Die "Stärke eines Business-Tablets ist sehr vom Betriebssystem abhängig", sagt Thomas Uppenkamp von Casio: "Mit iOS von Apple, Android von Google und Windows 8 von Microsoft ringen drei Schwergewichte für den mobilen Einsatz um die Vorherrschaft". Tizen und Firefox spielen dagegen fast keine Rolle im Businessbereich: "Firefox OS ist hauptsächlich als Consumer-Plattform im mittleren bis unteren Preis-Segment angesiedelt", erklärt Gartner-Analystin Annette Zimmermann: "Ich kann mir vorstellen, dass Firefox OS auf dem Wege von BYOD den Weg ins Unternehmen findet, genauso wie andere neuere Plattformen".
Windows 8.1 Professional
Durch "die starke Verbreitung von Windows im Geschäftsumfeld kommt diesem Betriebssystem auch bei Tablets eine bedeutende Rolle zu", erklärt Michael Müller von Dell: "Es erfüllt zudem die Anforderungen der Unternehmen an einfache Verwaltbarkeit und hohe Sicherheit. Müller weist zudem darauf hin, dass die zunehmende Leistungsfähigkeit der Tablets es heute ermögliche, ein professionelles Betriebssystem ohne merkliche Leistungseinbußen zu betreiben. Zudem sei die zeitgleiche Verwendung von verschiedenen Applikationen möglich, was den Anforderungen in der komplexen Arbeitswelt gerecht werde.
Auch Olaf Höhne von Intel bricht eine Lanze für das Hardware-hungrige Microsoft-System: "Business Tablets sind je nach Einsatzgebiet auf bestimmte Betriebssysteme angewiesen. So bietet zum Beispiel nur Windows 8 eine native Integration in die bestehende IT-Infrastruktur, was im geschäftlichen Umfeld ein sehr wichtiger Faktor ist. Alle anderen Betriebssysteme inklusive Windows 8 RT seien auf MDM-Lösungen angewiesen. Hier gebe es zwar sehr gute Lösungen, allerdings könnten diese den Vorteil eines "Domain Joins" nicht ansatzweise ersetzen, sagt der Security-Experte.
Ins gleiche Horn bläst auch Martin Sasse von Acer: "Im Business-Bereich zählen besonders Zuverlässigkeit und Sicherheit sowie eine schnelle und unkomplizierte Einbindung in die IT-Infrastruktur. Aufgrund dieser Anforderungen setzen wir im Business-Segment vorwiegend auf Geräte mit Windows 8 Pro 64 Bit. Zudem haben die Anwender mit diesem Betriebssystem die Möglichkeit, auf dem Tablet mit der Software zu arbeiten, die sie auch auf anderen PCs verwenden."
Viel Windows und eine Prise Android?
Zwar steht im Business-Bereich für Martin Sasse von Acer "Windows 8 Pro im Fokus". Sein Unternehmen verzeichne jedoch auch eine nennenswerte Nachfrage nach Android-Geräten. Für die Zukunft würden die Sicherheitsbedenken die Wahl des Betriebssystems bestimmen, meint Sasse: "Wer hier die richtigen Antworten auf die Ängste der Unternehmen liefert, wird eine starke Stellung im Markt einnehmen."
Auch Patrick Cummins von Motion sieht nach wie vor Windows als "das Maß der Dinge bei den Geschäftskunden". Nach dem großen Erfolg im Consumer-Markt scheine inzwischen aber auch Android verstärkt bei Geschäftskunden auf Interesse zu stoßen. Michael Melzig von Fujitsu nennt sogar Gründe für den Erfolg von Android - die zunehmende Zahl von Android-Apps, die im Geschäftsumfeld sinnvoll eingesetzt werden können.
So nimmt es kein Wunder, dass auch Toshiba mehrgleisig fährt: Bei den "Business Tablets dominieren Windows 8 Systeme", sagt Ulrich Jäger: "Zudem haben wir auch Android Systeme im Portfolio. Wir liefern beispielsweise unsere Excite-Tablets mit Android 4.2 Jelly Bean, die Modelle der Z10t/WT310- Serie mit Windows 8 und die neuen Encore Tablets mit Windows 8.1 aus. Wir beobachten im Business-Segment eine erhöhte Nachfrage nach Windows-8-basierten Tablets".
Marco Rach von Panasonic differenziert den OS-Markt sogar nach Unternehmensgrößen: "Insbesondere bei Kunden aus dem SMB-Bereich finden Android-Tablets starken Anklang. Bei der Vielzahl unserer Großkunden ist dagegen eine große Nachfrage nach Windows-basierten Tablets zu erkennen, da sich diese im Gegensatz zu Geräten mit Android- oder iOS-Betriebssystem problemlos und mit überschaubaren Investitionen in die bestehende IT-Infrastruktur einbinden lassen." Sein Unternehmen habe diesen Trend bereits frühzeitig erkannt und Anfang 2013 mit dem Toughpad FZ-G1 das erste Tablet der "Full Ruggedized" Schutzklasse mit Windows 8 Betriebssystem auf den Markt gebracht, meint Rach.
