Cisco Live! 2024

Künstliche Intelligenz steht im Mittelpunkt

06.06.2024 von Michael Cooney
Wie zahlreiche neue Netzwerk-, Management- und Security-Produkte sowie Partnerschaften und Investitionen belegen, hat Cisco KI in den Mittelpunkt seiner Strategie gestellt.
"Cisco ist der richtige strategische Partner für unsere Kunden in dieser Ära der KI", erklärte CEO Chuck Robbins auf der Cisco Live! 2024.
Foto: Cisco

"KI entwickelt sich in einem beispiellosen Tempo, insbesondere wenn man sie mit einigen der Technologien vergleicht, über die wir in den letzten Jahren gesprochen haben", erklärte Cisco-CEO Chuck Robbins in seiner Keynote. "Wie lange haben wir über 5G gesprochen, bevor wir es eingesetzt haben?", fragte er. "Generative KI entwickelt sich sehr schnell und wird in unserem gesamten Portfolio eingesetzt. Und Sie versuchen wahrscheinlich, Anwendungsfälle zu finden, falls Sie das noch nicht getan haben, und wollen herausfinden, wie Sie sie nutzen können", wandte sich Robbins an die rund 20.000 Besucher der Cisco Live! in Las Vegas.

"Letztendlich werden die heutigen, extrem verzweigten Unternehmen viel einfacher zu verwalten sein, wenn es möglich ist, den gesamten Stack, die gesamte Infrastruktur und das Netzwerk zu betrachten", so der Topmanager. Auf diese Weise könne man verstehen, was passiere und diese Daten nutzen, um Ausfälle und andere Probleme vorherzusagen und zu verhindern, erklärte Robbins. "Man kann sich die KI-Evolution wie den Übergang zur Cloud 'auf Steroiden' vorstellen."

End-to-End-Infrastrukturlösung für GenAI-Modelle

Im Bereich Netzwerke hat Cisco ein schlüsselfertiges KI-Paket mit dem etwas sperrigen Namen Cisco Nexus HyperFabric AI Cluster hinzugefügt, das ab dem vierten Quartal zum Testen bereitstehen soll. Mit der Suite können Kunden ein integriertes Netzwerkpaket in Form eines Cisco-Switches der Serie 6000 für die Spine-Leaf-Implementierung bereitstellen, das

unterstützt.

Der Cisco Nexus HyperFabric KI-Cluster soll Kunden eine einfachere Entwicklung von GenAI-Anwendungen ermöglichen.
Foto: Cisco

"HyperFabric ist eine automatisierte, intelligente KI-native Lösung, die entwickelt wurde, um Einfachheit und KI in das unternehmenseigene Rechenzentrum zu bringen", so Jonathan Davidson, Executive Vice President und General Manager von Cisco Networking. "Das Paket vereinfacht das Design, die Bereitstellung und das Management von Netzwerken, Computern und Speichern, um eine vollständige KI zu erstellen, unabhängig davon, wo sich die Unternehmensdaten befinden."

AI-native Digitale Experience Assurance

Auf der Management-Seite hat Cisco die Digital Experience Assurance eingeführt, die die ThousandEyes-Netzwerkintelligenzplattform auf Cloud-Umgebungen - vorerst auf Amazon Web Services - ausweitet. Kunden sind damit in der Lage, Probleme und Ausfälle in eigenen und von ihnen kontrollierten On-Premises-Ressourcen sowie in Ressourcen, die nicht in ihrem Besitz sind, wie zum Beispiel in Cloud-Diensten, zu lokalisieren. Laut Cisco sind Zehntausende von ThousandEyes-Agenten im Internet und in Unternehmensnetzwerken verteilt, und die Plattform wird täglich mit mehr als 650 Milliarden Messungen weltweit versorgt.

Das Unternehmen hat auch sein KI-gestütztes Cloud-Insights-Programm erweitert. "Sobald die Workloads der Kunden in das Netzwerk eines Cloud-Anbieters gelangen, kann die Plattform zeigen, wie die Komponenten und Dienste aus Netzwerksicht miteinander verbunden sind, wie die Anwendungs-Load-Balancer mit den Netzwerk-Load-Balancern verbunden sind und wie sich daraus letztendlich eine Zielgruppe über mehrere AWS EC2-Instanzen hinweg ergibt", erklärt Joe Vaccaro, Vice President und General Manager von Cisco ThousandEyes.

