Green-IT

Server und Rechenzentren fressen noch sinnlos viel Strom

27.10.2008 von Diego Wyllie
Aus einer Untersuchung des Branchenverbands Bitkom geht hervor, dass dieses Jahr in Deutschland Server und Rechenzentren 10,1 Terawattstunden Strom verbrauchen werden. Das entspricht rund 1,8 Prozent des gesamten Stromverbrauchs hierzulande. Im Mittelstand sieht der Bitkom allerdings erhebliche Einsparpotenziale.

Die Studie wurde im Auftrag des Bitkom durch das Borderstep-Institut durchgeführt. Die Stromkosten für die rund 2,2 Millionen in Deutschland installierten Server betragen demnach in diesem Jahr 1,12 Milliarden Euro. Die Server und zentrale IT von kleineren Verwaltungen und mittelständischen Unternehmen mit je bis zu 250 Mitarbeitern würden rund 3,6 Terawattstunden (TWh) verbrauchen. Damit seien Energiekosten von rund 400 Millionen Euro verbunden und noch ein großes Verbeseerungspotenzial für Green-IT vorhanden..

20 Prozent Energieersparniss sind locker drin

"Erfahrungsgemäß lassen sich durch eine erste Energieanalyse und das Ergreifen einfacher Sparmaßnahmen im Schnitt rund 20 Prozent an Energie einsparen", sagt Ralph Hintemann, Bereichsleiter IT-Infrastruktur beim Bitkom. Sollte dieses Potenzial in den kommenden Jahren erschlossen werden, so könnten allein im deutschen Mittelstand und bei kleineren Verwaltungen in den Jahren 2009 und 2010 insgesamt 204 Millionen Euro an Energiekosten eingespart werden, heißt es aus Berlin. "Durch umfangreiche energieeffizienz-steigernde Maßnahmen könnten im deutschen Mittelstand im Zeitraum 2009 bis 2013 sogar rund 1,3 Milliarden Euro an Energiekosten bei Servern und Rechenzentren eingespart werden", so Hintemann.

Ingolf Wittmann: Green-IT muss die gesamte IT-Infrastruktur im Blick haben.
Foto: Bitkom

"Die Zukunft der Grünen IT wird sich nicht nur mit Einzelkomponenten oder -Themen beschäftigen, sondern IT-Infrastrukturen gesamtheitlich betrachten mit allen Komponenten von der Entwicklung, Produktion und Beschaffung bis hin zur Entsorgung." prognostiziert darüber hinaus Ingolf Wittmann, Vorsitzender des Bitkom-Lenkungsausschusses IT-Infrastruktur & Digital Office. "Auch Teilkomponenten wie PCs, Drucker, Netzwerke bis hin zu den Speichersystemen werden dabei berücksichtigt" fügt er hinzu. Alle Komponenten würden in Zukunft über entsprechende Metering- und Überwachungs-Systeme gesteuert und geregelt unter dem Aspekt von Service-Level-Agreements (SLA) bei möglichst geringen Betriebskosten.

Virtualisierung senkt Stromverbrauch

Energie und Material können durch neue bauliche Konzepte in der Unternehmens-IT gespart werden. "Mit dem Reifegrad der heutigen Virtualisierungs-Techniken steigt die Marktbedeutung von Thin Clients", sagt Jürgen Graf, stellvertretender Vorsitzende des Bitkom-Arbeitskreises Thin-Client & Server Based Computing. "Eine Verdrei- bis Vervierfachung des heutigen Marktpotentials bis 2012 scheint durchaus realistisch", so Graf. In Zukunft werde man weder von PCs oder Thin-Clients sprechen, sondern nur noch allgemein von "Access Devices" - also von ITK-Geräten, mit denen auf Unternehmensanwendungen zugegriffen wird.

Das Thin-Client-Konzept ist ein wesentlicher Bestandteil des so genannten "Server Based Computing- and Virtualization"-Marktes. Dank Virtualisierung ist der parallele Betrieb verschiedener Betriebssysteme wie Windows und Linux auf der gleichen Hardware möglich. Unternehmen brauchen nicht mehr für jede Anwendung einen eigenen Server. Denn zwischen Ressource und Anwendung wird eine Virtualisierungsschicht eingezogen. Aus einem realen Server können so virtuell mehrere Server werden.

Kostenloser Leitfaden zu Green-IT

Der Bitkom hat einen aktualisierten Leitfaden über ITK und Klimaschutz veröffentlicht. Gemeinsam mit dem europäischen Partnerverband EICTA und dem britischen Pendant Intellect hatte der Bitkom einen Leitfaden über Green-IT erstellt. Die 76-seitige kostenlose Publikation "High Tech - Low Carbon. The role of the European digital technologies in tackling climate change" liegt nun in einer neuen Fassung mit einem Vorwort und einer Zusammenfassung auf Deutsch vor.

Die Publikation benennt den Handlungsbedarf für die ITK-Industrie bei Green-IT, zum einen beim Design ihrer Produkte, zum anderen beim Energieverbrauch in der Nutzungsphase. Im zweiten Abschnitt beschreibt der Leitfaden ITK-Technologien und -Lösungen, die Energieeinsparungen in anderen Branchen ermöglichen. Zudem werden über 30 konkrete Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von Green-IT aufgeführt.

Mehr zum Thema Green-IT im Mittelstand lesen Sie im weiteren COMPUTERWOCHE-Beitrag "Green-IT - ein lohnender Beitrag".