Interview mit Peter Dewald, Sage

Neue Software für eine veränderte Arbeitswelt

04.06.2014 von Holger Eriksdotter
Aktuelle technologische Trends sorgen für nachhaltige Veränderungen in der Arbeitswelt. Im Interview mit computerwoche.de erläutert Peter Dewald, Geschäftsführer bei Sage Deutschland, vor dem Hintergrund einer aktuellen Sage-Studie, wie der Arbeitsplatz der Zukunft aussehen wird und was dies für sein Unternehmen bedeutet.
Peter Dewald, Geschäftsführer Sage Deutschland
Foto: Sage

Die IT-Trends Mobilität, Cloud Computing und Social Media verändern die Arbeitswelt. Welche Folgen dieser Wandel für Berufstätige hat, wollte Sage als Anbieter von kaufmännischen Unternehmenslösungen erfahren. Das Software-Unternehmen befragte deshalb in seiner Studie „Zukünftige Arbeitswelten“ Professionals aber auch Berufseinsteiger und Studenten danach, wie ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Veränderungen sie sich wünschen. Die Ergebnisse bestätigen Geschäftsführer Peter Dewald in der Einschätzung, dass die Arbeitswelt vor einem rasanten und tiefgreifenden Wandel steht. Im Interview mit computerwoche.de erläutert Dewald wie die aktuellen IT-Trends die Arbeitswelt nachhaltig verändern und wie sein Unternehmen darauf reagiert.

CW: Welche technologischen Trends sind es, die die Arbeitswelt verändern?

Dewald: Da ist in erster Linie das Thema Mobilität: Smartphone, Laptop und Handy haben in den meisten - auch kleinen und mittelständischen - Unternehmen längst Einzug gehalten und stellen heute keine echten Innovationen mehr dar. Gleichzeitig steht eine Vielzahl von neuen innovativen Technologien vor der Tür. Sie werden gerade von jüngeren Nutzern vermehrt nachgefragt: Social Media- oder Kollaborations-Plattformen für neue Formen der Arbeitsorganisation und -kommunikation.

Was erwarten Arbeitnehmer vom Arbeitsplatz der Zukunft? Unsere Infografik zeigt, wie sich die Arbeitswelt verändert.
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CW: Mobilität ist - sie sagen es selbst - kein wirklich neues Thema mehr. Warum ist es plötzlich wieder so wichtig?

Dewald: Früher hieß Mobilität meist, dass Unternehmen ihre Außendienst- und Vertriebsmitarbeiter mit Mobiltelefonen und Notebooks ausgestattet haben. Heute hat Mobilität eine völlig andere Dimension und wird vor allem von den Mitarbeitern getrieben: Sie erwarten von den Unternehmen, dass sie Geräte wie Smartphones und Tablets, die sie privat nutzen, auch im Beruf einsetzen können. Wenn sie heute mit jungen Bewerbern reden, geht es immer öfter auch darum, welche technische Ausstattung und mobilen Geräte der Arbeitgeber zur Verfügung stellt oder am Arbeitsplatz genutzt werden können.

CW: Und in welcher Weise hat dies Einfluss auf die Arbeitswelt?

Dewald: Mit den mobilen Geräten sind die Mitarbeiter immer und überall erreichbar und - was die ältere Generation manchmal erstaunt - legen sogar Wert darauf, auch außerhalb der regulären Büroarbeitszeit berufliche Aufgaben erfüllen zu können. Laut unserer Studie arbeiten schon heute 85 Prozent aller berufstätigen 18- bis 29-Jährigen außerhalb der regulären Arbeitszeiten. Fast jeder zweite Arbeitnehmer würde am liebsten zumindest zeitweise zu Hause arbeiten, um seine Arbeit effizienter zu erledigen. Und es sind eben die neuen Technologien, die dies ermöglichen. Die Trennung von Freizeit und Arbeit wird sich zukünftig noch weiter auflösen - das glauben auch zwei Drittel der Befragten unserer Studie.

CW: Welche Auswirkungen hat das auf die Unternehmen?

Dewald: Auf die Unternehmen kommen gewaltige Umwälzungen zu. Sie müssen die technische Infrastruktur schaffen und neue, flexiblere Wege der Arbeitsorganisation und Kommunikation etablieren. Sie müssen den Arbeitnehmern den Zugriff auf ihren Arbeitsplatz von überall und zu jeder Zeit ermöglichen. Home-Office war gestern. Morgen wird der Zugriff auf wichtige Arbeitsunterlagen und Unternehmensdaten von überall mobil erfolgen. Hinzu kommt, dass sie mit wesentlich intensiveren Trainings und Weiterbildungsangeboten den Arbeitnehmer fit machen müssen für die technologischen Anforderungen der Zukunft, die auf ihn zukommen.

