Hackerangriff im Krankenhaus

Kliniken vs. Hacker

16.02.2016
Im Umgang mit Viren, an denen Menschen erkranken können, sind Krankenhäuser geübt. Nun gibt es eine neue Bedrohung: Computerviren. Befallen sie die Systeme, werfen sie die Kliniken um Jahre zurück - wie jetzt in zwei Fällen in Nordrhein-Westfalen.

Ob Mandelentzündung oder Bauchschmerzen - im Neusser Lukaskrankenhaus hängt derzeit alles an Papier und Stift. Eine Hackerattacke hat das IT-System der Klinik im Rheinland am vergangenen Mittwoch getroffen. Seitdem arbeiten die Ärzte und Angestellten wieder mit Zetteln, die mit der Hand geschrieben und aufwendig verteilt werden müssen. "Wir können beispielsweise Röntgenbilder machen, es läuft aber ab wie vor zehn Jahren", schildert Klinik-Sprecherin Ulla Dahmen die Arbeitsabläufe.

Zwei deutsche Kliniken wurden in der jüngsten Vergangenheit von Hackern attackiert.
Foto: aquarius83men - shutterstock.com

Nur zwei Tage nach dem Angriff in Neuss trifft eine weitere Cyberattacke das Klinikum Arnsberg im Sauerland. Der betroffene Server wird abgeschaltet, dann das komplette System heruntergefahren. Der Eindringling war wahrscheinlich in einem E-Mail-Anhang versteckt, "der besser nicht geöffnet worden wäre", wie ein Sprecher des Klinikums sagt. Der einfache und schnelle digitale Datenaustausch zwischen den Abteilungen ist für mehr als einen Tag unterbrochen. "Befunde mussten persönlich, per Telefon oder Fax übermittelt werden", sagt der Kliniksprecher.

Die beiden Fälle machen deutlich, wie empfindlich Krankenhäuser und Kliniken im digitalen Zeitalter sein können - wenn sie sich nicht schützen. Viele Krankenhäuser haben komplett auf eine digitale Verwaltung von Patienteninformationen, klinischer Dokumentation und Finanzen umgestellt. Fällt die aus, wird es kritisch. "Wenn es kein Back-up gibt, beeinträchtigt ein Ausfall der Informations- und Kommunikationstechnik ein Krankenhaus erheblich", sagt Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). "Unsere Botschaft ist, dass man sich vorbereiten kann - man muss sich aber im Vorfeld damit befassen und nicht erst, wenn die Krise da ist."

