Blackberry Torch 9860

RIMs Touchscreen-Blackberry im Praxistest

08.12.2011 von Moritz Jäger
Mit dem Blackberry Torch 9860 versucht Research in Motion bereits zum dritten Mal sein Glück mit einem reinen Touchscreen-Device. Kann das Gerät mit Blackberry OS 7 im Praxistest überzeugen?
Ahnengalerie: Storm 9500...
Foto: RIM/Blackberry

Nach der eher durchwachsenen Resonanz auf Blackberry Storm (9500) und Storm 2 (9520) setzt Research in Motion (RIM) bei seinem neuen Touchscreen-Device nun auf den Namen der erfolgreichen "Torch"-Familie. Der Blackberry Torch 9860 besitzt allerdings keine ausziehbare Tastatur mehr, sondern ist lediglich mit einem länglichen Display mit einer Bildschirmdiagonale von 9,4 cm (3,7 Zoll) ausgestattet. Inhalte werden mit 800 x 480 Pixeln angezeigt, das entspricht einer WVGA-Auflösung.

... und Blackberry Storm 2.

Im Inneren arbeitet ein Snapdragon-Chip von Qualcomm mit 1,2 GHz Taktfrequenz, dem 768 MB RAM zur Seite gestellt sind. Zudem gibt es 4 GB internen Speicher, der sich mit einer Micro-SD-Speicherkarte erweitern lässt. Im Test wollte das Gerät allerdings eine Speicherkarte formatieren, die ein älterer BlackBerry Bold 9700 direkt auslesen konnte. Wer also ältere Speicherkarten weiterverwenden möchte, muss hier aufpassen, dass er nicht versehentlich alle Daten löscht. Wie immer können Speicherkarten verschlüsselt werden, wahlweise über die Einstellungen oder per Richtlinie auf dem Blackberry-Server.

Ins mobile Internet gelangt das Torch 9860 per 2G und 3G, zudem wird HSUPA für den schnellen Upload von Daten, etwa Bildern und Videos, unterstützt. Im WLAN kann sich das Smartphone mit Access Points per 802.11 b/g/n verbinden. Allerdings werden, anders als beim Blackberry Bold 9900, nur WLAN-Netzwerke im 2,4-GHz-Band unterstützt, nicht im 5-GHz-Band.

Bildergalerie: BlackBerry Torch 9860
Blackberry Torch 9860
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Blackberry Torch 9860
Blackberry Torch 9860

Der neue Touchscreen hat nichts mehr mit den früheren Storm-Smartphones gemein. Es handelt sich wie beim normalen Torch um einen hochwertigen Multi-Touch-Screen, der auch fest verbaut ist. Das Klick-Feature, welches im ersten Blackberry Storm ein haptisches Feedback liefern sollte, ist passé. Im Test reagiert das Smartphone schnell auf Eingaben. Wie bei Android-Geräten oder beim iPhone werden Texte über eine virtuelle Tastatur geschrieben. Die Tastatur ist ok, Windows Phone 7 oder verschiedene Android-Apps wie etwa Nuance Flex T9 schneiden aber besser ab. RIM bietet eine Autovervollständigung und Rechtschreibkorrektur von eingetippten Wörtern. Diese arbeitet gut und ist deutlich besser gelöst als etwa bei iOS, im Test haben wir uns mit dem Torch deutlich weniger oft verschrieben als etwa beim iPhone 4S.

Am unteren Ende des Blackberrys finden sich zudem vier Hardware-Tasten sowie ein optisches Trackpad. Dieses wirkt auf den ersten Blick überflüssig, es ist aber eine nette Alternative, wenn man schnell durch die Menüs scrollen will, ohne versehentlich ein Programm zu starten.

