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Seriöse Headhunter informieren Bewerber genau

25.06.2013 von Alexandra Mesmer
Begehrte IT-Profis werden regelmäßig von Headhuntern kontaktiert, oft sind es aber nur Massen-Mails. Woran erkannt man einen seriösen Personalberater? Bringt ein Headhunter überhaupt einen Vorteil? Antworten darauf gabs im Karriere-Ratgeber.
Für Kandidaten sind die schwarzen Schafe unter den Personalberatern nicht auf Anhieb zu erkennen.
Foto: Siegi/Fotolia.com

Ein erfahrener Java-Entwickler bekommt über das Business-Netzwerk Xing im Schnitt zwei bis drei Jobangebote pro Woche von Headhuntern, allerdings sind die Hälfte davon offensichtlich Massenmails. Er fragt im Online-Karriere-Ratgeber, ob die Zusammenarbeit mit Vermittlern für ihn einen Vorteil bringt. "Das Argument, dass sie Positionen anbieten können, die nicht öffentlich ausgeschrieben werden, kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe den Eindruck, dass Unternehmen ihre Stellen auf vielen Kanälen anbieten. Gleichzeitig fällt es mir schwer, aus dem Überangebot an Vermittlern jemanden auszuwählen."

Katja Hoppe, Norecu: "Es ist legitim, über soziale Netzwerke wie Xing und LinkedIn auf Kandidaten zuzugehen."
Foto: Norecu Executive Search GmbH

Katja Hoppe, Personalberaterin bei der Münchner Norecu Executive Search GmbH, antwortet: " Es ist legitim, über soziale Netzwerke wie Xing oder LinkedIn auf Kandidaten zuzugehen. Die Hürde ist niedrig, der Kontakt diskret, schnell und flexibel. Die Art und Weise der Kommunikation über diesen Weg ist aber tatsächlich sehr unterschiedlich. Ich würde trotzdem raten, schauen Sie es sich kurz an. Möglicherweise ist ja etwas Interessantes dabei. Sollte es sich um eine Massenmail oder ein unpassendes Angebot handeln, können Sie es immer noch ignorieren.

Im weiteren Kontakt gilt: der Austausch von Informationen sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Möchten Sie etwas erfahren, sollten Sie auch bereit sein, etwas von sich preiszugeben. Dabei geht es nicht darum, Firmeninterna auszuplaudern, sondern zu beschreiben, welche Verantwortlichkeiten Sie innehaben und in welchen Themengebieten Sie sich bewegen. Im Gegenzug sollte der Berater die Aufgabe und die Anforderungen der Vakanz erklären. Seriöse Beratungen benennen ihre Mandanten spätestens nach einem telefonischen Vorgespräch und vor einer Einladung zum persönlichen Interview.

10 Tipps für einen guten Ruf im Web
10 Tipps für einen guten Ruf im Web
86 Prozent der Personalberater recherchieren Bewerber im Internet. Anbieter Reputeer gibt zehn Tipps, wie man seinen Online-Ruf überwacht und verbessert.
Tipp 2
Achten Sie auf Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Netzwerken. Ihr Facebook-Profil sollte so eingestellt sein, dass nur bestätigte Kontakte Ihre Einträge und Bilder sehen können.
Tipp 3
Beobachten Sie Namensvetter im Netz und grenzen Sie sich gegebenenfalls stärker ab. So besteht keine Verwechslungsgefahr zwischen Ihnen und Ihrem Namensvetter.
Tipp 4
Nutzen Sie Business-Netzwerke wie Xing, um Ihre Kompetenzen zu zeigen und sich beruflich zu vernetzen.
Tipp 5
Achten Sie auf aktuelle Kontaktdaten im Netz, lautet die fünfte Empfehlung von Reputeer. Wer seine Kontaktdaten lieber nicht im Internet sehen möchte, sollte darauf achten, dass die Einstellungen bei Xing und Co. so gewählt werden, dass die Kontaktdaten nicht einsehbar sind.
Tipp 6
Immer sollte gelten: Überlegen Sie sich gut, was Sie ins Netz stellen. Das Internet vergisst nichts.
Tipp 7
Veröffentlichen Sie aktiv Inhalte zu den Themen, mit denen Sie in der Öffentlichkeit in Verbindung gebracht werden möchten.
Tipp 8
Löschen Sie Ihre Profile in sozialen Netzwerken, die Sie nicht aktiv nutzen. Dann werden Sie nicht mit der Plattform in Verbindung gebracht und laufen darüber hinaus nicht Gefahr, mit einem veralteten Profil im Netz vertreten zu sein.
Tipp 9
Bei all diesen Tipps sollte man aber immer authentisch bleiben und ein stimmiges Bild von sich im Netz zeigen.
Tipp 10
Der letzte Ratschlag mahnt zur Vorsicht bei der Nutzung von Applikationen, denen man umfassenden Datenzugriff gewährt. Vor der Nutzung einer Applikation sollte man sich die AGBs genau durchlesen.

Ich kann Ihre Zweifel nachvollziehen. Nicht nur Sie haben mit schwarzen Schafen in unserer Branche zu kämpfen. Den Mehrwert für den Kandidaten sehe ich in folgenden Punkten: Zum einen haben wir tatsächlich teilweise Positionen zu besetzen, die nicht von unseren Mandaten ausgeschrieben werden. Etwa, wenn es um Führungsaufgaben mit stark strategischer Ausrichtung geht und das Unternehmen durch eine Ausschreibung die Strategie (etwa den Aufbau neuer Bereiche oder Technologien) in Teilen preisgeben müsste. Zum anderen kann Ihnen ein (guter) Headhunter viel mehr Input zum Unternehmen liefern, als Sie durch Internet-Recherche finden können. Auch sollte immer eine Unterscheidung zwischen einem Personalvermittler, der nur Unterlagen weiterreicht und einem professionellen Headhunter getroffen werden. Letzterer kennt in der Regel alle Details, Nuancen und die handelnden Personen auf Unternehmensseite persönlich und langjährig.

Unser Ansatz ist es, mit wenigen Kunden viel zu machen und eine langfristige Zusammenarbeit aufzubauen. Dadurch kennen wir das Unternehmen, die Kultur, die Charaktere und (die feinen) Zwischentöne. Dies versuchen wir unseren Kandidaten so umfangreich wie möglich zu vermitteln und Schwerpunkte zu setzen, die man aus Stellenanzeigen nicht herauslesen kann. Wir coachen die Kandidaten auch bezüglich des Einstellungsprozesses. Gerade für solche, die bereits sehr lang in einem Unternehmen tätig sind, ist dies häufig eine Hilfe.

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