"Junge Start-Ups wollen gar keine eigene IT-Infrastruktur aufbauen"

CW: Was bedeutet das für einen Software-Anbieter wie Sage, der umfangreiche kaufmännische Lösungen für kleine und mittelständische Firmen anbietet?

Dewald: Wir müssen unseren Kunden Software zur Verfügung stellen, mit denen sie den neuen Anforderungen einer sich ändernden Arbeitswelt gerecht werden können. Auf der einen Seite geht es darum, unsere Lösungen an die geänderten Bedienparadigmen und User-Gewohnheiten anzupassen. Das heißt, sie dahingehend zu öffnen, dass beliebige mobile Endgeräte auf die Unternehmensdaten zugreifen können. Wir entwickeln auch zunehmend Apps für für Smartphones und Tablets, die diesen Zugriff vereinfachen.

Auf der anderen Seite geht es um das große Thema Cloud Computing. Wir verzeichnen eine immer stärkere Nachfrage nach SaaS-Lösungen, also Software, die im Rechenzentrum eines Anbieters installiert ist und auf die man jederzeit und von jedem Ort der Welt zugreifen kann. Diese Art der Software-Nutzung verbindet das neue Paradigma der jederzeitigen ortsunabhängigen Zugänglichkeit mit einer ganzen Reihe von betriebswirtschaftlichen Vorteilen: Dazu zählt ein geringerer Installations- und Wartungsaufwand ebenso wie die Abrechnung nach tatsächlicher Nutzung oder die Umwandlung von Kapital- in Betriebskosten.

CW: Aber gerade bei der ERP-Lösung als Kernanwendung eines Unternehmens sehen die meisten Marktbeobachter starke Widerstände, dieses wichtigste System aus dem Haus zu geben.

Dewald: Das ist oft so - ist aber auch ein bisschen eine Generationsfrage. Natürlich will der IT- oder RZ-Leiter alten Schlages gern die Hand auf den Server legen, auf dem sein ERP-System läuft. Das vermittelt ein Gefühl von Sicherheit, das in vielen Fällen auch richtig sein mag. Tatsächlich aber ist die Sicherheit von zertifizierten und professionell betriebenen Rechenzentren oft sehr viel höher, als ein kleiner Betrieb sie je realisieren könnte.

Und wenn man auf junge Start-Ups schaut, gibt es dort in der Regel kaum mehr die Bereitschaft, überhaupt eine eigene IT-Infrastruktur anzuschaffen und zu betreiben. Gerade junge Unternehmer, die mit Notebooks, Tablets und Smartphones eng vertraut sind, bevorzugen in der Regel Lösungen aus der Cloud - gerade wegen ihres veränderten Verständnisses von Arbeit und Freizeit und dem ortsunabhängigen 24/7-Zugriff auf alle Unternehmensdaten.

CW: Wie reagiert Sage auf diese unterschiedlichen Erwartungen und Anforderungen?

Dewald: Wir bauen seit einiger Zeit unser Angebot an SaaS-Lösungen kontinuierlich aus, ohne dabei die On-Premise-Systeme zu vernachlässigen. Gleichzeitig entwickeln wir vermehrt Apps, zum Beispiel für Lohn- und Gehaltsabrechnung, die einfach zu installieren und zu nutzen sind. Insgesamt verbessern wir kontinuierlich unser gesamtes Applikations-Portfolio im Hinblick auf Mobilität, und die Einbindung von Kollaborationstools und Social Media.

Sage ist mit sechs Millionen Kunden weltweit einer der größten Anbieter von betriebswirtschaftlichen Software-Lösungen. Damit haben wir nicht nur eine große Kundenbasis, sondern in vielen Jahren das Vertrauen unserer Anwender gewonnen. Als etablierter On-Premise-Anbieter spüren wir deshalb kaum etwas von der Skepsis, die reinen SaaS-Anbietern teilweise entgegenschlägt. Insofern bieten wir heute eine Palette von Lösungen, die sowohl die Bedürfnisse von großen Mittelständlern mit 500 Mitarbeitern als auch die eines Startups mit zwei Mitarbeitern erfüllen - und die auch zukünftig den Anforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt gerecht werden.