Die Qual der Wahl

LCD-TV versus Plasmafernseher

10.10.2008 von Andreas Kunze
Flachbildfernseher liegen voll im Trend. Wer eine Neuanschaffung plant muss sich jedoch zuerst für eines der beiden Lager entscheiden: LCD oder Plasma. Hier finden Sie wertvolle Tipps, worauf Sie beim Kauf achtgeben müssen.
Plasma vs. LCD

Plasma- und LCD-TVs ähneln sich äußerlich sehr, doch ihr Innenleben könnte unterschiedlicher nicht sein. LCD-Geräte erzeugen das Fernsehbild mit Flüssigkristallen. Die Kristalle richten sich anders aus, je nachdem welche Spannung anliegt. So verändert sich sie die Polarisationsrichtung. Eine Hintergrundbeleuchtung und Polarisationsfilter erzeugen schließlich das Bild. Bei Plasmabildschirmen wird buntes Licht mit Leuchtstoffen erzeugt, welche durch UV-Strahlen eines Niederdruckplasmas angeregt werden. Dieses Prinzip entspricht in etwa dem einer Leuchtstofflampe. Dies bringt Plasma-TVs einen großen Vorteil: Sie können einen hohen Schwarzwert anzeigen. Anders als Flüssigkristallanzeigen, die ihre permanente Hintergrundbeleuchtung nicht vollständig verdunkeln können, unterbleibt bei Plasma-Geräten einfach die Zündung der Plasmakammern. Das hat zur Folge, dass kein Licht emittiert wird, das abgedunkelt werden müsste.

Plasma-TVs und der Einbrenneffekt
Dafür wird vielerorts die Gefahr beschworen, dass sich helle und statische Bildinhalte wie z.B. Senderlogos ins Bild „einfressen“ und dadurch dauerhaft Schattenartefakte verursachen. Im frühen Entwicklungsstadium der Technik war dies tatsächlich ein Problem. Aber heutzutage verbauen die Hersteller Systeme zur Bildschirmschonung und verwenden neue Leuchtstoffe, weshalb der Einbrenneffekt praktisch kaum noch eine Rolle spielt. Nichtsdestotrotz empfiehlt es sich, die Kontrast- und Helligkeitseinstellungen moderat anzupassen. Denn fast alle TV-Geräte werden werksseitig mit zu hohen Einstellungen ausgeliefert. Dagegen verbrauchen moderne LCD-Geräte weniger Strom als Plasmafernseher. Denn statt den herkömmlichen Lampen dienen in der jüngsten Generation genügsame und lichtstarke Leuchtdioden (LEDs) als Lichtquelle.

Leuchtdioden emittieren weniger Wärme
LED-Backlights haben einen weiteren Vorteil: Durch die niedrigere Verlustleistung genügt in den Geräten bereits die Konvektion mit der Luft zur Kühlung. Plasma-Geräte müssen dagegen aktiv mit Lüftern gekühlt werden. Genau hier liegt der Hase im Pfeffer: Durch das Heranschaufeln der kühlenden Luft entstehen Geräusche, die insbesondere in ruhigen Szenen störend sein können. Deshalb sollten Sie beim Kauf eines Plasma-TVs ihr Wunschmodell im Laden „probehören“. Dafür bieten Plasmas einen größeren Blickwinkel, wenngleich Flachbildschirme auf LCD-Basis in den letzten Jahren stark aufgeholt haben. Dadurch haben Zuschauer auch in seitlicher Position eine gute Sicht. Ebenso bleibt die Helligkeit unverändert, wenn Sie aufstehen oder sich hinsetzen.

