Umsatzwarnung

Palm bricht die Nachfrage weg

26.02.2010 von Manfred Bremmer
Nach einer Umsatzwarnung für das Gesamtjahr und das laufende Quartal ist das Überleben des Traditionsherstellers weiterhin ungewiss.
Keine Konkurrenz für Apples iPhone: Das Palm Pre

Das Fernbleiben des PDA-Veteranen Palm von der weltgrößten Mobilfunkmesse Mobile World Congress (MWC) war nur ein weiteres Zeichen, dass es bei der Company derzeit nicht so gut läuft: Wegen der unerwartet schwachen Nachfrage nach seinen Smartphones gab der PDA-Pionier am gestrigen Donnerstag eine Umsatzwarnung für das Gesamtjahr und das laufende dritte Geschäftsquartal heraus. Palm-CEO Jon Rubinstein erklärte, die beiden Palm-Modelle mit WebOS, Palm Pre und Palm Pixi, würden schlechter von den Verbrauchern angenommen als erwartet. Für das ausklingende Quartal rechnet Palm nun mit einem Umsatz von 300 bis 320 Millionen Dollar - Analysten hatten im Schnitt mit 424 Millionen Dollar hohen Einnahmen gerechnet. Für das Gesamtjahr befürchtet Palm, dass der Umsatz unter den prognostizierten 1,6 bis 1,8 Milliarden Dollar liegen wird. Wie schlecht es um Palm steht, dokumentieren auch die von Gartner veröffentlichten Zahlen zum Handy- und Smartphone-Markt. Diesen zufolge verkaufte Palm 2009 nur knapp 1,2 Millionen Geräte mit WebOS, was einem Marktanteil von gerade einmal 0,7 Prozent entspricht.

Palm-Evolution
Palm1000
Der Pilot 1000/5000 besaß die wichtigsten Features des Apple Newton - zu einem deutlich günstigeren Preis.
PalmPilot
Mit ihrer umfangreichen Softwareausstattung waren die PalmPilot-Modelle - für ihre Zeit - revolutionär.
PalmIII
Das Palm III verfügte erstmals über eine Infrarotschnittstelle und stellte zwei Megabyte EDO SD-RAM und zwei MB Flash-ROM zur Verfügung.
PalmV
Der Palm V hatte bereits mit einer Reihe von Mitläufern zu kämpfen. Microsoft und eine Reihe von Palm-Lizenznehmern (etwa Sony mit seiner Clie-Reihe) wollten auf der Erfolgswelle mitreiten.
PalmVII
Der 599 Dollar teure PalmVII, Palms erster PDA mit eingebauter Antenne, floppte.
PalmIIIc
Das erste Farbmodell PalmIIIc riss mit 256 Farben niemanden vom Hocker: Mit Windows CE ausgestattete Konkurrenzmodelle schafften damals bereits 65.000 Farben.
Tungsten und Zire
Mit dem "Tungsten" als Highend-Modell und dem Einstiegsgerät "Zire" wollte Palm(one) jedem Gledbeutel gerecht werden.
Palmphones
Mit dem Treo näherte sich Palm den Vorstellungen der Kundschaft, die eine Kombination aus PDA und Handy mit Quertz-Tastatur gefordert hatte.
Treo 600
Das wegweisende Smartphone Treo 600 entwickelte sich schnell zum Kult-Gadget - zumindest in den USA.
Treo 700w
Das "Treo 700w" war das erste Palm-Gerät, das anstelle von Palms eigenem Betriebssystem mit Windows Mobile ausgestattet war.
Centro
Mit seinem sportlichen Design und dem günstigen Preis sollte das Palm Centro Privatkunden anlocken.
Treo Pro
Das Treo Pro war technisch auf der Höhe der Zeit, mit 550 Dollar jedoch zu teuer.
Palm Pre
Mit dem schicken Slider Palm Pre und einem neu konzipierten Betriebssystem versucht Palm (vergeblich), Marktanteile zurückgewinnen.
Palm Pixi
Das Palm Pixi ist kleiner, leichter, bunter und auch billiger als das Palm Pre.

Nach der Umsatzwarnung brach der Kurs der Palm-Aktie um 17 Prozent ein. Markbeobachter fragen sich nun, ob der PDA-Pionier - zumindest in seiner jetzigen Form - ein weiteres Jahr durchhalten kann. Aus Sicht von Analysten sind verschiedene Optionen denkbar: Die Company könnte übernommen oder von der Börse genommen werden. Möglich ist außerdem, dass Palm weiteres Kapital von der Beteiligungsfirma Elevation Partners, die bereits 400 Millionen Dollar investiert hat, erhält. Um den Absatz zu steigern könnte der Hersteller zudem keine Exklusivverträge (wie hierzulande mit o2 Germany) mehr abschließen, sondern seine Geräte künftig an mehrere Carrier verkaufen.

Obwohl Palm mit seinem intuitiven Betriebssystem WebOS und insbesondere dem Palm Pre (Kurztest) durchaus wettbewerbsfähig ist, stehen die Karten denkbar schlecht: So ist es Palm nicht wirklich gelungen, seine Geräte als ernstzunehmende "iPhone-Killer" im Markt zu positionieren - dazu fehlt letztendlich auch eine kritische Masse an Anwendungen in Palms Applikation Store. Gleichzeitig droht das Geschäft mit der übrigen Konkurrenz Nokia, Android und - künftig - Windows Phone noch härter zu werden. Auch den Vertrieb über Partnerschaften mit zusätzlichen Carriern auszuweiten dürfte nicht ganz einfach sein - die Netzbetreiber jammern bereits jetzt über die Vielfalt an mobilen Betriebssystemen.