Elite-Berater

Ohne Einser-Abitur geht gar nichts

26.04.2012 von Hans Königes
Mobil und kommunikationsfähig muss er sein, über Sprachkenntnisse verfügen und zu den Besten seines Fachs gehören. So stellt sich A. T. Kearney den idealen Bewerber auf eine Beraterstelle vor.
Heide-Lore Knof von A.T. Kearney: "Ein Bachelor-Abschluss reicht nicht, ein Master muss es mindestens sein.
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Der "War for Talents" sei voll im Gang, sagt Heide-Lore Knof, Director Operations and HR, bei der A. T. Kearney GmbH in Düsseldorf. Das Beratungshaus stellt unter anderem Consultants mit IT-Hintergrund ein. "Wir suchen sowohl Hochschulabsolventen als auch hervorragend qualifizierte Young Professionals", berichtet Knof. Ihren Ausführungen zufolge hat A.T. Kearney aufgrund seiner hohen Anforderungen mehr Schwierigkeiten als andere Unternehmen, neue Consultants anzuheuern.

Mehr Frauen erwünscht

Qualität statt Quantität: In der IT-Beratung wird herausragender Nachwuchs gesucht.
Foto: Sander - Fotolia.com

Die HR-Expertin weiter: "Unsere potenziellen Mitarbeiter müssen ein Einser-Abitur in der Tasche haben und bei ihrem universitären Abschluss zu den besten Zehn ihres Jahrgangs gehören." Anerkannt werde ein Master-Abschluss, ein Bachelor-Examen reiche nicht. Um zum Beispiel auf dem Niveau eines "Associate" einzusteigen, müsse der Bewerber einen MBA oder eine Promotion vorweisen können. Ferner würden die Beherrschung der englischen Sprache sowie Auslandserfahrung verlangt. Großen Wert legt das Beratungshaus zudem auf soziale Kompetenz: "Dazu gehört politisches, soziales oder kulturelles Engagement. Wir suchen Menschen mit Persönlichkeit", lautet Knofs Forderung. Jedes Jahr stellt das Unternehmen 50 Praktikanten ein. Ihnen wird, so die Personalfachfrau, die Chance gegeben, den Beraterjob kennenzulernen.

Beraterhonorare nach Level
Beraterhonorare nach Berater-Level
Wieviel verdient ein Junior Consultant und wieviel ein Senior Manager? Eine Studie von PAC liefert die Berater-Honorare von 2011.
Beraterhonorare nach Berater-Level
Was kostet ein Junior Consultant und wieviel ein Senior Manager? Eine Studie von PAC liefert die Berater-Honorare von 2011.
Junior Consultant
0 bis 2 Jahre Beruferfahrung
Durchschnittlicher Honorarsatz: Junior Consultant
Preis pro Acht-Stunden-Tag ohne Nebenkosten.
Consultant
2 bis 3 Jahre Beruferfahrung
Durchschnittlicher Honorarsatz: Consultant
Preis pro Acht-Stunden-Tag ohne Nebenkosten.
Senior Consultant
3 bis 5 Jahre Beruferfahrung
Durchschnittlicher Honorarsatz: Senior Consultant
Preis pro Acht-Stunden-Tag ohne Nebenkosten.
Manager
5 bis 8 Jahre Beruferfahrung
Durchschnittlicher Honorarsatz: Manager
Preis pro Acht-Stunden-Tag ohne Nebenkosten.
Senior Manager
Über 8 Jahre Beruferfahrung
Durchschnittlicher Honorarsatz: Senior Manager
Preis pro Acht-Stunden-Tag ohne Nebenkosten.

Bei dem Beratungshaus gibt es auf der einen Seite "Industry Practices", also Gruppen, die sich mit speziellen Industrien und Märkten gut auskennen, und andererseits "Service Practices", bei denen es um Querschnittswissen über alle Industrien sowie vor allem um Kenntnisse der strategischen IT geht. Entscheidend sei, dass jeder Consultant neben den IT-Kenntnissen über betriebswirtschaftliches Know-how verfüge. Branchenwissen dagegen muss sich jeder Neueinsteiger erarbeiten. Grundsätzlich erhalten neue Mitarbeiter die Chance, in Management-Consulting-Projekten mitzuarbeiten. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, intensiviert das Unternehmen seine Rekrutierungsmaßnahmen und sucht verstärkt international. Auch die Erhöhung des Frauenanteils steht auf der Prioritätenliste des Beratungshauses weit oben.

Hilfe für Einsteiger

Die Aussicht auf eine interessante Aufgabe, eine strukturierte Weiterbildung sowie gezielte Hilfe durch erfahrene Kollegen waren die Gründe für Christian Weiss, sich nach einem Zwischenstopp bei einer Private-Equity-Gesellschaft für einen Job bei A.T. Kearney zu entscheiden. Newcomer werden, wie Weiss schildert, intensiv angeleitet und qualifiziert: "Als Neueinsteiger wurde mir gezeigt, wie man mit schwierigen Kunden umgeht, wie eine gute Präsentation aussieht oder wie Dokumente so aufgebaut werden, dass sie für andere Menschen leichter verständlich sind", berichtet der A. T. Kearney Associate.

Christian Weiss, A.T. Kearney: "Ein Berater muss sich genau überlegen, wie breit er sich aufstellt."
Foto: Privat

Weiss, der Finanz- und Informations-Management studiert hat, ist bei den Beratern Teil der strategischen IT-Practice. Der Consultant, der sich auf die Branchen Automobil und Banken spezialisiert hat, räumt ein, dass er in seiner Position kein Experte im Autobau ist. Dafür gebe es bei A. T. Kearney entsprechend spezialisierte Kollegen. Spannend für ihn ist, wie man Eigenheiten und Fähigkeiten einer Industrie auf andere Branchen und Bereiche übertragen kann.

