Dass die Sitzung wieder einmal länger dauert, macht Sven nichts aus. Im Gegenteil, immer wieder kann er ihr einen Blick zuwerfen. Vorher hat sie seinen Blick erwidert und zurückgelächelt. Sekunden, die ihm wie Minuten vorkamen. Morgen wird er versuchen, neben ihr in der Kantine zu sitzen. Und vielleicht kann er sie in der Kaffeeküche abfangen, noch mal eine Chance, ihr in die Augen zu schauen, mit ihr zu reden und zu lachen. Vielleicht kann er sie dort beiläufig fragen, ob sie mit ihm ins Coldplay-Konzert gehen möchte. Er weiß ja, wie toll sie den Sänger Chris Martin findet.
Svens Plan geht auf, drei Wochen später ist er mit seiner Kollegin Martina zusammen. Doch dann fangen die Probleme an. Wann sollen sie es den Kollegen und dem Chef sagen? Wie sollen sie sich dann verhalten? Fragen, die nicht nur Martina und Sven verunsichern. Flirten, Affären und Beziehungen unter Kollegen sind häufig. Nach einer Umfrage der Online-Jobbörse Jobscout24 unter 1117 Beschäftigten finden 45 Prozent der Befragten einem Flirt im Büro in Ordnung, 22 Prozent hatten bereits mindestens eine Affäre am Arbeitsplatz. Jede dritte Ehe bahnt sich mittlerweile im Büro an.
Liebe im Büro ist ein Thema, mit dem sich auch Personalexperten auseinandersetzen sollten. Dieser Ansicht ist Ulrike Clasen, die jahrelang als Personalchefin eines Pharmaunternehmens arbeitete und nun als Personalentwicklerin und Coach in Zürich tätig ist. In ihrer Beraterpraxis hat sie schon oft erlebt, wie Paare Freude, aber auch Frust in den Arbeitsplatz hineingetragen haben, was zu Konflikten führte. Im Gespräch mit der CW verrät Clasen die Spielregeln für die Liebe im Büro - vom ersten Flirt bis zur Trennung.
1. Die Flirtphase: So klappt die Anmache
Gemeinsame Inhalte verbinden: Im Jobumfeld ist es leicht, sich näher zu kommen. Man hat ein gemeinsames Thema, über das man reden kann. Zeigen Sie Interesse am Projekt des Kollegen/ der Kollegin, an den Erfolgen oder auch Misserfolgen. Bald werden Sie merken, ob der andere offen für einen Flirt oder auch mehr ist.
Treten Sie als Helfer auf: Informatiker und IT-Experten sind hier im Vorteil. Sie haben im Büroalltag viele Möglichkeiten, der Auserkorenen bei PC- oder Softwareproblemen zu helfen. Schnell und unkompliziert. Der Tipp von Personalcoach Ulrike Clasen: "Machen Sie sich bei der Person unentbehrlich! Signalisieren sie mit ihrer Handlung "ich tue etwas für Dich!"
Flirten per E-Mail: Kein anderes Kommunikationsmittel unterstützt den Flirt so gut. Man kann flott, witzig oder frech schreiben und erhält im besten Fall sofort eine Reaktion. Aber Achtung: Alles, was Sie in E-Mails schreiben, ist automatisch gespeichert und kann juristisch gegen Sie verwendet werden. ( Mehr dazu im ersten Teil unserer Serie: Flirten per SMS und E-Mail)
Kantine, Kaffeeküche, Kopierer: In Unternehmen gibt es viele Orte, an denen man sich scheinbar zufällig treffen kann. Nutzen Sie diese Möglichkeiten für einen Flirt, aber vergessen Sie nicht, dass Sie nie alleine sind. Dazu Personalcoach Clasen: " Es ist eine fixe Idee aller Verliebten, dass ihr Umfeld nichts davon merkt. Dem ist aber nicht so. Die Menschen, mit denen man jeden Tag zusammenarbeitet, kennen einen oft besser als man denkt und bemerken Verhaltensveränderungen schnell."
2. Die Beziehungsphase: Arbeit und Liebe trennen
"Hurra, wir sind ein Paar": Diese frohe Botschaft sollte man erst im Büro verkünden, wenn die Aufbauphase der Beziehung abgeschlossen ist und man eine gemeinsame Zukunft plant. Ruhig die ersten drei Monate den Ball flach halten und schweigen.
