"Buchtipp"

Selbstverteidigung im Job

12.10.2011 von Wolfgang Hanfstein
Der Chef putzt mich herunter. Der Partner macht mir mit Vorwürfen das Leben schwer. Wer darauf keine Antworten findet, sollte Peter Räfle lesen.
Foto: Hanser Wirtschaft Wissen

Sein Buch bietet, was es im Titel verspricht: "Das Ende des Schreckens, Selbstverteidigung in Beruf und Alltag. Eine Anleitung, um sich erfolgreich zu wehren." Asiatische Selbstverteidigungstechniken brachten den Psychotherapeuten auf die Idee, gegen die häufigste Form der Aggression, nämlich Verbalattacken, ein wirkungsvolles System zu entwickeln. Seine "effektive Abwehr" stellt wettbewerbsorientiertes Denken auf den Kopf: "Das Ziel ist nicht auf das Gewinnen des Kampfes ausgerichtet, sondern auf das Vermeiden der Niederlage. Also Druck herausnehmen. Den Angreifer ins Leere laufen lassen."

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Angreifer haben immer die besseren Karten. Sie wählen die Waffen, den Ort und die Taktik. Wenn sie mit Worten angreifen, haben sie das meistens Tausende Mal erprobt und sich darin perfektioniert. Eine Messerattacke wehrt man nicht mit einem Messer ab, sondern besser mit etwas, das Distanz schafft - mit einem Stuhl beispielsweise. Genauso gilt es bei verbalen Angriffen Distanz zu schaffen. Räfles Abwehrprogramm beinhaltet eine dreistufige Situationsanalyse:

  1. Identifizierung (die sprachlichen Modelle durchschauen, mit denen andere Druck aufbauen).

  2. Das schlimmstmögliche Ende abschätzen (droht die Kündigung?).

  3. Die Abwehr geordnet anwenden.

Damit ist Räfle beim Kern seiner Strategie. Er empfiehlt, sich eine Handvoll Sätze einzuprägen, die alle mit "Das" beginnen. "Das reicht." "Das geht nicht." Oder "Das sagt der Richtige." Räfle rät, diese Sätze so lange zu wiederholen, bis der Aggressor einsieht, dass er bei Ihnen auf Granit beißt. Also kein "Ich" verwenden, kein "Du". Nicht argumentieren, sondern den Angriff zurückweisen.

Wolfgang Hanfstein ist Chefredakteur von www.Managementbuch.de.