Mobile Computing mit Windows 8.1
Welche Neuerungen Windows 8.1 für Unternehmen bringt, fasst Irene Nadler zusammen: Der Microsoft-Managerin zufolge bietet Windows 8.1 neue Möglichkeiten für Mobile Computing, um die Produktivität auf mobilen Geräten zu steigern. Dazu zählten etwa drahtloses Drucken via Wi-Fi Direct und NFC-Unterstützung für entsprechende Drucker sowie die Möglichkeit, das eigene Windows-8.1-Gerät als Breitband Hotspot zu nutzen oder den Bildschirm drahtlos via Miracast auf einem größeren Display anzuzeigen. Außerdem öffnen sich VPN-Clients automatisch, sobald eine Ressource diese für den Zugriff benötigt.
Auch in puncto IT-Verwaltung biete Windows 8.1 eine Reihe von Neuheiten: IT-Abteilungen können den Startbildschirm kontrollieren und die gewünschten Anwendungen konsistent für alle Mitarbeiter organisieren, Tablets und "Bring-your-own-Devices" mit MDM alias Mobile Device Management verwalten und mit der Funktion "Work Folders" Daten aus ihren Benutzerordern des Unternehmensnetzwerks auf ihr Device synchronisieren. Lokal erstellte Dateien würden ebenfalls zurück auf den Dateiserver im Firmennetzwerk synchronisiert. Diese Synchronisation sei unter Windows 8.1 nativ ins Dateisystem integriert.
Wie Frau Nadler weiterhin betont, können IT-Abteilungen mit der neuen Funktion "Workplace Join" den Zugriff auf Unternehmensressourcen individuell und feiner regulieren: Wenn Benutzer ihr Device registrieren, könne der Administrator bereits bestimmten Zugriff gewähren, während noch andere Sicherheitsrichtlinien oder ähnliches auf dem Device erzwungen werden, um die Unternehmenswerte abzusichern. Außerdem sei Windows Defender mit dem Update dahingehend erweitert worden, dass es bösartige Programme mittels Kontrolle von deren Netzwerkverhalten erkennen kann. Zudem überprüfe der kommende Internet Explorer 11 ActiveX-Erweiterungen, bevor potenziell schädlicher Code ausgeführt wird.
Android fürs Business
Neben der Windows-Intel-Phalanx gibt es andere Mobile-Device-Anbieter, die bei den Tablets Android ganz klar vor Microsoft Windows nennen. So etwa Steffen Grosch von Sony: "Die derzeit wichtigsten Betriebssysteme für Business-Tablets sind Android Jelly Bean 4.2, iOS und Windows. Die weitere Entwicklung des Marktes bleibt spannend und kann momentan noch nicht vorausgesagt werden. Ein entscheidender Punkt ist und bleibt jedoch die Versorgung mit Apps. Nur wenn ein System rundum attraktiv ist, wird es auch angenommen werden und Verbreitung erfahren".
Noch deutlicher wird Mario Winter von Samsung: "Laut Strategy Analytics war im 2. Quartal 2013 auf 67 Prozent aller weltweit ausgelieferten Tablets Android installiert. Der Marktanteil von Windows 8/RT liegt bei derzeit 4,5 Prozent und steigt. Das ist ein guter Wert für ein Betriebssystem, das erst seit etwa einem Jahr verfügbar ist. Entsprechend beobachten wir die Entwicklung der Plattform weiterhin mit Spannung".
HTML5-Entwickler-Framework für Android
Alexander Honigmann von Motorola sieht "aktuell Android, iOS und Windows als die drei zentralen Betriebssysteme für Business-Tablets." Das von Motorola angebotene Unternehmens-Tablet ET1 verfüge über ein Android Betriebssystem, das durch Motorola Extensions ergänzende Enterprise Funktionen erhalten habe. Um eine flexible Nutzung mobiler Anwendungen zu gewährleisten, stelle die Company Unternehmen außerdem mit der RhoMobile Suite ein plattformübergreifendes HTML5-Entwickler-Framework zur Verfügung. Damit müssten Entwickler eine Applikation nur einmal schreiben, die Applikation laufe dann mit identischem Aussehen und gleicher Handhabung - unabhängig vom Betriebssystem oder der Displaygröße auf unterschiedlichen mobilen Endgeräten, erklärt Honigmann.
