Infrastruktur-Outsourcing

Lufthansa Systems steigt aus

20.11.2009 von Joachim Hackmann
Der IT-Dienstleister räumt Teile des Servicegeschäfts, um sich auf Kunden aus der Luftfahrtbranche zu konzentrieren.
Fotolia, Y. Loukkal
Foto: Fotolia, Y. Loukkal

Lufthansa Systems schließt keine neuen Outsourcing-Verträge mit Kunden außerhalb der Luftfahrtbranche ab. Die laufenden Abkommen mit Anwendern, die ihre IT-Infrastruktur an die Kranich-Tochter ausgelagert haben, werden nicht verlängert. Damit gibt der IT-Dienstleister weite Teile des Servicegeschäfts auf. Das Unternehmen begründete diesen Schritt, der schon Anfang 2009 beschlossen wurde, mit einer Portfoliobereinigung: "Wir wollen uns stärker auf die Aviation-Branche konzentrieren, das ist unser Kerngeschäft", erläuterte eine Sprecherin die Entscheidung. Durch die Wirtschaftskrise hätten sich die Perspektiven in der Industrie- und Finanzbranche verschlechtert, so dass sich ein Geschäft mit Rechenzentrums-Diensten nicht mehr lohne.

Von dieser Entscheidung ist das Geschäft mit der SAP- und IT-Beratung nicht betroffen. Hier wird sich Lufthansa Sytems weiterhin branchenübergreifend engagieren. Für Kunden aus der Luftfahrtbranche wird Lufthansa Systems weiterhin das komplette Portfolio betreiben. Bislang habe die Entscheidung noch keine Auswirkungen gehabt, da noch keine Abkommen ausgelaufen sind. Der Anbieter versicherte, keine Verträge kündigen zu wollen.

Lufthansa Systems gehörte zu den wenigen IT-Ausgründungen, die sich im Konzert der großen IT-Dienstleister behaupten konnten. Die Einnahmen außerhalb des Luftfahrtkonzerns waren zuletzt auf über 40 Prozent gestiegen. Mittelfristiges Ziel ist es, den Anteil auf 60 Prozent zu verbessern. Daran hält Lufthansa Systems fest. Dabei vertraut der Dienstleister auf eine steigende Nachfrage der Fluglinien nach externen IT-Services.

Umsatz stark rückläufig

Lufthansa Systems ist es nicht gelungen, sich unter den zehn größten deutschen Anbietern von Outsourcing-Leistungen zu platzieren. (Quelle: PAC)
Foto: Quelle PAC

Zuletzt sind die Umsätze jedoch gefallen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres nahm Lufthansa Systems 451 Millionen Euro ein. Das sind sieben Prozent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Besonders das Geschäft mit externen Kunden ist rückläufig. Hier reduzierten sich die Einnahmen um 9,7 Prozent auf 187 Millionen Euro, weil die Anwender in Neuverhandlungen die Preise drücken und die Mengen reduzieren. Neuverträge konnten lediglich einen noch stärkeren Rückgang verhindern.

Der Preisverfall für Rechenzentrumsleistungen setzt allen Providern zu. Doch große Dienstleister wie IBM, HP und T-Systems haben bessere Möglichkeiten, die Einbrüche aufzufangen. Lufthansa Systems bestreitet, dass der Ausstieg aus dem Drittmarktgeschäft mit Infrastrukturleistungen dem hohen Preisdruck und den damit schwindenden Margen in diesem Segment geschuldet ist. Unter Marktbeobachtern steht ein Zusammenhang außer Zweifel. "Um wirklich mit dem großen Anbietern konkurrieren zu können, müssen sich die IT GmbHs entscheiden: Entweder sie investieren, oder sie ziehen sich zurück ", schildert Christophe Chalons, Chief Analyst der PAC Group, die Marktlage. "Der Lufthansa-Konzern war offenbar nicht bereit, Geldmittel bereit zu stellen. Die Synergien zwischen IT-Service und Luftfahrtgeschäft sind nicht groß genug." In dem Infrastruktur-Outsourcing-Segment setzte Lufthansa Systems laut PAC-Schätzung im Jahr 2008 rund 120 Millionen Euro um.