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1. Nouriel Roubini und Stephen Mihm: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
Der englische Originaltitel dieses Buches ist weniger fatalistisch und trifft zugleich präziser den Inhalt: „Crisis Economics. A Crash Course in the Future of Finance“. Denn tatsächlich geht es dem Wirtschaftsprofessor und ehemaligen Clinton-Berater Nouriel Roubini um die Analyse der Finanzkrise und die Skizzierung einer neuen Finanzarchitektur. Sein Fazit: Weniger Krise heißt mehr Staat. Denn der hält durch klare Regeln den Wettbewerb auf Trab.
2. Timothy Ferriss: Die 4-Stunden-Woche
Das Versprechen, mit einer 4-Stunden-Woche über die Runden zu kommen, bleibt verführerisch. Seit über zwei Jahren hält sich dieser Renner auf den oberen Rängen aller Bestsellerlisten. Aber die Hängematte auf dem Titelbild täuscht. Denn Timothy Ferriss denkt nicht daran, das Faulenzen zu predigen. Ihm geht es um maximale Leidenschaft, um die Konzentration aufs Wesentliche. Eine Anleitung, um die wichtigen Dinge im Leben anzupacken.
3. Susanne Schmidt, Markt ohne Moral
Der Tochter des Altkanzlers Helmut Schmidt ist ein interessanter Blick hinter die Kulissen gelungen. Kein Wunder, arbeitet sie doch seit 30 Jahren in London, da, wo Europas Finanzherz schlägt. Als Investmentbankerin, als Analystin und zuletzt als Finanzjournalistin. Ein interessantes Buch für alle, die das komplexe Finanzsystem besser verstehen wollen. Und eine gute Grundlage zur Beurteilung der derzeitigen finanzpolitischen Maßnahmen.
4. Rolf Schulz: Die Toolbox zur Konfliktlösung
Das Büro ist eine Keimzelle vielfältiger Konflikte. Kein Wunder. Menschen, die sonst nichts miteinander zu tun hätten, treffen in unterschiedlichen Positionen mit unterschiedlichen Bedürfnissen aufeinander. Dumm nur, dass die meisten das persönlich nehmen und nicht in der Lage sind, Konflikte zu erkennen, zu verstehen und zu lösen. Dabei ist das kein Hexenwerk, sondern Handwerk. Bestens vermittelt in diesem Klassiker von Rolf Schulz.
5. Stefan Frädrich: Günter, der innere Schweinehund
Kein Satz in diesem kleinen Buch, den man nicht kennt. Aber auch kaum ein Satz, der es nicht Wert wäre, wieder und wieder gelesen zu werden. Denn die grundlegenden Wahrheiten des Lebens bleiben immer die gleichen. Es geht nur darum, sie immer wieder zeitgemäß zu formulieren. Stefan Frädrich hat genau das in diesem Buch geschafft. Alltagspsychologie zur sofortigen Anwendung bei Motivationsflauten.
6. Tim Cole: Unternehmen 2020 - Das Internet war erst der Anfang
Er ist Internet-Experte und Deutsch-Amerikaner. Letzteres ist deshalb interessant, weil dieses Buch zwei Sichtweisen vereint, die sonst nur getrennt zu haben sind. Die euphorische, amerikanische und die fatalistische, deutsche. Ergebnis ist ein unaufgeregtes Buch, das zeigt, wie das Internet jedes Unternehmen verändert. Tim Cole adressiert sein Buch direkt an den deutschen Mittelstand, will Ängste nehmen und Chancen aufzeigen.
7. Johannes Sattler, u.a.: Führen
Eine sehr gut strukturierte Einführung in alle wesentlichen Bereiche des Führens. Gegliedert in die vier Schwerpunkte: Sich selbst führen, Mitarbeiter führen, Teams führen und Organisationen führen. Die handlungspraktischen Konsequenzen der wichtigsten Theorien, Konzepte und Autoren werden knapp dargestellt und vermitteln auch denen wichtige Führungskompetenz, die nicht von einem Seminar zum anderen jagen. Mit Checklisten.
8. Keith Ferrazzi: So finden Sie Ihr Dream-Team
„Beziehungsarbeit“ zu leisten war einst Privileg und Stigma von Sozialpädagogen. Aber seit die traditionellen Lebensmuster auf ganzer Fläche aufbrechen, seit weder Familien, noch Jobs, noch Nachbarschaften für stabile soziale Verhältnisse sorgen, ist Beziehungsarbeit jedermanns Pflicht. Vorausgesetzt, man will nicht vorsätzlich vereinsamen. Wie man eine handvoll guter Freunde findet und sich mit ihnen verbündet, um seine Ziele zu erreichen, zeigt Networking-Papst Ferrazzi.
9. Peter Zulehner: Navigieren im Auge des Taifuns
Keine Führungstheorie, sondern Führungspraxis. Der Autor, selbst viele Jahre lang als Top-Führungskraft im Einsatz, nähert sich dem Thema auf den Pfaden eigener Erfahrung. Damit gewinnt er einen produktiven Zugang und eine fruchtbare Perspektive. Führungskräfte großer und mittlerer Unternehmen finden sich hier mit ihren ganz praktischen Anforderungen gut aufgehoben. Denn Peter Zulehner gibt auf drängende Fragen praktischen, präzisen Rat.
10. Michael Watkins: Die entscheidenden 90 Tage
In den USA, wo Jobs mit weit höherer Frequenz gewechselt werden als hier, ist das Buch längst ein Renner. Denn es widmet sich ganz dem Umstand, dass sich in den ersten Wochen und Monaten im neuen Job entscheidet, ob man das Eisen biegt oder nicht. So individuell die einzelnen Fälle sind, die Fallstricke gleichen sich. Ganz besonders, wenn es gilt, ein neues Team für sich zu gewinnen, ist gute Vorbereitung alles. Dabei ist Watkins Buch eine sehr gute Hilfe.