Im Rechenzentrum prallen zwei Welten aufeinander: System- und Netzwerkmanager sind für die Verwaltung der aktiven IT-Komponenten wie Server, Speichersysteme und Netzwerkkomponenten zuständig. Der Facility-Manager kümmert sich um die Stromversorgung, die baulichen Gegebenheiten des Data Centers und die Klimatisierung. Beide Bereiche nutzten bislang unterschiedliche Tools, um "ihre" Welt zu verwalten. Die Folge: Eine ganzheitliche Sicht auf die Infrastrukturkomponenten eines Rechenzentrums fehlte. Diese Silo-Sichtweise herrscht noch in vielen Rechenzentren vor.
Einen Ausweg aus dieser unbefriedigenden Situation eröffnet das Data Center Infrastructure Management (DCIM). Es schlägt eine Brücke zwischen der IT-Infrastruktur, also Servern, Storage-Systemen, Racks und Netzwerksystemen wie Switches und I/O-Komponenten, und den Anlagen-Parametern. Dazu zählen die Stromversorgung, Klimatisierung, Kühlung und passive Elemente wie die Verkabelung. Ein weiterer Faktor ist die Nutzung der Flächen in einem Rechenzentrum, also wo welche IT-Infrastrukturkomponenten platziert werden und wie diese am besten an die Stromversorgung und an Kühlsysteme angebunden werden.
Eine klare Definition, was unter DCIM zu verstehen ist und welche Bestandteile es umfasst, gibt es allerdings nicht. Die Ansätze von Marktforschungs- und Beratungsgesellschaften wie Gartner, IDC, Forrester Research und 451 Research unterscheiden sich deutlich voneinander. Laut 451 Research umfasst DCIM eine Vielzahl von Funktionsblöcken, vom Erfassen von Daten über das Management von Kühlsystemen, Stromversorgungen und aktiven IT-Komponenten bis hin zur Kapazitätsplanung der IT- und Rechenzentrumsinfrastruktur und deren Optimierung. Für Forrester wiederum ist DCIM nur eine Komponente einer übergreifenden Data-Center-Management-Architektur, in die auch die Verwaltung von Servern, Storage-Systemen und Netzwerkkomponenten einbezogen werden muss.
Checkliste: Welche Funktionen DCIM-Tools bieten sollten
Welche DCIM-Software der Betreiber eines Rechenzentrums benötigt, hängt von den individuellen Anforderungen ab. Im Idealfall ist ein Management-Tool modular aufgebaut und bietet somit die Option, dass der Anwender nach Bedarf Funktionen integriert. Es gibt jedoch einige Basisfunktionen, die jedes Data-Center-Infrastructure-Management-Produkt zur Verfügung stellen sollte. In der folgenden Checkliste sind die wichtigsten aufgeführt:
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Browser-basierte Applikation: Die Anwendung sollte über alle gängigen Web-Browser zugänglich sein, nicht über spezielle Management-Interfaces. Dies vereinfacht die Bedienung und erhöht die Flexibilität in der täglichen Praxis.
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Echtzeit-Analyse: Daten sollten in Echtzeit erfasst, aufbereitet und in entsprechende Statusmeldungen umgesetzt werden.
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Direkte Installation im Corporate Network: Die DCIM-Software sollte sich innerhalb des Unternehmensnetzes implementieren lassen, ohne Einsatz von DMZ (Demilitarisierten Zonen) und VPN (Virtual Private Networks). Dies macht die Installation einfacher und reduziert Latenzzeiten.
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Intuitive Benutzeroberfläche: Ein Schwachpunkt einiger DCIM-Tools ist die Bedienung. Komplexe User-Interfaces und wenig aussagekräftige Reports sind kontraproduktiv. Eine DCIM-Software muss alle relevanten Informationen schnell und in übersichtlicher Form auf den Bildschirm bringen: Auslastung von Systemen, Leistungsreserven, Entwicklung der Auslastung, Trends et cetera.
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Unterstützung aller Hardware-Komponenten und Betriebssysteme im Data-Center: Es klingt trivial, doch eine DCIM-Lösung muss Schnittstellen zu allen Systemen und Betriebssystemen bereitstellen. Das Problem dabei: Es müssen völlig unterschiedliche Systeme unter einen Hut gebracht werden, wie Server und Netzwerkkomponenten, aber auch Klimatisierungssysteme und Stromversorgungen.
