Brocade-Studie Energieeffizienz

RZ-Energieverbrauch sinkt trotz großen Kostendrucks kaum

20.07.2009 von Jan-Bernd Meyer
Die gute Nachricht zuerst: Das Bewusstsein in Konzernen ist gestiegen, Green IT nicht als Marketing-Hype, sondern als strategische Komponente der IT-Politik anzusehen.

Die schlechte Nachricht der Brocade-Untersuchung ist, dass Unternehmen trotzdem nicht mit letzter Konsequenz dieses Wissen in eine alltägliche Praxis ummünzen. Insbesondere in den schwierigen wirtschaftlichen Zeiten neigen IT-Verantwortliche dazu, Green-IT-Projekte auf die lange Bank zu schieben. Gelbe Karte für Deutschlands Unternehmen: Die Frage, ob sie unter Druck geraten, den Energiekonsum zu reduzieren, beantworteten nur 28 Prozent der IT-Verantwortlichen mit "Ja". In anderen Ländern sind dies deutlich mehr.

25 Prozent des IT-Budgets für Energie

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Nahezu 80 Prozent der befragten Top-IT-Entscheider gaben an, dass ihre Unternehmen bis zu einem Viertel des gesamten IT-Budgets für Energiekosten ausgeben. 2008 hatten lediglich 44 Prozent der Befragten in einer vergleichbaren Green-IT-Studie einen ähnlichen Wert angegeben. Rund die Hälfte der Befragten sagte, dass sie von ihren Unternehmen unter Druck stehen, die Energiekosten zu senken, um die operativen Kosten senken.

Brocade-Untersuchung Green IT
Brocades Green-IT-Untersuchung
Die Ausgangssituation ist klar: Zwei Drittel aller Unternehmen müssen wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise ihre Geschäftsaktivitäten ändern. Ausnahmen sind Deutschland: Hier sehen nur 42 Prozent Modifikationsbedarf. In Italien hingegen sehen 84 Prozent die Dinge mit neuen Augen. Quelle: Brocade
Brocade Green-IT-Untersuchung
Die Gretchenfrage, was IT-Verantwortliche in der momentanen Situation in erster Linie beschäftigen, ist recht klar beantwortet: Die meisten konzentrieren sich auf den störungsfreien IT-Betrieb und auf Zukäufe von Ausrüstung, dann damit, Projekte zu verschieben oder ganz aufzugeben. Weniger als 40 Prozent kümmert sich verstärkt darum, den Return on Invest zu verbessern. Quelle: Brocade
Brocade-Green-IT-Studie
Über die Hälfte der IT-Verantwortlichen spürt den Druck, den Energiekonsum für die IT zu senken. In Deutschland fühlen sich allerdings nur 28 Prozent diesem Zwang ausgesetzt. Quelle: Brocade
Brocades Green-IT-Untersuchung
Die meisten - 45 Prozent - gaben den allgemeinen Kostendruck als Grund dafür an, warum sie den Energiekonsum Ihrer IT senken sollen. Immerhin: Fast genauso viele gaben in ihrem Unternehmen bestehende Öko-Richtlinien als Grund an. Quelle: Brocade
Brocade Green-IT-Untersuchung
Öko-Überlegungen sind jedoch bei weitem nicht die wichtigsten Überlegungen für Kaufentscheidungen, wenn es um Investitionen für neue Hardware oder Infrastruktur geht. Quelle: Brocade
Brocades Green-IT-Untersuchung
Die Frage, wie wahrscheinlich es ist, die Öko-Charakteristika von neuen Produkten und Lösungen zu eruieren, bevor eine Investitionsentscheidung getroffen wird, hängt stark von drei Faktoren ab: 1. Ob im Unternehmen ohnehin eine Öko-Strategie verfolgt wird (proactives). 2. Ob auf die IT kein Druck ausgeübt wird, die Kosten zu senken (inactives) oder 3. ob die IT-Verantwortlichen "nur" deshalb aktiv werden, weil sie allgemein Kosten senken müssen. Quelle: Brocade
Brocade Green-IT-Untersuchung
Über die Hälfte der befragten Unternehmen hat keine Vorkehrungen im Betrieb, die messen können, wieviel Energie ihre IT-Komponenten verbrauchen. Quelle: Brocade
Brocades Green-IT-Untersuchung
Fast ein Drittel hat keine Messinstrumente zum Energieverbrauch im Einsatz, weil der Energieverbrauch nicht als besonders wichtig angesehen wird. Fast jeder vierte Befragte sagt zudem, Stromverbrauch werde von anderen Stellen in der Firma verantwortet. Quelle: Brocade
Brocades Green-IT-Untersuchung
15 Prozent gaben an, dass das obere Management kein Verständnis für das Green-IT-Thema aufbringt, weswegen keine Öko-Strategien entwickelt werden. 28 Prozent fürchten die durch Green-IT-Konzepte entstehenden Kosten, 22 Prozent fehlt das Wissen. Quelle: Brocade
Brocades Green-IT-Untersuchung
Dass bei der Hälfte aller befragten Unternehmen nicht die IT selbst für die Energiekosten verantwortlich ist, sondern die allgemeine Verwaltung, ist entscheidend dafür, dass viele IT-Verantwortliche beim Thema Energiekonsum noch mit den Achseln zucken. Quelle: Brocade
Brocades Green-IT-Untersuchung
In Großbritannien halten sich proaktive und inaktive Kräfte ungefähr die Waage. 1. Proaktiv sind Unternehmen, die ohnehin eine Öko-Strategie verfolgen. Inaktiv sind solche, auf deren IT kein Druck ausgeübt wird, die Kosten zu senken. Reaktiv bezeichnet die Firmen, deren IT "nur" deshalb aktiv wird, weil sie allgemein Kosten senken müssen. Quelle: Brocade
Brocades Green-IT-Untersuchung
In Italien verschiebt sich dieses Verhältnis schon spürbar. Im Bereich Deutschland, Österreich und Schweiz sind sogar 72 Prozent inaktiv. Quelle: Brocade

