Freelancer tritt gegen die etablierten Vermittler an

Neue Online-Plattform für den SAP-Freiberuflermarkt

16.11.2015 von Hans Königes
20 Prozent Provision des freiberuflichen Stundensatzes an den Vermittler abzutreten waren dem IT-Freelancer Stefan Vogt zuviel. So entschied sich der IT-Profi die eigene Plattform reeves ins Leben zu rufen, die SAP-Freelancer und Projektanbieter zusammenbringt.
  • SAP-Experten müssen ihr Honorar nicht mehr mit Vermittlern teilen
  • Über das Online-Vermittlerportal reeves finden SAP-Freelancer und Auftraggeber direkt zusammen

Der SAP-Arbeitsmarkt - das zeigen die Auswertungen der letzten Monate - hat nichts an Dynamik verloren. Sowohl festangestellte als auch freiberufliche Experten kommen - vorausgesetzt das "Skill-Paket" passt, unproblematisch unter. Warum also das Honorar mit einem Vermittler teilen, zumal diese die Freiberufler heftigst umwerben. Das Xing-Postfach vieler gut qualifizierter Freelancer füllt sich von allein mit Angeboten. Einige SAP-Freiberufler haben sich mittlerweile aus den sozialen Medien schon abgemeldet, ob der als Belästigungen empfundenen Anfragen.

Hinzu kommt, dass sich CIOs und Freiberufler darüber beschweren, dass die Qualität der Recruiter in den Vermittlungsagenturen gelegentlich zu wünschen übrig lässt - vor allem, wenn es um komplexe IT-Themen geht und es zu verstehen gilt, ob das, was der Auftraggeber an Skills wünscht mit dem zusammenpasst, was im Profil des Freiberuflers steht.

Stefan Vogt ist Gründer des Online-Vermittlerportals reeves.
Foto: Reeves GmbH

"Manchmal fragt man sich schon, wie professionell Vermittler sein können, wenn sie grundlegende SAP-Begriffe nicht auseinanderhalten können und einen unpassenden Vorschlag unterbreiten", kritisiert Gründer Vogt. Sein Eindruck war schon lange, dass sich beide - Freelancer und Projektanbieter -"oft nur mangels Alternativen auf solche Deals" eingelassen haben.So war es für ihn naheliegend, über eine Möglichkeit nachzudenken, die Auftraggeber und Freiberufler aus der SAP-Welt zusammenbringt. "Es hat mich eh gewundert, dass bisher niemand auf die Idee gekommen ist, eine Online-Plattform einzurichten, auf der SAP-Freelancer und Auftraggeber direkt zueinander finden".

Spezialisierung auf den SAP-Arbeitsmarkt

Zunächst unterscheidet sich reeves kaum von anderen Online-Vermittlerportalen: Der Freelancer hinterlässt sein Profil und sucht nach Projekten. Umgekehrt können Projektanbieter ihre Vorhaben ausschreiben oder die Profile der Freelancer durchsuchen. Reeves wirbt damit, dass es durch die Spezialisierung auf den SAP-Arbeitsmarkt beiden Seiten maßgeschneiderte Suchfunktionen anbietet. Vogt erläutert: Es sind zwei so genannte Skill-Bäume eingerichtet. Der eine enthält hierarchisch geordnet alle SAP-Produkte, Module und Anwendungen; der andere Werkzeuge, die einen SAP-Berater oder -Entwickler in seiner Arbeit unterstützen. "So können sowohl eher fachlich als auch eher technisch orientierte Berater per Auswahl der entsprechenden Skills aus dem Skill-Baum angeben, was sie anzubieten haben," freut sich Vogt. Analog können die Auftraggeber den Skill-Mix zusammenstellen.

Vogts Ziel ist es, die Profilerstellung so unkompliziert wie möglich zu gestalten, "die Suche sollte so einfach sein wie diejenige nach einem Auto". Damit will er einem Trend Rechnung tragen, der zumindest im Mittelstand zu beobachten ist, dass nämlich Arbeitgeber das Staffing ihrer Projekte wieder in die eigene Hand nehmen wollen, die das "übliche Procedere mit anonymisierten Kandidatenprofilen und Abstimmrunden mit dem Vermittler leid sind", so Vogt. Er verzichtet auf die üblichen Vermittlungsprovisionen und verlangt eine monatliche Pauschale von beiden Seiten.

Wo IT-Berater am besten leben
Wo verdienen IT-Berater am meisten?
Wo lohnt es sich, als IT-Berater hinzuziehen? Die IT-Gehaltsstudie von Personalmarkt für 2013 zeigt, in welchen Städten Berater wie viel verdienen und der Personaldienstleister Adecco verrät, wieviele IT-Stellen es für Berater 2013 in der jeweiligen Stadt gab.
Erfurt
Nur 52.585 Euro verdient ein IT-Berater in Erfurt - und wird damit im Vergleich zum Rest des Landes unterdurchschnittlich bezahlt. Erfurt liegt weit hinter Berlin:
Berlin
In der Hauptstadt bekommt ein IT-Berater nämlich 59.794 Euro im Jahr. Das ist zwar auch immer noch unterdurchschnittlich. Das Startup-Zentrum Berlin sucht viel mehr Entwickler als Berater - aber auch für die gibt es noch massenhaft Stellen, nämlich 2.917 im Jahr 2013. Wohnungen gibt es hier ebenfalls noch zu erschwinglichen Mieten.
Hannover
Auch die Landeshauptstadt Niedersachsens ist für Berater mit nur 62.948 Euro Jahresgehalt wenig verlockend. Der Bundesdurchschnitt liegt schließlich bei 64.364 Euro.
Kiel
Näher dran am Bundesdurchschnitt ist da schon Kiel mit 63.012 Euro. Das könnte auch mit der Nähe zu Hamburg zu erklären sein: Bei nur knapp 90 Kilometern Luftlinie kann ein Berater schon mal pendeln.
Mainz
Endlich überm Durchschnitt: 66.359 Euro hat ein IT-Berater am Jahresende eingefahren. In etwa soviel...
Saarbrücken
... wie in Saarbrücken. 64.621 Euro zahlen Unternehmen einem IT-Berater. Da ist doch ab und an mal ein Ausflug nach Frankreich drin.
Hamburg
Ordentlich verdient ein IT-Berater in Hamburg: 68.033 Euro winken hier als Jahresverdienst. 4.319 Beraterjobs gab es 2013 abzugreifen.
München
Ganze 7.401 IT-Berater wurden 2013 in der bayerischen Landeshauptstadt gesucht. 69.835 Euro bekommt ein IT-Berater in München. Bei den Mietpreisen: angemessen. Aber tatsächlich ist die bayerische Landeshauptstadt nicht die Stadt, in der ein IT-Berater am meisten verdient:
Frankfurt am Main
In der hessischen Finanzmetropole gibt es das höchste Gehalt für IT-Berater in Deutschland: 71.669 Euro im Jahr. Hier suchen Firmen mehr Berater als Entwickler: 4.203 freie Beraterstellen waren es 2013.