Arbeitsmarkt im Mai

Jobauswahl für IT-Profis schrumpft weiter

24.06.2009 von Hans Königes
Zuerst die gute Nachricht: Die Zahl der ausgeschriebenen Jobs ist von April auf Mai wieder leicht gestiegen ist. Nun die schlechte: Das Jobangebot für Computerfachleute geht weiter zurück.

Licht und Schatten kennzeichnen den aktuellen Arbeitsmarkt. Die gute Nachricht: Im Mai ist die Zahl aller von Anzeigendaten.de ermittelten Stellen - immerhin aus 89 Zeitungen und 19 Online-Jobbörsen - gestiegen. Die Berliner Marktforscher verzeichnen ein Plus von zehn Prozent auf 127.286 Offerten. Von dieser Entwicklung - und das ist die schlechte Nachricht - ist in der IT-Branche und bei den Computerberufen wenig zu spüren. Dort ging die Zahl der inserierten IT-Stellen von April auf Mai um 4,5 Prozent auf 12.269 zurück. Gegenüber dem Mai 2008 macht das Minus sogar 35 Prozent aus.

Elektronik schrumpft, Berater stellen ein

Fast ein Drittel der Angebote kommen von Personalberatungen, die diese Stellen im Auftrag von Kunden vermitteln. Hier ist ein Rückgang von fast zehn Prozent auf 3521 Jobs zu vermelden. Lediglich um zwei Prozent verminderten sich dagegen die Jobs bei den Zeitarbeitsfirmen auf 3503. Weit stärker schrumpfte das Angebot im Bereich Hardware, Elektronik, Nachrichtentechnik - um Minus 27 Prozent auf 775 Stellen. Auch die in der Vergangenheit als Musterschüler geltenden Branchen müssen ordentlich Federn lassen: Die Softwarehäuser und der Maschinenbau suchen rund zehn Prozent weniger neue Mitarbeiter, der Fahrzeugbau gar 40 Prozent.

Es gibt aber auch gute Nachrichten. Zu den Branchen, in denen neue Jobs entstehen, zählen die Unternehmensberatungen (inklusive Rechts-, Steuer- und Wirtschaftsprüfungen); sie schrieben 483 Stellen (März 450) aus. Auch der öffentliche Dienst sucht weiter Mitarbeiter. Große Zuwächse vermelden aber der Einzelhandel (+ 21,7 Prozent), der Bereich Marketing, Marktforschung, PR (+ 29,6 Prozent) sowie der Großhandel (+ 52,8 Prozent).

Erfolgreich bewerben 10 Tipps
Bewerbungsgespräch
"Warum sollen wir gerade Sie einstellen?" Als Bewerber zahlt es sich aus, auf diese Frage im Vorstellungsgespräch vorbeireitet zu sein. Was Sie sonst noch über eine erfolgreiche Bewerbung wissen sollten, das sagt Ihnen Cornelia Riechers, Autorin des paradoxen Bewerbungsratgebers "So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos.", in den folgenden zehn Tipps.
Traumberuf
Der erfolgreiche Bewerber weiß, was er will. Er hat das, was er am allerliebsten tut, zu seinem Beruf gemacht. Die Freude an seiner Arbeit gibt ihm immer genug Kraft, um sich und seine Familie damit zu ernähren, auch in schlechten Zeiten. Wenn er in einer Firma seinen Job verliert, findet er im Handumdrehen etwas Neues oder macht sich selbständig.
Eigeninitiative
Der erfolgreiche Bewerber wartet nicht, wie der Mann auf dem Bild, bis jemand an seiner Haustür klingelt und ihm seinen neuen Job auf dem Silbertablett serviert. Er wird selbst aktiv und setzt alle Hebel in Bewegung. In seine Bewerbungskampagne investiert er genauso viel Arbeit wie in eine Vollzeitanstellung. Rückschläge verkraftet er gut, weil er immer mehrere Eisen im Feuer hat.
Zielgerichtete Bewerbung
Der erfolgreiche Bewerber sieht ein Unternehmen nicht als Anlaufstelle für seine Versorgungsansprüche. Vielmehr agiert er wie ein Verkäufer, der dem Arbeitgeber einen Nutzen bietet und dafür eine Vergütung erhält. Er zeigt dem Unternehmen, was er leisten kann, um dessen Umsätze und Gewinne zu steigern.
Selbstpräsentation
Der erfolgreiche Bewerber knausert nicht und übertreibt nicht. Sein Foto misst etwa sechs mal neun Zentimeter, seine schlichte, praktische Bewerbungsmappe umfasst maximal sieben bis zehn Dokumente. Sein Anschreiben passt auf ein Blatt; sein Lebenslauf darf sich über zwei bis drei Seiten erstrecken. Beim Vorstellungsgespräch tritt er bescheiden, jedoch nicht unterwürfig auf und strahlt Selbstvertrauen aus, ohne arrogant oder anmaßend zu wirken. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung: verkrampfte Hände und unruhige Füße wirken unsicher.
Stärken und Schwächen
Der erfolgreiche Bewerber besinnt sich auf seine besonderen Stärken. Dann findet er heraus, welche Unternehmen Bedarf an seinem Können haben. An diese wendet er sich, lange bevor sie ein Stellenangebot veröffentlichen. So erschließt er den verdeckten Stellenmarkt und verschafft sich dadurch Vorteile.
Wege zum Markt
Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf Angebote in Printmedien und Internet-Jobbörsen, er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung). Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Sein berufliches und privates Kontaktnetzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters.
Bewerbungsmappe
Der erfolgreiche Bewerber gestaltet seine Bewerbungsunterlagen so, dass der Arbeitgeber seine Eignung für den angestrebten Job erkennt. Er legt den Schwerpunkt auf diejenigen Erfahrungen und Kompetenzen, die ihn dafür qualifizieren.
Anschreiben
Der erfolgreiche Bewerber befasst sich gründlich mit einem Stellenangebot, bevor er es beantwortet. Seine Analyse beginnt ganz oben, bei der Selbstdarstellung des Unternehmens und der Beschreibung der Aufgaben. Er versteht, worauf es bei der ausgeschriebenen Position ankommt, und arbeitet in seinem Anschreiben Punkt für Punkt alles ab, was er in Bezug auf die Anforderungen zu bieten hat. Dabei vergisst er auch seine Englisch- und IT-Kenntnisse nicht.
Vorstellungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch zeigt der erfolgreiche Bewerber, dass er sich mit seinem zukünftigen Unternehmen und seiner Tätigkeit dort intensiv beschäftigt hat und dass er die anstehenden Aufgaben lösen kann. Außerdem spürt man seine Freude an genau dieser Arbeit, deshalb hat er die Nase vorn und kann die Konkurrenz ausstechen.
Einarbeitungszeit
In der Probezeit achtet der erfolgreiche Bewerber vor allem darauf, sich in das bestehende Team einzufügen. Er weiß, dass sein Erfolg nur zu zwanzig Prozent von seinen fachlichen Leistungen abhängt. Weil er dafür sorgt, dass sein Chef und seine neuen Kollegen ihn mögen, umgibt ihn automatisch auch der Nimbus des Tüchtigen.

