CeBIT

Plädoyers für Web 2.0

06.03.2009 von Sascha Alexander
Manager von LinkedIn, Yahoo, Sevenload und Amazon nutzten die Messe, um die Bedeutung ihre Web-Plattformen für die Zukunft zu belegen.

Reid Hoffman, Chairman und President von LinkedIn, betonte auf seiner Keynote im Rahmen der CeBIT Global Conferences, dass in Zeiten des Web 2.0 Social Networks eine zentrale Rolle übernehmen. "Sie sind die Knoten, welche die Teilnehmer verknüpfen und ihnen helfen, die für sie beruflich oder privat relevanten Informationen zu bündeln."

Solch ein "social filtering" sei angesichts der Informationsüberflut dringend nötig. Zugleich zog Hoffman eine Linie zwischen Netzwerken, in denen sich Freunde vor allem zur Unterhaltung, Entspannung und Spielen treffen wie Myspace und solchen, die vor allem einen geschäftlichen Nutzen hätten wie LinkedIn oder Xing. Letztere seien Arbeitsmittel, dienten der Recherche, der Pflege von Partnerschaften und der Lösung beruflicher Probleme.

Reid Hoffman, President bei LinkedIn, sieht eine gesicherte Zukunft für social networks.

Hoffman riet davon ab, Social Networks auf interne Projekte zu reduzieren, da viele interessante Kontakte dann nicht zustande kämen und wichtige Informationen, beispielsweise über den Markt, nicht oder erst mit Zeitverzug erhältlich seien. Für den Manager ist zudem klar, dass Social Networks keine vorübergehende Erscheinung sind, sondern eine wesentliche Komponente des Arbeitsalltags werden: "Jeder professionelle Anwender braucht ein künftig ein Netzwerk, weil er schneller arbeiten muss und sich Wettbewerbsvorteile verschaffen kann."

LinkedIn habe derzeit 36 Millionen registrierte Nutzer, davon neun Millionen in Europa. Ein Problem sei weiterhin das Geschäftsmodell. Hier setze man derzeit auf eine Kombination aus Endverbraucherwerbung, Abos und der Möglichkeit LinkedIn als Software as a Service (SaaS) zu Miete anzubieten.

Social Media Networks

Eine Lanze für Social Networks brach auch Axel Schmiegelow, CEO des Videoportals sevenload. Im Vergleich zum Fernsehen wollten Verbraucher heute Inhalte zu jeder Zeit, an jedem Ort, nach Bedarf (On demand) nutzen. Zudem seien die Inhalte, die durch die soziale Interaktion im Web entstehen auch als "wertvoller Content" zu betrachten: "Das haben die traditionellen Medien noch nicht erkannt." Zugleich warb Schmiegelow für "social media communities" wie sevenload, veoh der auch Myspace. Anders als Youtube, hulu oder Myvideo gehöre bei diesen Plattformen neben dem Publizieren und Suchen von Videos die Kommunikation unter den Mitgliedern zum integralen Bestandteil der Community.

Schmielgelow plädierte für eine enge Vernetzung von Inhalten und Medien in sozialen Netzwerken. Dies sei auch deshalb wichtig, da man mittlerweile einen Rückgang der Visits in den Communities beobachte: "Jeder wartet darauf, dass etwas passiert." Doch Social networks würden sich nur dann weiterentwickeln, wenn regelmäßig neuer Content verfügbar sei. Text, Videos, Photos und andere Inhalte müssten in einer Umgebung zusammenfinden.

Wie sein Vorredner, räumte Schmiegelow ein, dass die Finanzierung des Netzwerks ein Problem bleibe. Ein Weg sei es, die "Stickyness" zu erhöhen, also Besucher dazu zu bewegen, die Angebote länger und vielfältiger zu nutzen. Speziell für Videoportale wie sevenload seien zudem Urheberrechtsverstöße. Zum einen appellierte er an die Nutzer, keine illegalen Inhalte einzustellen, zum anderen habe man intern eine eigene Abteilung, die sich nur um juristische Probleme kümmere.

Yahoo verknüpft Social Software und Handy

Zu reinen Marketingveranstaltungen geriet die Vorträge von Yahoo und Amazon. So nutzt zunächst Marko Börries, Executive Vice Präsident bei Yahoo, die Gelegenheit, um vor dem überfüllten Auditorium neuerlich für die mobilen Dienste aus dem eigenen Haus zu werben. Das mobile Internet werde kommen und habe angesichts von vier Milliarden Handy-Benutzern weltweit schon heute ein riesiges geschäftliches Potenzial. Mit "Yahoo mobile" stünden mittlerweile "offene" Dienste bereit, mit denen Anwender auch Angebote anderer Web-Dienste wie beispielsweise Google, Youtube oder andere E-Mail-Dienste auf dem Mobiltelefon einbinden können.

Besonders interessant sind die Dienste "Yahoo Pulse" und "Yahoo OneConnect", die beispielsweise Updates und Kontakte aus sozialen Netzwerken, von Twitter, Last.fm oder Flickr individuell zusammenführen helfen. Mit Börries wird Yahoo demnächst einen weiteren prominenten Manager verlieren. Der Manager gab auf der Veranstaltung persönliche Gründe für seine Entscheidung an.

Amazon flexibilisiert Infrastrukturkosten

Abschließend gab Dr. Werner Vogels, Chief Technology Officer und Vice President bei Amazon, eine kurzen Überblick über das eigene Angebot an Diensten für Cloud Computing. Vogels betonte, dass es für Unternehmen heute ein großer zeitlicher und finanzieller Vorteil sei, durch solche Dienste die eigenen Infrastrukturkosten zu flexibilisieren und nur nach Verbrauch bezahlen zu müssen. Gerade beim Auf- und Ausbau von Unternehmungen ließen sich so Investitionen gezielter tätigen: "Stellen Sie sich vor, Sie bauen ein Web-Unternehmen auf und sagen zu Ihren Geldgeber, Sie müssten schon einmal ein paar tausend Server einkaufen für den Fall, dass einmal der Traffic stark ansteigen könnte."

Dr. Werner Vogels, CTO von Amazon, sieht für Unternehmen große finanzielle Vorteile durch Cloud Computing entstehen

Amazon sei in das Geschäft mit Infrastrukturdiensten bereits eingestiegen, weil es entsprechende Kundenwünsche gab. Der Begriff Cloud Computing war damals noch nicht geboren. Mittlerweile könne man Unternehmen Rechenleistung (EC2) und Speicher (S3, Simple DB, EBS) offerieren. Rund 40 Milliarden Datenobjekte habe man derzeit für Kunden in den eigenen Rechenzentren gespeichert. Zudem betonte Vogels, dass Amazon auf eine offene, service-orientierte Architektur setze und die Kombination der eigenen mit externen Diensten unterstütze. Zudem habe man Partner wie Oracle, IBM, Microsoft, Salesforce.com oder Redhat gewonnen und in Cap Gemini einen Projektdienstleister gefunden.