Bitkom-Studie

Rechenzentren verbrauchen weniger Strom

21.05.2012
Nachdem Greenpeace zuletzt mehrere Betreiber von Rechenzentren wegen der Verwendung von Atom- und Kohlestrom kritisiert hatte, weist nun der Branchenverband Bitkom darauf hin, dass die Server immer weniger Strom verbrauchen.

Rechenzentren und Server werden immer energieeffizienter. Allein im vergangenen Jahr seien für den Betrieb dieser Bausteine der IT-Infrastruktur insgesamt 1,4 TWh (Terawattstunden) an Strom eingespart worden, teilte der Branchenverband Bitkom mit. Der Energieverbrauch sei allerdings insgesamt vor allem wegen der Wirtschaftskrise zurückgegangen.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte erst kürzlich große IT-Unternehmen in einer aktuellen Kampagne attackiert. Vor allem für ihre Cloud-Rechenzentren würden enorme Energiemengen vor allem an Kohle- und Atomstrom verbraucht, kritisierte der Verband.

Nach Angaben des Bitkom sei die Zahl der Server in Deutschland im Zeitraum zwischen 2008 und 2011 um 7 Prozent auf 2,3 Millionen gestiegen, der Energiebedarf sei dagegen um 4 Prozent auf 9,7 TWh zurückgegangen. Alle Rechenzentren und Server benötigten damit den Strom von vier mittelgroßen Kohlekraftwerken, errechnete der Verband. IT-Anlagen hätten damit einen Anteil von 1,8 Prozent am gesamten Stromverbrauch in Deutschland.

RZ-Kühlung
Verdunstungskühlung
Modulare Verdunstungskühleinheiten wie Ecobreeze von Schneider Electric ermöglichen es in vielen Regionen, Rechenzentren hauptsächlich mit Außenluft zu kühlen
Natürliche Luftströmungen und ein Vertikaldesign für die optimierte Kühlung
Das im Bau befindliche Marilyn-Rechenzentrum in Paris verwendet natürliche Luftströmungen und ein Vertikaldesign für die optimierte Kühlung des Gebäudes
Thermisches Rad
Das thermische Rad schließt Innen- und Außenluft voneinander ab und schafft gleichzeitig einen Temperaturausgleich, dessen Ausmaß sich nach der Drehgeschwindigkeit richtet.
Submersionskühlung
Die Idee, IT-Systeme direkt flüssig zu kühlen – ohne Umweg über die Luft – feiert zur Zeit fröhliche Urständ. So verwendet der britische Rechenzentrumsbauer und –betreiber Ark Continuity Submersionssysteme der Marke CarnotJet von Green Revolution Cooling. Man muss sie sich als eine Art Hightech-Wanne vorstellen, in die das gesamte Hitze abstrahlende IT-Equipment gehängt wird.
Submersionskühlung in der Maschine
Den wohl konsequentesten Weg der Flüssigkühlung geht das junge amerikanische Unternehmen Hardcore Computer. Auch Hardcore verwendet zum Kühlen ein dielektrisches Öl, das gut Wärme leitet...
Liquiblade
Jedes der angebotenen „Liquidblades“ – ausgestattet mit aktuellen Prozessoren und entsprechender Connectivity – wird in sich gekapselt...
Liquiblade
Die Kühlflüssigkeit, die mehr als 1300 mal so gut isoliert wie Luft, fließt über tropffreie Zu- und Abflüsse und damit verbundene Schläuche kühl in den gekapselten Rechner ein und warm wieder hinaus. Das übrige Kühlsystem besteht aus Pumpen und einer Einheit, die die Kühlflüssigkeit ihrerseits kühlt, bevor sie in die Rechner zurückfließt.

Besonders den Stromverbrauch von Servern hätten die Unternehmen senken können, sagte Bitkom-Vizepräsident Volker Smid. Sie verbrauchten heute zum Beispiel weniger Strom, wenn sie nicht voll ausgelastet sind. Auch die Klimatisierung der Rechenanlagen sei effizienter geworden. Die Kühlung und die unterbrechungsfreie Stromversorgung machen demnach in einem durchschnittlichen Rechenzentrum rund 40 Prozent des Energiebedarfs aus. Durch "grünere" Komponenten und Bauweisen solle der Stromverbrauch um ein weiteres Viertel gesenkt werden, sagte Smid.

Greenpeace hatte in seinem Bericht vor allem Cloud-Anbieter wie Amazon, Microsoft und Apple attackiert, die für ihre Rechenzentren angeblich teilweise so viel Strom wie 180 000 Einfamilienhäuser aus "schmutzigen" Quellen verbrauchten. Als absoluten Spitzenreiter bei der Stromnutzung aus Kohle und Atom machten die Umweltaktivisten Apple aus. Das Unternehmen aus Cupertino widersprach allerdings den Behauptungen. Der von Greenpeace berechnete Verbrauch des Rechenzentrums in North Carolina sei viel zu hoch gegriffen. Bis Ende 2012 werde Apple seine drei Cloud-Rechenzentren in den USA komplett aus Energie ohne Kohlestrom speisen. Die Anlage in Newark (US-Bundesstaat Kalifornien) werde zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energiequellen betrieben.

Der Bitkom hat die Studie (Download-Link) beim Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit in Berlin in Auftrag gegeben.