Karriere machen im Ausland

Schweiz: 50 Prozent mehr Geld für SAP-Profis

03.06.2013 von Julia Vobker-Staudt
Gute Arbeitsbedingungen, hohe Lebensqualität und attraktive Löhne locken deutsche SAP-Berater in die Schweiz. Doch lohnt sich der Umzug in die Berge?

SAP-Berater verdienen gut - und Schweizer auch. Heißt dies, dass deutsche Berater mit der Annahme eines SAP-Jobs in der Schweiz ihr Einkommen noch steigern können? Patrick Pajot, Geschäftsführer Schweiz der auf den SAP-Stellenmarkt spezialisierten Personalvermittlung Biber & Associates, kann dies grundsätzlich bejahen: "Schon heute sind zahlreiche deutsche SAP-Berater in der Schweiz tätig. Wenn sie sich auf den Lebens- und Arbeitsstil einlassen, profitieren sie nicht nur von einem attraktiven Gehalt, sondern auch von guten Arbeitsbedingungen und einer hohen Lebensqualität."

Selbst Einsteiger werden viel besser entlohnt als in Deutschland

Patrick Pajot, SAP-Personalberater: "Im wirtschaftlich starken Ballungszentrum Zürich wird um die zehn Prozent besser verdient als im Durchschnitt der anderen Regionen."
Foto: Privat

Mit über zehn Jahren Erfahrung als SAP-Consultant, SAP-Projektleiter und Manager in der Schweiz kann Pajot aus eigener Erfahrung bestätigen, dass der eidgenössische SAP-Markt gerade für Deutsche sehr interessant ist: SAP-Juniorberater ohne Projekterfahrung beginnen seiner Erfahrung nach in der Schweiz mit einem jährlichen Bruttogehalt zwischen 75.000 und 90.000 Franken. Dies entspreche nach aktuellem Kurs rund 61.000 bis 73.000 Euro und damit fast 50 Prozent mehr, als die Einsteiger in Deutschland erwarten können. Nach zirka vier Jahren Projekterfahrung verdient ein SAP-Professional zwischen 100.000 und 180.000 Franken (umgerechnet etwa 81.000 bis 147.000 Euro), kann sein Gehalt im besten Fall also verdoppeln. Es gibt aber Unterschiede. Das Gehalt sei abhängig:

  1. von der Branche;

  2. von der Region;

  3. ob der Berater inhouse oder extern arbeitet sowie

  4. ob das Aufgabenfeld in internationalen Projekten liegt oder auf nationale Vorhaben beschränkt ist.

Während man nach drei bis vier Jahren SAP-Beratung inhouse ohne Reisetätigkeit bei rund 100.000 Franken landet, liegt das Gehalt externer Berater bei der Betreuung rein nationaler Projekte bei rund 130.000 Franken - bei internationalen Projekten höher.

berater in schweiz
Ein externer SAP-Berater erhält...
ein Jahresgehalt von 105.000 Euro in der Schweiz.
Ein SAP-Berater inhouse....
kommt auf 81.000 Euro (ohne Reisetätigkeit) im Jahr.
Ein SAP-Senior-Berater kann..
mit einem Jahresgehalt zwischen 81.000 bis 147.000 Euro (ab vier Jahren Projekterfahrung) rechnen.
Ein SAP-Junior-Berater verdient...
zwischen 61.000 bis 73.000 Euro.

Königsdisziplin: Konzernweite SAP-Rollouts

Besonders gute Bezahlung erhält, wer in den Branchen Chemie, Pharma und Banken arbeitet oder in einem der zahlreichen weltweit aktiven Unternehmen, die in der Schweiz ihren Hauptsitz haben. "Einige Spitzenverdiener, die in Großkonzernen internationale SAP-Rollout-Projekte verantworten, können die magische Grenze von 200.000 Franken knacken", sagt Personalberater Pajot. In der Retail-Branche sind die Gehälter niedriger. Auch regionale Unterschiede lassen sich ausmachen: "Im wirtschaftlich starken Ballungszentrum Zürich wird um die zehn Prozent besser verdient als im Durchschnitt der anderen Regionen", erläutert der SAP-Experte. Am anderen Ende der Skala stehen ländlichere Regionen wie zum Beispiel die Ostschweiz. Deren Vorteil liege dagegen in den für Schweizer Verhältnisse niedrigeren Lebenshaltungskosten. "Hier kann man sich den Traum vom Eigenheim noch eher erfüllen", gibt der Personalberater zu bedenken. In der Region Zürich dagegen liegt schon die Miete einer Fünf-Zimmer-Wohnung bei 3000 bis 5000 Franken (umgerechnet rund 2450 bis 4000 Euro).