Wie in anderen Untersuchungen zeigt sich auch bei der Brocade-Studie: Der Senkung des Energieverbrauchs steht entgegen, dass IT-Abteilungen und das Facility Management (allgemeine Verwaltung/Gebäudemanagement) kaum kooperieren. Fast 50 Prozent der Befragten bestätigten, den Energieverbrauch überhaupt nicht zu überwachen. Grund: Diese Aufgabe falle in die Zuständigkeit und Budgetierung des Facility Management. Das hat weitere Folgen: Innerhalb dieser Gruppe, die sich nicht verantwortlich für den Energieverbrauch in ihrer IT zeigt, sagten drei Fünftel der Befragten, ihr Unternehmen habe nur unzureichende Prozesse für die Messung des Energieverbrauchs der IT.

Power and the IT Department

Die Studie " Power and the IT Department" wurde im Juni und Juli 2009 im Auftrag von Vanson Bourne bei 1.050 IT-Entscheidern der oberen Managementebene in England, Frankreich, Deutschland, Österreich, Schweiz, Benelux, Dänemark, Finnland, Norwegen, Italien, Spanien, Türkei, Dubai und Nordamerika durchgeführt.

Die befragten Unternehmen stammten aus dem Finanzdienstleistungssektor, dem produzierenden Gewerbe, dem öffentlichen Bereich sowie aus der Pharma- und Biotech-, der Computer-Dienstleistungs- und der Telekommunikationsbranche.

Energieeffizienz ja - aber…

Ein positives Ergebnis der Studie ist, dass die Energieeffizienz prinzipiell zwar eine immer wichtigere Rolle in der Entscheidung für IT-Equipment einnimmt. Sie wird als eines von fünf Top-Kriterien der IT-Strategie genannt. Ebenso wichtig sind die Interoperabilität der Systeme, deren Leistung sowie ihr Preis und schließlich auch die Markenbekanntheit der Produkte. Wenn da nicht auch Vorbehalte wären: Die Befragten gaben nämlich auch an, dass sie signifikante Vorbehalte gegenüber energieeffizienteren Lösungen haben. Sie scheuen die höheren Kosten für energieeffiziente Produkte und Lösungen, die wenig hilfreich in Sachen Green IT sind. Viele beklagen zudem die geringe Unterstützung des Managements in Sachen Öko-IT.

Heiko Schrader, Regional Sales Director Germany & Switzerland bei Brocade betont: "Unsere Studie zeigt, dass das Facility Management in den meisten Fällen noch für das Budget des Energieverbrauchs verantwortlich ist. Sie beweist auch, dass die IT-Abteilung ihren Stromverbrauch nicht separat überprüft und dokumentiert." In der momentan schwierigen wirtschaftlichen Lage, in der jede Abteilung eines Unternehmens auf dem Prüfstand stehe, müsse aber auch die IT-Abteilung "ihren Teil dazu betragen, um steigende Kosten zu adressieren.” (jm)