Social Engineering: Die Methoden der Cyberkriminellen
Social Engineering bekämpfen
Die Gefahren durch Social Engineering treffen sogar erfahrene IT-Profis. Auch wenn es keine Standard-Gegenmittel gibt, geht es in erster Linie darum, die Methoden der Angreifer zu verstehen. Dann ist der Kampf schon halb gewonnen. Wir zeigen sieben perfide Wege, über die Social Engineers an ihre Daten und ihr Geld wollen.
Der "vergessene" USB-Stick
Oops, da hat doch glatt jemand einen Stick liegengelassen. Na, wollen wir mal schnell schauen, wem er gehört - also am besten eben an den Rechner gesteckt ... <br /><br />Dieser alte Bauerntrick ist immer noch einer der erfolgreichsten Angriffe auf Unternehmen. Auch wenn Microsoft beispielsweise das automatische Starten von Anwendungen auf USB-Sticks unter Windows unterbindet, helfen kreative, Neugier weckende Dateinamen enorm, unvorsichtige Mitarbeiter zum Klicken zu bewegen. Unternehmen bleibt nur, USB-Ports komplett zu sperren oder - sinnvoller - ihre Mitarbeiter entsprechend zu schulen.
Perfekt gefälschte Phishing-Mails
Den meisten Phishing-Mails sieht man ihre Herkunft: Schlecht formatiert, grausame Ausdrucksweise, billiges Zum-Klicken-Auffordern. Dennoch gibt es immer wieder Exemplare, die vortäuschen, von der Bank, der Krankenkasse, der Versicherung oder der Personalabteilung zu kommen und die ängstliche Mitarbeiter schnell am Haken haben. Dann genügt ein Klick, un das gesamte Unternehmensnetz ist infiziert. Dabei ist es gar nicht so schwer, Phishing-Mails zu erkennen - und seien sie noch so gut gemacht. Sobald das Ziel der Mail ist, einen Link zu klicken, persönliche Daten zu überprüfen oder einzugeben, sollte die Mail ganz schnell in Ablage P landen.
Mails von "Freunden" und "Kollegen"
Im Gegensatz zum generischen Phishing richtet sich Spear Phishing ganz gezielt gegen Einzelne oder eine kleine Gruppe von Menschen. Beliebt unter Angreifern ist es, in sozialen Netzen nach Opfern Ausschau zu halten, sie nach ihren Hobbys und Tätigkeiten auszuspionieren. Anschließend werden maßgefertigte Phishing-Mails entworfen und versendet - hier stimmt die Anrede, der Name der adressierten Firma und häufig auch der Anhang, der als Brief eines Arbeitskollegen oder flüchtigen Bekannten getarnt wird. Der Erfolg dieser Aktion ist natürlich höher als beim generischen Phishing. Was hilft? Konsequentes Misstrauen, persönliches Nachfragen beim vermeintlichen Absender und das Ignorieren aller E-Mail-Anhänge.
Telefonanrufe
Talentierte Angreifer schaffen es spielend, per Telefon persönliche Informationen aus einem Menschen herauszukitzeln, ohne dass dieser es überhaupt mitbekommt. Wer also von der "IT-Abteilung" angerufen wird, um ein Passwort zu verifizieren oder von der "Versicherung", seine Adresse zu bestätigen, sollte vor allem eins tun: Sich die Nummer aufschreiben und den sofortigen Rückruf anbieten. Alternativ den Anrufer über die Dinge ausfragen, die der bereits wissen müsste, wenn er der ist, für den er sich ausgibt. Grundsätzlich gilt: Sensible Informationen, vor allem Passwörter, niemals per Telefon weitergeben!
Physische Sicherheit des Büros
Ziehen Sie die typische Kleidung einer Firma an, tun Sie so, als gehörten Sie dazu und schmuggeln Sie sich in die Mitarbeitergruppe, die gerade aus der Raucherpause zurück ins Innere des Unternehmensgebäudes bummelt. Zack, schon sind Sie drin!<br /><br /> Da kann die Technik noch so sicher sein, gegen solches unbefugtes Eindringen sind vor allem große Unternehmen oft schlecht gefeilt, weil dort eben nicht jeder jeden kennt. Bläuen Sie Ihren (Empfangs-)Mitarbeitern ein, dass sie nach gefälschten Mitarbeiterausweisen Ausschau halten und sich gerade unbekannte Personen genauer ansehen.
Der freundliche Supportmitarbeiter
Ihn hatten wir schon beim Punkt "Telefonanrufe". Der Fake-Anruf aus dem IT-Support oder direkt vom Hersteller, weil das letzte Update des Betriebssystems noch final verifiziert werden muss, etwas mit der Systemkonfiguration nicht stimmt oder der bestellte neue Rechner gleich kommt und vorher noch etwas am alten System zu tun ist. Sobald jemand den Fremdzugriff (Remote Access) auf Ihren Computer haben möchte, sollte er einen guten Grund haben. Und nein, Microsoft ruft niemanden persönlich an, um etwas bei Windows zu korrigieren. Sagen Sie das den Mitarbeitern!

Nach Hackerattacke: Krankenhaus im Offline-Modus

Im Neusser Lukaskrankenhauses kämpft ein Krisenstab zusammen mit Security-Experten gegen die Folgen des Hackerangriffs. Ein Krankenhaus mit 540 Betten im Offline-Modus, im Handbetrieb. "Die medizinische und pflegerische Versorgung der Patienten war jederzeit gewährleistet", betont die Sprecherin. Auch die meisten Operationen fänden statt. Aber auf geplante, besonders große Eingriffe - ungefähr zehn pro Tag - verzichten die Ärzte derzeit. Zudem fahren Rettungswagen bei besonders schweren Notfällen andere Kliniken an.