Die Schweiz ist nicht nur schön, sondern auch lukrativ, besonders für IT-Spezialisten.
Foto: suteracher - shutterstock.com

Überhaupt verdienen die Lebenshaltungskosten eine besondere Beachtung. Fast alle Waren sind, trotz einer Mehrwertsteuer von nur acht Prozent, in der Schweiz teurer als in Deutschland. Auch Lebensmittel kosten mehr, haben aber eine durchweg gute Qualität und kommen oft aus der näheren Umgebung. Lohnsteuer und Sozialabgaben dagegen sind wesentlich geringer. Auch der Spitzensteuersatz liegt niedriger als in Deutschland. Ein nicht verallgemeinerbares Beispiel: Bei einem monatlichen Bruttogehalt von 10.000 Franken bleiben einer Person im Alter von 50 Jahren, verheiratet, mit zwei Kindern, Kirchenmitglied, wohnhaft im Kanton Zürich, netto knapp 8000 Franken übrig. Für die Krankenkasse muss man nochmals mit rund 800 Franken pro Monat rechnen. Ganz genau lassen sich die Unterschiede zwischen Schweizer und deutschen Nettogehältern aufgrund der unterschiedlichen Besteuerungen je nach Gemeinde aber nur individuell beziffern.

42,5 Stunden pro Woche sind das Minimum

Während in der Bundesrepublik leistungsabhängige Elemente oft 30 bis 50 Prozent des Gehalts ausmachen, ist es in der Schweiz eher üblich, ein dreizehntes Monatsgehalt als erfolgsabhängigen Gehaltsbestandteil zu gewähren. Für externe SAP-Berater spielen Boni eine größere Rolle wie für inhouse arbeitende.

Auch eine Firmenwagenregelung ist in Schweizer Beratungsunternehmen weit verbreitet. Häufig wird dem Arbeitnehmer die Wahl gelassen zwischen einem Auto und einer Dauerkarte der Schweizer Bundesbahn. Diese gilt zum Teil nicht nur auf dem gut ausgebauten Schienennetz und öffentlichen Verkehrsmitteln in Städten, sondern auch in Bergbahnen und bei Schifffahrtslinien. Zu beachten ist auch, dass die Wochenarbeitszeit in der Regel mindestens bei 40 Stunden liegt, oft bei 42,5 Stunden oder noch höher. Und die vielleicht schlechteste Nachricht: Es gibt keinen Urlaub. "Urlaub heißt in der Schweiz ,Ferien`. Diese fallen mit 20 bis 25 Tagen oft deutlich kürzer aus, als Deutsche es gewohnt sind", so Pajot. Der deutsche SAP-Berater trifft also auf eine andere Arbeitskultur, auf große und kleine Unterschiede im Umgang miteinander, auf eine andere Verteilung der eigenen Ausgaben - aber eben auch auf dauerhaft gute Chancen auf einen anspruchsvollen Job mit attraktivem Lohn.

Bedeutet dies, dass gehaltsorientierte SAP-Berater die Auswanderung in die Schweiz wagen sollten? "Wer nur ans Geldverdienen denkt, scheitert meist schon im Auswahlverfahren der Unternehmen", warnt Pajot. "Wir beraten Interessenten sehr genau auch zu den Unterschieden im Arbeitsumfeld und in der Arbeitskultur. Stärker als ein nach außen gewendeter Ehrgeiz zählt mit Sicherheit die Bereitschaft, seinen Lebensmittelpunkt in die Schweiz zu verlegen, eine hohe Motivation dafür, in das jeweilige Unternehmen einzutreten, eine ausgesuchte Höflichkeit und die Fähigkeit, sich zu vernetzen."

Die Aussichten für deutsche SAP-Berater in der Schweiz sind also tatsächlich verlockend. Hier wird sich der SAP-Spezialist "vom großen Kanton", wie der Schweizer Deutschland oftmals mit einem Augenzwinkern nennt, wohlfühlen, ist Personalberater Pajot überzeugt: "Es funktioniert, wenn der SAP-Profi bereit ist, sich in der Schweiz zu integrieren und durch einen Wechsel nicht nur einen Sprungbrett-Effekt für seine Karriere anvisiert."

