Testphase mit 600 Unternehmen

Microsoft 365 Copilot unterstützt weitere Anwendungen

10.05.2023 von Matthew Finnegan
Im Rahmen des Microsoft 365 Copilot Early Access Programm können Hunderte von Kunden den Generative-AI-Assistenten nutzen und die Integration in weitere Office-Apps ausprobieren.
Die neuen Copilot-Funktionen in Outlook sollen es Nutzern einfacher machen, ansprechende und prägnante Mitteilungen zu verfassen.
Foto: Microsoft

Microsoft hat angekündigt, die kostenpflichtige Testphase für seinen KI-Assistenten Microsoft 365 Copilot auf 600 Unternehmen auszuweiten und den Chatbot in sein Portfolio von Office-Apps zu integrieren. Dazu gehören neue Möglichkeiten, Copilot mit Outlook, PowerPoint und Whiteboard zu nutzen, sowie eine neue "Datenübersicht", die Unternehmen bei der Integration des KI-Tools helfen soll, teilte das Unternehmen mit.

Microsoft hatte den M365 Copilot im März vorgestellt, nachdem es eine Partnerschaft mit OpenAI geschlossen hatte, um die Chat-GPT-Technologie in seine Softwareprodukte zu integrieren. Damals verkündete CEO Satya Nadya, die Technologie "werde die Art und Weise, wie Computer uns beim Denken, Planen und Handeln helfen, radikal verändern".

Seit der Ankündigung von Copilot hat Microsoft den KI-Assistenten schnell in alle Anwendungen von Teams bis Word und Excel integriert. Je nach Anwendung kann Copilot eine Reihe von Aktionen ausführen, etwa Unterhaltungen zusammenfassen, Projektideen generieren, E-Mail-Antworten verfassen und natürlichsprachliche Aufforderungen über die Business-Chat-Funktion absetzen. Microsoft hat auch immer wieder neue Möglichkeiten zur Anwendung von Copilot in der M365-Suite vorgestellt und in den letzten Wochen Integrationen mit OneDrive, SharePoint und anderen Anwendungen veröffentlicht.

Microsoft hatte den KI-Assistenten zunächst mit 20 Kunden getestet, darunter Chevron, Goodyear, General Motors und Dow. Nun werde das Pilotprojekt im Rahmen einer kostenpflichtigen, nur auf Einladung durchgeführten "Early Access"-Testphase auf 600 große globale Kunden ausgeweitet, verkündete die Company. Wann die nächste Testphase beginnen wird, ist nicht bekannt, Microsoft nannte auch keinen Termin für die allgemeine Verfügbarkeit für Kunden. "Wir werden die Erkenntnisse aus unserem Preview-Programm nutzen, um den besten Zeitpunkt für die Ausweitung von Copilot auf noch mehr Kunden zu bestimmen", erklärte ein Microsoft-Sprecher.

Umdenken bei der Nutzung erforderlich

Die bisherigen Erfahrungen mit dem Copilot klingen auf jeden Fall vielversprechend: Wie Jared Spataro, Microsoft Corporate Vice President Modern Work & Business Applications, in einem vorab aufgezeichneten Briefing aufzeigte, stellten die Mitarbeiter der 20 Unternehmen, die Copilot testen, eine Reihe von Produktivitätsvorteilen fest. Der KI-Assistent könne Notizen in Besprechungen überflüssig machen und denjenigen, die nicht teilnehmen können, eine Zusammenfassung der Gespräche liefern. Außerdem sei die generative KI in der Lage, Inspirationen zu liefern, wenn man vor einem leeren Dokument sitzt.

Die Kunden stießen aber auch auf einige Herausforderungen. "Sie berichten uns, dass der Copilot die Sachen nicht immer auf den Punkt trifft, so Spataro. Aber selbst wenn etwas falsch ist, sei es hilfreich und gebe ihnen einen gute Vorlage, erklärte der Microsoft-Manager und fügte hinzu: "In diesem frühen Stadium gibt es definitiv Bereiche, die wir verbessern müssen."

