CODE_n

Schaulaufen der Startups

06.03.2014 von Jan-Bernd Meyer
Auch in diesem Jahr findet der CODE_n-Wettbewerb auf der CeBIT in Halle 16 statt. Das ist das Stelldichein junger internationaler Daniel Düsentriebs der IT-Szene.

Die Idee für den Wettbewerb stammt von Ulrich Dietz, dem CEO der GFT Technologies AG. Bereits zum dritten Mal findet CODE_n statt. Dieses Jahr mussten die Teilnehmer Lösungen zum Thema „Big Data“ einreichen. 450 Einsendungen aus aller Welt bedeuten, dass fast doppelt so viele Wettbewerber angetreten sind wie im Vorjahr. Das Besondere an CODE_n ist aber abgesehen von dem Wettbewerb selbst die Halle 16. Sie wird jedes Jahr von anderen Künstlern gestaltet.

Dieses Jahr haben der deutsche Designer Clemens Weisshaar und sein schwedischer Kollege Reed Kram das Thema Big Data künstlerisch umgesetzt.
Foto: David Levene

Dieses Jahr haben der deutsche Designer Clemens Weisshaar und sein schwedischer Kollege Reed Kram das Thema Big Data künstlerisch umgesetzt. GFT-Chef Dietz war auch in den Vorjahren begeistert von den Konzepten der Künstler. In diesem Jahr allerdings, so zeigt er im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE, ist er vom Ergebnis der beiden Designer schlicht überwältigt. Bei dieser Gelegenheit erklärt Dietz, was das Besondere von CODE_n ist und warum Messebesucher auf keinen Fall versäumen sollten, der Halle 16 einen Besuch abzustatten.

Die Preisverleihung für den CODE_n-Wettbewerb ist auf den 12. März um 18 Uhr angesetzt. CW: Vergangenes Jahr lautete das Thema des CODE_n-Wettbewerbs Energiewende. Sie begründeten die Themenwahl unter anderem damit, dass sich bei den Menschen eine Haltung etabliert habe nach dem Motto „Das ist alles viel zu kompliziert“. Dieses Jahr lautet das Motto Big Data. Für einen Wettbewerb, bei dem junge Entrepreneure, ideenreiche Entwickler und hoffnungsvolle Startups mit Apps für intelligente Mobilgeräte und mit Branchenlösungen glänzen sollen, scheint uns das nicht minder herausfordernd. Dietz: Nur an Herausforderungen kann man wachsen. Und ja, unsere Welt heute ist komplex, schnell, herausfordernd.

Foto: patrick, Fotolia.com

Ich bin überzeugt, dass wir diese Komplexität durch Innovationen bändigen und nutzbar machen können. CODE_n ist hier das Mittel zum Zweck. Wir greifen Themen auf, die international gesellschaftlich relevant sind – wie die Energiewende im vergangenen und wie Big Data in diesem Jahr. Die Dimensionen von Big Data erahnen wir doch gerade erst, wir stehen noch ganz am Anfang. Das sind perfekte Bedingungen für Startups: Sie können Impulse setzen, sie können querdenken, sie können etwas bewegen. Mit CODE_n geben wir ihnen eine Bühne.

Und ich muss Sie berichtigen: Es geht hier um viel mehr als um Apps. Unsere Entrepreneure kreieren neuartige Business-Anwendungen, die etablierten Unternehmen verdammt viel Schwung geben können auf dem Weg in die Big-Data-Zukunft.

Interview mit Ulrich Dietz, CEO, GFT Technology AG

CW: Das alles klingt schon recht ambitioniert. Immerhin beschäftigen sich die größten IT-Firmen weltweit ebenfalls seit geraumer Zeit mit dem Trend Big Data. Warum, glauben Sie, können die 50 Wettbewerbsfinalisten mithalten?

Dietz: Wenn man nicht ambitioniert ist, braucht man gar nicht erst anzufangen. Und das Selbstbewusstsein haben CODE_n und die Finalisten sicherlich gemein. Den Unterschied zu den etablierten IT-Unternehmen habe ich schon angedeutet: Unsere Startups gestalten mit ihren Lösungen konkrete Geschäftsanwendungen auf ganz neue Art und Weise – maßgeschneidert, manchmal in der Nische, aber immer mit dem konkreten Nutzen für den Kunden im Blick.