"Die KI-gesteuerte Intelligenz im ThousandEyes-Paket kann Muster und einzigartige Kombinationen korrelieren, um die Ursache eines Problems zu triangulieren und zu ermitteln, welche Vorfälle Aufmerksamkeit erfordern und welche nicht", so Vaccaro. "ThousandEyes Event Detection bietet diese wichtige Funktion bereits und reduziert die Zeit, die normalerweise Stunden und mehrere Techniker in Anspruch nehmen würde, auf wenige Minuten."

Das Unternehmen hat außerdem ThousandEyes Endpoint Experience erweitert, um Details aus der Meraki-WLAN- und LAN-Telemetrie sowie Geräteinformationen zu sammeln. "Auf diese Weise erhalten Kunden einen tieferen Einblick in lokale Netzwerkprobleme, die sich auf die Benutzer auswirken", so der Cisco-Manager.

Hypershield-Unterstützung für AMD Pensando DPUs und Intel IPUs

Cisco hat die Unterstützung für AMD Pensando DPUs in sein neues KI-basiertes HyperShield integriert, eine selbstaktualisierende Sicherheitsstruktur, die zum Schutz verteilter Anwendungen, Geräte und Daten entwickelt wurde. Pensando DPUs enthalten intelligente, programmierbare Software zur Unterstützung softwaredefinierter Cloud-, Rechen-, Netzwerk-, Speicher- und Sicherheitsdienste.

Laut Cisco sollen die DPUs bis Ende 2024 in Cisco Unified Computing System (UCS)-Servern und von anderen führenden Serveranbietern verfügbar sein. Cisco plant außerdem, die programmierbaren Infrastruktur-Verarbeitungseinheiten (IPU) von Intel zu unterstützen.

Hypershield besteht aus KI-basierter Software, virtuellen Maschinen und anderen Technologien, die letztendlich in Kernnetzwerkkomponenten wie Switches, Router oder Server integriert werden. Es verspricht, dass Unternehmen ihre Netzwerke bei Bedrohungen autonom segmentieren können, einen schnellen Schutz vor Exploits erhalten, ohne Firewalls patchen oder überarbeiten zu müssen, und Software automatisch aktualisieren können, ohne die Computerressourcen zu unterbrechen.

Cisco Security Cloud Control

Eine neue KI-basierte Managementarchitektur, Security Cloud Control, ist ebenfalls in Vorbereitung. Sie ist darauf ausgelegt, die gesamte Cisco Security Cloud zu konfigurieren, zu verwalten und zu überwachen, beginnend mit den Netzwerksicherheitslösungen von Cisco.

"Cisco Security Cloud Control wird die einzige einheitliche Verwaltungsoberfläche für die gesamte Security Cloud sein, was die Arbeit von Sicherheitsadministratoren und IT-Mitarbeitern erheblich vereinfachen wird", erklärte Jeetu Patel, Executive Vice President und General Manager von Cisco Security & Collaboration. "Wir streben eine erste Verfügbarkeit bis Oktober mit Unterstützung für unsere Network-Security-Produkte an, weitere Produkte sollen in den kommenden Monaten hinzukommen." Die Idee sei es, Kunden die einfache Konfiguration, Verwaltung und Überwachung der gesamten Cisco-Cloud zu ermöglichen, fügte Patel hinzu.

"Über KI-Assistenten hinaus bietet Security Cloud Control einen KI-basierten Ansatz, um proaktiv umsetzbare Erkenntnisse zu gewinnen und die Lösung in hybriden Umgebungen zu automatisieren", so der Security-Spezialist.

Innerhalb der Security Cloud hat Cisco die Secure Firewall 1200 Series hinzugefügt, die fortschrittliche Sicherheitsfunktionen und SD-WAN-Konnektivität in einer einzigen Appliance vereint, so Patel.

Darüber hinaus ist eine neue Version der Firewall-Software, Version 7.6 von Firewall Threat Defense (FTD), für alle physischen und virtuellen Firewalls von Cisco verfügbar. FTD 7.6 nutzt KI, um Zero-Day-Bedrohungen zu verhindern, und erweitert die Anwendungssteuerung auf über 70 generative KI-Apps, um sensible Informationen zu schützen. Außerdem werden die Rollouts von Zweigstellennetzwerken durch vorgefertigte SD-WAN- und Firewall-Vorlagen optimiert und die Zero-Touch-Bereitstellung unterstützt, so Patel.