Wie bei einem gefährlichen Virus im menschlichen Körper ging es auch bei der Schadsoftware in Neuss nach Schilderung der Klinikleitung darum, bei den ersten Anzeichen schnell ein Ausbreiten zu verhindern. Nach einer auffälligen Warnmeldung fuhren die Verantwortlichen die IT-Systeme herunter, um Patientendaten zu schützen. "Es gibt keinerlei Hinweise, dass Patientendaten abgeflossen sind", sagt die Sprecherin. Ein Erpressungsversuch ging bei der Klinik nicht ein. Anders in Arnsberg. "Es sind Meldungen mit Geldforderungen hochgeploppt", sagte der Sprecher dieses Klinikums. Man habe die isolierten, befallenen Daten der Polizei übergeben.

IT-Sicherheit: Das hilft gegen Ransomware
Das hilft gegen Ransomware-Angriffe
Die kriminelle Hackerszene ist ständig auf der Suche nach neuen Wegen, Unternehmen und Privatpersonen zu schaden. Der Einsatz von Malware zu Erpressungszwecken - sogenannte Ransomware - wird unter Cyberkriminellen immer beliebter. Wir zeigen Ihnen, was Sie gegen Ransomware-Hacker tun können. In Kooperation mit Check Point Software Technologies zeigen wir Ihnen, welche Mittel Sie gegen Ransomware-Angriffe ergreifen können.
Software-Update
Viel zu oft werden bekannte Schwachstellen in gängigen Apps nicht repariert, obwohl Patches zur Verfügung stehen.
Backup
Regelmäßige Sicherung der wichtigsten Daten in einem Speichermedium, das normalerweise physisch isoliert ist.
Aktueller Endpunkt-Schutz
Es ist schon eine große Herausforderung, sich vor den neuesten und raffiniertesten Bedrohungen zu schützen; Man möchte sich aber sicher nicht der Gefahr aussetzen, von Ransomware getroffen zu werden, die schon seit Jahren bekannt ist.
Intrusion Prevention System
Nutzung einer IPS-Lösung mit aktuellen Signaturen, die in der Lage ist, die Inhalte von HTTPS-Traffic zu überwachen. Eine leistungsfähige IPS-Lösung kann die Web-Transaktionen unterbrechen, die für das Funktionieren eines Exploit-Kits erforderlich sind.
Datei- und Dokumenten-Analyse
Analyse von eingehenden Dokumenten und Programmdateien, bevor diese Zugang zum Netzwerk erhalten - Sandboxing, Verhaltensanalysen, Firewalls, selbst einfache Antivirus-Scans sind wichtig. Und was, wenn es schon zu spät ist und die Ransomware das Netzwerk befallen hat?
Sample-Extraktion
Falls möglich, sollte ein Sample, das die Rechner infiziert hat, gesichert und mit Open-Source Intelligence Pools, wie VirusTotal, verglichen werden. Es gilt dabei herauszufinden, ob es sich um eine bekannte Bedrohung handelt. Man muss möglichst viel über die Vorgehensweise, das Verschlüsselungsschema und das Finanzmodell der Malware in Erfahrung bringen.
Netzwerkprotokolle wiederherstellen
Die Kommunikation der Malware aus allen Netzwerkprotokollen, die überlebt haben könnten, sollte man wiederherstellen, soweit dies möglich ist. Dort könnte irgendwo der Schlüssel stecken.
Verschlüsselungsanalyse
Analyse der verschlüsselten Dateien, um erkennen zu können, ob schwache oder starke Verschlüsselung verwendet wurde. Wurde eine schwache Verschlüsselung verwendet, ist es vielleicht möglich, sie zu knacken und die Dateien wiederherzustellen.

