Liveworx 2016

PTC verankert Augmented Reality in seine IoT-Strategie

08.06.2016 von Manfred Bremmer
In den vergangenen Jahren hat sich der PLM- und CAD-Anbieter PTC durch verschiedene Zukäufe eine moderne IoT-Plattform (Internet der Dinge, Internet of Things) konstruiert. Auf der IoT-Hausmesse Liveworx in Boston zeigte PTC nun die neuesten Fortschritte, darunter unter anderem, wie mit Hilfe von Augmented Reality physikalische und digitale Welten weiter verschmelzen sollen.
PTC-CEO Jim Heppelmann: "IoT ist das PLM der Zukunft"
Foto: PTC

„Die meisten Menschen sehen in IoT einen Weg, um entfernte Produkte zu vernetzen, überwachen und zu automatisieren“, erklärte PTC-President und –CEO Jim Heppelmann die Firmenstrategie in seiner Keynote für gut 4000 Besuchern. „Wir bei PTC glauben jedoch, dass die Vorstellung von physikalischer und digitaler Konvergenz auch die Art und Weise einschließen muss, wie Menschen diese Produkte wahrnehmen. Dies ist der Grund, warum wir im vergangenen Jahr so viel Zeit für Augmented Reality und Virtual Reality aufgewendet haben.“

PTC hatte im November 2015 im Markt für Überraschung gesorgt, als es nach den zur angepeilten IoT-Strategie passenden Einkäufen von Thingworx, Axeda und ColdLight den primär auf Consumer-Lösungen fokussierten AR-Spezialisten Vuforia von Qualcomm für 65 Millionen Dollar übernommen hatte. Doch schon ein gutes halbes Jahr später zeigt das Unternehmen nun mit Vuforia Studio Enterprise, wie der AR-Spezialist in die Unternehmensstrategie hineinpasst.

Die neue Software lässt sich in PTCs 3D-CAD-Visualisierungs- und Illustrierungslösung Creo sowie in die IoT-Plattform Thingworx integrieren und erlaubt es so, schnell und ohne größere Programmierkenntnisse sogenannte AR Experiences zu einem IoT-Gerät hinzuzufügen – von Produktionsmaschinen bis hin zu Solaranlagen oder medizinischen Geräte. Die digitalen Komponenten können etwa direkt aus Creo (oder einer anderen 3D-Modelling-Lösung) entnommene 3D-CAD-Daten sein oder gar mit Creo Illustrate erstellte Wartungsanleitungen. Diese werden dem Servicetechniker später auf seinem Smart Device, also einem Smartphone, Tablet oder Smart Glasses angezeigt wenn dieser einen speziellen Marker (Vumark) mit dem Gerät einscannt und unterstützen ihnm bei der Arbeit. Außerdem ist es möglich, in Thingworx erhaltene Sensordaten (z.B. Temperatur, Geschwindigkeit) auf einem virtuellen Display darzustellen und den Techniker so über den Zustand von Anlagenkomponenten zu informieren.

Augmented Reality sei eine der am schnellsten wachsenden Technologiesegmente im Enterprise-Umfeld, so PTC-CEO Heppelmann Die Nutzung werde jedoch durch den Mangel an Werkzeugen zur Erstellung von Inhalten auf Basis bestehender 3D-Daten behindert. Die Software „demokratisiere“ Augmented Reality, und ermögliche Unternehmen Szenarien, um ihre vernetzten Produkte besser zu erstellen, zu betreiben und zu warten.

Dank Vuforia Visual Studio Enterprise und AR bekommt der Servicetechniker auf seinem Device wichtige Informationen angezeigt,
Impressionen von der Liveworx 2016
PTC-CEO Jim Heppelmann setzt bei der Unternehmensstrategie voll auf IoT.