Casio wiederum hat sich laut Thomas Uppenkamp sogar "für eine gehärtete Version der Android 4.04 Plattform entschieden". Auf diese Weise könnten strenge Sicherheitsvorgaben erfüllt werden, erklärt er, unter anderem reduziere die Sperrung des Zugriffes auf den Google Play Store die Gefahr von Malwareinstallationen. Zudem könne die Konfiguration von Kioskmodi sicherstellen, dass nur die für den jeweiligen Einsatzzweck relevanten Programme auf dem Tablet gestartet werden können.
Apple iOS
Obwohl Apple den Markt der Tablets mit seinen iPads anfänglich sehr stark dominierte, haben sich bei unserer Business-Tablet-Trend-Befragung im September 2013 nur wenige Verfechter von iOS zu Wort gemeldet - kein Wunder bei Apple als einzigem Hersteller. Einzig Markus Oliver Göbel von Telefónica Germany alias O2 räumt ein, dass der Fokus bei Tablet-Betriebssystemen momentan stark auf iOS liege. Generell würden Windows-Tablets und Geräte, die sich mit einer Mobile-Device-Management-Lösung gut managen lassen, wichtig sein. Zu den neuen Betriebssystemen könne man seiner Meinung nach heute noch keine generelle Aussage treffen, meint Göbel - "es wird jedoch eine Zeit dauern bis die entsprechenden Schnittstellen geschaffen werden, um diese Tablets genauso gut wie etablierte Betriebssysteme in die Unternehmenslandschaft zu integrieren".
BYOD und SECURITY
Wenn Mitarbeiter mit ihren privaten Geräten auf sensible Firmendaten von Emails bis zu Datenbanken zugreifen, sind damit in der Regel erhöhte Sicherheitsrisiken für das Unternehmen verbunden. Für IT-Verantwortliche stellt sich daher die Frage: Verbietet man den Einsatz privater Mobilgeräte komplett? Falls nicht, wie geht man mit den Risiken um?
Dazu Olaf Höhne von Intel: "BYOD und Security stehen in einem direkten Zusammenhang. Sicherheit steht an oberster Stelle, ob bei BYOD- sowie Hybrid-Lösungen oder auch bei von der Unternehmens-IT zur Verfügung gestellten Systemen." Mobile Geräte auf Basis der Intel Core vPro Prozessortechnologie mit der Intel Identity Protection Technologie und der Intel Anti Theft Technologie böten hier Unterstützung im Geschäftsumfeld, da sie weltweit verwaltet und gemanagt werden könnten, so Höhne. Zudem lasse sich passwortfreie Multifaktor-Authentifizierung (MFA) vornehmen, im Falle eines Diebstahls oder bei unbefugtem Zugriff sei es auch möglich, Systeme zu orten.
Auch Michael Melzig von Fujitsu kennt den Spagat zwischen BYOD und Security. Sein Unternehmen fördere BYOD sowohl indirekt durch die hohen Qualitätsstandards, die nur geringe Ausfallzeiten generieren, so Melzig, als auch direkt in Form von Managed Mobile Service. Fujitsu unterstütze dabei zum einen alle wesentlichen OS, zum anderen gebe es Angebote von virtuellen Arbeitsplätzen, sowohl On- als auch Off-Premise.
Dell KACE und Samsung KNOX
Ähnlich wie Fujitsu unterstützt auch Dell mobile Multivendor-Umgebungen. Dazu Michael Müller: "Wir stellen fest, dass Unternehmen auf die wachsenden Forderungen der Mitarbeiter nach mehr Mobilität und bedarfsgerechter Hardware mit einer größeren Vielfalt der bereitgestellten Systeme reagieren. Mit KACE bietet Dell eine Möglichkeit, diese Vielzahl der Endgeräte effizient zu verwalten - unabhängig von Herstellern oder Betriebssystemen".
Samsung-Manager Mario Winter wiederum verweist auf die hauseigene Dua-Persona-Lösung: "Mit KNOX bieten wir Unternehmen eine sichere Lösung für ihre Firmeninfrastrukturen und platzieren unsere Produkte damit ganz klar auch im Business-Sektor. Zudem benutzen immer mehr Arbeitnehmer ihr eigenes Gerät für berufliche Aufgaben. Durch Samsung KNOX und seinen verschlüsselten Container für unternehmensbezogene Anwendungen sind Android-Geräte businessfähig". Auch den eigenen App-Store unterzieht Samsung Winter zufolge ständig einer scharfen Prüfung. Alle Anwendungen, die Nutzer unter Samsung Apps finden, würden intensiv von unseren Experten auf Datensicherheit, Privatsphäre und Schadsoftware geprüft.
