Mobility ist keine Herausforderung sondern eine Chance

Mit der richtigen Mobility-Strategie sicher aufstellen

12.11.2015 von Oliver Klünter
„Wenn sich der Wind dreht, bauen einige Menschen Mauern und andere Windmühlen“, lautet ein chinesisches Sprichwort. So oder ähnlich ergeht es heute vielen CIOs: Sie bauen Sicherheits- und Zugangsmauern um ihre Applikationen und Netzwerke. Es gibt auch Alternativen.

Auch wenn es zunächst kurios anmutet: die Lösung liegt darin, die Heterogenität der IT-Landschaft zu akzeptieren - ebenso wie das Verschmelzen der Grenzen. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass langfristig nur die Unternehmen profitieren, die in ihrer IT-Strategie die nativen Arbeitsweisen ihrer Mitarbeiter berücksichtigen.

Welche Apps Mitarbeiter auf ihre mobilen Firmengeräte laden, bleibt dem Unternehmen häufig verborgen.
Foto: Maksim Shmeljov - shutterstock.com

Tatsache ist, dass immer mehr Menschen die Vorzüge mobiler Endgeräte auch in ihrem Berufsalltag nutzen möchten. Folge dieser Erwartungshaltung war der Smartphone und Tablet-Trend verbunden mit Erfahrung, überall und zu jeder Zeit auf seine Daten zuzugreifen. Die Benutzer wünschen sich die gleiche Arbeitsweise und Flexibilität von ihrem Unternehmen, was zahlreiche Herausforderungen für die Unternehmens-IT mit sich bringt. Mittlerweile stellt sich überhaupt nicht mehr die Frage, ob ein Unternehmen mobile Arbeitsformen unterstützt, sondern nur noch wie.

Was man nicht kennt, kann man nicht steuern

Deshalb befinden sich CIOs und IT-Verantwortliche heute in einer verzwickten Lage: Sie wissen nicht genau, wie sie die Gerätevielfalt in ihrem Unternehmen effektiv und zentral managen sollen. Außerdem haben sie kein Patentrezept für den Umgang mit vermeintlich kostenlosen Apps, die Mitarbeiter auf ihre Smartphones laden und beruflich nutzen. Daraus resultiert ein Lizenzchaos, das weit von allen Compliance-Anforderungen entfernt ist. Mangelhaft ist vielfach auch der Umgang mit sensiblen Firmendaten, die sorglos aus der Cloud auf den verschiedensten Endgeräten - unabhängig, ob privater oder beruflicher Herkunft - hochgeladen werden.

Software-Trends – Lizenzen, Abo-Modelle, Freemium-Angebote
Software-Trends – Lizenzen, Abo-Modelle, Freemium-Angebote
Mit der zunehmenden Nutzung von SaaS-Lösungen geht die Umstellung auf Abo-Modelle einher. Haben traditionelle Lizenz-Modelle ausgedient? Führende Software-Hersteller geben Antworten.
Welche Veränderungen werden wir bei den unterschiedlichen Zielgruppen hinsichtlich Lizenz-, Freemium- und Abo-Modellen erleben?
Hakan Yüksel – Oracle: "Oracle verfolgt hier den Weg einer maximalen Kostentransparenz für den Kunden, so dass die Projekte auch so kalkulierbar wie möglich werden. Aus unserer Sicht werden nur diese transparenten Abo-Modelle langfristig überleben."
Welche Veränderungen werden wir bei den unterschiedlichen Zielgruppen hinsichtlich Lizenz-, Freemium- und Abo-Modellen erleben?
Peter Dewald – Sage: "Strategisch setzen wir nicht grundlos unseren Fokus auf Cloud-Angebote im Abo-Modell: Diese Modelle haben den großen Vorteil, dass große Anschaffungskosten entfallen. Solche Kosten können gerade kleine und mittlere Unternehmen vor Finanzierungsschwierigkeiten stellen."
Welche Veränderungen werden wir bei den unterschiedlichen Zielgruppen hinsichtlich Lizenz-, Freemium- und Abo-Modellen erleben?
Sven Denecken – SAP: "Wir steuern auf eine “subsciption economy” zu. Insofern wird dieses Lizenzmodell in Zukunft dominieren. Dieses Modell entspricht einem "Abo-Modell”, das auch sehr vorhersehbare Umsätze generiert."
Welche Veränderungen werden wir bei den unterschiedlichen Zielgruppen hinsichtlich Lizenz-, Freemium- und Abo-Modellen erleben?
Günther Igl – Microsoft: "Das wird auch 2015 wichtig bleiben: Wir machen Produktivität plattform- und systemübergreifend möglich und werden dafür attraktive, flexible, niedrigschwellige und preiswerte Lizenzmodelle anbieten."
Welche Veränderungen werden wir bei den unterschiedlichen Zielgruppen hinsichtlich Lizenz-, Freemium- und Abo-Modellen erleben?
Markus Dränert – Lexware: "Generell gibt es immer mehr Geschäftsmodelle, die sich in Richtung transparenter Abomodelle bewegen. Es geht vor allen Dingen darum, fair und transparent gegenüber dem Kunden zu sein, es darf keine versteckten Kosten mehr geben."

Dabei ist die Ursache für diese neuralgische Situation ganz einfach. Die Mitarbeiter möchten lediglich einen einfachen Datenzugriff haben. Jederzeit, überall und von allen Devices, mit denen sie gerne arbeiten. Wird diesen Vorstellungen seitens des Unternehmens nicht entsprochen, entsteht eine Schatten-IT, von der der CIO nichts erfährt und auf die er vor allem keinen Zugriff hat.