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Küssen verboten: Küsse und andere Zärtlichkeiten sollte man im Büro unterlassen. Sonst signalisiert man, dass man Arbeit und Liebe nicht trennen kann. Leistung und Präsenz dürfen nicht leiden. Auch fühlen sich Kollegen leicht ausgeschlossen.
Das Unternehmen und die Kollegen nicht vergessen: Frisch Verliebte blenden ihr Umfeld gern aus und beschäftigen sich am liebsten mit sich selbst. Am Arbeitsplatz ist das aber gefährlich, wenn man den Fokus des Unternehmens verliert und sich auch vom sozialen Leben im Büro separiert.
Wenn der Chef mit der Sekretärin anbandelt, sind die Probleme programmiert. Dazu Personalcoach Clasen: " Die Mitarbeiter vertrauen der Sekretärin nicht mehr, und der Chef erwartet von seiner Partnerin auch im Job mehr." Bei einer solchen Konstellation sei es zu überlegen, ob nicht besser die Sekretärin die Abteilung wechseln kann oder sich einen neuen Job in einem anderen Unternehmen sucht. Die Erfahrung zeige, dass vor allem Frauen in solchen hierarchisch ungleichen Beziehungen oft den Kürzeren ziehen.
3. Das Liebes-Aus: So wahren Sie Ihr Gesicht
Sachliche Information: Ist eine Liebesbeziehung unter Kollegen zu Ende, sollte man sachlich und knapp darüber informieren. Bitte keine Angaben dazu, warum es auseinander gegangen ist.
Ausheulen am Arbeitsplatz oder über den Ex-Partner bei Kollegen lästern ist ein absolutes Tabu. Dazu Personalexpertin Clasen: "Hier zeigt sich oft der wahre Charakter einer Person."
"Am Anfang schon an das Ende denken": Auch wenn es hart klingt. So empfiehlt Clasen allen Paaren im Büro, sich eine "gute Exit-Strategie" zurechtzulegen. Allerdings schaffen dies die wenigsten Paare. Besonders problematisch sind auch hier wieder Beziehungen zwischen Chef und Mitarbeiterin. Meist muss letztere nach dem Beziehungs-Aus auch das Unternehmen verlassen.
Verliebt im Büro: Hat es Sie auch schon erwischt?
Wir suchen für den dritten Teil unserer Serie "Liebe im Büro" Ihre Erfahrungen. Schreiben Sie uns, was Sie in Sachen Flirten, Affären oder Beziehungen unter Kollegen alles erlebt und was anderen Verliebten im Büro empfehlen würden. Selbstverständlich bleiben Sie dabei anonym! CW-Redakteurin Alexandra Mesmer freut sich über Ihre Zuschriften.
4. Liebe im Büro: Sieben Fallstricke
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Flirten per E-Mail ist beliebt und gefährlich. Nicht vergessen, jede E-Mail kann gespeichert werden und als Beweisstück dienen.
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Verliebt in den Chef: Wer sich in seinen Chef verliebt, sollte sich besser nach einem neuen Job umsehen oder die Hände von dem Mann lassen. Macht man ihm dennoch Avancen, die er dann ablehnt, ist es kaum mehr möglich, zusammen weiterzuarbeiten.
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Auf rosa Wolken schweben Verliebte oft, blenden ihr Umfeld ganz und gar aus und separieren sich. Im Büro kommt das gar nicht gut an, die anderen Kollegen fühlen sich sonst ausgegrenzt.
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"Hurra, wir sind ein Paar": Diese frohe Botschaft sollte man erst im Büro verkünden, wenn die Aufbauphase der Beziehung abgeschlossen ist und man eine gemeinsame Zukunft plant. Ruhig die ersten drei Monate den Ball flach halten und schweigen.
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Küsse in der Kaffeeküche sind tabu, auch wenn Kollegen offiziell ein Paar sind. Zärtlichkeiten im Büro sind nicht gern gesehen. Arbeit und Liebe sollten getrennt werden, selbst wenn es schwer fällt. Auch Kosenamen sollte man sich für zuhause aufsparen.
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Ausheulen am Arbeitsplatz. Ist die Beziehung zum Kollegen/ zur Kollegin in die Brüche gegangen, darf man sich nicht bei anderen Kollegen ausheulen oder über den Ex lästern. Eine kurze Information über das Ende der Beziehung reicht, ohne Angabe von Gründen!