Spataro wies außerdem darauf hin, dass die Interaktion der Nutzer mit dem KI-Tool eine "ganz neue Arbeitsweise" erfordere: "Die Nutzer erklärten, dass es Übung braucht und dass man sich neue Gewohnheiten aneignen muss, wie etwa Copilot zu bitten, die E-Mail zu verfassen, anstatt sie selbst zu schreiben, und ganz allgemein, wie man einen guten Prompt schreibt." Dieses Feedback sei von unschätzbarem Wert, um Copilot für mehr Kunden zugänglich zu machen, so Spataro.

Neue Copilot-Integrationen: Outlook, PowerPoint, Whiteboard

Zu den neuen Copilot-Funktionen, die Microsoft nun ankündigte, gehört die Integration von OpenAIs DALL-E-Bildgenerator in Microsoft PowerPoint. Auf diese Weise soll der Benutzer in der Lage sein, eigene Bilder für Präsentationen erstellen zu können. Copilot wird außerdem Textvorschläge für PowerPoint-Dateien liefern.

Auch mit Microsofts Whiteboard-Tool wird Copilot auf verschiedene Weise interagieren. So soll es auf Grundlage einer Benutzeranfrage Ideen generieren und diese Vorschläge in "Haftnotizen" auf dem Whiteboard einfügen. Darüber hinaus kann Copilot laut Microsoft die wichtigsten Themen innerhalb eines Whiteboard-Dokuments automatisch kategorisieren, alle erstellten Inhalte zusammenfassen und die Informationen zu Microsoft Loop - dem neuen Tool des Unternehmens zur Dokumentenerstellung - hinzufügen, um die gemeinsame Nutzung in anderen Office-Anwendungen zu erleichtern.

Copilot kann helfen, Informationen in der Loop-App des Unternehmens zusammenzufassen.
Foto: Microsoft

Loop wird um Zusammenfassungs-Funktionen erweitert, und Copilot kann Coaching-Tipps für die Erstellung von E-Mails in Outlook bereitstellen.

Für OneNote wiederum kann das Tool automatisch Listen erstellen, Pläne entwerfen und Informationen auf der Grundlage von Benutzeranweisungen organisieren. Und es kann in der Viva Learning App helfen, Zeit für zugewiesene Schulungen einzuplanen und Lernressourcen für Benutzer hervorzuheben.

Das Tempo, mit dem Microsoft die OpenAI-Funktionen in sein Portfolio implementiert, ist beeindruckend", urteilt Daniel Newman, Principal Analyst und Gründungspartner von Futurum Research. "Ich glaube wirklich, dass die Produktivitätsgewinne von Copilot im gesamten Produktivitätsstapel von unschätzbarem Wert sein werden." Er argumentiert, dass beispielsweise die Möglichkeit, PowerPoint-Präsentationen schnell zu entwickeln, Office-Benutzern zugute kommen wird, die diese Aufgabe gerne automatisiert hätten.

"Natürlich wird Copilot nicht die gesamte Arbeit übernehmen", so Newman, aber die Möglichkeit, den Prozess zu beschleunigen, wird von den Anwendern gut angenommen werden und zu Produktivitätssteigerungen in Funktionen wie Vertrieb, Marketing, Produkt und Personalwesen führen, von denen auch andere Bereiche profitieren dürften.

Semantischer Index für Copilot

Mit Blick auf die künftige Einführung von Copilot hat Microsoft ein Tool entwickelt, das Unternehmen bei der Vorbereitung auf den Einsatz des KI-Assistenten in ihren Daten helfen soll. Den Semantischen Index für Copilot beschreibt Collette Stallbaumer, General Manager für Microsoft 365 und Future Work, als eine "detaillierte Übersicht von Nutzer*innen- und Unternehmensdaten".

