Frauen in Führungspositionen

Meine Lebensplanung ist Privatsache

31.08.2014 von Susanne Köppler
Während in Berlin der Gesetzentwurf zur Förderung von Frauen in Führungspositionen noch vor der Sommerpause auf den Weg gebracht wurde, hat der Nürnberger Verein erfolgsfaktor FRAU e. V. (efF) das Thema Frauenquote aus internationaler Perspektive beleuchtet.

"Wie alt sind Sie? Haben Sie ein Kind? Wie wollen Sie Beruf und Familie organisatorisch in den Griff bekommen? Was sagt Ihr Mann dazu?" Solche und ähnliche Fragen hat Tanya Singh Schober in Bewerbungsgesprächen in Deutschland schon oft zu hören bekommen. Abgesehen davon, dass derartige Fragen arbeitsrechtlich kritisch sind, hält die 33 Jahre alte Managerin mit deutschem Pass diese Fragen schlicht für irrelevant und nicht zielführend:

Tanya Singh Schober, internationale Managerin, referierte beim Talk aus dem efF, veranstaltet von dem Nürnberger Verein erfolgsfaktor FRAU e. V. (efF) in Herzogenaurach über ihre Erfahrungen als Führungskraft in Deutschland.
Foto: Kurt Fuchs/efF e.V.

"Für mich ist es erstaunlich, dass in Deutschland die Wahl des am besten geeigneten Bewerbers nicht nach Kompetenz und Qualifikation getroffen wird, sondern nach persönlichen Interessen." Die gebürtige Inderin absolvierte ihr Studium mit 22 Jahren in den Vereinigten Staaten und blickt auf eine elfjährige Berufspraxis als Managerin mit Stationen in den USA, Australien, Osteuropa und Dubai. Schober erzählte in einem Impulsreferat von den Hürden, die sie in Deutschland in renommierten Konzernen als Führungskraft mit internationaler Erfahrung überwinden musste.

"Der Karriereweg in Deutschland ist für Frauen eine Art Marathon"

Mit ihrem Selbstverständnis, erfolgreiche Managerin zu sein und trotzdem nicht auf Familie verzichten zu wollen, traf sie hier in Deutschland auf Vorbehalte sowohl in den Unternehmen als auch im sozialen Umfeld: "Ich war überrascht, dass das in Deutschland ein relativ neues Lebenskonzept zu sein scheint." Den Weg für Frauen ins Management hiesiger Unternehmen empfindet Schober als eine Art Marathon. Frauen als Führungskräfte mit internationalem Kontext würden hierzulande mit einer Unternehmenskultur konfrontiert, die sich deutlich von der in den meisten anderen Ländern unterscheide. Nicht Leistung und Qualifikation sei hier für die Karriere entscheidend, sondern persönliche Interessen und die private Lebensplanung. Allein die theoretische Möglichkeit, einmal Mutter zu sein, macht Frauen anscheinend in den Augen vieler meist männlicher Entscheider zu minder qualifizierten Personen. "Als würden wir durch eine Schwangerschaft unsere intellektuellen Fähigkeiten verlieren", fasste es eine Teilnehmerin in der an den Vortrag anschließenden Diskussion zusammen.

Women only - so überzeugen Sie im Job
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Der Umgang mit Chefs, Kollegen und Geschäftspartnern ist nicht einfach. Anke Quittschau, Management- und Etikette-Trainerin stellt ein paar Tricks vor, mit denen Sie es schaffen, andere für sich zu gewinnen.
1. Stärken kennen
Nur wer seine Stärken kennt und ausbaut, strahlt Selbstbewusstsein aus. Dabei hilft, sich an Situationen zu erinnern, in denen man sich sicher gefühlt hat. Diese innere Haltung zeigt sich dann verstärkt in der Körpersprache.
2. Vorbereitet sein
Auf jedes Gespräch akribisch vorbereiten: mit wem hat man es zu tun, was könnte denjenigen an mir interessieren, gibt es Informationen im Internet zu der Person? Das gibt Sicherheit.
3. Sympathie schlägt Fachwissen
Wer glaubt, Menschen mit Argumenten für sein Anliegen gewinnen zu können, der irrt. Viel wichtiger ist es, Sympathie zu erzeugen. Denn wer uns mag, der hilft uns. Das liegt daran, dass sich unser Gehirn Entscheidungen gerne einfach macht. Es überprüft blitzschnell die Gefühle zu einer Person und entscheidet dann wenig rational über das Anliegen des Anderen.
4. Präsenz zeigen
Kleiden Sie sich wie Ihre Vorgesetzten, denn wer wie die Chefin aussieht, wird auch so behandelt. Schreiben Sie dem Kollegen im Nachbarzimmer keine E-Mail, sondern tragen Sie Ihr Anliegen persönlich vor. Sie kommen schneller zum Ergebnis und er wird Sie so schnell nicht vergessen.
5. Mehr Raum nehmen
Männer zeigen ihre Macht gerne über das Einnehmen von Raum. Sie sitzen schräg am Meetingtisch, haben das Knie oberhalb der Tischkante und verschränken die Arme hinter dem Kopf. Das kann Frau natürlich nicht tun. Deshalb: tragen Sie immer ein Sakko, das macht breitere Schultern. Breiten Sie auch Ihre Unterlagen auf dem Besprechungstisch etwas mehr aus, als gewöhnlich.
6. Standfest sein
Schuhe mit Blockabsatz sorgen für starke Auftritte. Ein sicherer Stand unterstreicht Ihre Aussage in Präsentationen.
7. Klartext sprechen
Wählen Sie kurze, prägnante Sätze mit vielen Bildern, denn Kopfkino weckt das Interesse an Ihren Inhalten. Dabei auf die Stimme achten, sie darf nicht zu laut und nicht zu hoch klingen.
8. Nein sagen
Wer Nein sagen kann, wenn er Nein meint, gewinnt an Respekt. Neinsagen ist reine Übungssache, fangen Sie im privaten Umfeld an: „Nein, ich möchte lieber den Tisch am Fenster.“ (lächeln!). Wenn Ihr Chef mit einer neuen Aufgabe kommt, fragen Sie ihn nach der Priorität: „Es stehen noch die Themen A und B an – wie sehen Sie die Prioritäten?“

Please don´t plan my future

Für Frauen in Deutschland ist es immer noch eine große Herausforderung, als Führungskraft mit dem Anspruch auf ein adäquates Gehalt akzeptiert zu werden. "Dieser Kampf hat mich in Deutschland mehr Energie gekostet, als meine eigentlichen Fachaufgaben", resümierte Schober. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Diskussion um die gesetzliche Frauenquote schlussfolgerte Tanya Singh Schober mit den Worten: "Unternehmen profitieren von meiner Qualifikation und Erfahrung, wie meine private Lebensplanung aussieht, geht sie nichts an, egal ob ich keine Kinder, ein Kind oder viele Kinder habe."

Private Lebensplanung sollte ein Unternehmen nichts angehen.
Foto: Nick Freund - fotolia.com

Auch bei den anschließenden Gesprächen zeigte sich, dass die Erfahrungen von Tanya Schober viele hoch qualifizierte Frauen gemacht haben bzw. immer noch machen. Für Frauen mit internationalem Hintergrund, die nicht nur die deutsche Kultur kennen gelernt haben, ist das oft eine besondere Art von Kulturschock, da sie von dem modernen und leistungsorientierten Deutschland anderes erwartet hatten.