KI wird Smartphones auslöschen

Kommentar  von Mike Elgan
Dank künstlicher Intelligenz wird das Smartphone bald Geschichte sein.
Der Todesstoß für das Smartphone wird noch ein paar Jahre auf sich warten lassen, ist aber unausweichlich.
Foto: Oleksii Lee - shutterstock.com

Apple wird auf der kommenden WWDC wohl tun, was zahlreiche Konkurrenten längst getan haben - neue, leistungsstarke Generative-AI-Funktionalitäten präsentieren. Dabei ist zu erwarten, dass die Technologie umfassend in Apples kommendes Mobile-Betriebssystem iOS 18 integriert wird - entweder als "Siri 2.0" oder als eigenständige Applikation. Wamsi Mohan, seines Zeichens Lead Analyst bei der Bank of America, geht davon aus, dass Apple die Smartphone-Welt damit in die Ära der KI-gesteuerten "IntelliPhones" überführen wird - eine Bezeichnung, die sich hoffentlich niemals durchsetzen wird.

Schon jetzt sind allerdings bereits 16 Prozent der weltweit ausgelieferten Smartphones mit KI-Funktionalitäten ausgestattet, wie eine Untersuchung der Marktforscher von Canalys zeigt. Die Analysten prophezeihen, dass dieser Wert bis zum Jahr 2028 auf 54 Prozent steigen wird.

Zu den großen Smartphone-Herstellern, die bereits KI-Handys vermarkten, gehören:

Darüber hinaus sind weitere Devices zu erwarten, die die KI-Integration auf ein völlig neues Level heben wollen. So zeigte etwa die Deutsche Telekom auf dem Mobile World Congress 2024 ein AI Concept Phone, das völlig auf Apps verzichtet und stattdessen ausschließlich auf künstliche Intelligenz setzt.

Erst der Fork, dann das Ende

Das wahrscheinlichste Szenario für den Smartphone-Markt: Es entstehen zunächst zwei Gerätekategorien, die sich immer weiter voneinander entfernen.

In beiden Kategorien dürfte sich künstliche Intelligenz dabei zum dominanten Feature entwickeln - dem Haupt-Interface für die Nutzung. Die damit entstehene Problematik für die Smartphone-Industrie ist absehbar: KI ist per Software aufrüstbar. Unternehmen wie Apple könnten sich in der Folge zunehmend schwieriger tun, den Kunden Devices für mehr als 1.000 Euro schmackhaft zu machen. Schließlich sind die Funktionen, auf die es ankommt - also KI - nicht mehr unbedingt von der Hardware abhängig.

Dazu kommt, dass die Technologie auch die Interfaces verändert: In Zukunft dürften Brillen mit integrierten Kameras und KI-Funktionalitäten verstärkt zum Einsatz kommen, um mit Chatbots zu interagieren. In einem solchen Fall wird sich die User Experience mit besseren, neueren Brillenmodellen und optimierter technischer Ausstattung weiter verbessern - statt mit neuen Smartphone-Modellen. Und dank der unaufhaltsamen Miniaturisierung wird es nicht lange dauern, bis alle Elemente moderner Smartphones in eine KI-Brille verpflanzt sind - die anschließend auch keine Verbindung mehr zu einem Telefon benötigt.

Bis es soweit ist, werden noch einige Jahre ins Land ziehen - und diverse experimentelle Wearables auftauchen, die ihren Fokus auf KI legen (und hoffentlich mehr Überzeugungskraft entfalten können als beispielsweise der Humane AI Pin). Am Ende - da bin ich mir ganz sicher - wird die KI-Brille jedoch das Smartphone als technologischen Alltagsbegleiter ablösen. Das macht auch Sinn, schließlich kann eine Brille im Regelfall den ganzen Tag über getragen werden, ohne dass Ermüdungserscheinungen oder sonstige physische Probleme auftreten. Ein weiteres Indiz, dass auf diese Zukunft hindeutet: Sowohl Apple als auch Google haben bereits eine schwindelerregende Anzahl von entsprechenden Patenten angemeldet - und sind mit ihren Bemühungen nicht allein. (fm)