Ein Microsoft-Sprecher beschrieb den Semantischen Index als "Voraussetzung" für die Einführung von Copilot in einem Unternehmen, da er den KI-Assistenten in die Lage versetzt, "relevante, umsetzbare Antworten auf Aufforderungen zu liefern", die auf den im Unternehmen vorhandenen Daten basieren.

Dies bedeutet, dass eine genauere Suche über Unternehmensdaten möglich ist, so Microsoft. Wenn ein Benutzer beispielsweise nach einem "März-Verkaufsbericht" fragt, sucht der Semantische Index nicht nur nach Dokumenten, die diese spezifischen Begriffe enthalten, sondern berücksichtigt auch zusätzlichen Kontext, wie zum Beispiel, welcher Mitarbeiter normalerweise Verkaufsberichte erstellt und welche Anwendung er wahrscheinlich verwendet.

Trotz der Bedenken hinsichtlich der Risiken generativer KI lassen sich die Unternehmen offenbar nicht entmutigen. Eine aktuelle Gartner-Umfrage unter 2.500 Führungskräften ergab, dass 45 Prozent aufgrund der jüngsten öffentlichen Diskussion ihre Investitionen in KI erhöht haben, und 68 Prozent glauben, dass die Vorteile die Risiken überwiegen. Nur 5 Prozent glauben, dass die Risiken die Vorteile überwiegen.

Fokus auf Überprüfbarkeit der Informationen

Zu den Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit der vom M365 Copilot generierten Informationen erklärte ein Microsoft-Sprecher: "Microsoft hat Copilot mit der bewussten Entscheidung entwickelt, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Wir haben die Antworten nicht nur auf den Inhalt und den Kontext Ihres Unternehmens abgestimmt, um Ungenauigkeiten zu vermeiden, sondern auch die Entscheidung, was beibehalten, geändert oder verworfen werden soll, vereinfacht." Dazu würden Zitate und Quellen zur Überprüfung leicht zugänglich gemacht. Außerdem seien KI-generierte Inhalte klar gekennzeichnet, um sicherzustellen, dass die Nutzer verstehen, wann sie mit diesen neuen Systemen interagieren.

Der Sprecher betonte auch, dass die Geschäftskunden die Kontrolle über die Daten behalten, wenn die Mitarbeiter mit dem Tool interagieren. "Die umfangreichen Sprachmodelle von Copilot werden nicht auf Ihren Daten oder Eingabeaufforderungen trainiert. Und was noch wichtiger ist: Mit Copilot bleiben Ihre Daten - einschließlich Ihrer Eingabeaufforderungen - innerhalb der Compliance-Grenzen. Auf individueller Ebene funktioniert Copilot wie die heutige Unternehmenssuche: Es kann nur auf die Daten zugreifen, auf die der Benutzer bereits Zugriff hat, und alle diese Daten - einschließlich der Suchbegriffe - bleiben innerhalb des Mandanten.

Futurum-Analyst Newman wies auf die Risiken im Zusammenhang mit der Zuverlässigkeit der von Copilot generierten Informationen hin, die jedoch mit den Daten zusammenhängen, auf die Copilot zugreifen kann. "Das Marketing-Dokument, das zur Erstellung einer PowerPoint-Präsentation verwendet wird, oder die Abschrift, die zur Erstellung eines Angebots verwendet wird, ist nur so gut wie die bereitgestellten Daten", so Newman.

Sogar die Unterstützung eines Mitarbeiters bei der Erreichung eines Teils seines Ziels sei nützlich, erklärte der Analyst: "75 Prozent eines Angebots oder 60 Prozent einer PowerPoint-Präsentation in wenigen Minuten zu erstellen und gleichzeitig weniger technisch versierte Benutzer in die Lage zu versetzen, bessere Ergebnisse zu erzielen, ist für jedes Unternehmen eine Überlegung wert." (mb)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Computerworld.