Baden-Württemberg ist Spitzenreiter

Die meisten freien Stellen entfallen wie auch im Vormonat auf Baden-Württemberg. 3289 Offerten kommen aus dem Ländle, was indes einen Rückgang von fast fünf Prozent bedeutet. Nordrhein-Westfalen dagegen verzeichnet einen Zuwachs von vier Prozent auf 2385 Offerten und verdrängt damit die Bayern auf Rang drei, die einen Rückgang von 5,6 Prozent auf 2336 freie Jobs hinnehmen müssen. Der nächste in der Tabelle, das Land Hessen, scheint sich langsam von der Bankenkrise zu erholen, denn hier ist ein Wachstum von acht Prozent auf 1422 freie Stellen zu vermelden.

Positive Nachrichten kommen auch aus den beiden Großstädten Hamburg (+ 20 Prozent, 655 Offerten) und Berlin (+ 16 Prozent, 516 Offerten). Wenig gesucht sind IT-Experten nach wie vor in den ostdeutschen Regionen. So schrieben die Arbeitgeber in Thüringen 66 Stellen (+ 34 Prozent) aus, in Sachsen-Anhalt 55 (+ 48 Prozent) und in Mecklenburg-Vorpommern 13 (+ 160 Prozent).

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Überleben in der Finanzkrise
Wie Sie der Krise trotzen . . .
Stellenabbau bei SAP, Kurzarbeit in der Automobilbranche. Wie sich Arbeitnehmer in der Finanzkrise verhalten können, dazu gibt Karriereberaterin Svenja Hofert wertvolle Tipps.
1. Halten Sie sich zurück mit apokalyptischen Prognosen . . .
. . . und zitieren Sie gegenüber dem Arbeitgeber jetzt nicht gleich Karl Marx. Das Unternehmen will und braucht Optimisten – ganz genau wie die Börse.
2. Wechseln Sie derzeit nur . . .
. . . wenn Sie wirklich sicher sind, es beim neuen Arbeitgeber besser zu treffen. Eine alte Regel lautet: Die letzten (Eingestellten), werden die ersten sein, denen man kündigt.
3. Wenn Sie doch wechseln wollen oder müssen, . . .
. . . fragen Sie das neue Unternehmen nach seinen Strategien in der Finanzkrise. Springen Sie nur auf dynamische Motorschiffe und nicht auf sinkende Dampfer.
4. Arbeiten Sie nicht still vor sich hin . . .
. . . in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden. Kommen Sie aus der Defensive: Bringen Sie Ideen, Vorschläge, seien Sie konstruktiv in der Krise, kommunizieren Sie Erfolge.
5. Fordern Sie eine offene Kommunikation von Ihren Vorgesetzten.
Sprechen Sie es an, wenn Sie das Gefühl haben, dass sich hinter verschlossenen Türen etwas zusammenbraut.
6. Beobachten Sie die Entwicklungen in Ihrem Unternehmen sehr genau.
Bewerben Sie sich lieber früher als später woanders, wenn Sie merken, dass sich eine langfristig negative Entwicklung anbahnt.
7. Analysieren Sie Ihr Profil und Ihren Marktwert.
Wenn Sie wissen, wo Sie stehen, werden Sie der Krise auch gelassener begegnen können.
8. Steigern Sie Ihren Marktwert durch Weiterbildung.
Gut ausgebildeten Fachkräften kündigt man nicht so schnell.
9. Nicht einschüchtern lassen!
So lange das Unternehmen nicht direkt von der Krise betroffen ist, gibt es keinen Grund für Gehaltskürzungen. So wie Mitarbeiter ihre Gehaltserhöhung niemals mit zu hohen Kraftstoffpreisen argumentieren sollten, sollten Unternehmen die Finanzkrise außen vor lassen. Es geht um Leistung, sonst nichts.