Jajah - der Stachel im Fleisch der TK-Konzerne

12.10.2006
Es gibt sie noch, die guten Ideen: Mit der Verbindung aus VoIP, Festnetz und Handy basteln zwei Österreicher an ihrer internationalen Erfolgsgeschichte.

Zwei Österreicher mit neuem Wohnsitz im Silicon Valley haben sich aufgemacht, der TK-Branche weltweit das Fürchten zu lehren: Roman Scharf (35) und Daniel Mattes (34) wollen nicht nur bei günstigen Telefonaten im Festnetz mitmischen, sondern auch einen Preisrutsch bei Gesprächen auf dem Handy einleiten. Bis zum Jahresende soll ihr Unternehmen Jajah eine Million Kunden haben. Dazu wollen sie es den Verbrauchern leicht machen: Die sollen ihre alten Telefone, Anschlüsse, Nummern und Verträge behalten und trotzdem mit Jajah bis zu 90 Prozent der Kosten sparen. "Es hat ja keiner etwas gegen sein Handy, nur gegen den Preis, den das Telefonieren kostet", sagt Scharf. Der Trick ist, dass für eine Verbindung das Handy durch Jajah angerufen wird - und deswegen kaum noch Kosten anfallen. Vor wenigen Tagen wirbelten die jungen Wiener mit einem "Welthandytarif" gehörig Staub auf. Für 15 Cent pro Minute können Jajah-Kunden vom Mobiltelefon in ausländische Festnetze telefonieren. Dafür wird einmalig eine Software aus dem Internet auf das Handy geladen, was allerdings noch nicht bei allen Geräten funktioniert. Binnen drei Tagen gewann Jajah dennoch allein in Deutschland 10.000 Kunden.

Während bei der Internet-Telefonie im Festnetz bereits ein harter Wettbewerb herrscht, ist die VoIP-Technologie auf dem Handy weitgehend noch Neuland. Selbst eine Branchengröße wie Skype musste kürzlich eingestehen, dass die seit zwei Jahren verfolgten Mobilfunkpläne wegen technischer Schwierigkeiten kaum von der Stelle kommen. Dabei wird dem Markt angesichts der teuren Mobilfunktarife ein großes Potenzial eingeräumt. Bei Festnetztelefonaten über Jajah muss sich der Anrufer zunächst einmalig im Internet registrieren und dann seine sowie die Nummer des Ziels eingeben. Das eigene Telefon läutet, und nach dem Abheben wird die Verbindung aufgebaut - für zwei Cent die Minute bis nach China oder in die USA.

Roman Scharf und Daniel Mattes treten in die Fußstapfen der Google-Gründer.

Hinter Scharf und Mattes stehen inzwischen mächtige und erfolgsverwöhnte Geldgeber: Der milliardenschwere Risikokapitalgeber Sequoia Capital hat zum Beispiel mit Google an einer atemberaubenden Erfolgsstory mitgeschrieben und unter anderem auch bei Yahoo seine Finger im Spiel. Jajah ist die erste europäische Firma, in die Sequoia eingestiegen ist, berichtet Scharf stolz. Und so kam es auch, dass sich die Gründer im Silicon Valley in genau den Büros wiederfanden, in denen die legendären Google-Erfinder Sergey Brin und Larry Page einige Jahre zuvor ihren Welterfolg ausgetüftelt hatten. Jajah - sprich: Dschadscha - stammt aus der Sprache der australischen Ureinwohner und war zunächst nur der Spitzname eines Mitstreiters aus "Down Under", bevor er in einem Wiener Kaffeehaus zur Marke des Unternehmens auserkoren wurde. "Dem Mythos nach hieß der Erfinder des 'Bullroarers' so - das ist ein altes Kommunikationsinstrument der Aborigines", erzählt Scharf.

Was das Duo aus Wien sich vorgenommen hat, ist die Verschmelzung der klassischen Telefonie mit dem Internet. Für die "letzte Meile" zum Kunden wird die alte Infrastruktur genutzt. Dazwischen soll Jajah mit Hilfe eines in London stationierten Server-Parks den Preisbrecher spielen. "Die Leute wollen mit ihrem Telefon telefonieren und nicht mit dem Computer", sagt Scharf. Gerade in Deutschland seien besonders die Mobiltelefonate noch sehr teuer. In Österreich sei der Minutenpreis selbst im Vergleich zu den deutschen Discountern wie "Simyo" nicht einmal halb so hoch. Derzeit ist Scharf in Europa unterwegs, um Allianzen zu schmieden: mit Telefonherstellern und Mobilfunk-Discountern. "Wir wollen, dass jedes Handy auf der Welt Jajah nutzen kann." (dpa/ajf)