Wiedereinstieg ins Flash-Geschäft

Qimonda holt mit neuen Produkten zu Befreiungsschlag aus

03.01.2008
Der Speicherchip-Hersteller Qimonda hat ein Problem: Er stellt das falsche Produkt her. Bei jedem verkauften Computer-Speicherriegel legen die Münchener momentan noch Geld oben drauf.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr summierte sich das auf insgesamt eine Viertelmilliarde Euro. Grund ist der Preiseinbruch bei den sogenannten DRAM-Chips von 80 Prozent binnen zwölf Monaten. Um dem Verfall zu entkommen, setzt Qimonda auf eine breitere Produktpalette. Jüngstes Beispiel ist der Wiedereinstieg in den Markt der Flash-Speicher, wie sie in Digitalkameras oder MP3-Spielern zur Datensicherung eingesetzt werden.

Noch bestreitet die Infineon-Tochter den Großteil ihres Geschäfts mit Arbeitsspeichern für Computer - ein Produkt, das trotz der aufwendigen Fertigung verramscht wird. Zu viele Fabriken vor allem in Asien stellen zu viele der Speicherriegel her. Das Qimonda-Management hat das Problem bereits vor Jahren erkannt und gegengesteuert. Lag der Anteil am Geschäft vor drei Jahren noch bei 80 Prozent, so sind es heute 50 Prozent, Tendenz weiter fallend.

Unterhaltungselektronik und Handys

Die Lücke füllen Spezialspeicher für die Unterhaltungselektronik und für Handys. Denn hier reicht es nicht wie beim PC aus, das Standardprodukt in den genormten Steckplatz zu pflanzen. Hier ist eine teils aufwendige Anpassung an das restliche Gerät nötig. Das macht den Speicher teuer und schützt zudem vor allzu großer Konkurrenz. Denn Zulieferer und Gerätehersteller gehen nicht selten eine enge Kooperation ein, so wie Qimonda dies mit Sony zur Entwicklung von Grafikspeicher für die Spielekonsole Playstation getan hat.

"Flash ist der nächste Schritt in der Diversifizierung", heißt es von Qimonda. Die Analysten von Gartner prophezeien dem Speichertyp eine stark steigende Nachfrage bei stabilen Preisen. Im Gegensatz zu DRAM lassen sich auf Flash-Chips die Daten auch ohne Stromzufuhr halten. Dafür dauert die Datenübertragung länger. Langfristig sollen die Flash-Chips sogar die Festplatten ablösen, deren hoher Stromverbrauch und deren Fehleranfälligkeit Anwendern wie Computerbauern schon lange ein Dorn im Auge ist.

Fabriken sind vorhanden

Erstmal wird bei Qimonda zusammen mit einem Partner aberentwickelt. Wann das erste eigene Flash-Produkt in den Handel kommt, darüber wagt man keine Aussage. Ist die Entwicklung aber erst einmal abgeschlossen, ist es bis zur Markteinführung nur noch ein kleiner Schritt. Die vorhandenen Fertigungsanlagen für DRAM lassen sich mit verhältnismäßig geringem Aufwand auf Flash umstellen. Der weltweite Vertrieb steht sowieso.

Problem ist nur: Auch bei Flash trifft Qimonda wieder auf Branchenriesen wie Samsung und kriegt es obendrein noch mit neuen Konkurrenten wie SanDisk zu tun. Hieraus ergeben sich aber auch neue Chancen: Namentlich mit SanDisk entwickelt Qimonda gerade einen kombinierten Baustein aus DRAM und Flash. Eingesetzt werden soll der in Handys: Die Funktionen laufen dabei über den schnellen aber flüchtigen DRAM-Teil, Daten werden im langsamen aber dauerhaften Flash-Teil gespeichert. Vorteil für die Handyhersteller ist, dass sie nur noch ein Element verbauen müssen.

Ganz auf DRAM verzichten kommt für Qimonda deshalb nicht in Frage, auch wenn immer wieder über einen Verkauf des kompletten Geschäfts mit Computer-Arbeitsspeichern spekuliert wird. "DRAM ist und bleibt unser Kerngeschäft", zerstreut ein Unternehmenssprecher jegliche Spekulation. (dpa/tc)