Tipps zur Gehaltsverhandlung

Nicht wie auf dem Basar feilschen

10.11.2009 von Hans Königes
Selbstbewusstsein macht sich gut, übertriebene Forderungen sollte man aber vermeiden, sagt MHP-Personalchef Christoph Joos im Karriere-Ratgeber.

Ein Absolvent möchte ein hohes Einstiegsgehalt: "Ich verlasse demnächst die Uni und bin durch eine Personalberatung zu Gesprächen mit einer größeren Software- und Beratungsfirma gekommen. Das zweite Gespräch endete mit der Frage nach meinen Gehaltsvorstellungen. Ich gab bewusst ein sehr hohes Gehalt an (war immer der Jahrgangsbeste einer Top-3-Universität, übte meist zwei Berufe - Projektarbeit parallel zur Uniausbildung - aus, besitze Auslandserfahrung an einer Elitehochschule). Darauf sagte der Personaler, dass die Abweichung vom Schnitt so hoch sei, dass er das nicht allein entscheiden dürfe und ich eine E-Mail mit einer Zahl bekommen werde. Die Zahl entspricht nicht meinen ursprünglichen Forderungen, ist aber deutlich höher als der Schnitt. Ist so ein Angebot eine endgültige Ja/Nein-Entscheidung, oder kann man da noch was raushandeln?"

Berufseinsteiger haben nur kleinen Spielraum beim Gehalt

MHP-Personalchef Christoph Joos gibt folgendes zu bedenken: "Größere Consulting-Firmen mit einem höheren Recruiting-Volumen haben typischerweise definierte Gehaltsstrukturen und -höhen. Bei Berufsanfängern wird hier jedoch - schon aus Hygienegründen - eine eingeschränkte Flexibilität bestehen. Nahezu alle Consulting-Firmen integrieren eventuelle Kosten für eine Personalberatung in ihre interne Kalkulation - einige verzichten deswegen bei Berufsanfängern, bei denen andere Recruiting-Wege eine ausreichende Anzahl an Kandidaten erbringen, auf die Unterstützung von Headhuntern.

Christoph Joos: "Das Einstiegsgehalt alleine ist nicht sehr aussagekräftig."
Foto: MHP

Consulting-Unternehmen schätzen ehrgeizige und selbstbewusste Kandidaten und Mitarbeiter. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus sinnvoll, seine Anliegen auch bezüglich des Gehalts gut begründet darzustellen.

• Vermeiden Sie, dass die Gehaltsverhandlungen einen Basar-Charakter bekommen!

• Setzen Sie das Unternehmen nicht mit anderweitigen Angeboten unter Druck!

• Vermeiden Sie aber vor allem den Eindruck, dass das Gehalt das wichtigste Kriterium Ihrer Entscheidungsfindung ist!

Und noch ein letzter Hinweis: Bei Consulting-Firmen ist der bloße Blick auf das Einstiegsgehalt nicht sehr aussagekräftig. Berücksichtigen Sie unter anderem Bonusmodelle, weitere Zusatzleistungen oder Spesenregelungen. Erkundigen Sie sich aber über kurz- und mittelfristige Gehaltsentwicklungen."

Haben Sie auch Fragen zu Gehalt, Karriere oder Bewerbung? Unsere Personalexperten im Karriere-Ratgeber sind täglich für sie da und beraten Sie kostenlos.

IT-gehälter
Wer verdient wie viel in der IT- und TK-Branche?
Diese Frage versucht die IG Metall in ihrer Entgeltstudie zu beantworten. Dafür hat sie 2008 insgesamt 21 000 Daten aus 82 Unternehmen untersucht. Die ermittelten Gehälter beziehen sich auf die 35-Stunden-Woche. Schauen Sie, wie viel Entwickler oder Berater verdienen.
Softwareentwickler
verdienen durchschnittlich 4,2 Prozent mehr als 2007. Die Bandbreite reicht hier von 39.000 Euro für Einsteiger bis 62.000 Euro für erfahrene Softwareingenieure. (Foto: Boguslaw Mazur/Fotolia.com)
Unter den Beratern
zeigt sich ein gemischtes Bild: Während sich die obere Führungsriege über steigende Gehälter freuen kann, gingen die Einkommen für normale und Junior Berater zurück. Der Beratungsleiter verdient mit knapp 90.000 Euro mehr als doppelt soviel wie der Einsteiger. Der durchschnittliche Berater erreicht 51. 600 Euro im Jahr. (Foto: Kzenon/Fotolia.com)
Für Hardwareentwickler
geht es in Sachen Verdienst wieder aufwärts, nachdem ihre Gehälter zuvor um 19 Prozent eingebrochen waren. Sie können zwischen 52.700 und 59.800 Euro (Senior Entwickler) verdienen. (Foto: Trutta/Fotolia.com)
Supporttechniker
finden sich auf der Gewinnerseite wieder: Sie erhielten im vergangenen Jahr elf Prozent mehr oder durchschnittlich 54.600 Euro. Zum Vergleich Junior Servicetechniker beginnen bei knapp 35.000 Euro und können sich bei entsprechender Berufserfahrung bis 45.400 Euro steigern. (Foto: Alex Hinds/Fotolia.com)
Call-Center-Agents
gehören zu den Verlierern im Gehaltskarussell: Um durchschnittlich über zwölf Prozent gingen hier die Entgelte zurück. Ein Mitarbeiter an der Info-Hotline kann nur gut 14.000 Euro erwarten, ein Kundenbetreuer beginnt bei 28.000 Euro. (Foto: Patrizier-Design/Fotolia.com)
Der zweite Verlierer sind die Mitarbeiter in den Marketing-Abteilungen
der IT-Firmen. Hier sinken die Gehälter um 13 Prozent. Der Abwärtstrend hat vor zwei Jahren begonnen. Ein Junior Marketing-Spezialist kann mit durchschnittlich 41.000 Euro rechnen, mit entsprechender Berufserfahrung kann sich das Einkommen auf knapp 52.000 Euro steigern. (Foto: Stephen VanHorn/Fotolia.com)