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Detaillierte Informationen bis hinab auf die Ebene von Racks oder einzelnen Systemen: Ein DCIM-System sollte beispielsweise Informationen über den Stromverbrauch pro Rack, Rack-Reihe oder Schrank liefern. Außerdem sollten sich Berechnungen des PUE-Werte (Power Usage Efficiency) durchführen lassen.
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Sicherheitsfunktionen, die den Zugriff Unbefugter auf DCIM-Daten oder gar auf die überwachten Endsysteme unterbinden.
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Die Option, Trendanalysen und eine Kapazitätsplanung beziehungsweise -optimierung durchzuführen. Bei der Planung der Standorte von Servern oder anderen IT-Systemen ist es zudem hilfreich, wenn sich die Baupläne des Data-Centers in das DCIM-Tools importieren lassen.
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Einfache Integration neuer Komponenten, ohne dass am DCIM-System Programmierarbeiten nötig sind: Das heißt, die Software muss Schnittstellen zu Datensystemen (Server, Switches et cetera) bereitstellen, aber auch zu Komponenten wie Lüftungs- und Klimatisierungssystemen, USVs und der Gebäudeleittechnik.
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Support für alle Protokolle und Bussysteme, die in den Bereichen IT und Facility-Management eingesetzt werden. Dazu zählen unter anderem TCP/IP, SNMP, IPMI (Intelligent Platform Management Interface), DCMI (Data Center Manageability Interface), Modnet, BACnet und OPC (OLE for Process Control).
Gartner wiederum sieht in Data Center Infrastructure Management das Monitoring von "Low-Level-Infrastruktur-Daten" im Rechenzentrum sowie deren Aufbereitung und Analyse. DCIM weist demzufolge Elemente des klassischen Systemmanagements und der Facility-Managements auf. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der physischen IT-Infrastruktur und IT-Komponenten wie Racks, Servern und Netzwerkkomponenten.
Vorteile durch den Einsatz von DCIM
Für den Einsatz einer DCIM-Lösung sprechen mehrere Gründe. So liefert die kontinuierliche Überwachung der IT-Systeme und der damit verknüpften Infrastruktur-Komponenten wie Stromversorgung und Klimatisierung Informationen über potenzielle Schwachstellen, etwa Engpässe bei der Stromversorgung. Solche Problempunkte lassen sich dank DCIM bereits im Vorfeld erkennen und beseitigen. Zudem erlaubt ein DCIM-System eine schnellere Fehleranalyse, sollte es doch einmal zum Ausfall einer Komponente kommen. Es lassen sich zielgerichtet die entsprechenden Experten, etwa Fachleute für Klimatisierungstechnik, mit der Behebung des Fehlers beauftragen. Heute ist es dagegen in vielen Rechenzentren Usus, bei Auftreten von Problemen "Großalarm" auszulösen: Sowohl die IT-Abteilung als auch das Facility-Management werden alarmiert und mit der Fehlersuche beauftragt. Dies ist ineffizient und kostet unnötig Zeit und Geld.
Doch nicht nur im laufenden Betrieb sondern auch bei der Planung oder dem Umbau eines Rechenzentrums sind DCIM-Werkzeuge hilfreich. Mit ihnen lassen sich beispielsweise im Vorfeld auf Basis der ermittelten Daten die Auswirkungen von Änderungen durchspielen. Problematisch ist es, wenn solche Änderungen nach dem Prinzip Versuch und Irrtum erfolgen. Racks testweise an unterschiedlichen Standorten im Data Center zu platzieren, kostet Zeit, belastet die IT-Abteilung und kann zu Störungen des Betriebs führen.
Maßzahlen für die Energieeffizienz von Rechenzentren
Eines der wichtigsten Ziele, das Anwender mithilfe von DCIM-Tools erreichten möchten, ist ein effizienter Betrieb, der sich in niedrigeren Energiekosten niederschlägt. Das Green Grid Consortium hat vier Werte definiert, mit denen sich die Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz von Rechenzentren quantifizieren lässt:
Power Usage Effectiveness (PUE): Dieser Wert gibt an, welcher Anteil des gesamten Stromverbrauchs eines Rechenzentrums auf die IT-Systeme entfällt. Der PUE Wert ist der Quotient des gesamten Energiebedarfs eines Rechenzentrums und des Strombedarfs, der auf die IT-Ausrüstung entfällt:
PUE = Gesamtenergiebedarf des Rechenzentrums / Verbrauch der IT-Systeme
Je höher der Quotient, als etwa 2,0, desto mehr Energie wird nicht für die IT-Komponenten verwendet, sondern für Kühlung, Beleuchtung oder die unterbrechungsfreien Stromversorgungen. Ein PUE-Wert von 2,0 bedeutet, dass von 2 Watt, die ein Rechenzentrum konsumiert, nur 1 Watt auf das Konto der IT-Systeme gehen. Rechenzentren erreichen derzeit im Schnitt PUE-Werte von 1,8 bis 2,0. Spitzenresultate liegen bei 1,3 bis 1,5.
