Ein Rechenzentrum für alle Fälle. Nach diesem Motto planten die meisten Unternehmen in den vergangen Jahrzehnten ihre Data Center. Ausgelegt für die maximal erforderliche Rechenlast einer Organisation, verschlingen RZs klassischer Prägung oft Unsummen an Kapital. Trotz des hohen Mitteleinsatzes und der zunehmenden Virtualisierung von Server- und Storage-Systemen gelten viele Rechenzentren nach heutigen Maßstäben als schlecht ausgelastet und ineffizient. Hersteller und Dienstleister haben die Probleme erkannt und offerieren eine Reihe neuer Konzepte und Techniken.
Trend 1: RZ-Module, Pods und Container
Anfangs noch als Exotenthema belächelt, gewinnt das „Data Center im Container“ an Bedeutung. Längst sind die Großen der Branche auf den Zug aufgesprochen, unter ihnen Hewlett-Packard, IBM, Cisco und Oracle/Sun. Für das RZ in der Box hat sich auch schon ein neuer (Marketing-)Begriff etabliert: Das sogenannte Pod (Performance Optimized Data Center) kommt als komplettes RZ daher, inklusive IT-Komponenten wie Server und Storage, Kühlung und Stromversorgung. Die Idee klingt überzeugend: Unternehmen können mit einem kleinen Pod beginnen und bei steigendem Bedarf einfach weitere Boxen andocken. Auf diese Weise ließen sich etwa die hohen Anfangsinvestitionen für ein RZ eindämmen.
Trend 2: Moderne Kühltechniken
Nicht erst seit dem Aufkommen der RZ-Container sind innovative Kühltechniken in der Data-Center-Szene ein heißes Thema. Nach Erhebungen des IT-Dienstleisters Computacenter beträgt der Energieanteil für die Klimatisierung eines Data Center gemessen am gesamten Verbrauch heute rund 33 Prozent. Bis zum Jahr 2015 könnte er auf 15 Prozent sinken, vorausgesetzt die Unternehmen investieren in entsprechende Technik. Neben lange etablierten Konzepten wie freier Kühlung (Kühlung mit Außenluft) und Kaltgang/Warmgang-Schottung kommen nun verstärkt neue Ansätze ins Spiel. Dazu gehören etwa „InRow“-Cooling-Systeme für Server. Statt klassischer Luftkühlung setzen die Hersteller hier auf geschlossene Racks, die an eine Kaltwasserversorgung angeschlossen sind. Einen Schritt weiter gehen Ansätze, die die Kühlflüssigkeit direkt zu den CPUs führen. Eine extreme Ausprägung bilden „Liquid Submerged Server“. Dabei wird der komplette Server inklusive aller Komponenten in eine spezielle Kühlflüssigkeit getaucht.
Trend 3: Energieeffiziente Server-Konzepte
Dass die Energiekosten eines Standard-Servers schon nach wenigen Jahren den Anschaffungspreis übersteigen, gilt heute fast schon als Binsenweisheit. Entsprechend groß sind die Bemühungen der Hardwarehersteller, die Energieeffizienz der Rechner beispielsweise durch Multicore-Prozessorarchitekturen von Intel oder AMD. Doch es gibt auch alternative Ansätze, Der Newcomer Calxeda beispielsweise nutzt die bislang vor allem in mobilen Geräten eingesetzten ARM-CPUs und wirbt mit beeindruckenden Leistungsdaten: Ein voll bestücktes Rack mit 9600 ARM-CPU-Knoten soll pro Watt vier- bis sechs Mal soviel Leistung bringen wie ein gleich großes Rack, das mit Intels Atom-CPUs bestückt ist. Unter dem Namen „Extreme Low Energy Server“ werben auch Anbieter wie das kalifornische Startup SeaMicro mit besonders energieeffizienten Rechnern auf Basis von ARM oder Atom-Prozessoren.
Trend: 4 LAN und SAN wachsen zusammen
Ein klarer Trend im RZ zeichnet sich in puncto Netzinfrastruktur und Verkabelung ab. Laut einer Forrester-Studie erhoffen sich mehr als 60 Prozent der IT-Experten Einsparungen infolge der Konvergenz von LAN und SAN. Das Zusammenlegen von klassischen lokalen Netzen mit dem Speichernetz bringt handfeste Vorteile: So reduziert sich der Aufwand für die Verkabelung der Server. Statt zweier Netzwerkadapter für Fibre Channel und Ethernet reicht künftig einer aus. 62 Prozent der von Forrester Befragten rechnen damit, dass eine einheitliche Netzwerk-Infrastruktur zudem den Aufwand für die Kühlung und Stromversorgung reduziert.
Trend 5: Das RZ in der Private Cloud
Die Vision klingt verlockend: Das Data Center der Zukunft bietet Anwendern oder ganzen Abteilungen Rechenleistung und Speicherplatz auf Knopfdruck - schnell, bedarfsgerecht und nach dem tatsächlichen Verbrauch abgerechnet. Doch ein schickes Self-Service-Portal als Frontend reicht nicht. Wenn der Traum von der privaten Cloud wahr werden soll, müssen im Backend unterschiedlichste Systeme ineinandergreifen, etwa für die Virtualisierung, Provisionierung und das Billing. Der Aufbau solcher Infrastrukturen ist alles andere als trivial und wird viele Unternehmen auch im Neuen Jahr beschäftigen. (wh)