So planen Sie die Migration zum modernen WAN-Netz richtig

Ratgeber: In vier Schritten zum SD-WAN

12.12.2018 von Falko  Binder
Das Wide Area Network (WAN) ist nach LAN, Storage und Data Center der letzte Bereich, der eine Software-defined-Infrastruktur (SDx) erhält. Allerdings sind bei der Planung und Implementierung einige Punkte zu beachten. Denn SD-WAN bietet wie jede andere Technologie zwar zahlreiche Vorteile, aber nicht für jedes Szenario.
Fast 50 Prozent der Unternehmen wollen in den nächsten Monaten SD-WANs einführen.
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Laut der aktuellen SD-WAN Survey von IDC planen mehr als 45 Prozent der Unternehmen in den kommenden 12 Monaten eine Installation Software-definierter Wide Area Networks. Rund jedes zehnte Unternehmen nutzt bereits SD-WAN oder plant die Einrichtung innerhalb der nächsten zwei Jahre. Damit ist nur ein Drittel der Befragten noch nicht an der Technologie interessiert. Laut der Studie versprechen sich Unternehmen vor allem Verbesserungen in der dynamischen Abstimmung von Geschäftsstrategie, Anwendungs-Richtlinien und WAN-Konfiguration sowie SLAs (Service Level Agreements) für Latenz, Jitter und Paketverlust. Die großen Herausforderungen finden sich aktuell jedoch oft in der Sicherheit von Web-Anwendungen, der Vernetzung mit anderen Technologien sowie einer mangelnden Transparenz in Anwendungen und Kapazitäten des Netzwerks.

Mit einem optimal konfigurierten SD-WAN lassen sich Kosten senken sowie die Leistung und Verfügbarkeit des Netzwerks verbessern. Es funktioniert unabhängiger von der verwendeten Hardware und wird von SD-WAN Controllern aus der Cloud oder aus dem Rechenzentrum zentral gesteuert. Dies vereinheitlicht und vereinfacht das Management verteilter Netzwerke und ermöglicht eine stärkere Automatisierung, um Änderungen schneller umzusetzen. Ein Beispiel: Bislang müssen IT-Techniker an die einzelnen Standorte fahren, um Router zu konfigurieren. Mit SD-WAN lassen sich Filialrouter von der Zentrale aus einrichten und verwalten. Selbst neue Router können von lokalen Büroangestellten angeschlossen und eingeschaltet werden, ohne dass technische Kenntnisse erforderlich sind. Die Konfiguration erfolgt durch Mechanismen wie Zero Touch Provisioning (ZTP) und Plug and Play (PnP), die als integraler Bestandteil der am Markt verfügbaren SD-WAN Lösungen vorhanden sind.

Schritt 1: Welches SD-WAN-Modell passt zum Unternehmen?

Für die zentralen Steuerelemente (SD-WAN Controller) sind am Markt unterschiedliche Lösungsansätze verfügbar. Daher ist im ersten Schritt zu entscheiden, welches Modell für die zentralen Steuerungselemente des jeweiligen Einsatzszenarios die passende Variante darstellt:

Schritt 2: Selbst erledigen oder auslagern?

Bei der Einführung hat sich ein schrittweises Vorgehen bewährt.
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Wer eine SD-WAN-Architektur implementieren möchte, sollte nach einer groben Vorauswahl eine detaillierte Analyse inklusive Proof of Concept und Test in einer repräsentativen Niederlassung durchführen. Nach der Entscheidung für eine SD-WAN-Architektur kann das Unternehmen entweder selbst die neue Netzwerkinfrastruktur aufbauen oder sie als Managed Service von einem Provider beziehen. Dabei ist aber zu prüfen, ob der Dienst wirklich kostengünstiger ist als der Eigenbetrieb. Hier sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

Schritt 3: Welche Technologie an welchen Standorten?

Nach der Entscheidung für einen Eigenbetrieb oder SD-WAN as a Service geht es an die konkrete Planung, welche Technologien an welchen Standorten eingeführt werden sollen. Dabei haben sich folgende Best Practices bewährt:

Schritt 4: Wie verläuft die Implementierung?

Bei der Einführung von SD-WAN ist ein schrittweises Vorgehen empfehlenswert. Dieses sollte folgende Phasen umfassen:

• WAN-Optimierung durchführen: Das ist die Voraussetzung, um Datenverkehrsmuster zu erkennen und die tatsächlichen Bandbreiten-Anforderungen zu ermitteln.

• Für Netzwerk-Transparenz sorgen: Geeignete Tools müssen zum Beispiel zeigen, wie viele und welche Cloud-Applikationen genutzt werden. So lässt sich ermitteln, wie schnell die Zahl der cloudgestützten Anwendungen wächst und wohin Multimediadaten übermittelt werden.

• Netzwerktechniken festlegen: Wer nicht vollständig auf die vorhandene Infrastruktur verzichten will, kann ein Hybrid-WAN nutzen.

• SD-WAN Controller aufbauen: Sie bilden den Kern einer SD-WAN-Lösung und sind entsprechend des gewählten Einsatzszenarios (Public Cloud, on premises) in Betrieb zu nehmen.

• Router ersetzen oder SW-Upgrade: Die Aufgabe eines Routers in Niederlassungen kann eine SD-WAN-Appliance oder ein virtueller Router übernehmen. Auch vorhandene Router können gegebenenfalls mittels Software-Upgrade als SD-WAN-Appliance genutzt werden.

• Lokale Internet-Breakouts nutzen: Um Bandbreite zu sparen und Antwortzeiten zu verkürzen, lässt sich ein lokaler Internet-Breakout für vertrauenswürdige Cloud-Applikationen einrichten.

• Firewall virtualisieren: Auf dem WAN-Edge-System kann eine virtuelle Firewall eingerichtet werden, um Kosten zu sparen. Alternativ lässt sich der Internetverkehr über einen IT-Security-Service in der Cloud leiten.

• SD-Technologien in Außenstellen einsetzen: Nach Router und Firewalls lassen sich auch Virtual Private Networks (VPN) sowie Sicherheits- und Management-Tools virtualisieren.

• Dynamische Infrastruktur aufbauen: Mit Hilfe von Orchestrierungs-Tools können Unternehmen Peer-to-Peer-Verbindungen dynamisch einrichten, etwa zur Übertragung von Videos. Allerdings erfordert dies entsprechendes Know-how.

• Analysen und Optimierung durchführen: Auf Basis von Datenauswertungen ist die Infrastruktur kontinuierlich anzupassen, da sich der Netzwerkverkehr im WAN ständig verändert.

Fazit

Mit diesen vier Schritten ist die Planung und Einführung eines SD-WANs kein Hexenwerk. Wenn die Anforderungen an Sicherheit, Vernetzung und Transparenz berücksichtigt sind, kann das Unternehmen von hoher Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Performance und Security der Applikationen unabhängig von ihrem Speicherort profitieren. Auch eine nahtlose und sichere Cloud-Konnektivität sowie eine zuverlässige Segmentierung von geschäftskritischem Datenverkehr und Infrastukturen wird dann gewährleistet.