Data Center Infrastructure Efficiency (DCIE): Sie gibt die Gesamteffizienz eines Rechenzentrums in Prozentwerten an. DCIE ist der Kehrwert der PUE. Beträgt die PUE also 1,6, liegt der DCiE-Wert bei 1 / 1,6 x 100 = 62,5%.
Water Usage Effectiveness (WUE): Diese Kennzahl gibt das Verhältnis zwischen verbrauchtem Wasser und jedem Kilowatt an, das die IT-Ausrüstung benötigt (Liter pro kWh = L/kWh). Dieser Wert belegt unter anderem, wie sparsam ein Data Center mit Kühlwasser umgeht.
Carbon Usage Effectiveness (CUE): Dies ist der Kohlendioxid-Ausstoß, der bei der Erzeugung der Energie für das gesamte Data Center anfällt, multipliziert mit dem PUE-Wert.
CUE = Kohlendioxidausstoß (CO2 in kg) bei Energieerzeugung x PUE-Wert.
Diese Maßzahl nimmt Bezug auf die Umweltverträglichkeit der Energiequellen, über die das Data Center mit Strom versorgt wird. Je höher der Wert, desto schlechter die Umweltbilanz des Rechenzentrums. Dieser Wert wird künftig eine wichtige Rolle spielen, weil unter anderem die Europäische Union ab 2013 eine Kohlendioxid-Steuer einführt. Sie betrifft auch Betreiber von Rechenzentren.
Besser ist es, solche "Moves-and-Changes"-Aktionen zu simulieren. Dies setzt allerdings voraus, dass die DCIM-Lösung valide Daten zur Verfügung stellt und im Idealfall virtuelle Modelle aller IT-Komponenten erstellt, etwa von Schranksystemen, Kühlanlagen und Stromversorgungen. Der Planer kann dann am Bildschirm prüfen, welche Auswirkungen eine Änderung hat, etwa ob an einem bestimmten Standort genügend Kühlleistung zur Verfügung steht.
Einige DCIM-Lösungen stellen zudem eine Auto-Allocation-Funktion zur Verfügung. Sie zeigt automatisch an, ob eine Änderung Probleme verursacht und schlägt Alternativen vor, etwa einen besser geeigneten Standort. Zudem erlauben es solche Tools, den vorhandenen Raum effizienter zu nutzen. Die Voraussetzung dafür ist, dass das DCIM-Werkzeug eine Analyse- und Planungsfunktion bereitstellt, mit der sich beispielsweise der bestmögliche Standort von Server-Farmen oder von "Hot Spots" (Bereichen mit besonders hoher Gerätedichte und damit hohem Kühlbedarf) ermitteln lässt.
Zentrale Funktionen einer DCIM-Software
Tools für das Data Center Infrastructure Management sollten folgende Kernfunktionen bereitstellen:
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Ein Asset-, Change- und Configuration-Management: Es erfasst, welche Änderungen an der Data-Center-Infrastruktur vorgenommen werden. Dies schließt auch Konfigurationseinstellungen von Servern und Speichersystemen mit ein.
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Eine Überwachung der zentralen Parameter in Echtzeit: Meldungen über die Überlastung einzelner Komponenten müssen umgehend erfolgen, um die Ausfallzeiten zu minimieren.
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Zentrales Dashboard mit den wichtigsten Parametern: Der IT-Manager muss alle relevanten DCIM-Daten auf einen Blick prüfen können. Das Dashboard sollte sich zudem an die Anforderungen des jeweiligen Unternehmen anpassen lassen.
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Umfassende Analyse- und Reporting-Funktionen: Auch aus Gründen der Compliance sind aussagekräftige und übersichtliche Berichte ein Muss. Solche Reports bilden beispielsweise die Grundlage von Audits.