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Terri Lewis von Caterpillar präsentiert die Wartungslösung auf Basis von Vuforia Studio Enterprise.
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PTC sieht sich thematisch für die Zukunft gut aufgestellt.
Um Ausfallzeiten zu reduzieren, enthält die IoT-Lösung ThingWorx eine Analytics-Komponente.
Mutig: Während der Keynote gab es etliche Live-Demos. Die meisten klappten.
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David Pogue führte durch die Veranstaltung.
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Kids-Hack-a-Ton im Ausstellungsbereich
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PTC-CEO Jim Heppelmann ist überzeugt, dass IoT das nächste große Ding ist.
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Lösungen des Ende 2015 übernommenen AR-Anbieters Vuforia sind auf der LiveWorx überall präsent.
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Das Boston Convention and Exhibition Center
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Die Liveworx 2016 lockte über 4000 Besucher.
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IoT spielt nicht nur im Produktionsbereich eine Rolle, sondern ermöglicht Verkäufern tiefere Einblicke in das Kundenverhalten.
Zurück in die Zukunft?
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Die Moderation übertrug PTC Yahoo-Tech-Gründer David Pogue.

Beta-Tester der Lösung ist unter anderem Caterpillar. Der Baumaschinenhersteller hat mit Hilfe von Vuforia Studio Enterprise Demolösungen für Wartungstechniker und Vertriebsmitarbeiter erstellt und evaluiert aktuell deren Einsatz im täglichen Geschäft. Vuforia Studie Enterprise selbst soll laut PTC später in diesem Jahr allgemein verfügbar sein. In einer Demo deutete PTC auch kurz die Möglichkeiten von Virtual Reality im IoT- und speziell im Wartungsumfeld an. Wie Firmenchef Eppelmann bekundete, gibt es für diese neue Art von Realität jedoch noch kein fixes Konzept. PTC werde die Entwicklung in diese Richtung aber weiter schnell vorantreiben.

Auch eine Lösung für die Hololens von Microsoft hat Vuforia parat.

Denkt man an die Energie und die Summen, die PTC in den vergangenen Jahren in den Strategiewechsel gesteckt hat, ist es wenig überraschend, dass CEO Jim Heppelmann in IoT den nächsten großen „Gamechanger“ sieht – auch wenn es derzeit noch nicht danach aussehe. „In zwanzig Jahren werden wir mit Staunen zurückblicken“, so Heppelmann, der IoT auf eine Stufe mit Entwicklungen wie Telefon, PC, Internet, Mobile und Social Media stellte. Was damals passierte, passiere jetzt erneut, bekundete der Firmenchef und verwies auf Roy Amaras Law: „Wir neigen dazu, den kurzfristigen Effekt einer Technologie zu überschätzen und den Effekt über einen längeren Zeitraum hinweg zu unterschätzen.“

Bleibt die Frage, wie schnell es PTC gelingt, seine CAD-, PLM- und ALM-Stammkundschaft von den Vorteilen von IoT zu überzeugen. In einer Q&A-Session mit Pressevertretern und Analysten bekundete Firmenchef Heppelmann, dass die Anzahl der IoT-Kunden im Vergleich noch recht überschaubar ist: So stehen etwa 30000 Unternehmen, bei denen die CAD-Lösung Creo von PTC im Einsatz ist 700 ThingWorx-Kunden entgegen.