"Wir sind der Meinung, dass wir Sicherheit für KI brauchen und wir brauchen KI für Sicherheit", erklärte Robbins. "Zunächst einmal braucht man Security, um die Daten zu schützen, die man für die benutzerdefinierte Schulung verwendet, beispielsweise in einem KI-Modell, das man in einem privaten Unternehmen einsetzt. Man benötigt Security, um sicherzustellen, dass keine Bedrohungsakteure diese Modelle infiltrieren ... Man muss sicherstellen, dass die Fragen, die an diese Modelle gestellt werden, nicht gegen die Unternehmenskultur oder andere wichtige Dinge verstoßen. Sie brauchen also Sicherheit für KI, und wir werden weiter daran arbeiten, diese zu liefern."

KI-Schulung und -Zertifizierung für Cisco-Partner

Abgesehen von den Produkten kündigte Cisco Pläne zur Förderung von Initiativen zur Karriereentwicklung im KI-Umfeld an. So hat das Unternehmen die erste Stufe seiner KI-Partner-Spezialisierungen von Cisco Black Belt gestartet. Sie sollen Cisco-Partner mit dem erforderlichen Produktwissen zur Entwicklung von KI-Praktiken und Kundenimplementierungen ausstatten. Das Training umfasst KI-Grundlagen, eine Taxonomie von KI-Lösungen und einen Überblick über die KI-Strategie, Governance und Anwendungsfälle von Cisco-Plattformen.

Cisco hat außerdem eine neue KI-Zertifizierung für die Entwicklung von KI-Architekturen eingeführt. Die herstellerunabhängige Zertifizierung soll es Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Arbeitssuchenden ermöglichen, die für die Entwicklung moderner KI-/ML-Rechen- und Netzwerklösungen erforderlichen Fähigkeiten zu erwerben, so Cisco.

1-Milliarden-Dollar-KI-Investmentfonds

Cisco legt einen globalen KI-Investmentfonds in Höhe von 1 Milliarde Dollar auf, um das Start-up-Ökosystem zu stärken und die Entwicklung sicherer und zuverlässiger KI-Lösungen voranzutreiben. Im Rahmen des neuen KI-Fonds kündigte Cisco Investitionen in Cohere, Mistral AI und Scale AI an. In den letzten Jahren hat Cisco mehr als 20 KI-Anbieter übernommen oder in sie investiert.

Experten gehen davon aus, dass bei der Umsetzung von Ciscos KI-Strategie Multi-Produkt-Lösungen und Partnerschaften eine entscheidende Rolle für den Erfolg oder Misserfolg spielen werden. So habe beispielsweise der Nexus HyperFabric AI-Cluster für Unternehmen viele Vorteile und unterscheidet sich von anderen Optionen auf dem Markt, erklärte Vijay Bhagavath, Research Vice President bei IDC. "Die Idee, dass Unternehmenskunden, die KI ausbauen möchten, nicht alle Komponenten einzeln kaufen müssen, um loszulegen, wird von großem Wert sein."

Was das Partnernetzwerk betrifft, könne es sich Cisco leisten, die Unternehmen zu kaufen oder zu unterstützen, die es für die Umsetzung seiner KI-Strategie und die Entwicklung des Gesamtmarktes benötigt, so Bhagavath. "Das Unternehmen hat mit KI einen enormen Vorteil bei der Markteinführung, aber es ist noch früh, und es wird interessant sein zu beobachten, wie sich das alles entwickelt."

Andere Branchenbeobachter sind dagegen der Meinung, dass Cisco eine eher zusammenhängende KI-Roadmap erstellen sollte, anstatt nur Teilbereiche zu liefern. "Cisco muss sehr überlegt den KI-Markt angreifen und einen Stückwerk-Ansatz vermeiden", erklärte Jim Frey, leitender Analyst für Netzwerke bei der Enterprise Strategy Group. "Manchmal sieht es so aus, als ob sie hinter einigen der anderen Anbieter von KI-Lösungen wie beispielsweise Microsoft zurückliegen, aber in Wirklichkeit gehen sie sehr methodisch vor."

Allerdings stecke die Entwicklung von KI noch in den Kinderschuhen, fügte Frey hinzu, und Cisco sei nicht der einzige Anbieter, der einen umfassenden Plan oder eine Roadmap für KI entwickelt. "Viele andere Anbieter tun dasselbe", so der ESG-Analyst. (mb)

In der IT-Branche geht es Schlag auf Schlag. Wenn Sie nichts verpassen wollen, dann abonnieren Sie unsere COMPUTERWOCHE-Newsletter.