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Erfassen der physischen und der virtualisierten Infrastruktur: Da immer mehr Komponenten im Data Center virtualisiert werden, ist es unverzichtbar, dass DCIM-Lösungen auch Virtual Machines erfassen.
Funktionen für die Kapazitätsplanung: Die schließt eine "Was-wäre-wenn"-Planung mit ein, also die Simulation der Effekte, die sich durch Änderungen der Infrastruktur und der aktiven IT-Systeme im Data Center ergeben. -
Eine zentrale Datenbank mit Informationen über die Betriebsmittel im Rechenzentrum: Hier ist darauf zu achten, dass möglichst keine proprietären Datenbanken zum Einsatz kommen. Dies erschwert den Im- und Export von Datensätzen.
Schwachpunkte von DCIM-Lösungen
Ein typischer Schwachpunkt von DCIM-Lösungen ist, dass viele nicht in der Lage sind, automatisch Änderungen oder Optimierungen vorzunehmen. So sind viele Produkte zwar beispielsweise in der Lage, die Stromzufuhr oder Klimatisierung von IT-Komponenten anzupassen, etwa wenn die Auslastung der Server oder Storage-Systeme steigt. Das muss der IT-Manager jedoch von Hand erledigen. Vor allem in größeren Rechenzentren oder Data-Centern mit dynamischen IT-Lasten ist das aufwändig.
Anwender sollten zudem vor allem die Datenbank kritisch prüfen, die eine DCIM-Lösung nutzt. Teilweise sind herstellerspezifische Systeme im Einsatz, die eine Migration von Daten aus vorhandenen Datenbeständen erschweren und damit verteuern. Gleiches gilt für unzureichende Datenexport-Funktionen. Sie sind ein Hemmnis, wenn ein Anwender ein anderes System einsetzen möchte. In diesem Fall sind aufwändige Programmierarbeiten notwendig, für die oft externe Fachleute herangezogen werden müssen.
Ebenfalls ein Manko: Manche DCIM-Programme verfügen über keine oder unzureichende Schnittstellen zu anderen IT-Managementprogrammen wie etwa Microsoft System Center oder HP Network Management Center. Vor allem in Rechenzentren, in denen der Platz knapp ist, sollte das DCIM-Programm zudem eine leistungsfähige Visualisierungsfunktion besitzen, welche die Lagepläne aller Komponenten erstellt und anzeigt. Auf Basis solcher Daten kann der IT-Manager dann beispielsweise prüfen, ob sich weitere Racks integrieren lassen. Vorsicht ist allerdings bei DCIM-Lösungen geboten, die als Basis für die Analyse keine Messdaten verwenden, die aus der Praxis stammen, sondern die Angaben von Herstellern von IT-Systemen oder Kühlanlagen nutzen. Diese Normwerte sind Durchschnittsangaben und eigenen sich daher nur in seltenen Fällen für eine detaillierte Analyse.
Noch ein Punkt, auf den Anwender achten sollten: Einige DCIM-Lösungen enthalten bereits in der Basisversion eine Funktion, die in Echtzeit den PUE-Wert (Power Usage Efficiency) des Rechenzentrums ermittelt. Das ist jedoch nicht bei allen DCIM-Produkten der Fall. Etliche stellen solche und weitere Basisfunktionen nur gegen Aufpreis beziehungsweise als Zusatzmodul zur Verfügung. Solche modularen Ansätze sind in einigen Fällen durchaus von Vorteil, etwa dann, wenn der Nutzer nur bestimmte Funktionen benötigt. Muss er jedoch Grundfunktionen in Form separater Module hinzubuchen, ist das ärgerlich.
Zwei Ansätze: Appliance oder Software
Der Anwender hat bei Data-Center-Infrastructure-Management-Lösungen die Wahl zwischen zwei Versionen: Software und Appliances. Bei den Appliances ist wiederum zwischen Hardware-Komponenten und virtualisierten Ausgaben zu unterscheiden, die auf einem Server installiert werden. Appliances werden eingesetzt, um an zentralen Punkten im Netz Daten zu sammeln und zu konsolidieren, die von so genannten Sensoren bereitgestellt werden. Diese Sensoren wiederum sind an Server-Racks, Kühlanlagen oder Stromversorgungen installiert. Es handelt sich teils um "echte" Sensoren, die beispielsweise die Temperatur eines Racks messen, teils um Software-Agents. Zu den Anbietern von Hardware-Appliances zählen unter anderem APC by Schneider Electric mit "Struxureware Central" und Emerson Power Network mit "Avocent Universal Management Gateway".
