Achtung, Luftblase!

Lebensläufe tunen ist gefährlich

11.08.2013 von Alexandra Mesmer
Aufgepimpt, aufgeblasen, abgeschmiert. Wenn Bewerber mit zuviel Kreativität ihren Lebenslauf gestalten, geht das meist ins Auge.

Wer Karriere machen will, muss sich und seine Fähigkeiten richtig vermarkten, so ein häufiger Rat an Bewerber. Auch Elly Schneider ( Name von der Redaktion geändert) wollte Karriere machen. Allerdings hatte sie bereits sieben Mal die Stelle gewechselt, oft blieb sie nur kurz bei einem Arbeitgeber. Einige Zeugnisse fehlten ihr, manche Zeugnisse sprachen wenig für sie: Einmal war es die Beendigungsformel, die nichts anderes besagte als: "die Dame soll ihr Glück woanders versuchen, bei uns hatte sie keinen Erfolg", ein anderes Mal bescheinigte man ihr, dass sie ihren Job zwar erledigt hatte, aber keine nachweisbaren Erfolge sichtbar wurden.

Ist der Lebenslauf zu perfekt, schauen Personaler genau hin.
Foto: Kzenon - Fotolia.com

Also beschloss Schneider, ihren Lebenslauf einem Tuning zu unterziehen: "Ich muss alles nur ein bisschen aufpimpen, weglassen, verschönern, denn am Ende schaut ja keiner so genau". So wurde aus dem Studium an der Berufsakademie ein Fachhochschulstudium, aus den soliden Französischkenntnissen wurden ausgezeichnete und die Erfolge wurden ebenfalls im Anschreiben maßlos übertrieben. Die ersten Reaktionen schienen auch verheißungsvoll: Nach ihrer Initiativbewerbung erhielt sie Rückmeldung, man würde sich in Kürze bei ihr melden. Doch die Einladungen zum Vorstellungsgespräch blieben aus. Schneider wurde skeptisch. Auf ihr Nachfragen erklärte ein Personalleiter, sie solle doch zumindest bei ihrem aktuellen Job bei der Wahrheit bleiben. Er hatte herausgefunden, dass Elly Schneider nicht als Managerin beschäftigt war, sondern nur als Referentin. Nachdem er mehrere Lügen entlarvt hatte, hatte er keine Lust mehr, mit ihr auch noch ausführlich zu diskutieren.

Birgit Zimmer-Wagner, die mit ihrem Mann Wolfgang in Frankfurt-Sachsenhausen die Personalberatung Bewerber Consult betreibt, weiß, dass Elly Schneider kein Einzelfall ist. Ein Manager verschwieg zum Beispiel, dass er fast ein Jahr arbeitslos war. Er vergaß, dass aus seiner Lohnsteuerkarte der Beendigungszeitpunkt seines letzten Beschäftigungsverhältnisses klar hervor ging. Die Übersendung der Sozialdaten an den neuen Arbeitgeber war ein zweiter Beweis seiner Lüge. Nach wenigen Monaten in der Probezeit erhielt er von seinem neuen Arbeitgeber die Kündigung.

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Schwächen begründen statt verschweigen

Birgit Zimmer-Wagner, Bewerber Consult: "Wer den Lebenslauf aufbläst, riskiert die Kündigung."
Foto: Bewerber Consult

Darum rät Personalexpertin Zimmer-Wagner: "Jeder Bewerber sollte daran denken, dass seine Daten überprüft werden. Manche Firmen stellen dafür eigens Rechercheure an. Schwächen wegzuretuschieren ist gefährlich. Besser ist es, nachvollziehbar zu begründen, weshalb eine Berufsstation nicht so erfolgreich verlaufen ist." Inzwischen sei es keine Schande mehr und fast normal, zwischendurch einen Hänger zu haben oder kurzzeitig arbeitslos zu sein. Hellhörig werden Personaler dann, wenn Lebenslauf und Bewerbung zu perfekt erscheinen.

Auch Elly Schneider bekam die Folgen ihres "Lebenslauftunings” zu spüren: Ihr aktueller Arbeitgeber legte ihr nahe, sich umzuorientieren: "Sie sind ja für höhere Aufgaben geboren, das können wir Ihnen nicht bieten, da müssen Sie sich außerhalb unseres Hauses umschauen". Zeit hatte sie nur bis zum nächsten Mitarbeitergespräch in sechs Monaten: "Wenn ich bis dahin nichts habe, bin ich jobmäßig abgeschmiert”, so Schneider.

Dazu Zimmer-Wagners Fazit: "Wer aufpimpt und aufbläst, riskiert die Kündigung oder den Bruch der Karriere. Daher kann der Rat nur lauten: Nachweisbare Stärken vermarkten ohne Schwächen zu verschweigen. Wer aus einer Schwäche lernt, sei es eine Kündigung oder ein Wechsel des Studienfachs, hat Selbstkritik und Lösungskompetenz bewiesen."

