Auf dem Weg zur Software Company

Osram lagert IT an IBM aus

15.03.2016 von Rolf Röwekamp
Der Lichthersteller konsolidiert seine Rechenzentren in die IBM Cloud. Gleichzeitig bereitet sich Osram auf einen Carve-Out im Juli vor.
  • Laut CIO Kian Mossanen läuft zurzeit das größte IT-Projekt in der Geschichte Osrams
  • IBM wird mehr als 400 Cloud Managed Services für Non-SAP-Systeme und SAP-Anwendungen im Rechenzentrum in Ehningen und in Hortolandia in Brasilien bereitstellen
  • Im Juli erfolgt bei Osram der Carve-Out des neuen Unternehmens Ledvance
"Wir können schneller als bisher von IT-Trends wie dem Internet der Dinge oder Cognitive Computing profitieren", sagt CIO Kian Mossanen von der Osram Licht AG.
Foto: Osram

Wie Kian Mossanen das Geschehen beim Münchener Lichthersteller gerade einschätzt, lässt aufhorchen. Es handele sich um das größte IT-Projekt in der Geschichte Osrams, sagte der CIO auf der CeBIT in Hannover.

Carve-Out von Ledvance im Juli

Einerseits bereitet sich das Unternehmen auf den Carve-Out im Juli des künftigen Unternehmens Ledvance (ein Kunstwort aus Kunstwort aus LED und Advance) vor. In dem neuen Unternehmen bündelt Osram das traditionelle Geschäft mit Glühbirnen sowie modernen LED-Lampen.

Andererseits löst die Osram Licht AG ihre Rechenzentren auf und lagert sie an IBM aus. Nach dreimonatigen Vertragsverhandlungen läuft die Migration seit September 2015, bis Ende Juni muss sie abgeschlossen sein. Über die Laufzeit des Vertrages und das finanzielle Volumen machten beide Parteien keine Angaben.

Die Produktions-IT bleibt bei Osram

Lediglich die Produktions-IT behält Osram bei sich. Da es sich um sehr spezielle Anwendungen und Eigenentwicklungen handele, lohne sich hier keine Verlagerung in die Cloud, sagte Mossanen. Ledvance wird ihre IT wie bisher weiter selbst betreiben. Das neue Unternehmen plane zurzeit kein Outsourcing an IBM oder einen anderen Provider.

Osram kein Neukunde für IBM. Schon seit Jahren läuft die SAP-Software des Konzerns im IBM-Rechenzentrum in Ehningen. Nun konsolidiert der Konzern seine bislang selbst betriebenen Rechenzentren zusammen mit den bereits ausgelagerten Cloud-Inseln bei einem zentralen Provider. "Die Cloud ist für uns die perfekte IT-Ressource, um unsere Infrastruktur auf ein solides und flexibles Fundament zu stellen und schnell auf Veränderungen reagieren zu können", sagte Mossanen. "Wir können auch schneller als bisher von IT-Trends wie dem Internet der Dinge oder Cognitive Computing profitieren."

Die Glühbirne hat ausgedient. Alle 61 Leuchtdioden der Osram-Leuchte Omnipoint können einzeln angesteuert werden. Mit der Leuchte können innerhalb eines Raumes mehrere Bereiche in Szene gesetzt werden.
Foto: Osram

Die neuen Geschäftsfelder von Osram

Der Lichthersteller bewegt sich in einem Markt, der einem tiefgreifenden und schnellen Wandel unterworfen ist. Prägten bisher traditionelle Leuchtmittel das Geschäft, so dominieren jetzt zunehmend LED-Produkte. Außerdem erlangen intelligente Beleuchtungslösungen (zum Beispiel "Smart City Lighting") eine immer größere Bedeutung.

Neben dem LED-Geschäft will sich Osram künftig auf den Automotive-Bereich und das Projektgeschäft konzentrieren. So liefert Osram Laserlicht für Autos. Laserdioden sind rund zehn Mal kleiner als LEDs und verfügen über eine höhere Leuchtdichte. Dadurch lassen sich Schweinwerfer entwickeln, die nicht nur kleiner und kompakter als bisher sind, sondern auch im Straßenverkehr für mehr Sicht und Sicherheit sorgen.

Im Projektgeschäft bietet Osram beispielsweise für das intelligente Lichtmanagement in Häusern und Gebäuden das System Lightify an. Es basiert auf einer mobilen App, über die sich vernetzte LED-Beleuchtungen in Haus, Büro oder Produktionshalle via Smartphone oder Tablet steuern lassen.

400 Cloud Managed Services für Non-SAP-Systeme und SAP-Anwendungen

Um sich künftig stärker auf diese Geschäftsfelder zu fokussieren, entschied Osram, Cloud Managed Services (CMS) von IBM zu beziehen. Big Blue soll für Osram mehr als 400 CMS für Non-SAP-Systeme und SAP-Anwendungen im Rechenzentrum in Ehningen und in Hortolandia in Brasilien bereitstellen.

Um eine 100-prozentige Auslagerung in die Cloud handelt es sich allerdings nicht. Denn Cloud-Services zeichnen sich typischerweise unter anderem durch die Abrechnung der Dienste nach dem tatsächlichen Verbrauch aus. So handelt es sich bei diesem Projekt eher noch um klassisches Hosting.

Die IT-Mitarbeiter von Osram gehen nicht an IBM über. Rund 60 Prozent von ihnen bleiben bei Osram, die anderen wechseln zu Ledvance. Osram beschäftigte Ende des Geschäftsjahres 2015 (bis Ende September) weltweit rund 33.000 Mitarbeiter und erzielte in diesem Geschäftsjahr einen Umsatz von knapp 5,6 Milliarden Euro. Davon erwirtschaftet die Sparte Ledvance rund zwei Milliarden Euro.

Fokus auf Analytics und Cognitive

Mit der Vergabe der IT sieht CIO Mossanen die Möglichkeit, sich stärker auf die Themen Analytics und Cognitive zu konzentrieren, um in diesem Umfeld neue Geschäftsfelder zu erschließen. Als Beispiel nannte er das Smart Home und E-Commerce. Dabei ginge es beispielsweise darum, den Menschen zu Hause möglichst einfach und schnell zu ermöglichen, ein Ersatzleuchtmittel zu bestellen. Analytics und Cognitive-Lösungen ließen sich einsetzen, um frühzeitig zu erkennen, wenn Leuchtmittel das Ende ihres Lebenszyklus erreichen.

Digitalisierung sichere nicht das Überleben von Unternehmen, warnte Yasser Eissa, Vice President IBM Cloud in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es sei der Einsatz von Cognitive Computing, der Unternehmen im Wettbewerb bestehen lasse.
Foto: IBM

Die Digitalisierung schreitet also bei klassischen Unternehmen voran. Allerdings warnte Yasser Eissa, Vice President IBM Cloud in Deutschland, Österreich und der Schweiz, dass Digitalisierung nicht das Überleben von Unternehmen sichere. Es sei der Einsatz von Cognitive, der Unternehmen im Wettbewerb bestehen lasse. So sieht es auch Mossanen als er ergänzte, dass sich Osram gerade zu einer Software Company wandele.