Rechenzentren ineffizient

Server-Virtualisierung kaum Realität

01.07.2011 von Andreas Schaffry
Komplexe Infrastrukturen und wenig System-Management: Laut einer Oracle-Studie muss die Hälfte der Firmen in den nächsten zwei Jahren neue Rechenzentren bauen.

Unternehmen hinken beim Einsatz moderner und innovativer Technologien in Rechenzentren hinterher. Sie können daher keinen Mehrwert aus ihren IT-Anwendungen ziehen. Zu diesem Kernergebnis kommt der "Next Generation Data Center Index", den das britische IT-Marktforschungsfirma Quocirca im Auftrag des Software-Herstellers Oracle durchführte. Aufgrund der schlechten Performance will knapp die Hälfte der europaweit mehr als 900 befragten Firmen innerhalb der nächsten zwei Jahre ein neues Rechenzentrum aufbauen.

Komplexe Infrastrukturen sind Performancebremse

Server-Virtualisierung und andere Technologien sorgen für mehr Performance im Rechenzentrum. Bisher setzen Unternehmen diese zu wenig ein.
Foto: Oracle Quocirca

Für ihre Rechenzentrums-Strategien erzielten die Firmen auf einer Skala von null bis zehn im Schnitt einen Indexwert von 5,32, wobei die zehn der Bestwert ist. Mit einem Indexwert von 6,09 schnitten im Gesamtvergleich die Rechenzentren in Deutschland und in der Schweiz noch am besten ab.

Es folgen die skandinavischen Länder mit einem Index von 5,95, Benelux (5,64), England (5,43), Frankreich (4,91), Portugal und Spanien (4,73) sowie Italien (4,50). Aus Branchensicht erzielen Telekommunikationsanbieter (6,55), Versorgungsunternehmen (5,91) sowie Finanzdienstleister (5,80) die besten Indexwerte. Schlusslichter im Branchenindex sind der öffentliche Sektor sowie die Einzelhandelsbranche.

7 Ratschläge für die IT der Zukunft
7 Ratschläge für die IT der Zukunft
Unternehmen müssen über die Zukunft der IT-Plattform nachdenken. Die Frage ist, ob die bestehenden Architekturen für das künftige Geschäft ausreichen.
1. Flexibiltät ist der Schlüssel
Die altbewährten Fünf-Jahres-Pläne für die IT sind schon lange nicht mehr sinnvoll. Die Notwendigkeit Plattformen regelmäßig zu verändern, wirkt sich unter anderem auf die Energieverteilung und die Kühlung von Rechenzentren aus. Der Wechsel von einer Plattform zur anderen hat direkte Auswirkungen auf das Geschäft.
2. Cloud Computing ist keine Mode-Erscheinung
Der Hype um Cloud Computing war etwas übertrieben. Dennoch darf nicht ignoriert werden, dass die Implementierung die Unternehmen in den kommenden Jahren stressen wird. Sie müssen bestimmen, wo Workloads am besten verwaltet werden und wie sie von vorhandenen Architekturen in private, öffentliche und Hybrid-Cloud-Umgebungen umziehen.
4. Die existierende Plattform verbessern
Wenige Unternehmen sind vollkommen unbelastet. Die IT und die dazugehörige Ausstattung bestehen bereits und es muss in ihre Optimierung investiert werden. Wichtig ist der Aufbau eines nicht-invasiven Modells auf etwas, was schon besteht.
5. Modellierung ermöglicht ein besseres Verständnis über PUE und CRC
Die Entscheidung der britischen Regierung für ein CRC-Gesetz (Carbon Reduction Commitment) hat dazu geführt, dass der Kohlenstoffausstoß kontrolliert werden muss. Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie genau wissen, wie sich der Kohlenstoffausstoß bei jeglichen Veränderungen verhält.
6. Die passende IT für das Geschäftsrisikoprofil
Wichtig ist, dass Unternehmen sich ein vollständiges Bild über die IT zusammen mit den Abhängigkeiten zwischen IT und Rechenzentrums-Anlagen machen. Ist das gelungen, kann das Geschäft besser unterstützt werden.
7. Mit Kostenmodellen fundierte Entscheidungen treffen
Die Budgets stehen nicht nur bei der IT, sondern in allen Geschäftsbereichen unter starkem Druck. Aus diesem Grund müssen Unternehmen in der Lage sein, ihre Entscheidungen über eine Reihe von Variablen treffen zu können.

Die Ursachen für die schlechte Leistungsfähigkeit der Rechenzentren liegen häufig in zu komplexen und ineffizienten IT-Infrastrukturen. Nur ein Fünftel der befragten Betriebe hat bislang formalisierte Mechanismen für das System-Management etabliert. 24 Prozent betreiben die Verwaltung pro Applikation und ein Fünftel pro Betriebssystem.

90 Prozent der Befragten beziehen IT-Infrastrukturen aus der Hand mehrerer Anbieter, was zu mehr Komplexität führt.

Zehnmal mehr Server als nötig

Dem Bericht zufolge sind die Firmen auch in punkto Server-Virtualisierung schlecht aufgestellt, denn sie nutzen die zur Verfügung stehenden Server-Kapazitäten nur unzureichend aus. Bei zehn Prozent liegt der Nutzungsgrad unter zehn Prozent. Im Klartext bedeutet dies, dass diese Firmen zehnmal mehr Server haben als sie für den Betrieb ihrer Applikationen benötigen.

Rechenzentren verbrauchen noch immer zu viel Energie und sind damit Dreckschleudern.
Foto: Oracle Quocirca

58 Prozent gaben an, dass sie mehr als 20 Prozent der Server-Kapazitäten ausnutzen. Nur 24 Prozent lasten ihre Maschinen zu mehr als 51 Prozent aus. Zwölf Prozent kennen noch nicht einmal den durchschnittlichen Server-Workload im Rechenzentrum. Am besten sind hier Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz aufgestellt, denn knapp ein Viertel hat 50 bis 70 Prozent der Server virtualisiert.

Nachhaltigkeit scheitert am Energieverbrauch

Je weniger die Serverlandschaft virtualisiert ist, desto höher auch der Energieverbrauch für Strom und Kühlung. Das wiederum wirkt sich negativ auf die Umwelt aus. Zwar bekennen sich 88 Prozent der befragten Unternehmen zu nachhaltigem Wirtschaften, doch nur elf Prozent überwachen den Energieverbrauch. Acht Prozent wussten nicht einmal, ob sie diesen messen können. 13 Prozent haben keinerlei Nachhaltigkeitsziele für ihre Rechenzentren definiert. Nur rund 17 Prozent der Firmen haben einen vollständigen Nachhaltigkeitsplan.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.