Die Entwicklung eines Autos beispielsweise sei ein strukturierter und geführter Prozess, der rund vier Jahre andauere. Große IT-Projekte, von denen viele länger dauerten und teurer würden als ursprünglich geplant, könnten von diesem Wissen aus der anderen Branche durchaus profitieren.

tipps für angehende berater
Tipps für angehende Berater
Sie wollen als Berater Ihr Geld verdienen? Dann sollten Sie sich schleunigst von den gängigen Klischees verabschieden. Hier finden Sie einige Tipps, was Sie für eine erfolgreiche Existenz als Berater brauchen
Tipp 1: Sorgen Sie für eine erkennbare Spezialisierung
Die habe ich", sagen zum Beispiel viele (angehende) Verkaufs- und Vertriebsberater. Doch verkaufen ist nicht gleich verkaufen. Beim Verkauf von Brötchen in einer Bäckerei sind andere Fähigkeiten als beim Verkauf von Fabrikanlagen nach China gefragt. Also sollten sich die Berater spezialisieren. Sonst besteht für Unternehmen kein Anlass, sie zu kontaktieren und zu engagieren.
Tipp 2: Schaffen Sie sich ein klares Profil
Wenn Unternehmen oder Personen einen Berater engagieren, möchten sie, dass er zu ihnen passt. Schließlich soll er sie und ihre Anliegen verstehen. Deshalb sollten Berater auch persönlich Profil zeigen. Denn während manche Kunden hemdsärmlige Typen bevorzugen, suchen andere den professoralen Eierkopf.
Tipp 3: Definieren Sie sich eine Zielgruppe
Viele Berater glauben, wenn sie ihre Zielgruppe zum Beispiel mit der Formulierung "Führungskräfte in Unternehmen" beschreiben, dann sei diese klar bestimmt. Doch es gibt Klein- und Großunternehmen, Dienstleistungs- und Produktionsunternehmen. Die ticken teilweise völlig anders. Und nicht nur der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank ist eine Führungskraft, sondern auch der Vorarbeiter einer Putzkolonne.
Tipp 4: Schaffen Sie ein "Beuteschema"
Eine Katze weiß, dass es vergebene Liebesmühe ist, ein Reh zu jagen. Also fängt sie Mäuse. Ein solches Beuteschema, das ihnen sagt, bei welchen Personen oder Organisationen sie eine realistische Chance haben, einen Auftrag zu erlangen, brauchen auch Berater. Sonst gleichen sie Jägern, die mit Schrot in den Wald ballern in der Hoffnung, dass hinter den Bäumen ein Reh steht.
Tipp 5: Entwickeln Sie Produkte
Berater sollten aus ihren Dienstleistungen handfeste Produkte entwickeln, damit sie potenziellen Kunden etwas Konkretes anbieten können - zum Beispiel einen "Quick-Check" zur Bedarfsermittlung. Oder einen halbtägigen Workshop, um ...
Tipp 7: Formulieren Sie eine Marketing- und Vertriebsstrategie
Beratungsleistungen kaufen Kunden nicht so spontan wie ein Eis am Stiel. Unter anderem, weil diese aus Kundensicht stets teuer sind. Zudem weiß man bei ihnen letztlich nie, was man für sein Geld bekommt. Deshalb erstreckt sich der Kaufentscheidungsprozess bei den Kunden oft über Monate, teils sogar Jahre. Entsprechend wichtig ist, dass Berater wissen: Wie vermittle ich Kunden, dass es mich gibt und wofür ich der Spezialist bin?
Tipp 6: Sorgen Sie für zwei, drei "Schaufensterprodukte"
Die meisten Unternehmen existieren seit 10, 50 oder gar 100 Jahren. Also haben sie zumeist auch schon Berater - sei es für Vertriebs-, Rechts- oder IT-Fragen. Deshalb sagen sie, wenn ihnen zum Beispiel ein Vertriebsberater seine Leistungen per Telefon anbietet: "Kein Bedarf." Anders ist dies, wenn derselbe Anbieter einen mittelständischen Industriezulieferer anruft und sagt: "Herr Vertriebsleiter, Ihre Kunden haben in den letzten Jahren Ihre Preise Jahr für Jahr gedrückt.
Tipp 8: Achten Sie auf Ausdauer, Hartnäckigkeit und Geduld
Um sich als Berater selbstständig zu machen, braucht man weniger Geld als zum Eröffnen einer Imbissbude. Dafür haben Berater keine Laufkundschaft - also Kunden, die von alleine und zufällig zu ihnen kommen. Sie müssen sich ihre Aufträge erarbeiten. Die hierfür nötige Ausdauer fehlt vielen. Deshalb gewinnen oft nicht die besten Berater das Rennen um die begehrten Aufträge, sondern diejenigen, die Marathonläufer- statt Sprinterqualitäten zeigen.

Der A.T. Kearney-Berater, der bereits einige Vorhaben erfolgreich abgeschlossen hat, empfiehlt angehenden Consultants, intensiv über die eigene Positionierung nachzudenken: "Wollen Sie nach fünf Jahren derjenige sein, der in 20 Industrien tätig war, dafür aber nur über Oberflächenwissen verfügt? Oder versuchen Sie, sich auf zwei bis drei Branchen zu spezialisieren?" Dass die Beratung so viele Facetten bietet, findet Weiss herausfordernd. So könnten seine Kollegen heute für ein IT-Projekt nach Indien fliegen und morgen für ein Pharma-Projekt in die USA.