Cloud Native Computing Foundation

Open-Source-Tools machen Anwendungen cloud-ready

05.04.2017 von Wolfgang Herrmann
Die Non-Profit-Organisation Cloud Native Computing Foundation (CNCF) setzt auf Open-Source-Software wie Docker und Kubernetes, um Anwendungen fit für einen Einsatz in der Cloud zu machen. Zu den Mitgliedern gehören auch große IT-Player wie Google, Fujitsu und Dell EMC.

Erst vor gut einem Jahr wurde die Cloud Native Computing Foundation (CNCF) als Teil der Linux-Foundation gegründet. Die Initiatoren haben sich die Entwicklung von Open-Source-Werkzeugen für "cloud-ready" Applikationen auf die Fahne geschrieben. Microservices-Architekturen und Container-Techniken wie Docker spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie sollen Unternehmen helfen, Cloud-Anwendungen schneller und einfacher zu entwickeln und auszurollen.

Microservices und Container-Techniken spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Anwendungen cloud-ready zu machen.
Foto: hoperan - shutterstock.com

Auf ihrer Anwenderkonferenz CloudNativeCon in Berlin stellte die CNCF dazu neue Open-Source-Projekte und die Unterstützung durch weitere kommerzielle Anbieter vor. Das jüngste Mitglied ist Dell EMC, im Verwaltungsrat der Organisation sitzen unter anderem Vertreter von Cisco, CoreOS, Docker, Fujitsu, und Google. Insgesamt stehen mehr als 80 Organisationen auf der Mitgliederliste, darunter auch der Linux-Distributor Suse und kleinere Spezialanbieter wie Solinea, HarmonyCloud, QAware und TenxCloud.

Container-Markt soll jährlich um 40 Prozent wachsen

Die CNCF-Protagonisten setzen auf die wachsende Bedeutung von Container-Techniken und die damit verbundenen Marktchancen. Das New Yorker Marktforschungs- und Beratungshaus 451 Research schätzt die 2016 erzielten Umsätze im Markt für Application Container auf 762 Millionen Dollar. Bis 2020 werde das Umsatzvolumen auf 2,7 Milliarden Dollar steigen, so die Prognose. Das entspreche einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 40 Prozent. 451 Research verfolgt laut eigenen Angaben die Aktivitäten von mittlerweile 125 Anbietern im Umfeld von Container-Techniken.

Docker Runtime wird Open Source

Zu den prominentesten Playern in diesem Segment zählt Docker. In Berlin erklärte Dan Kohn, Executive Director der CNCF, sichtlich stolz, dass Dockers Container Runtime "containerd" künftig in einem Inkubator-Projekt der CNCF weiterentwickelt werde. Docker ist offenbar überzeugt von den Vorteilen der Open-Source-Idee und hat der Community seit 2014 bereits mehrere Softwaresysteme überlassen. Auch die Container Engine rkt von CoreOS wird künftig im Rahmen eines CNCF-Projekts als quelloffene Software weitergepflegt. Darüber hinaus kümmert sich die Organisation um weitere einschlägige Systeme, darunter das Monitoring-Tool Prometheus und das Logging-System Fluentd.

Kubernetes 1.6 bringt mehr Enterprise-Features

Eine wichtige Rolle im Container-Kosmos spielt auch die ursprünglich von Google entwickelte Orchestrierungsplattform Kubernetes. Kurz vor dem CNCF-Event präsentierte die Open-Source-Community die neue Version Kubernetes 1.6, die eine Reihe von Erweiterungen für den Enterprise Einsatz verspricht. Dazu gehört etwa die Unterstützung von maximal 5000 Rechnerknoten. Über das "Federation"-Feature, das mehrere Cluster kombiniert, können Unternehmen sogar darüber hinausgehen und ihre Workloads über mehrere Rechenzentren und Cloud-Instanzen verschiedener Provider hinweg betreiben und verwalten. Weitere Verbesserungen gibt es unter anderem im Bereich rollenbasierte Zugriffskontrollen für mehr Sicherheit und bei der dynamischen Storage-Provisionierung.

Das Motto des neuen Kubernetes-Release laute "Multi-User, Multi-Workloads at Scale", erläuterte Aparna Sinha, Senior Product-Managerin bei Google. Sie betonte die zentrale Bedeutung von Kubernetes, die die Open-Source-Software für die wachsende Popularität von Container-Systemen und Cloud-nativen Ansätzen im Allgemeinen habe. Man versuche damit, die Art und Weise, wie Applikationen in verteilten Systemen betrieben werden, neu zu definieren. Gelingen werde dies nur in einem offenen, transparenten Prozess, wie er durch die Open-Source-Community mit ihren zahlreichen Kontributoren ermöglicht werde.

Ticketmaster: Mit Kubernetes zu schnelleren Software-Updates

Zu den prominenten Nutzern von Kubernetes gehört beispielsweise der Online-Ticketvermarkter Ticketmaster. Die Transformation zu einer Cloud-native-Organisation gelinge zwar nur, wenn sich Strukturen und die Kultur im Unternehmen änderten, berichtete Executive-Program-Managerin Bindi Berlanger auf der CNCF-Konferenz. Dabei spielten etwa DevOps-Konzepte eine entscheidende Rolle. Doch in der Umsetzung komme es auch auf die richtigen Software-Tools an. Erst sie ermöglichten es, neue Anwendungen und Funktionen für das Kerngeschäft schneller und flexibler auszuliefern.

Die Cloud Native Computing Foundation wurde erst 2016 als Teil der Linux Foundation gegründet.
Foto: CNCF

Ticketmaster hat unter anderem seine Web-Plattform, über die der Ticketvertrieb abgewickelt wird, auf der Basis von Kubernetes aufgebaut. Die Open-Source-Software habe bei der Entwicklung von Anwendungen geholfen, die sich erheblich schneller updaten lassen, so die Managerin. Mit einem neu aufgestellten, schlanken und agilen Team habe es nur noch rund 20 Minuten gedauert, um ein neues Softwarerelease in Betrieb zu nehmen. Mit den vollautomatisierten Updates über die Kubernetes-Plattform sei dies heute sogar innerhalb von einer Minute möglich.

Studie: Container gehen in den Produktivbetrieb

Eine Studie von 451 Research aus dem vergangenen Jahr belegt, dass immer mehr Unternehmen von einem Testbetrieb zum produktiven Einsatz von Containern übergehen. Dennoch gibt es vor allem in etablierten Unternehmen nach wie vor auch Zweifel, ob Container-Techniken schon reif genug für einen breiten Einsatz sind. Kritiker monieren beispielsweise, dass sich wirklich sichere Docker-Umgebungen nur mit tiefem Expertenwissen und erheblichem Aufwand implementieren lassen. Andererseits arbeiten die Container-Befürworter, darunter neben der CNCF beispielsweise auch die Open Containers Initiative, an eben diesen Problemen.

Kohn jedenfalls sieht die Aktivitäten der Cloud Native Computing Foundation im Aufwind. Zum diesjährigen Benutzer-Event in Berlin seien 1500 Besucher gekommen. Die CNCF-Konferenz in London im vergangenen Jahr habe nur 500 Teilnehmer angelockt. Kohn: "Das belegt das große Interesse rund um Kubernetes und generell am Thema Cloud-native".

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