IoT-Produkte und -Strategien der Hersteller
IoT-Produkte und -Strategien der Hersteller
Im Zukunftsmarkt des Internet of Things (IoT) bringt sich nahezu jeder große IT-Hersteller in Stellung. Manchmal ist der Marktzugang nachvollziehbar, manchmal werden auch Nebelkerzen geworfen und vorhandene Produkte umdefiniert. Wir geben einen Überblick über die Strategien der wichtigsten Player.
Microsoft
Wie über 200 andere Unternehmen war der Softwarekonzern bis vor kurzem Mitglied in der von Qualcomm initiierten Allianz AllSeen und wechselte kürzlich in die neu formierte Open Connectivity Foundation. Deren Ziel ist die Entwicklung einer einzelnen Spezifikation oder zumindest eines gemeinsamen Sets an Protokollen und Projekten für alle Typen von IoT-Geräten.
Microsoft
Auf Client-Seite fungiert Windows 10 IoT Core als mögliches Betriebssystem für industrielle Geräte. Das Beispiel zeigt ein Roboter-Kit.
Microsoft
Als Cloud-Plattform stellt Microsoft die Azure IoT-Suite bereit. Diese enthält bereits einige vorkonfigurierte Lösungen für gängige Internet-of-Things-Szenarien. Mit dem Zukauf des italienischen IoT-Startups Solair wird das Portfolio erweitert.
Amazon
Das Portfolio erstreckt sich mit AWS Greengrass bis in den Edge-Bereich. So können IoT-Devices auf lokale Ereignisse reagieren, lokal auf die von ihnen erzeugten Daten wirken können, während die Cloud weiterhin für Verwaltung, Analyse und dauerhafte Speicherung verwendet wird.
IBM
Im März 2015 hat Big Blue mitgeteilt, über die nächsten vier Jahre rund drei Milliarden Dollar in den Aufbau einer IoT-Division zu investieren. Sie soll innerhalb des Unternehmensbereichs IBM Analytics angesiedelt sein. IBM will hier neue Produkte und Services entwickeln. Im Zuge dessen wurde auch die "IBM IoT Cloud Open Platform for Industries" angekündigt, auf der Kunden und Partner branchenspezifisch IoT-Lösungen designen und umsetzen können.
Intel
Obwohl sich Intel mit seinen Ein-Prozessor-Computern "Galileo" und "Edison" im Bereich der Endgeräte für das Zeitalter von Wearables und IoT schon gut gerüstet sieht, will das Unternehmen mehr vom Kuchen. "Das Internet of Things ist ein End-to-End-Thema", sagte Doug Fisher, Vice President und General Manager von Intels Software and Services Group, zur Bekanntgabe der IoT-Strategie vor einem halben Jahr. Deren Kernbestandteil ist demnach ein Gateway-Referenzdesign, das Daten von Sensoren und anderen vernetzten IoT-Geräten sammeln, verarbeiten und übersetzen kann.
Intel
Im Zentrum der IoT-Strategie des Chipherstellers steht eine neue Generation des "Intel IoT Gateway". Auf Basis der IoT Plattform bietet Intel eine Roadmap für integrierte Hard- und Software Lösungen. Sie umfasst unter anderem API-Management, Software-Services, Data Analytics, Cloud-Konnektivität, intelligente Gateways sowie eine Produktlinie skalierbarer Prozessoren mit Intel Architektur. Ein weiterer maßgeblicher Bestandteil der Roadmap ist IT-Sicherheit.
SAP
Bei der SAP IoT-Plattform "HANA Cloud Platform for IoT" handelt es sich um eine IoT-Ausführung der HANA Cloud Platform, die um Software für das Verbinden und Managen von Devices sowie Datenintegration und -analyse erweitert wurde. Die Edition ist integriert mit SAPs bereits vorgestellten IoT-Lösungen "SAP Predictive Maintenance and Service", "SAP Connected Logistics" und "Connected Manufacturing".
Hewlett-Packard
HP hat Ende Februar 2015 seine "HP Internet of Things Platform" präsentiert. Das Unternehmen richtet sich damit an "Communications Service Providers", die in die Lage versetzt werden sollen, "Smart Device Ecosystems" zu schaffen - also in ihren Netzen große Mengen an vernetzten Produkten und Endgeräten zu verwalten und die entstehenden Daten zu analysieren.
PTC
Mit der Übernahme von ThingWorx konnte der amerikanische Softwareanbieter PTC zu Beginn vergangenen Jahres zum Kreis der vielversprechendsten Internet-of-Things-Anbieter aufschließen. Das Unternehmen bietet mit "ThingWorx" eine Plattform für die Entwicklung und Inbetriebnahme von IoT-Anwendungen in Unternehmen an.