Veränderung bedeutet Management von Heterogenität

Das war in der Vergangenheit anders. Bisher konnten die IT-Abteilungen mit Client-Management-Lösungen ihre Geräte-Landschaft zuverlässig verwalten. Das ist heute zu wenig. Die IT-Abteilung muss sich neu aufstellen und die Mitarbeiter bei der Gestaltung ihrer Arbeitsumgebung stärker involvieren - sie quasi als Kunden betrachten.

Anwender erwarten heutzutage, dass sie beruflich ihre Geräte und Services genauso einfach nutzen können, wie sie es von den Apps auf ihren Mobilgeräten gewohnt sind. Die gute Nachricht ist: Es ist durchaus möglich, den Mitarbeitern den sicheren Zugriff auf Unternehmensdaten und -applikationen von jedem beliebigen Endgerät aus zu gewähren.

Zentraler Ansatzpunkt solcher Lösungen ist eine ganzheitliche Herangehensweise an den IT-Arbeitsplatz, die nicht nur die technischen Komponenten des mobilen Arbeitsumfeldes, sondern auch die entsprechenden Unternehmensprozesse steuert und verwaltet. So hat der Anwender auf dem gewünschten Gerät einfachen Zugriff auf die richtige Applikation, in der passenden Bereitstellungsform und mit der passenden Lizenz. Wenn dann noch eine konsequente Trennung von beruflich und privat erfolgt, können Mitarbeiter auch ohne Probleme ihre eigenen Geräte im Geschäftsalltag nutzen.

5 Schlüsselaspekte beim Mobility Management

Nur, wenn sich der CIO dem Thema Mobility ganzheitlich nähert und mobiles Arbeiten als Wertschöpfungsmöglichkeit betrachtet, kann er eine erfolgreiche Strategie entwickeln und langfristig profitieren. Wichtig ist die Bildung eines möglichst breit aufgestellten Teams im Unternehmen, das die Anforderungen und Ziele von Unternehmensleitung und Endanwendern klar herausarbeitet. Dann erfolgt eine Analyse des aktuellen Umgangs der Mitarbeiter mit den Mobilgeräten - sprich, wer nutzt welches Device und welche Applikation wann, wo und zu welchem Zweck. Darauf basierend wird ein Konzept entwickelt, das alle Anforderungen abdeckt und den Anwendern dennoch den erforderlichen Freiraum lässt.

Im nächsten Schritt wird eine geeignete Lösung eingeführt, die nicht nur die technischen Anforderungen eines modernen Arbeitsplatzes erfüllt, sondern auch weitere Aspekte wie IT Services, Software-Verteilung und die Integration in bestehende Geschäftsprozesse beachtet. Häufig gewähren solche Lösungen nicht nur den Zugang zu den Anwendungen und Daten im Unternehmen - vielmehr lassen sich Cloud-Lösungen ebenso einbinden wie Datenspeicher in der Cloud. Grundsätzlich gilt dabei: Ein Unternehmen sollte hier darauf achten, dass die Lösung zu seiner Datenstrategie passt und selbst bestimmen kann, wo welche Daten gespeichert werden.

Die Zukunft von Mobility Management

Vor dem Hintergrund, dass sich unser Verständnis von Mobility auch zukünftig wandeln wird, sollte der CIO sein Konzept einem regelmäßigen Audit unterwerfen, bei dem das Mobility-Management auf die Erfüllung der Unternehmensziele überprüft wird. So wird rechtzeitig erkannt, ob die bestehende Struktur den Bedürfnissen aller Betroffenen entspricht oder ob es Anpassungsbedarf gibt.
Dieses vorausschauende Handeln erscheint zunächst aufwendig, verhindert aber das Entstehen von Sicherheitslücken oder Compliance-Kollisionen, eventuelle Produktivitätseinbußen und die Bildung einer Schatten-IT.

Fünf Tipps zum Vermeiden von Schatten-IT
Tipps gegen Schatten-IT
Die Berater von Accenture haben fünf Ratschläge gegen Schatten-IT parat.
Tipp 1: Aufklären statt Verbieten
Sinnvoller als Verbote ist die Aufklärung über die Vorteile einer geregelten Beschaffung. Zum Beispiel können Skaleneffekte IT-Kosten senken, Schatten-IT nicht. Außerdem sollten alle Mitarbeiter über Service-Level-Agreements informiert werden.
Tipp 2: Bevorzugte Hersteller auflisten
CIOs sollten kommunizieren, welche ihre bevorzugten Hersteller sind. Dabei muss Raum für Ausnahmen bleiben. Können Vertreter einer Fachabteilung gut begründen, warum sie diese oder jene Lösung eines anderen Anbieters wünschen, darf darüber verhandelt werden.
Tipp3: Beziehungspflege
Gute Geschäftsbeziehungen zu innovativen Herstellen nützen dem gesamten Unternehmen. Das funktioniert nur über eine geregelte IT-Beschaffung.
Tipp 4: Zusatzwert bieten
Der IT-Entscheider kann nicht nur Preise besser verhandeln als die Fachabteilung. Er spricht mit dem Hersteller auch über Garantieleistungen oder Hardware-Spezifikationen.
Tipp 5: Vertrauen aufbauen
Das Aufklären über die negativen Seiten von Schatten-IT ist wichtig. Im Zuge dessen kann sich die IT-Abteilung unternehmensintern als vertrauenswürdiger Partner etablieren.

Checkliste: erfolgreiches Enterprise Mobility Management

Wer den durch den Mobility-Tsunami ausgelösten Veränderungen proaktiv entgegentritt, hat gute Chancen, sein Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Dabei darf sich der CIO weder von den Anforderungen der Anwender treiben, noch durch die Reglementierungen der Geschäftsführung einschränken lassen.

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Anforderungen der Geschäftsführung

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