf Ihr iPad geladen haben, in iTunes importieren. Nun finden Sie die Filme unter „gekaufte Artikel“. Bei gekauften Filmen empfiehlt es sich außerdem, diese auf eine externe Festplatte zu speichern.

Das iTunes-Passwort lässt sich über die Accountdaten ändern

Passwörter ändern

Nach Beantwortung der Sicherheitsfragen können Sie Ihr iTunes-Kennwort ändern.

Haben Sie in iTunes Ihre Kreditkartendaten gespeichert, müssen Sie verhindern, dass Unbefugte nicht in Ihrem Namen Apps, Filme und Musik kaufen können. Deshalb sollten Sie sofort nach dem Verlust in iTunes das Passwort für den iTunes Store ändern. Klicken Sie auf „Account“ und dann neben der „Apple ID“ auf „bearbeiten“. Anschließend werden Sie auf www.appleid.apple.com weitergeleitet, wo Sie Ihr Passwort ändern können. Dafür müssen Sie sich mit Ihrem alten Kennwort anmelden. Unter „Kennwort und Sicherheit“ sind zunächst die Sicherheitsfragen zu beantworten, deren Antworten Sie selbst ausgewählt haben. Anschließend können Sie Ihr Passwort ändern. Sollten Sie die Antworten zu den Sicherheitsfragen nicht mehr wissen, können Sie auch ein neues Passwort über die Option „Kennwort vergessen“ anfordern. Bedenken Sie aber, dass der Dieb davon unter Umständen erfahren könnte, wenn er auf dem iPad Ihre E-Mails abruft.

Ihr E-Mail-Passwort ist das nächste Kennwort, das Sie ändern müssen. Das können Sie über die Webseite Ihres E-Mail-Providers veranlassen. Firmen-E-Mail-Accounts lassen sich oft über spezielle Clients wie Citrix bearbeiten. Nutzen Sie das iPad auch beruflich, informieren Sie unbedingt auch die IT-Abteilung in Ihrem Unternehmen. Diese kann unter Umständen das iPad aus der Ferne zurücksetzen. Wenn Sie Ihre E-Mails über IMAP oder Exchange abrufen, bleiben diese auf dem Server und lassen sich auch wieder auf ein neues Gerät laden. Adressen und Kalenderdaten bekommen Sie über die iCloud wieder, sofern Sie dort ein Backup erstellt haben.

Michael P. hat sein iPad bis heute nicht wieder gesehen. Unter „mein iPad finden“ wurde es ihm immer als offline angezeigt. Da er die Daten auf dem iPad aber sofort über die App gelöscht hat und das Tablet zudem mit einer Code-Sperre gesichert war, ist Michael P. sehr zuversichtlich, dass seine persönlichen Daten nicht missbraucht werden können.

Diebstahl - so können Sie vorbeugen

Es gibt verschiedene Mechanismen, mit denen Sie Ihr iPad sichern können

Sicherheitsschlösser

Das Sicherheitsschloss von Kensington schreckt Gelegenheitsdiebe ab
Foto:


Kensington bietet schon seit Jahren Schutzvorrichtungen für Macbook und iPad zur Diebstahlsicherung an. Im Lieferumfang der Folio Secureback-Schutzhülle ist ein 1,5 Meter langes Clicksafe Laptop-Schloss, mit dem Sie das iPad wie ein Fahrrad anschließen können. Mit einem Bolzenschneider ist das Schloss zwar leicht zu knacken, Gelegenheitsdiebe schreckt es aber allemal ab.

Preis: 80 Euro
Für wen: Alle, die das iPad regelmäßig an öffentlichen Plätzen wie Bibliotheken, Cafés nutzen
Nachteil: Dicke Hülle, Vorrichtung zum Anschließen muss vorhanden sein

Versicherungen

Die Gravis-Versicherung zahlt nicht in jedem Fall


Versicherungen können Ihnen finanzielle Entschädigung bei Diebstahl bieten. Unter Umständen reicht es schon, wenn Sie Ihre Hausratsversicherung entsprechend anpassen. Es gibt aber auch spezielle Versicherungen für das iPad. Assona myProtect Plus kostet 6,50 Euro im Monat. Der Beitrag wird allerdings für ein Jahr im Voraus abgebucht. Bei Einbruchsdiebstahl zahlt die Versicherung nur, wenn sich das Gerät in einem verschlossenen Raum befunden hat. Wird das iPad irgendwo liegengelassen oder vergessen, greift der Versicherungsschutz nicht. Bei Diebstahl unterwegs wird das Gerät nur ersetzt, wenn es nachweislich sicher mitgeführt oder sich in einem verschlossenen, nicht einsehbaren Behältnis befunden hat.
Die Versicherung bei Gravis kostet je nach iPad-Version einmalig bis zu 90 Euro. Hier ist auch das in der Originalverpackung mitgelieferte Zubehör mitversichert. Gravis Hardwareschutz Pro für iOS greift auch bei Raub, nicht aber bei Einbruchsdiebstahl aus Verkehrsmitteln. Die Schäden, die durch Diebstahl entstanden sind, sind bei Gravis nicht gedeckt. Software wie Apps sind ebenfalls nicht mitversichert. Die Apps lassen sich aber ganz leicht wiederholen, indem man beim neuen iPad unter „App Store/Gekaufte Artikel/Nicht auf iPad“ geht. Allerdings funktioniert das nur, wenn Sie das Ersatz-iPad unter der selben Apple-ID verwenden, die Sie auch schon beim geklauten iPad benutzt haben.

Preis: rund 80 Euro
Für wen: Business-Anwender
Nachteil: Software nicht mitversichert, iPad muss sich im verschlossenen Raum oder Tasche befinden

Apps

Die Diebstahlschutz-App von Beach Safe spielt einen Ton ab, sobald das Tablet vom Standort wegbewegt wird.
Foto:


Neben Apps zur Datensicherung, die einige Anwendungen mit Passwörtern schützen, gibt es auch Apps zur Diebstahlsicherung. Allerdings sind diese noch nicht ganz ausgereift. Die App „Beach Safe Diebstahlschutz“ nutzt den Bewegungssensor des iPads und gibt einen Ton von sich, sobald es jemand vom ursprünglichen Standort entfernt. Den Ton kann man dabei individuell wählen. Ein Drücken auf „Activate“ genügt und schon ist die App aktiv. Der Ton wird auch ausgegeben, wenn das iPad auf stumm geschaltet ist. Die App reagiert schon bei der kleinsten Erschütterung, was mitunter sehr lästig werden kann. Verfügt das iPad über ein 3G-Modul und damit über GPS, sendet die App auf Wunsch auch die GPS-Koordinaten per E-Mail zu. Das im Hintergrund laufende GPS führt allerdings zu Einbußen bei der Akkulaufzeit. Für den schnellen Gang zum Bücherregal in der Bibliothek genügt der Diebstahlschutz von Beach Safe jedoch allemal.

Preis: 0,89 Euro
Für wen: Bibliotheksbesucher, Studenten
Nachteil: App reagiert sehr empfindlich bei kleinsten Erschütterungen

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation MacWelt.de