BSI: Keine gezielten IT-Angriffe auf Kliniken

"Wir haben bislang keine Erkenntnisse, dass es so etwas wie ein Muster von IT-Angriffen auf Krankenhäuser gibt", erläutert BBK-Präsident Christoph Unger. "Es gibt Kriminalität, etwa Erpresser, es gibt Versuche, an Daten zu gelangen, es gibt einfach Verrückte."

In Neuss lag nach Einschätzung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zumindest kein gezielter Angriff vor. Es handele sich um Schadsoftware, die Daten verschlüssele und so weit wie möglich gestreut werde, sagt ein Sprecher. "Ein gewisser Prozentsatz ist erfolgreich". Das BSI rät, nicht zu zahlen, Anzeige zu erstatten und vor allem: Daten regelmäßig zu sichern. (dpa/fm)

Die größten Cyberangriffe auf Unternehmen
Die Top 15 Hacker-Angriffe auf Unternehmen
Unternehmen weltweit rücken seit Jahren in den Fokus von Hackern und Cyberkriminellen. Identitäts- und Datendiebstahl stehen bei den Anhängern der Computerkriminalität besonders hoch im Kurs - kein Wunder, dass Cyber-Risk-Versicherungen immer mehr in Mode kommen. Wir zeigen Ihnen 15 der größten Hacking-Attacken auf Unternehmen der letzten Jahre.
Yahoo
Erst im September musste Yahoo den größten Hack aller Zeiten eingestehen. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass dieselben Hacker sich bereits ein Jahr zuvor deutlich übertroffen hatten: Bei einem Cyberangriff im August 2013 wurden demnach die Konten von knapp einer Milliarde Yahoo-Usern kompromittiert. Dabei wurden Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und verschlüsselte Passwörter abgegriffen.
Dyn
Eine massive DDoS-Attacke auf den DNS-Provider Dyn sorgt im Oktober für Wirbel: Mit Hilfe eines Botnetzes – bestehend aus tausenden unzureichend gesicherten IoT-Devices – gelingt es Cyberkriminellen, gleich drei Data Center von Dyn lahmzulegen. Amazon, GitHub, Twitter, die New York Times und einige weitere, große Websites sind über Stunden nicht erreichbar.
Cicis
Auch die US-Pizzakette Cicis musste Mitte 2016 einen Hackerangriff eingestehen. Wie das Unternehmen mitteilte, wurden die Kassensysteme von 130 Filialen kompromittiert. Der Diebstahl von Kreditkartendaten ist sehr wahrscheinlich. Wie im Fall von Wendy's und Target gelang es Hackern auch bei Cicis Malware in das Point-of-Sale-Kassensystem einzuschleusen. Erste Angriffe traten bereits im Jahr 2015 auf, im März 2016 verstärkten sich die Einzelattacken zu einer groß angelegten Offensive. Nach eigenen Angaben hat Cicis die Malware inzwischen beseitigt.
Wendy's
Anfang Juli 2016 wurde ein Hacker-Angriff auf die US-Fastfood-Kette Wendy’s bekannt. Auf den Kassensystemen wurde Malware gefunden – zunächst war von weniger als 300 betroffenen Filialen die Rede. Wie sich dann herausstellte, waren die Malware-Attacken schon seit Herbst 2015 im Gange. Zudem ließ die Burger-Kette verlauten, dass wohl doch bis zu 1000 Filialen betroffen seien. Die Kreditkarten-Daten der Kunden wurden bei den Malware-Angriffen offenbar ebenfalls gestohlen. Wie im Fall von The Home Depot hatten sich die Hacker per Remote Access Zugang zum Kassensystem der Fast-Food-Kette verschafft.
Heartland Payment Systems