Motorola Extensions für mehr Sicherheit
Mit dem "zunehmenden Einsatz mobiler Endgeräte im Unternehmen, der sich im genannten BYOD-Trend widerspiegelt, steigen auch die Anforderungen an die mobile Sicherheit", erklärt Alexander Honigmann von Motorola: "Lösungen müssen zuverlässig und effizient in Geschäftsprozesse integriert werden. Motorola bietet Unternehmen außerdem nutzerspezifische Technologien für das Management mobiler Endgeräte sowie Managed Services für maximale Verfügbarkeiten und Laufzeiten. Im Bereich Security ermöglichen unsere Motorola Extensions mit wenig Aufwand das Einrichten von beispielsweise Root Detection und Prevention Mechanismen sowie Black- und Whitelists, wodurch nur freigegebene Applikationen genutzt werden können, sofern dies gewünscht wird".
Etwas unspezifischer klingen die Lösungsvorschläge von Lenovo und Motion: Dazu Volker Fassbender von Lenovo: "Sicherheit spielt die größte Rolle. Wir entwickeln aus diesem Grund Tablets, die eben genau diesen Anforderungen entsprechen". Oder Patrick Cummins von Motion: "Sicherheit ist ein zentrales Thema für professionelle Nutzer. Wir setzen dabei auf Windows, das leicht zu verwalten und zu integrieren ist - und damit für verbesserte Sicherheit garantiert".
Konkreter wird Thomas Uppenkamp von Casio: "Das Thema Security spielt bei unseren Kunden eine sehr große Rolle, weil wir fast ausschließlich mit professionellen Anwendern zu tun haben. Diese schätzen insbesondere folgende Sicherheitsmerkmale: Ein integriertes Schreib-Lese-Modul für NFC-Karten kann zur sicheren Authentifizierung bzw. gegen illegalen Zugriff genutzt werden. Abgerundet wird das Sicherheitskonzept durch einen SAM-Karten-Slot, der eine zuverlässige Verschlüsselung sensibler Daten gewährleistet".
Docking-Lösungen: Sinnvoll oder nur drahtloser Kontakt?
Die Mehrzahl der Tablet-Anbieter sieht nach wie vor eine starke Nachfrage nach hardware-basierten Docking-Lösungen für die Anbindung von Peripheriegeräten im Business-Umfeld. So etwa Olaf Höhne von Intel: "Docking-Lösungen werden verstärkt nachgefragt. Speziell dann, wenn Business-Tablets oder 2-in-1-Lösungen den PC ersetzen und nicht mehr ausschließlich als Zweitgerät genutzt werden." Ist die Produktivität des Business Tablets für den geschäftlichen Gebrauch und die Produktivität ausreichend, könne es durchaus auch als Erstgerät zum Einsatz kommen, fügt Höhne hinzu. In diesem Fall möchte der mobile Anwender auch auf einen größeren Monitor und auf andere Peripheriegeräte zugreifen können, wofür eine Docking-Lösung essentiell sei.
Jörg Wissing von Asus verweist neben den weiteren Anschlüssen auf die Lademöglichkeiten: Wenn, wie "bei Business-Kunden, nicht nur das Konsumieren von Inhalten im Vordergrund steht, bieten die Docking-Lösungen gegenüber fast allen anderen Tastaturlösungen entscheidende Vorteile. Die eingebauten Akkus sorgten für eine wesentlich längere Laufzeit. Wird das Tablet mal nicht benötigt, lädt der Akku in der Tastatur das Tablet wie ein Akkupack auf."
Wandhalterungen und Fahrzeug-Docking-Lösungen
Laut Patrick Cummins von Motion sind auch Mobile Docks, etwa als Wandhalterung oder sichere Fahrzeugeinbaulösung, sehr beliebt. Drahtlos dagegen "wird sicher zukünftig ein Thema sein". Ähnliche Erfahrungen hat auch Marco Rach von Panasonic: "Insbesondere Fahrzeugeinbau-Lösungen werden stark nachgefragt, aber auch Desktop-Dockings, mit deren Hilfe unsere leistungsstarken Geräte sowohl mobil als auch im Büro genutzt werden können und dadurch Desktop-PCs ersetzen".
Ulrich Jäger von Toshiba fasst zusammen: "Docking-Lösungen sind absolut gefragt, speziell mit dem zunehmenden Einsatz von Tablets und 2-in-1-Lösungen in Unternehmen. Denn gerade User von Tablets möchten im Business-Alltag beispielsweise bei längeren Texten oder Präsentationen nicht auf eine Standardtastatur oder einen größeren Bildschirm verzichten".
Gleichzeitig, so Steffen Grosch von Sony, gehe der Trend bei der Anbindung von Peripheriegeräten in Richtung Drahtlos: "Docking-Lösungen werden auch bei uns angefragt, so gibt es einen passenden Tischständer. Bei Sony Mobile läuft momentan jedoch fast alles drahtlos, da es dem Anwender mehr Freiheiten bei weniger Gepäck bietet". (mb)