Die Verarbeitung des Gerätes ist gut. Auf der Vorderseite ist das Display in schwarzem Plastik eingehüllt, auf der Rückseite sitzt eine Metallabdeckung über der Batterie. Auf der Rückseite ist außerdem die Kamera mit 5 Megapixeln samt dem Blitz angebracht. Die Sprachqualität des Torch 9860 kann sich ebenfalls sehen lassen, im Test war das Gegenüber stets klar zu verstehen.

Blackberry OS 7 in der Praxis

Auf dem Torch 9860 läuft das Blackberry OS 7, die aktuellste Version des RIM-Betriebssystems. Der kanadische Hersteller sieht es als letzten Zwischenschritt, bevor das neue BBX zum Einsatz kommt, ein mobiles Betriebssystem, das auf QNX basiert. Aktuell kommt dieses bereits auf dem Blackberry Playbook zum Einsatz, allerdings scheint es aktuell noch Probleme bei der Integration mit den Servern zu geben.

Diese Schwierigkeiten gibt es beim Blackberry OS 7 nicht, im Gegenteil. Das Smartphone wird vom Blackberry Server und dem BES Express einwandfrei erkannt. Zusätzlich ist die Backup-Lösung Blackberry Protect vorinstalliert, so dass man das Smartphone auch über den kostenlosen Cloud-Service Blackberry Management Center verwalten kann.

Wie beim ersten Torch besteht die Oberfläche aus mehreren Bereichen, die man mit einem Fingerwisch durchschalten kann. Häufig genutzte Apps und Downloads landen jeweils in den gleichnamigen Bereichen, außerdem kann man einzelne Einträge als Favorit markieren, indem man den Finger länger auf einem Eintrag gedrückt hält.

Die meisten Verbesserungen hat RIM unter der Haube des Betriebssystems vorgenommen. Das System reagiert jetzt deutlich schneller auf die Eingaben des Nutzers. Das merkt man vor allem, wenn man die Benachrichtigungen öffnet. Musste man hier beim ersten Torch noch eine "Gedenksekunde" einlegen, wenn die Übersicht aufgerufen wurde, so sind die Informationen nun sofort da.

E-Mails kommen in typischer Blackberry-Manier sofort auf dem Smartphone an. Egal ob BES oder Blackberry Internet Service, solange die NOC-Center von RIM arbeiten, kommen E-Mails zuverlässig an. Wer auf dem Geräte Dokumente erstellen oder bearbeiten will, dem steht mit Documents to Go eine komplette Office-Lösung zur Verfügung. Die vorinstallierte App zeigt PDFs, Word-, Excel- und PowerPoint-Dokumente an, Formatierungen bleiben größtenteils erhalten. Da RIM DataViz, den Hersteller von Documents to Go aufgekauft hat, können Nutzer auch neue Dokumente auf den Endgeräten erstellen.

Fazit: Alle guten Dinge sind drei

RIM hat es endlich geschafft: Nach dem ersten Blackberry Storm 9500 und dessen Neuauflage Storm 2 hat der kanadische Hersteller tatsächlich ein gutes Smartphone mit reinem Touchscreen im Portfolio. Mit 135 Gramm ist der neue Blackberry Torch 9860 deutlich leichter als etwa der Torch 9810 mit Auszieh-Tastatur oder der Blackberry Storm2 9520. Auch die Verarbeitung ist einwandfrei. Die Speicherkarte lässt sich während dem Betrieb wechseln, wie immer kann auch der Akku getauscht werden.

Alles in allem ist der Blackberry Torch 9860 das Gerät, mit dem RIM am ehesten zum iPhone 4S und Android-Smartphones aufschließen kann. Im direkten Vergleich merkt man aber, dass die meisten Entwickler die RIM-Plattform frühestens als Nummer 3 einstufen - die meisten Apps erscheinen erst für iOS, dann für Android und dann für den Blackberry. Insofern dürfte das Gerät vor allem für Firmenkunden interessant sein, die ihren Angestellten einen zusätzlichen Formfaktor bieten wollen. (mb)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der Schwesterpublikation "Tecchannel.de".