Ein Vorteil einer reinen softwaregestützten DCIM-Lösung ist, dass der Anwender auf die Anschaffung kostspieliger Hardware-Appliances verzichten kann. Allerdings muss er in diesem Fall die Server-Systeme, auf denen die DCIM-Software installiert wird, mit entsprechenden Leistungsreserven ausstatten. Hardware-Appliances wiederum übernehmen einen Teil der Rechenarbeit, die beim Konsolidieren der Messwerte anfallen, welche die Sensoren liefern. Dafür muss der Anwender höhere Kosten (für die Appliance) in Kauf nehmen. Zudem bindet er sich in diesem Fall an einen Hersteller.
Trends im Bereich DCIM
Zum Abschluss noch ein Blick auf die Entwicklungen, die sich bei DCIM-Produkten abzeichnen. Einige lassen sich unter dem Oberbegriff "Automatisierung" zusammenfassen. So stellen Produkte wie beispielsweise die von Nlyte Software, CA-Nimsoft oder Emerson Network Power (Trellis) Auto-Discovery- und Auto-Change-Management-Funktionen bereit. Das heißt, die DCIM-Software erkennt automatisch, welche Änderungen im Rechenzentrum vorgenommen wurden und bringt die Datenbank auf den aktuellen Stand. Auch Änderungen an den Konfigurationseinstellungen oder der Hardware von Servern und Netzwerksystemen werden dokumentiert, ohne dass der IT-Fachmann aktiv werden muss.
Ein weiterer Trend: DCIM-Systeme lassen sich vom Smartphone oder Tablet-Rechner aus steuern. Etliche Anbieter haben bereits entsprechende Apps vorgestellt. Unverkennbar ist zudem, dass sich die Hersteller von DCIM-Tools vom Konzept einer "geschlossenen Welt" lösen. Ein Indikator ist, dass immer mehr Web-APIs (Application Programming Interfaces) auf der Bildfläche erscheinen, die eine Vielzahl von Datenformaten unterstützen. Dies erleichtert den Datenaustausch mit anderen IT-Managementanwendungen.
Der Markt für Data Center Infrastructure Management
Die Marktforschungsgesellschaft 451 Research taxierte den weltweiten Umsatz mit Data-Center-Infrastructure-Management-Software im Jahr 2010 auf rund 245 Millionen Dollar. Bis 2015 soll er auf 1,3 Milliarden Dollar steigen. Der Markt ist derzeit durch eine große Zahl von meist kleineren Anbietern geprägt. Laut 451 Research bieten rund 40 Firmen DCIM-Tools an. Der Großteil von ihnen verzeichnet allerdings nur Umsätze von weniger als 10 Millionen Dollar im Jahr.
Aus diesem Grund, so die Fachleute, wird es zu einer Konsolidierung des Markts kommen. Dieser Konzentrationsprozess ist bereits in Gang gekommen. Zwei Beispiele: CA, ein Anbieter von Software für das System-, Anwendungs- und Service-Management hat Nimsoft übernommen; Schneider Electric kaufte im Dezember 2011 die "Energy-Center"-DCIM-Software von Viridity und erweiterte damit seine DCIM-Produktpalette. Weitere Übernahmen von kleineren Anbietern dürfen vor diesem Hintergrund nicht allzu lange auf sich warten lassen.
Wie viele Unternehmen zum Kreis der DCIM-Anbieter zu zählen sind, ist unter Marktforschern umstritten. Forrester Research und IDC kommen auf 12 bis 14 Firmen, 451 Research listet dagegen 40 Unternehmen auf. Dies ist auf die unterschiedlichen Definitionen von DCIM zurückzuführen. In der Tat ist die Abgrenzung zwischen IT-Systemmanagement, Facility-Management und DCIM in vielen Fällen kaum möglich. Hinzu kommt, dass einige Anbieter von IT-Managementsoftware neue Begriffe wie Data Center Performance Management in die Diskussion werfen und damit zusätzlich Verwirrung stiften.
Eine dritte Entwicklung betrifft die Fähigkeit von DCIM-Systemen, selbstständig zu agieren. Bislang beschränken sich die meisten Tools darauf, bei Auftreten eines Problems eine Alarmmeldung auf dem Dashboard auszugeben, etwa bei Ausfall eines Kühlsystems. Der IT-Fachmann muss dann von Hand die entsprechenden Maßnahmen einleiten: die zuständigen Wartungstechniker informieren und gegebenenfalls Systeme herunterfahren, etwa Server, um eine Überhitzung zu vermeiden.
