Krise ist Geschichte

Microsoft baut tausende neue Jobs auf

26.10.2009
Der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft baut trotz eines Gewinneinbruchs durch die weltweite PC-Flaute tausende neue Arbeitsplätze auf.

In diesem Jahr würden 4.000 neue Stellen besetzt, sagte Microsoft-Personalchefin Lisa Brummel der Deutschen Presse-Agentur dpa. Damit macht der Konzern einen Großteil der auch rezessionsbedingten Stellenstreichungen wieder wett. Die Suche nach Personal sei infolge der Wirtschaftskrise etwas einfacher geworden, sagte Brummel. "Es sind wieder mehr Leute verfügbar."

Die Krise hatte auch Microsoft hart getroffen. Anfang des Jahres kündigte der erfolgsverwöhnte Konzern erstmals in seiner Geschichte den Abbau von weltweit 5.000 Stellen an. Der Abbau sei nötig gewesen, weil sich die Prioritäten innerhalb des Konzern verschoben hätten, sagte Brummel. Es sei daher kein Widerspruch, dass Microsoft in anderen Sparten neue Mitarbeiter einstelle.

Microsoft setzt seine ganzen Hoffnungen nach dem Gewinneinbruch im abgelaufenen Geschäftsjahr auf das neue Betriebssystem Windows 7, das seit Donnerstag im Handel ist. Wegen des großen Interesses der Kunden hatte Microsoft bereits mehrfach die Produktion des Windows-Vista-Nachfolgers aufgestockt. Windows beherrscht den Markt für Betriebssysteme mit einem Anteil von weltweit gut 95 Prozent. Zuletzt hatte aber der Erzrivale Apple dem großen Konkurrenten Marktanteile abgejagt.

Weltweit beschäftigt der Microsoft-Konzern rund 90.000 Menschen. "Bei dieser Größenordnung wird es wohl in den nächsten Jahren bleiben", sagte Brummel. In Deutschland arbeiten rund 2.400 Menschen für Microsoft, der Großteil davon am Firmensitz in Unterschleißheim bei München. Das Unternehmen war in den vergangenen Jahren unter anderem wegen flexibler Arbeitsmodelle mehrfach als einer der besten Arbeitgeber Deutschlands ausgezeichnet worden.

Windows 7
Explorer
Das Layout des Windows-Explorers hat sich deutlich geändert.
Explorer: Das Layout des Windows-Explorers hat sich deutlich geändert.
Dateimanager
Die Layout-Option des Dateimanagers.
Heimnetz
Eine der Hauptneuerungen von Windows 7 ist das Homenetwork. Damit sollen sich LAN-Geräte einfach vernetzen lassen.
Freigaben
Der Freigabe-Dialog wurde deutlich vereinfacht.
Jugendschutz
Windows 7 erbt den (rudimentären) Jugendschutz von Vista. Im Startmenü links sieht man die neue Struktur der Verwaltung.
Einfacher Benchmark
Der Leistungsindex ist ebenfalls ein Vista-Erbe.
Leistungsindex
Leistungsindex
Spielerei
Windows 7 erhielt erneut zusätzliche Spiele.
Update (1)
Paint erhielt die Office-Ribbon ...
Update (2)
... ebenso wie WordPad, dass nun fast schon wie Word aussieht.
Sensoren
Noch gibt es kaum Anwendungen für die Umgebungssensoren. Microsoft hofft, dass sich das bald ändert.
Readyboost
Ein wahrscheinlich überflüssiges Relikt von Vista, das kaum Leistungszuwachs bringt.

Bei der Auswahl neuer Mitarbeitern setzt Microsoft anders als viele andere Unternehmen vor allem auf persönliche Gespräche. Von standardisierten Auswahlverfahren in Assessment-Centern ist Brummel nicht überzeugt. "Wir stellen Individuen ein - und die lernt man am besten persönlich kennen", betonte sie. Sie achtet bei Bewerbern vor allem auf Erfolgsgeschichten im Lebenslauf. Außerdem erwartet sie von neuen Mitarbeitern Leidenschaft für den Job und Neugier.

Brummel steht seit rund vier Jahren an der Spitze der Microsoft- Personalabteilung und hat sich in dieser Zeit mit ihrer unkonventionellen Art einen Namen gemacht. Zu ihren ersten Amtshandlungen gehörte es, den sportbegeisterten Mitarbeitern in der US-Konzernzentrale wieder kostenlos Handtücher in den Umkleidekabinen zur Verfügung zu stellen, die unter ihrem Vorgänger dem Sparkurs zum Opfer gefallen waren. Viele Mitarbeiter, die mit dem Rad zur Arbeit fahren oder in der Pause zum Sport gehen, hatten sich darüber geärgert. "Ihnen ging es nicht um die Handtücher, sondern darum, dass ihre Bedürfnisse nicht wahrgenommen wurden", sagte sie.

Bei allen Sparzwängen dürfe ein Unternehmen nicht vergessen, die Beschäftigten einzubeziehen und ihre Wünsche an den Arbeitsalltag zu berücksichtigen. Da viele Mitarbeiter bereits seit zehn Jahren oder länger für das Unternehmen arbeiten, ist vor allem die Vereinbarkeit von Job und Familie ein großes Thema für Microsoft. Rund ein Viertel der Beschäftigten sind Frauen, denen der Konzern eine Vielzahl von Teilzeitstellen, Home-Office-Arbeitsplätzen und Unterstützung bei der Suche nach einer Kinderbetreuung anbietet. "Das gilt inzwischen aber auch für die Väter, die genauso ein Interesse daran haben, Kind und Karriere zu verbinden", sagte Brummel.

Aber auch die "weichen Arbeitsplatzfaktoren" können nach ihren Erfahrungen dazu beitragen, dass die Menschen mehr Spaß an der Arbeit haben. "Manchmal können das auch kleine Dinge wie ein anständiger Kaffee sein." (dpa/ajf)