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Bewerbungsgespräch
"Warum sollen wir gerade Sie einstellen?" Als Bewerber zahlt es sich aus, auf diese Frage im Vorstellungsgespräch vorbeireitet zu sein. Was Sie sonst noch über eine erfolgreiche Bewerbung wissen sollten, das sagt Ihnen Cornelia Riechers, Autorin des paradoxen Bewerbungsratgebers "So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos.", in den folgenden zehn Tipps.
Traumberuf
Der erfolgreiche Bewerber weiß, was er will. Er hat das, was er am allerliebsten tut, zu seinem Beruf gemacht. Die Freude an seiner Arbeit gibt ihm immer genug Kraft, um sich und seine Familie damit zu ernähren, auch in schlechten Zeiten. Wenn er in einer Firma seinen Job verliert, findet er im Handumdrehen etwas Neues oder macht sich selbständig.
Eigeninitiative
Der erfolgreiche Bewerber wartet nicht, wie der Mann auf dem Bild, bis jemand an seiner Haustür klingelt und ihm seinen neuen Job auf dem Silbertablett serviert. Er wird selbst aktiv und setzt alle Hebel in Bewegung. In seine Bewerbungskampagne investiert er genauso viel Arbeit wie in eine Vollzeitanstellung. Rückschläge verkraftet er gut, weil er immer mehrere Eisen im Feuer hat.
Zielgerichtete Bewerbung
Der erfolgreiche Bewerber sieht ein Unternehmen nicht als Anlaufstelle für seine Versorgungsansprüche. Vielmehr agiert er wie ein Verkäufer, der dem Arbeitgeber einen Nutzen bietet und dafür eine Vergütung erhält. Er zeigt dem Unternehmen, was er leisten kann, um dessen Umsätze und Gewinne zu steigern.
Selbstpräsentation
Der erfolgreiche Bewerber knausert nicht und übertreibt nicht. Sein Foto misst etwa sechs mal neun Zentimeter, seine schlichte, praktische Bewerbungsmappe umfasst maximal sieben bis zehn Dokumente. Sein Anschreiben passt auf ein Blatt; sein Lebenslauf darf sich über zwei bis drei Seiten erstrecken. Beim Vorstellungsgespräch tritt er bescheiden, jedoch nicht unterwürfig auf und strahlt Selbstvertrauen aus, ohne arrogant oder anmaßend zu wirken. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung: verkrampfte Hände und unruhige Füße wirken unsicher.
Stärken und Schwächen
Der erfolgreiche Bewerber besinnt sich auf seine besonderen Stärken. Dann findet er heraus, welche Unternehmen Bedarf an seinem Können haben. An diese wendet er sich, lange bevor sie ein Stellenangebot veröffentlichen. So erschließt er den verdeckten Stellenmarkt und verschafft sich dadurch Vorteile.
Wege zum Markt
Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf Angebote in Printmedien und Internet-Jobbörsen, er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung). Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Sein berufliches und privates Kontaktnetzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters.
Bewerbungsmappe
Der erfolgreiche Bewerber gestaltet seine Bewerbungsunterlagen so, dass der Arbeitgeber seine Eignung für den angestrebten Job erkennt. Er legt den Schwerpunkt auf diejenigen Erfahrungen und Kompetenzen, die ihn dafür qualifizieren.
Anschreiben
Der erfolgreiche Bewerber befasst sich gründlich mit einem Stellenangebot, bevor er es beantwortet. Seine Analyse beginnt ganz oben, bei der Selbstdarstellung des Unternehmens und der Beschreibung der Aufgaben. Er versteht, worauf es bei der ausgeschriebenen Position ankommt, und arbeitet in seinem Anschreiben Punkt für Punkt alles ab, was er in Bezug auf die Anforderungen zu bieten hat. Dabei vergisst er auch seine Englisch- und IT-Kenntnisse nicht.
Vorstellungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch zeigt der erfolgreiche Bewerber, dass er sich mit seinem zukünftigen Unternehmen und seiner Tätigkeit dort intensiv beschäftigt hat und dass er die anstehenden Aufgaben lösen kann. Außerdem spürt man seine Freude an genau dieser Arbeit, deshalb hat er die Nase vorn und kann die Konkurrenz ausstechen.
Einarbeitungszeit
In der Probezeit achtet der erfolgreiche Bewerber vor allem darauf, sich in das bestehende Team einzufügen. Er weiß, dass sein Erfolg nur zu zwanzig Prozent von seinen fachlichen Leistungen abhängt. Weil er dafür sorgt, dass sein Chef und seine neuen Kollegen ihn mögen, umgibt ihn automatisch auch der Nimbus des Tüchtigen.