Noch heute gilt der 2008 erfolgte Cyberangriff auf das US-Unternehmen Heartland Payment Systems als einer der größten Hacks aller Zeiten wenn es um Kreditkartenbetrug geht. Heartland ist einer der weltweit größten Anbieter für elektronische Zahlungsabwicklung. Im Zuge des Hacks wurden rund 130.000.000 Kreditkarten-Informationen gestohlen. Der Schaden für Heartland belief sich auf mehr als 110 Millionen Dollar, die zum größten Teil für außergerichtliche Vergleiche mit Kreditkartenunternehmen aufgewendet werden mussten. Verantwortlich für den Hack war eine Gruppe von Cyberkriminellen. Deren Kopf, ein gewisser Albert Gonzalez, wurde im März 2010 wegen seiner maßgeblichen Rolle im Heartland-Hack zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt. Heartland bietet seinen Kunden seit 2014 ein besonderes Security-Paket - inklusive "breach warranty".
Sony Playstation Network
Im April 2011 ging bei vielen Playstation-Besitzern rund um den Globus nichts mehr. Der Grund: ein Cyberangriff auf das digitale Serviceportal Playstation Network (PSN). Neben einer Ausfallzeit des PSN von knapp vier Wochen (!) wurden bei der Cyberattacke jedoch auch die Daten (Kreditkarteninformationen und persönliche Daten) von rund 77 Millionen PSN-Abonennten gestohlen. Sony informierte seine Nutzer erst rund sechs Tage über den Hack - und musste sich dafür harsche Kritik gefallen lassen. Die Kosten des PSN-Hacks beliefen sich auf circa 170 Millionen Dollar. Die Verantwortlichen wurden bislang nicht identifiziert.
Livingsocial.com
Die Online-Plattform Livinggsocial.com (inhaltlich vergleichbar mit Groupon) wurde im April 2013 Opfer eines Hacker-Angriffs. Dabei wurden die Passwörter, E-Mail-Adressen und persönlichen Informationen von circa 50 Millionen Nutzern der E-Commerce-Website gestohlen. Glücklicherweise waren die Finanzdaten von Kunden und Partnern in einer separaten Datenbank gespeichert. Die Verursacher des Security-Vorfalls wurden nicht identifiziert.
Adobe Systems
Mitte September 2013 wurde Adobe das Ziel von Hackern. Circa 38 Millionen Datensätze von Adobe-Kunden wurden im Zuge des Cyberangriffs gestohlen - darunter die Kreditkarteninformationen von knapp drei Millionen registrierter Kunden. Die Hacker die hinter dem Angriff standen, wurden nicht gefasst.
Target Corporation
Die Target Corporation gehört zu den größten Einzelhandels-Unternehmen der USA. Ende des Jahres 2013 musste Target einen Cyberangriff eingestehen, bei dem rund 70 Millionen Datensätze mit persönlichen Informationen der Kundschaft gestohlen wurden. Weitaus schwerer wog jedoch, dass unter diesen auch 40 Millionen Datensätze waren, die Kreditkarteninformationen und sogar die zugehörigen PIN-Codes enthielten. Für außergerichtliche Einigungen mit betroffenen Kunden musste Target rund zehn Millionen Dollar investieren, der damalige CEO Gregg Steinhafel musste ein halbes Jahr nach dem Hack seinen Hut nehmen.
Snapchat
Ein kleiner Fehler führte Ende Dezember 2013 dazu, dass Hacker die Telefonnummern und Nutzernamen von 4,6 Millionen Snapchat-Usern veröffentlicht haben. Snapchat selbst geriet darauf ins Kritikfeuer von Nutzern und Sicherheitsforschern, denn wie so oft war die Ursache für die Veröffentlichung der Daten ein Mangel an Sicherheitsvorkehrungen. Die von Hackern verursachten Probleme sind jedoch meist weniger schlimm als der Schaden, der nach der Veröffentlichung folgt. Auch wenn man seinen Nutzernamen oder seine Telefonnummer nicht als großes Geheimnis ansieht – ein motivierter Angreifer wie ein Stalker oder ein Identitäts-Dieb könnten mit diesen Daten Übles anrichten. Dieser Hack zeigt wiederum, dass alle Daten wichtig sind - vor allem wenn sie den Nutzern gehören. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Entwickler von Snapchat diesen Sicherheitsfehler gerne vor den Hackern gefunden hätten.