Solche Aktionen führt ein DCIM-System künftig selbst durch, Stichwort "ereignisgesteuerte Reaktion". Es prüft beispielsweise, welche Server oder Server-Racks durch den Ausfall eines Kühlsystems betroffen sind, ermittelt in Echtzeit die Temperatur im Rack oder in den einzelnen Systemen und führt bei Gefahr einen geordneten Shut-down durch. Damit nicht genug: Die Workloads auf den betreffenden Systemen werden automatisch auf andere Server-Systeme verlagert, bis die Kühlanlagen wieder funktionieren.
Noch sind solche weit gehenden Automatisierungsfunktionen bei DCIM-Lösungen nur in rudimentärer Form anzutreffen. Dennoch ist klar, wohin die Reise gehen wird: DCIM wird einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten, den Betrieb im Rechenzentrum zu optimieren und vor allem zu automatisieren. (wh)
DCIM-Anbieter und ihre Produkte
Anbieter |
Produkt |
Details |
APC by Schneider Electric |
Struxureware |
Kombination aus DCIM und Data Center Facility Management (DCFM) |
CA Technologies / Nimsoft |
Nimsoft ecoMeter |
Schwerpunkt auf Überwachung und Optimierung des Energiebedarfs von IT-Systemen, Klimatisierung und anderen Infrastruktur-Komponenten. |
oncurrent Thinking |
Concurrent Command |
In Form von Software in Verbindung mit Hardware-Appliance verfügbar, die Standardprotokolle wie SNMP, IPMI, DCMI und Modbus unterstützt |
Emerson Network Power |
Aperture |
DCIM-Suite für große, komplexe Rechenzentren |
Emerson Network Power |
Avocent DSView 4 / Avocent Universal Management Gateway |
Verwaltung aller physischen und virtualisierten IT-Systeme und Stromverteilungskomponenten (PDUs) |
Emerson Network Power |
Trellis |
Modular aufgebaute DCIM-Lösung mit Komponenten für Verwaltung des Inventars von Data-Centern, Analyse, Planung von Änderungen (Change) und Management von virtualisierten Ressourcen |
Fieldview Solutions |
Fieldview Platform |
Anwendungs- und systemneutrale DCIM-Software mit Support von Protokollen wie Modbus, SNMP, XML, OPC und BACnet |
IO |
IO.OS |
Vom Hersteller als "Data-Center-Betriebssystem" vermarktet. |
Intel |
Intel Data Center Manager |
Software für Optimierung des Energiebedarfs von Servern und Server-Racks |
iTracs |
Converged Physical Infrastructure Management (CPIM) |
3D-Visualisierung von Komponenten im Rechenzentrum |
Modius |
OpenData |
Software für Kapazitätsmanagement, Monitoring, Energiemanagement und Optimierung des Rechenzentrumsbetriebs |
Nlyte Software |
Nlyte |
Umfassende DCIM-Software, inklusive Kapazitätsplanung und "Drill-down"-Funktion bis auf Rack-Ebene |
Optimum Path Software |
Visual Data Center |
Offene Software-Plattform mit Schnittstellen zu SNMP Modbus, IPMI und anderen Datenquellen |
Panduit |
Physical Infrastructure Manager - PIM |
Software und Pan-View-IQ-Appliances |
Power Assure |
Power Assure EM/4 |
Cloud-gestützte DCIM-Lösung |
Rackwise |
Rackwise Data Center Essentials |
Management von IT-Systemen, der Verkabelung, der Energieversorgung und von Virtual Machines in Echtzeit |
Raritan |
dcTrack |
DCIM-Software, die sich mit Hardware (Asset Management Tags, Asset Management Sensors und EMX-Smart-Rack-Controllern/Sensoren) kombinieren lässt |
Rittal |
Rizone |
Modulares Lizenzmodell |
Sentilla |
Sentilla |
Modular aufgebaute Software für Inventarisierung, Überwachung, Planung und Optimierung Rechenzentrums-Komponenten |
SynapSense |
Data Center Optimization Platform |
Mehrere Module mit Schwerpunkt auf Verbesserung der Energieeffizienz und Klimatisierung |