39 Prozent mehr Umsatz

Oracle profitiert von Sun-Übernahme

25.06.2010
Der Software-Konzern Oracle scheint mit dem Zukauf von Sun ein glückliches Händchen gehabt zu haben. Die Neuerwerbung sorgte im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2010 für einen Schub bei Umsatz und Gewinn. Auch das angestammte Geschäft mit Programmen für Unternehmens lief blendend.

Der SAP-Erzrivale schnitt dabei besser ab als von Experten erwartet. Nachbörslich stieg die Aktie in einer ersten Reaktion um zwei Prozent. Der Umsatz verbesserte sich in den drei Monaten bis Ende Mai um 39 Prozent auf 9,5 Milliarden Dollar (7,7 Mrd Euro). Der Gewinn legte unterm Strich um 25 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar zu. Sun steuerte operativ mehr als 400 Millionen Dollar zum Ergebnis bei, nachdem der Großrechnerspezialist als eigenständiges Unternehmen im Vorjahreszeitraum noch rote Zahlen geschrieben hatte.

Damit ist es Oracle überraschend schnell gelungen, das Steuer bei der neuen Tochter herumzureißen. Im Vorquartal hatte die Eingliederung von Sun den Gewinn noch merklich geschmälert. Der Konzern hatte das Computer-Urgestein im vergangenen Jahr für 7,4 Milliarden Dollar übernommen. Über die leistungsstarken Computer von Sun läuft unter anderem ein guter Teil des weltweiten Internet-Datenverkehrs. Unternehmen setzen die Computer für ihre Datenverwaltung ein.

Einige große IBM-Kunden hätten bereits auf Sun-Maschinen umgeschwenkt, sagte Konzernchef Larry Ellison im kalifornischen Redwood Shores. Eigentlich ist Ellison für seine Sticheleien gegen die deutsche SAP bekannt, den Marktführer bei Unternehmens-Software. Dieses Feld überließ er dieses Mal aber seinem Manager Charles Phillips: "Wir nehmen SAP weiterhin im großen Stil Marktanteile ab."

Oracle will die Deutschen vom Thron stoßen. Im Schlussquartal stieg das wichtige Neugeschäft mit Software-Lizenzen um satte 14 Prozent. Selbst in der Krise hatte es Konzernchef Ellison verstanden, das Unternehmen auf Kurs zu halten. SAP dagegen litt und musste mitten in der Rezession auch noch mehrere Chefwechsel verkraften.

Ellison hatte Oracle mit milliardenschweren Zukäufen zum zweitgrößten Anbieter von Software ausgebaut, mit der Unternehmen ihre Geschäfte steuern und überwachen. Dazu gehört etwa die Buchhaltung oder die Verwaltung von Kundendaten. Seit 2005, so rechnete die Finanz Nachrichtenagentur Bloomberg aus, schlug Ellison 67 Mal zu.

Der ewige Rivale SAP

SAP hatte sich in der Vergangenheit mit Übernahmen eher zurückgehalten. Doch im Mai schlugen die Walldorfer ebenfalls zu und schluckten für 5,8 Milliarden Dollar die kalifornische Sybase, einen Spezialisten für Handy-Software. SAP will damit seinen Geschäftskunden ermöglichen, auch von unterwegs auf ihre Daten zuzugreifen.

Oracle und SAP liegen seit Urzeiten im Clinch und sehen sich regelmäßig vor Gericht. Ellison wirft den Deutschen unter anderem Spionage und Patentklau vor. Unerwartete Schützenhilfe erhielt SAP jüngst von der US-Regierung. Diese fühlt sich von Oracle übers Ohr gehauen. In einer Klage wirft das Justizministerium dem Unternehmen vor, vom Staat überhöhte Preise für seine Produkte verlangt zu haben. (dpa/sh)