Zum Vergleich: Beratergehälter in Deutschland

beratergehälter d
Was Berater verdienen...
...hat der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) in seiner aktuellen Studie eruiert, für die er Gehaltsdaten aus 193 Unternehmensberatungen ausgewertet hat.
In großen Unternehmensberatungen,...
...die jährlich über 25 Millionen Euro Umsatz machen, verdienen vor allem die oberen Hierarchiestufen überdurchschnittlich gut.
Analysten dagegen....
steigen bei großen Unternehmensberatungen mit 43.800 Euro im Jahr ein, was einer durchschnittlichen Vergütung für die unterste Karrierestufe entspricht.
Consultants in großen Unternehmensberatungen...
.....machen schon einen deutlichen Gehaltssprung und kommen auf 62.700 Euro im Jahr. Hier ist auch bereits der variable Anteil höher.
Senior Consultants in Unternehmensberatungen der Umsatzklasse über 25 Millionen Euro...
...kommen auf ein Jahresgehalt von 81.400 Euro. Wie die Consultants werden sie am Unternehmensergebnis, ihrer Akquisitationsleistung, dem Honorarumsatz und Sonderaufgaben gemessen.
Mit dem Karrieresprung zum Manager....
...erhöht sich das Einkommen in großen Beratungen um knapp 25.000 Euro auf durchschnittlich 106.700 Euro im Jahr.
Senior Manager ....
...sind die zweite Führungsebene in großen Unternehmensberatungen. Ihr Jahreseinkommen beträgt im Schnitt 146.400 Euro.
Partner in großen Unternehmensberatungen...
.... verdienen 369.000 Euro im Jahr und damit neun Mal so viel wie ein Analyst. 42 Prozent der Vergütung sind variabel, die sich vor allem am Unternehmensergebnis bemisst.
Gute Verdienstchancen...
...eröffnen sich auch in Unternehmensberatungen, die zwischen fünf und 25 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften.
Analysten erhalten....
...mit 46.100 Euro im Jahr sogar 3000 Euro mehr als ihre Kollegen in Beratungen der Umsatzklasse über 25 Millionen Euro.
Consultants ....
...in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro verdienen jährlich 57.100 Euro und damit rund 5000 Euro weniger als ihre Kollegen in großen Beratungshäusern.
Der Karriereschritt zum Senior Consultant...
.....rechnet sich in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro. Ein Senior Consultant bekommt 83.700 Euro oder 25.000 Euro mehr als ein Consultant.
Das Gehalt der Manager....
...in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro pendelt sich bei rund 100.000 Euro ein.
Ein Senior Manager....
...kommt in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro bereits auf 137.200 Euro im Jahr.
Partner....
... verdienen in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro 215.600 Euro im Jahr und damit fünf Mal soviel wie Analysten.
Auch Unternehmensberatungen...
...in der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro vergüten ihre Mitarbeiter und Manager ansprechend. Im Vergleich zur Umsatzklasse von 5 bis 25 Millionen Euro sind hier kaum Abstriche festzustellen.
Analysten verdienen...
in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro 43.200 Euro im Jahr.
Der erste Karriereschritt zum Consultant...
schlägt in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro mit einem Plus von knapp 18.000 Euro zu Buche. Das Jahresgehalt beträgt 61.300 Euro.
Der nächste Schritt zum Senior Consultant...
...bringt in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro nochmal 23.000 Euro im Jahr. Ein Senior Berater kommt auf 84.600 Euro.
Manager erhalten....
....in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro eine Gesamtvergütung von 104.200 Euro.
Senior Manager kommen...
...in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro auf ein Jahresgehalt von 134.300 Euro.
Partner,.....
deren Gehalt zum großen Teil vom Unternehmenserfolg abhängt, können mit 213.200 Euro rechnen.
In kleineren Beratungshäusern....
....in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro vergüten nur die unteren Hierarchieebenen ähnlich hoch wie die größeren Unternehmen. Mit zunehmender Hierarchiestufe werden aber die Abstände deutlicher.
Ein Analyst kommt..
...in einer Beratung in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro auf 41.300 Euro im Jahr. Sein Kollege in großen Beratungen verdient nur 2000 Euro mehr.
Ein Consultant kann...
...in einer Beratung in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro mit einem Jahressalär von 51.100 Euro rechnen. Das sind 10.000 Euro weniger als Kollegen in großen Beratungen.
Ein Senior Consultant verdient...
...in einer Beratung mit einem Umsatz zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro 73.500 jährlich 73.500 Euro und damit 10.000 Euro weniger als in großen Unternehmen.
Manager in kleineren Beratungen,,...
...kommen nur auf eine Gesamtvergütung von 78.300 Euro. Ihre Kollegen in großen Häusern erhalten 25.000 Euro mehr im Jahr.
Senior Manager in kleineren Beratungen....
...können eine Vergütung von 104.500 Euro im Jahr erwarten. Kollegen in großen Häusern erhalten bis zu 40.000 Euro mehr.
Partner in kleineren Beratungen...
...finden sich bei einem Jahresgehalt von 204.100 Euro wieder. Hier driftet die Schere zwischen den Vergütungen besonders auseinander. Der Partner in großen Beratungen kommt auf 369.000 Euro.
In kleinen Beratungen...
..mit einem Jahresumsatz zwischen 500.000 und 1 Million Euro werden auch kleinere Gehälter gezahlt.
Analysten...
...steigen mit 34.800 Euro ein.
Consultants...
erreichen 49.300 Euro im Jahr.
Senior Consultants...
verdienen 70.500 Euro im Jahr.
Manager in kleinen Beratungen...
...werden mit 86.700 Euro vergütet.
Der Schritt zum Senior Manager...
..bringt ein Plus von gut 6000 Euro oder eine Gesamtvergütung 93.500 Euro im Jahr.
Das Salär der Partner in kleinen Beratungen...
..bewegt sich mit 151.300 Euro auf dem Niveau der Senior Manager in großen Häusern.
In Beratungen der Umsatzklasse unter 500.000 Euro...
...sind Hierarchiestufen wie Gehaltsperpektiven begrenzt.
Analysten...
...beginnen mit 34.100 Euro im jahr.
Senior Consultants...
...kommen auf 67.600 Euro im Jahr.
Partner....
...erreichen eine Gesamtvergütung von 119.600 Euro im Jahr.