sd&m: Fragen sind erwünscht

21.04.2006 von Marc Voland
Das Software- und Beratungshaus sd&m AG sucht in erster Linie Informatiker, Mathematiker und Chemiker, die direkt von der Hochschule kommen. Auswahlkriterien sind breite IT-Kenntnisse und die Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln.

Bewerber ohne Berufserfahrung haben keine Chance auf dem Arbeitsmarkt? Von wegen. 300 neue Mitarbeiter sucht sd&m allein in diesem Jahr. Für zwei Drittel davon reicht ein Hochschul- oder Fachhochschulabschluss. Der muss allerdings stimmen. "Wir stellen nur Mitarbeiter mit gutem bis sehr gutem Abiturzeugnis, Vordiplom und Diplom ein", sagt Christoph Reuther, Personalleiter bei sd&m. "Ob Universität oder Fachhochschule, Informatiker oder Physiker, ist dabei nicht entscheidend. Ausschlaggebend ist vielmehr, dass der Bewerber ausgezeichnetes Informatikwissen mitbringt."

"Menschen machen Projekte"

Sd&m-Personalchef Christoph Reuther: "Bei unserer ausgeprägten Feedback-Kultur müssen die Bewerber kritikfähig sein."

Das Unternehmen sd&m - software, design & management - mit Hauptsitz in München und Niederlassungen in Stuttgart, Frankfurt, Köln/Bonn, Düsseldorf, Berlin, Hamburg und Zürich entwickelt Software für große Unternehmen. Zu den Kunden gehören Konzerne wie BMW, Degussa, Deutsche Telekom, Thomas Cook oder Münchener Rück. Damit solche Projekte, die im Fall von Daimler Chrysler bis zu zehn Jahre laufen, richtig besetzt werden können, müssen die Mitarbeiter bei sd&m auch eine ausgeprägte Persönlichkeit besitzen. "Unser Motto lautet: Menschen machen Projekte", so Reuther. "Deshalb achten wir bei den Bewerbern darauf, dass sie auch über den Tellerrand blicken. Sie müssen Themen eigenständig sehen und weiterentwickeln können sowie im Team komplexe Aufgaben lösen." Neben der fachlichen Qualifizierung erfordert das ein hohes Maß an kommunikativen Fähigkeiten. "Dazu gehören auch Kritik- und Konfliktfähigkeit. Wir haben eine ausgeprägte Feedback-Kultur. Das gehört zu unserem Selbstverständnis", so Reuther.

Neue Mitarbeiter arbeiten von Anfang an in großen Projekten mit und übernehmen Verantwortung. Zum Beispiel Lisa Köblitz. Die 26-jährige Wirtschaftsinformatikerin ist seit August 2005 in der Hamburger Niederlassung für die Java-Programmierung bei der Scandlines AG zuständig. Für den Anbieter von Fährverkehr entwickelt und programmiert sd&m eine neue Systemlandschaft und ersetzt Altsysteme durch eine integrierte Lösung für Buchung, Ticketing und Hafenabfertigung.

Mentoren für Einsteiger

Bereits zwei Wochen nach ihrem Abschluss an der Universität Mannheim fing Köblitz bei sd&m an. Das Unternehmen ist auf einen Beitrag von Köblitz im Jahrbuch der Universität aufmerksam geworden und hat sie angeschrieben. "Da ich gern in der Softwareentwicklung arbeiten wollte, hat das gut gepasst. Außerdem haben mich die Werte angesprochen, für die das Unternehmen steht. Man erfährt hier als Mitarbeiter und Mensch eine große Wertschätzung."

Wirtschaftsinformatikerin Lisa Köblitz war von der fachlichen Komplexität überrascht.

Dass sie gleich ins kalte Wasser geworfen wurde, stört die begeisterte Hobbyseglerin nicht. Das Gegenteil ist der Fall: "Nach der langen Zeit an der Universität drängte es mich, endlich produktiv zu sein. Natürlich musste ich in kurzer Zeit sehr viel lernen. Aber meine Kollegen haben mich unterstützt." Auch das gehört zur Unternehmenskultur von sd&m: Die Mitarbeiter helfen sich untereinander. Neuankömmlinge begleitet in den ersten Monaten ein Mentor, so auch Köblitz: "Meinem Paten habe ich auch organisatorische Fragen stellen können, etwa: Auf welches Konto buche ich eine Projektsitzung, wie komme ich an meinen Firmenausweis etc." Generell gilt bei Sd&m: Fragen sind erwünscht.

Davon gibt es für Einsteiger viele. Was Köblitz nicht erwartet hätte, war die fachliche Komplexität. "An der Uni wurde uns immer vermittelt, dass die Technologie die ausschlaggebende Komponente in einem Projekt sei. Viel wichtiger ist aus meiner Sicht, die fachlichen Anforderungen zu erfassen." Und die lernt man am besten in den Projekten. Personalchef Reuther wählt die Mitarbeiter deshalb auch nach der Fähigkeit aus, sich Fachwissen schnell aneignen zu können. Damit die Neuen möglichst vielseitig eingesetzt werden können, stellt sd&m vor allem Generalisten mit einer breiten Wissensbasis ein. "Diese Strategie liegt auch im Interesse der Mitarbeiter. Wer sich in der schnelllebigen IT-Branche zu früh spezialisiert, hat langfristig weniger Chancen", so Reuther.

Fach- oder Führungskarriere?

Für neue Mitarbeiter stehen verschiedene Wege offen. In der Regel steigen sie als Softwareingenieur ein, entwickeln sich nach zwei bis drei Jahren zum Senior-Softwareingenieur, können danach als Berater oder Softwarearchitekt fortfahren und dabei einen fachlichen Weg einschlagen oder Führungsverantwortung übernehmen. "Wir haben so viele interessante Projekte, wir expandieren ständig, so dass sich immer neue Chancen ergeben", sagt Reuther.

In welche Richtung Köblitz gehen möchte, ist noch nicht ausgemacht. "Die Fachlichkeit der Projekte interessiert mich mehr als die technische Ebene", sagt sie. "In jedem Fall aber möchte ich in diesem Jahr bei der sd&m-Segelgruppe teilnehmen." An kaltes Wasser ist sie ja gewohnt.