Ebay Inc.
Im Mai 2014 wurde Ebay das Ziel von Cyberkriminellen. Zwar wurden bei der Attacke keine Zahlungsinformationen entwendet - dafür aber E-Mail-Adressen, Usernamen und Passwörter von knapp 145 Millionen registrierten Kunden. Die Hacker erlangten scheinbar über von Ebay-Mitarbeitern gestohlene Logins Zugriff auf die Datenbanken des Unternehmens. Die Verantwortlichen wurden nicht identifiziert.
J.P. Morgan Chase
Mit J.P. Morgan rückte im Juli 2014 eine der größten US-Banken ins Visier von Cyberkriminellen. Rund 83 Millionen Datensätze mit Namen, Adressen und Telefonnummern von Kunden fielen den Hackern in die Hände. Zugang erlangten die Kriminellen offensichtlich über gestohlene Login-Daten eines Mitarbeiters. Allerdings musste sich J.P. Morgan den Vorwurf gefallen lassen, seine Systeme nicht ausreichend zu schützen. Inzwischen wurden in den USA und Israel vier Personen festgenommen, die mutmaßlich an diesem Hack beteiligt waren.
The Home Depot
Die US-Baumarktkette The Home Depot wurde im September 2014 Opfer eines besonders hinterhältigen Hacks. Cyberkriminelle hatten es geschafft, Malware in das Kassensystem von über 2000 Filialen einzuschleusen. Die Folge davon: 56 Millionen Kreditkarteninformationen von Bürgern der USA und Kanada wurden direkt bei der Zahlung in den Home-Depot-Geschäften entwendet. Darüber hinaus fielen auch noch 53 Millionen E-Mail-Adressen in die Hände der Hacker. Der Schaden für das US-Unternehmen wird auf rund 62 Millionen Dollar beziffert.
Anthem Inc.
Anthem gehört zu den größten Krankenversicherern der USA. Im Februar 2015 gelang es Cyberkriminellen, persönliche Daten von circa 80 Millionen Kunden zu stehlen. Die Datensätze enthielten Sozialversicherungsnummern, E-Mail-Adressen und Anschriften. Darüber hinaus wurden auch Gehaltsinformationen von Kunden und Angestellten entwendet. Immerhin: Medizinische Daten sollen nicht betroffen gewesen sein. Verschiedenen Security-Experten zufolge führt die Spur des Hacks nach China.
Ashleymadison.com
Anschriften, Kreditkartennummern und sexuelle Vorlieben von circa 40 Millionen Usern hat eine Hackergruppe namens Impact Team im August 2015 nach einem Cyberangriff auf das Seitensprung-Portal Ashley Madison öffentlich gemacht. Der Angriff bewies, dass Ashley Madison nicht – wie eigentlich versprochen – persönliche Informationen der Nutzer gegen eine Gebühr löschte. Das erbeutete 30-Gigabyte-Paket beinhaltete insgesamt 32 Millionen Datensätze, darunter 15.000 Regierungs- und Militäradressen von Nutzern. Auch Teile des Seitenquellcodes und interne E-Mails der Betreiber lagen dadurch offen. Aufgrund der intimen Nutzerdaten und der geheimnisvollen Natur von Ashley Madison ist dieser Hackerangriff besonders heikel. Dass die Betreiber persönliche Daten auch auf Wunsch nicht vernichtet haben, zeigt ein Problem von Unternehmen, die personenbezogene Daten auf verschiedenen Systemen verarbeiten. Aber auch solche Unternehmen müssen Nutzerinformationen gegen Gefahren schützen – ganz gleich, ob die Gefahr von externen Hackern, böswilligen Insidern oder zufälligen Datenverlusten ausgeht. Ein Ashleymadison-User hat inzwischen vor einem Gericht in Los Angeles Klage gegen Avid Life Media eingereicht. Der Vorwurf: fahrlässiger Umgang mit hochsensiblen Daten. Ein Antrag auf Sammelklage ist ebenfalls bereits eingegangen. Sollte das Gericht diesem folgen, könnten ALM Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe ins Haus stehen.