Das können große IT-Unternehmen so individuell gar nicht leisten. Sie müssen mit ihren Big-Data-Ansätzen immer Kompromisse eingehen, da sie Standards produzieren möchten, die für möglichst viele Unternehmen passen sollen. Firmen müssen sich aber von Beginn an im Klaren sein, was sie mit Big Data erreichen wollen: Da kann eine Standard-IT-Lösung passen, wahrscheinlicher trifft aber eher ein spezialisierter Ansatz den Punkt. Und diesen finden sie bei CODE_n.

Ulrich Dietz, CEO, GFT Technology AG: "Das ist ein noch nie da gewesenes, spektakuläres Hallenkonzept. Und das ist nicht übertrieben."
Foto: GFT

CW: Der Wettbewerb scheint sich zunehmender Beliebtheit in Deutschland und der Welt zu erfreuen. Die Zahl der Bewerbungen hat sich von 250 im vergangenen auf 450 in diesem Jahr fast verdoppelt. Wie erklären Sie sich diesen Zuspruch?

Dietz: Wir haben zwei sehr erfolgreiche Jahre hinter uns. Das hat für Reputation gesorgt Aber: Wir fangen durch die neuen Themensetzungen jedes Jahr wieder bei null an. Wir müssen immer wieder Entrepreneure von CODE_n überzeugen, die vielleicht durch ihre Branchenausrichtung noch nie etwas von uns gehört haben. Im Falle Big Data zeigt der große Zuspruch aus so vielen Ländern, dass das Thema weltweit aktuell ist und sich CODE_n zunehmend etabliert.

Zum Video: Schaulaufen der Startups

CW: Unter die 50 Finalisten haben es 13 deutsche Kandidaten geschafft. Ist die hohe Zahl deutscher Bewerbungen damit zu erklären, dass der CODE_n-Wettbewerb hierzulande präsenter ist als anderswo? Oder birgt Deutschland besonders viel Potenzial, was gute neue Ideen und deren Realisierung angeht? Platt gesprochen: Ist der deutsche IT-Nachwuchs möglicherweise innovativer, als er in manchen Medien gern dargestellt wird?

Dietz: Der Anteil der deutschen Bewerbungen war in den vergangenen Jahren deutlich höher. Big Data ist ein globales Thema, über 450 Unternehmen aus 60 Ländern haben sich dem Juryentscheid gestellt. Wir haben sehr gute Bewerbungen aus den USA und Großbritannien gesehen. Das zeigt, dass diese Länder schon sehr weit sind. Aber, und das zeigen die deutschen Finalisten, hierzulande arbeiten Entrepreneure auch auf einem hohen Niveau. In der Spitze sind wir sehr gut unterwegs, wir brauchen aber noch mehr Breite.

CW: Wie viele der Finalisten der vergangenen Jahre konnten ihre Einreichungen denn in ein erfolgreiches Geschäftsmodell umsetzen? Einer der Sieger der vergangenen Jahre, myTaxi, hat ja sehr wohl einen wahrnehmbaren Erfolg feiern dürfen. Allerdings scheint das eher die Ausnahme zu sein oder?

Dietz: Das stimmt nicht. CODE_n ist kein Businessplan-Wettbewerb, sondern wendet sich an junge Unternehmen mit einem funktionierenden Geschäftsmodell. Wir sehen viele Erfolgsgeschichten, auch wenn wir nicht jedes der nun über 1000 Start-ups, die sich für CODE_n beworben haben, dauerhaft im Blick haben. Es gab viele neue Finanzierungsrunden und Partnerschaften mit etablierten Unternehmen. Ein Beispiel ist Orderbird, die nach ihrer Teilnahme 2012 nicht nur zum zweiten Mal mit ihrem iPad-Kassensystem die Zahlungen in der CODE_n-Halle 16 abwickeln, sondern auch mit Paypal kooperieren. Weitere Beispiele sind etwa unser Gewinner aus dem letzten Jahr, Changers.com, der vor wenigen Wochen eine neue siebenstellige Finanzierung erhalten hat.