Größe mit Augenmaß
Wer gleich zum größten Flachbildfernseher greift, begeht unter Umständen einen Fehler. Denn ein Riesen-Display mit 1,5 Metern erschlägt den Zuschauer förmlich. Genauso wirkt ein Mini-Fernseher in einem großen Wohnzimmer verloren. Orientieren Sie sich deshalb an der Raumgröße und damit am Abstand des Zuschauers zum Fernseher. Darüber hinaus werden die Pixel ab einer bestimmten Nähe als hässliche Quadrate sichtbar. Ab welcher Entfernung der Effekt zu sehen ist, hängt jedoch von der individuellen Sehschärfe ab. Für herkömmliche TV-Geräte gilt die Faustregel, dass die 5- bis 6-fache Bilddiagonale der optimale Abstand ist. Vor einem 120-Zentimeter-TV sollte das Sofa also 6 bis 7 Meter entfernt stehen. Jener Richtwert verringert sich, wenn Sie ein HD-Gerät kaufen und vorwiegend hochauflösende Inhalte ansehen. Denn hier fallen die Pixel kleiner aus. Zudem sollten Sie sich bei der Auflösung nicht mit einem HD-ready-Fernseher zufrieden geben: Full-HD-TVs besitzen mehr als doppelt so viele Pixel und liefern deshalb ein detailreicheres Bild.

Große LCD-TVs unbezahlbar

Foto: Samsung

Die Maße von LCD-TVs reichen von 15 bis 57 Zoll. Das Flaggschiff in dieser Geräteklasse ist der Samsung LE-70F96BD: Es bietet eine Bilddiagonale von 70 Zoll, was rund 178 Zentimetern entspricht. Allerdings schwebt das Gerät mit 29.000 Euro aufwärts in einer für Otto-Normalverbraucher uninteressanten Preisregion. Auch der Sharp Aquos LC-65 GD1E mit 165 Zentimetern liegt mit 13.500 Euro und mehr noch deutlich über der 10.000-Euro-Marke. Erschwinglich werden LCD-Flachbildfernseher erst mit einer Diagonale unter 60 Zoll. Der 57 Zoll große Toshiba 57Z3030DG wartet mit einer 145-Zentimeter-Bilddiagonale auf und ist bereits ab knapp 4.000 Euro zu haben. Bei Gerätegrößen unter 42 Zoll kommt fast immer ein Modell mit LCD-Technik zum Zuge. Denn Plasmafernseher mit diesen geringen Maßen lassen sich kaum wirtschaftlich produzieren. Einen Preisbrecher hat kürzlich Zepto mit dem Zview 37“ angekündigt: Für rund 600 Euro erhalten TV-Freunde einen LCD-Fernseher, der umgerechnet eine Bilddiagonale von knapp 94 Zentimetern besitzt. Zusätzlich kann der 37-Zöller sogar Bilder mit voller High-Definition-Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln darstellen.

Plasmas im Größenrausch
Im Gegensatz zu den LCD-TVs beginnen die Bildschirmgrößen bei Plasma-Fernsehern erst bei 37 Zoll. Die Top-Modelle messen in der Diagonale 65 Zoll bzw. 165 Zentimeter. Generell gilt: Je größer das Display, desto mehr spart man sich beim Kauf im Vergleich zu einem LCD-Modell. Das wird schon beim Spitzenmodell deutlich: Der 71 Zoll große 71PY1M-WA von LG Electronics besitzt eine Diagonale von 180 Zentimetern und kostet mit weniger als 16.000 Euro praktisch nur die Hälfte des LCD-Flaggschiffs. Bereits der Panasonic TH-65PZ700E in der 65-Zoll-Klasse liegt mit 7.200 Euro deutlich unter der magischen 10.000-Euro-Marke.

Foto: Zepto

Ausstattung
Zu guter letzt spielt die Ausstattung eine Rolle. Achten Sie darauf, dass Ihr zukünftiges Gerät ausreichend viele HDMI-Schnittstellen zur verlustfreien Signalübertragung besitzt. Unter 3 Anschlüssen sollten Sie sich nicht zufrieden geben, es sei denn Sie wollen nur eine HD-Signalquelle anschließen. Falls Sie noch einen alten Videorekorder anschließen wollen, ist eine SCART-Buchse von Vorteil. Ferner werden einige Plasmabildschirme ohne seitliche Lautsprecher und/ oder TV-Tuner ausgeliefert. Diese müssen Sie dann als Zusatzkosten ins Budget einkalkulieren.

Dieser Beitrag stammt von der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation pcwelt.de.